Wahrnehmungsstörungen bei Familienmitgliedern

Alzheimer, Demenz, Altersvergesslichkeit, Parkinson, Epilepsie, Schwindel, Kopfschmerzen, Clusterkopfschmerzen, Spannungskopfschmerzen, Depression, Schizophrenie, etc. ...

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beate899
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Wahrnehmungsstörungen bei Familienmitgliedern

Beitrag von beate899 » 10.01.2012, 23:45

Hi Familiengeschädigte,
ich habe Probleme mit Familienmitgliedern, weil sie meiner Meinung nach unter Wahrnehmungsstörungen leiden. Ich frage mich, ob das erblich ist. Diese Wahrnehmungsstörungen äußern sich so, dass Situationen, die man gemeinsam erlebt, von ihnen hinterher anders dargestellt werden als sie sich tatsächlich abgespielt haben - das gleiche gilt auch für Gesprächsinhalte. Wenn mein Mann das nicht auch schon oft miterlebt hätte, hätte ich vielleicht schon an mir selbst gezweifelt. Dieses Phänomen führte jedenfalls dazu, dass ich den Kontakt ganz abbrechen musste, weil es für mich nicht mehr auszuhalten war. Ich habe mich nur noch falsch verstanden und abgelehnt gefühlt.

Gesa
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Wahrnehmungsstörung

Beitrag von Gesa » 11.01.2012, 12:15

du schreibst von mehreren Familienmitgliedern. Wen betrifft deine Beobachtungen denn? Und könntest du mal ein oder zwei konkrete Beispiele benennen?

beate899
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Wahrnehmungsstörungen bei Familienmitgliedern

Beitrag von beate899 » 11.01.2012, 23:46

Hi Gesa,
meine Beobachtungen betreffen meinen Vater, meine Schwester, meinen Bruder und meine Tante - die Schwester meines Vaters. Es ist etwas schwierig, Beispiele zu nennen.
In einer Kaffeerunde z.B. fing plötzlich der blinde Onkel (90) an, meine Tante (82) übel zu beschimpfen, weil sie ihm angeblich eine falsche Tasse hingestellt hatte und wurde sehr ausfällig. Ich versuchte ihn zu beruhigen und habe beschwichtigend auf ihn eingeredet, woraufhin er sagte, wir seien ein verschworenes Team. Der Onkel will nun keinen Kontakt mehr mit mir und verbietet ihn der Tante auch. Sie erzählte in der Verwandtschaft, ich hätte mich „eingemischt“, was ich nicht hätte tun dürfen - obwohl ich ihr nur helfen und den Onkel beschwichtigen wollte.
Daraufhin bekam ich von meinem Vater und meiner Schwester zu hören, ich hätte dem Onkel „wortwörtlich verboten, so mit der Tante zu reden“ (was ich nie gesagt habe) - obwohl sie nicht dabei waren und sagten noch, ich hätte mich nicht „einmischen sollen“.
Das war aber eine so bedrohliche Situation, dass ich es als unterlassene Hilfeleistung empfunden hätte, ruhig daneben sitzen zu bleiben und nichts zu sagen.
Eine andere Situation war, dass ich meinen Eltern eine kleine Wohnung eingerichtet habe und deren Haus aufgelöst und alles geregelt habe, damit sie in unsere Nähe ziehen konnten - Konto eröffnet, Hausärztin gesucht, Termin mit der Diakonie vereinbart etc., weil mein Vater mit der Betreuung meiner dementen Mutter überfordert ist und sagte, er brauche Hilfe und wolle sich am liebsten um vieles nicht mehr kümmern. Also habe ich alles in die Wege geleitet. Irgendwann , als die Eltern dann in unsere Nähe gezogen waren, zog er sich immer mehr zurück und wurde in Gesprächen zunehmend feindselig, weil er sich „bevormundet“ fühlte (und wohl einen Kontrollverlust befürchtete), obwohl ich immer nur Hilfe angeboten und mich nie aufgedrängt habe. Er hat anderen Familienmitgliedern gesagt, ich würde überall herumerzählen, dass er schwachsinnig sei, was überhaupt nicht stimmt! Ich versuchte ihn an seine Situation zu erinnern, als es ihm schlecht ging und er keine Kraft mehr hatte und um Hilfe gebeten hatte und dass ich nur deshalb etliche Dinge für ihn geregelt hätte - vergebens. Meine Schwester hatte selbst schon viele Situationen miterlebt und weiß eigentlich, wie schwierig unser Vater ist, übernahm dann aber selbstverständlich dessen schlechte Beurteilungen über mich.
Es würde den Rahmen sprengen, hier näher auf diese Dinge einzugehen, - es wundert mich nur, dass bei mehreren Familienmitgliedern dasselbe Phänomen auftritt. Situationen werden im Nachhinein verfälscht dargestellt und verbreitet - das hat in meinen Augen schon etwas Krankhaftes.

Gesa
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Überforderung

Beitrag von Gesa » 12.01.2012, 12:25

Hallo Beate,
ich glaube weniger an Wahrnehmungsstörungen als an eine Überforderung deiner Familie. Da ist der alte und blinde Onkel und der schwächelnde und überforderte Vater mit seiner dementen Frau. Sie alle verlieren nach und nach die Kontrolle über ihr Leben und können nix dagegen tun. Und deine Geschwister können ihnen nicht helfen. Da fühlt man sich hilflos und schlägt in dieser Hilflosigkeit gerne um sich. So wird ein Sündenbock gesucht, an dem man seinen Frust ablassen kann. Und du bist wahrscheinlich mit deiner Hilfsbereitschaft ein dankbares Opfer.

LG Gesa

beate899
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Wahrnehmungsstörungen bei Familienmitgliedern

Beitrag von beate899 » 12.01.2012, 19:58

Hallo Gesa,
Du hast sicher Recht, dass die alten Leutchen absolut überfordert sind und natürlich unglücklich mit ihrer Situation sind. Das ist gar keine Frage. Und dass sie mich als „Sündenbock“ auserwählt haben, ist ebenfalls richtig. Die, die am gutmütigsten sind, ziehen meist den Kürzeren. Es ist nur so, dass ich nicht verstehe, dass diese Menschen Situationen, die sie selbst erlebt haben, hinterher völlig anders darstellen – deshalb hatte ich von Wahrnehmungsstörungen „gesprochen“. Es ist auch schwierig, in knappen Worten diese entsprechenden Situationen zu erläutern.

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