Absetzen von Psychopharmaka

Die Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Anwendungsgebiete, Dosierung, Unbedenklichkeit von Arzneimitteln und vieles mehr rund um Medikamente wird hier besprochen...

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paolo
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Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von paolo » 19.03.2012, 00:06

Hallöle,
ein Freund von mir geht demnächst nach Asien und will dort möglicherweise für länger bleiben. Er nimmt schon seit ein paar Jahren Psychopharmaka, weil er unter Panikattacken leidet. Nun meinte er, er werde in den nächsten Wochen drastisch weniger Medikamente nehmen und sie dann absetzen, weil er ja im Ausland diese Medikamente nicht bekommen kann. Ich mache mir nun Sorgen, dass das relativ abrupte Absetzen dieser Medikamente nicht gut für meinen Freund ist. Vor allem befürchte ich, dass er dort ohne Medikamente wieder die Panikattacken bekommt. In was für einem Zeitraum darf man Psychopharmaka absetzen? Gibt es solche Medikamente denn nicht auch in Asien?

seeberg
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Psychopharmaka absetzen

Beitrag von seeberg » 19.03.2012, 19:09

Ich finde es bedenklich, dass er die Psychopharmaka absetzen möchte. Wenn er diese schon seit Jahren nimmt, scheint der Arzt der Meinung zu sein, dass eine dauerhafte Einnahme erforderlich ist. Das Absetzen generell sehe ich unproblematisch, da man die Dosis über einen langen Zeitraum hinweg kontinuierlich reduziert, bis man bei Null ankommt. Aber die Gefahr, dass die Panikattacken zurück kommen, wird drastisch erhöht.

Er sollte besser mit seinem verschreibenden Arzt über die bevorstehende Reise sprechen. Dann erfährt er auch, wo und wie er an seine Medikamente kommt und eventuell kann eine notwendige Umstellung auf ein in Asien erhältliches Präparat erfolgen.

baischa
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Re: Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von baischa » 19.03.2012, 19:20

Hallöchen,
ich stimme seeberg voll und ganz zu, denn Psychopharmaka dürfen - wie auch Betablocker - nicht einfach so abgesetzt werden, zumindest nicht in einem relativ kurzen Zeitraum. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, dass Dein Freund sich ein gewisses „Depot“ mit nach Asien nimmt, damit er ausreichend versorgt ist und, falls er die Tabletten wirklich ganz absetzen möchte, genügend Zeit hat, um das langsam machen zu können.
Generell würde ich aber auch davon abraten, die Medikamente ganz abzusetzen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Panikattacken dann zurückkehren, ist durchaus groß. Und was soll er dann tun, wenn er am anderen Ende der Welt ist?! Angstattacken schränken das Leben ja auch sehr ein und das kann Dein Freund dort sicher nicht gebrauchen. Wenn er sich dort krankenversichert, müsste er da auch an solche Medikamente herankommen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Wirkstoffe überall auf der Welt gleich sind. Ich würde das ausführlich mit dem Arzt hier besprechen und mir genaue Anweisungen geben lassen.

paolo
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Re: Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von paolo » 19.03.2012, 20:13

Hallöle, danke für die bisherigen Antworten. Ich werde in Kürze mit meinem Freund darüber sprechen und ihm abraten, die Psychopharmaka in absehbarer Zeit abzusetzen. Ich werde ihm auch sagen, dass er mit seinem Arzt ausführlich darüber sprechen soll.

webheiner
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Re: Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von webheiner » 04.04.2012, 12:15

Hallo,

Psychopharmaka abzusetzen ist ein gefährliches Spiel. Meist wirken diese Medikamente auf den Stoffwechsel der Neurotransmitter ein. Bei einer plötzlichen Umstellung oder beim plötzlichen Absetzen kommt dieser Stoffwechsel wieder aus dem Gleichgewicht, oft mit fatalen Folgen.

LG
webheiner

paolo
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Re: Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von paolo » 07.04.2012, 19:21

Hallöle,
inzwischen habe ich mit meinem Freund noch mal gesprochen. Seine Ärztin hat ihm geraten, das Medikament nicht ganz abzusetzen, sondern die Inhaltsstoffe aufzuschreiben und sich in Asien ein entsprechendes Medikament verschreiben zu lassen. Sie meinte, dass auf der ganzen Welt die Inhaltsstoffe dieser Medikamente gleich sind, so dass es kein Problem sein dürfte, sie dort auch zu bekommen, Da er schon einige Jahre das Fluoxetin nimmt, soll er es wenn, dann nur ganz allmählich absetzen, auf keinen Fall innerhalb von wenigen Wochen.
Ich nehme an, dass er es aber in Asien nicht mehr dauerhaft brauchen wird, da er schon lange den Wunsch hat, dort zu leben. Ich glaube, es wird ihm dort viel besser gehen als hier in Deutschland, wo er sich seit Jahren nicht mehr wohl fühlt. Ich bin jedenfalls erleichtert, dass seine Ärztin ihm davon abgeraten hat, das Medikament abrupt abzusetzen.

baischa
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Re: Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von baischa » 14.04.2012, 12:56

Hallöchen Paolo,
na, das klingt doch beruhigend. So dürfte Dein Freund ja keine unangenehmen Überraschungen erleben, wenn er sich an die Anweisungen seiner Ärztin hält.
Einer Freundin meiner Tochter geht es zur Zeit sehr schlecht, weil ihr Freund sich von ihr getrennt hat und sie sich verlassen und allein fühlt. Da ihre Eltern sich kaum um sie kümmern, ist sie zur Zeit sehr viel bei uns. Ich habe so ein bisschen die „Ersatzmutterrolle“ eingenommen. Nun hat sie ein Antidepressivum verschrieben bekommen, da sie seit Wochen kaum schlafen kann und viel weint. Stimmt es eigentlich, dass die Wirkung dieser Medikamente erst nach ein paar Wochen einsetzt? Kannst Du Deinen Freund mal fragen? Er müsste sich damit ja auskennen. Ich mache mir ziemliche Sorgen um das „Mädchen“ (sie ist schon 23, aber...). Ich hoffe, dass die Medikamente ihr etwas mehr Gelassenheit und Ruhe geben können. Die menschliche Zuwendung versuche ich ihr zu geben.

paolo
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Re: Absetzen von Psychopharmaka

Beitrag von paolo » 15.04.2012, 15:36

Hallöle Baischa,
mein Freund sagte, dass er unterschiedliche Medikamente nimmt, die auch unterschiedliche Wirkungen haben. Dieses Fluoxetin, was gegen Depressionen ist, fängt wohl tatsächlich erst nach ein paar Wochen richtig an zu wirken, wohingegen er noch ein anderes Mittel - ich glaube, es heißt Oxacepam - nimmt, das wohl gegen Angstzustände ist. Da meinte er, dass das eigentlich gleich wirke, wenn man das anfängt zu nehmen.
Ich glaube, es kommt darauf an, was für Medikamente die Freundin Deiner Tochter verschrieben bekommen hat. Es ist wohl schon so, dass Psychopharmaka nicht gleich am ersten Tag wirken können.
Ich denke, das, was Du für sie machst, ist schon mal mindestens ebenso wichtig wie Unterstützung durch Medikamente, denn wenn man in einem psychischen Tief steckt, ist doch menschliche Wärme ganz wichtig. Viele fühlen sich ja mit ihren Nöten allein gelassen. Gespräche und einfach für jemanden da sein sind eine sehr wertvolle Hilfe.
Eine Gesprächs-Therapie könnte vielleicht auch sinnvoll sein.

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