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von laurentii » 15.08.2011, 22:17
Liebe Gudrun,
einen lieben Gruß als Gleichgesinnte an dich. Ich würde dir gerne ein Stück meiner eigenen Geschichte erzählen, vielleicht kann sie dir weiterhelfen.
Ich habe drei Kinder im Alter von 23, 18 und 8 Jahren. Nach dem ersten Kind war figurmäßig alles sehr schnell wieder wie vor der Schwangerschaft. Nach dem zweiten Kind blieben ungefähr 1-2kg mehr als vorher drauf.
Mein drittes Kind bekam ich im Alter von 35 Jahren. Und da ging es gewichtsmäßig nicht mehr richtig zurück. Bzw. - genau wie du es beschreibst - es kam langsam aber sicher immer mehr drauf. Und zwar in genau der von dir beschriebenen Region. Dieses Stück zwischen Magen und Bauchnabel, richtig? Und dieser Krampf im Bauch.
Sportlich war ich zugegebenermaßen faul. Zumal ich mir sagte, dass es mit 35 eben so sei, dass der Körper zum einen nicht mehr richtig zurückbilde, zum anderen wohl automatisch zulege.
Aber - so wirklich anfreunden konnte ich mich mit diesem Gedanken nicht. Es war so eine innere Beschwichtigung, aber nicht wirklich die Lösung.
Irgendwann wurde mir klar, dass ich den ganzen Tag lang den Gedanken an meine zugelegte Figur im Kopf hatte. Wenn man verschiedene Diätbücher bemüht, dann liest man mittlerweile überall, dass für diesen Rückbildungsprozess auch immer der Kopf mitspielen muss. Psyche und Körper parallel laufen müssen.
Mir persönlich war zu diesem Zeitpunkt auch egal, ob ein Arzt meine Befindlichkeit mit einem Namen versehen könnte. Mir war egal, was ich eventuell hatte, ich wollte einfach meinen Körper mit der Form zurück, in der ich mich wohlfühlen könnte.
Zu diesem Zeitpunkt las ich in einem Buch von fünf Übungen, die unter dem Begriff "Die fünf Tibeter" zusammengefasst waren. An dieser Stelle der Einschub, dass es für jeden Menschen die persönlich idealen Übungen gibt. Nämlich die, von denen er sich wirklich angezogen fühlt. Den persönlichen Schweinehund muss man bei allen sportlichen Aktivitäten überwinden, aber man muss unbedingt seine eigenen Übungen finden. Da mich fernöstliche Dinge ansprachen, lag das Interesse für diese Übungen nahe.
Ich hab diese dann in meinen Tag integriert. Und zwar nicht, um dadurch abzunehmen. Mit diesem Satz kann man sich bestens selbst blockieren. Weil dadurch die Angst erzeugt wird, immer schauen zu müssen, ob sich schon was getan hat. Ob und wieviel an Kilos schon verschwunden ist. Übungen zu machen, um abzunehmen, wird einen immer in Schwierigkeiten bringen.
Ich hab mir an dieser Stelle den Gedankengang aufgebaut, dass ich mit meinem Körper diese Übungen einfach ausdrücke. Und es ist sicher nachvollziehbar, dass die Ausführung von Tag zu Tag besser wird, wenn man regelmäßig was macht. Es wird eleganter, fließender oder schneller, je nachdem, was man tut.
Ergebnis: dein Körper zieht nach. Und ändert seine Formen. Wenn man die Gedanken vom Abnehmen wollen abzieht und hier und heute die jetzige Form akzeptiert. Und von hier aus beginnt, etwas zu tun. Auszudrücken.
Es ist wie beim Tanzen. Wenn man das etwas intensiver betreibt, wird der gesamte Körper schlanker, egal ob man abnehmen wollte oder nicht. Wir benutzen den Körper und dieser verändert sich entsprechend der Beanspruchung.
Bei mir jedenfalls trat sehr schnell eine Wende ein. Weil ich mir jeden Gedanken ans Abnehmen untersagte. Weil Abnehmen wollen mit dem Gefühl korrespondiert, nicht richtig zu sein, zu dick zu sein. Und dieses Empfinden unter Umständen genau das Gegenteil bewirken kann. Man macht Sport oder isst weniger und legt weiter zu.
Ich hab dadurch die Erfahrung gemacht, dass der Bauch sich wieder zurückbildete und auch die Magenkrämpfe waren weg. Und ich fühlte mich wieder lebendig.
Es ging um den Gedanken der Beweglichkeit. Ein normalgewichtiger Körper ist beweglich. Und durch die Situation der Mutterschaft, in der man als Mensch unbeweglich wird, weil man sich hauptsächlich um ein Kind kümmert, wird der Gedanke der Unbeweglichkeit, der physischen Gebundenheit, genährt. Was auch zu einem Gewichtsanstieg beitragen kann, weil Psyche und Körper in Verbindung stehen und nicht trennbar sind.
Daher würde ich dir raten, ein Bewegunsprogramm zu suchen, das dich anspricht. Kann was ganz Einfaches sein, es sollte nur den ganzen Körper mit einbeziehen. Wenn du magst, kannst du bei Google mal den Begriff "Die fünf Tibeter" eingeben, vielleicht ist das was, was dich anspricht. Bzw. du findest dein eigenes Programm.
Wichtig ist nur, dass du es nicht benutzt, um abzunehmen. Du bewegst dich nur. Du machst nur die Übungen, die dir jeden Tag leichter und perfekter gelingen werden. Um der Beweglichkeit willen.
Du gibst deinem Körper die Möglichkeit sich auszudrücken. Dass sich das Gewicht reduziert, der Körper sich strafft und die Verdauung besser wird, das kommt als positiver Nebeneffekt dazu. Aber drück den Übungen nicht die Verantwortung auf, für deine Figur zu sorgen. Das können sie nicht. Aber deine Betätigung sorgt für mehr Beweglichkeit deines Körpers. Jeden Tag zunehmend. Bis die ursprüngliche Beschaffenheit wieder hergestellt ist. Und du das auch im Spiegel siehst.
Mit lieben Grüßen,
Ev