Orales Antidiabetikum erhöht Fertilität bei polyzystischem Ovar
Gestörte Glukosetoleranz / Metformin steigert Ovulations- und SchwangerschaftsrateFREIBURG (bib). Das polyzystische Ovarsyndrom (pcos), eine der häufigsten Ursachen von Infertilität, wird mittlerweile nicht mehr als rein ovarielle Störung verstanden, sondern als komplexes metabolisches Syndrom. Außer Amenorrhoe und Hyperandrogenämie haben die Patientinnen häufig Adipositas, gestörte Glukosetoleranz, Hyperinsulinämie oder Hyperlipidämie. Solchen Frauen kann eine
Behandlung mit oralen Antidiabetika helfen.
Etwa 30 bis 40 Prozent der Frauen mit pcos haben pathologische Blutzuckerwerte - nüchtern oder im oralen Glucosetoleranztest -, wie Dr. Aida Hanjalic-Beck und Privatdozent Dr. Christoph Keck von der Universitäts-Frauenklinik in Freiburg berichten (Geburtsh Frauenheilk 63, 2003, 515). Pathogenetisch bedeutsam ist nach ihrer Einschätzung der Insulin-like growth factor (IGF). Erhöhte Serumspiegel von freiem IGF verstärken etwa die Gonadotropin-Wirkung.
Eine Behandlung mit oralen Antidiabetika erscheint daher sinnvoll: Die meisten Erfahrungen bei pcos-Patientinnen gibt es derzeit mit Metformin (zum Beispiel Glucophage®). Es bewirkt nach Angaben der Freiburger
Gynäkologen eine Zyklusregulierung mit deutlicher Steigerung der Ovulationsrate sowie eine Gewichtsreduktion.
Außerdem: Der Testosteronspiegel sinkt, Akne und Hirsutismus bessern sich. Vorteile ergeben sich auch bei der Sterilitätstherapie. So habe etwa in einer Studie die Befruchtungsrate bei Frauen, bei denen eine In-vitro-Fertilisation unter Stimulation mit Follikel-stimulierendem Hormon vorgenommen wurde, bei Behandlung mit Metformin 64 Prozent betragen, ohne Antidiabetikum aber nur 43 Prozent. Und: 70 Prozent im Vergleich zu 30 Prozent der Frauen wurden schwanger.
Vielversprechende Studiendaten gibt es auch zur Metformin-Therapie in der Frühschwangerschaft. Aborte und Gestationsdiabetes scheinen mit dieser Therapie seltener zu sein: In einer Studie konnte die Abort-Rate von 62 auf 17 Prozent und die Rate des Gestationsdiabetes von 26 auf vier Prozent reduziert werden.
Insgesamt ist die Datenlage zur Metformin-Therapie bei pcos allerdings noch recht dünn: "Es fehlen bisher große, randomisierte Studien, um den vorbehaltlosen Einsatz der Substanz als Standard-Therapie bei Patientinnen mit pcos zu rechtfertigen", so das Fazit der
Frauenärzte. Bei adipösen pcos-Patientinnen könne häufig allein durch eine Gewichtsreduktion die Zykluskontrolle verbessert und die Ovulationsrate gesteigert werden, so die Gynäkologen.