Orthokeratologie – Linsen für die Nacht Von K. Dreher und A. TönnißenHerkömmliche Linsen werden morgens nach dem Aufstehen ins Auge eingesetzt – Orthokeratologielinsen aber werden herausgenommen. Die Linsen werden über Nacht getragen und bearbeiten im Schlaf die Augen so, dass man tagsüber wieder ganz normal sehen kann. Zeitung lesen ohne Brille und
Kontaktlinsen – jetzt kein Problem mehr?
Orthokeratologielinsen: Wie funktionieren sie?Orthokeratologielinsen sind spezielle, harte Kontaktlinsen, die extra angefertigt werden müssen. Die exakte Passform ist hier sehr wichtig, denn die Linsen sollten sich nachts genau in der Mitte des Auges befinden und trotzdem frei beweglich sein. Wie für herkömmliche Linsen werden daher die Augen erst einmal sehr genau vermessen.
Orthokeratologielinsen bearbeiten die äußerste Schicht der Hornhaut. Diese durchsichtige, dünne Schicht befindet sich direkt vor der Pupille und ist flexibel sowie leicht verformbar, fast so wie Knetgummi. Auf ihrer Oberfläche sind kleine Erhebungen und Vertiefungen.
Kurzsichtige haben oft zu starke Erhebungen genau im Bereich der Pupille. Diese sind dann dafür verantwortlich, dass das Bild auf der Netzhaut unscharf ist. Orthokeratologielinsen pressen diese Erhebungen über Nacht weg. Sie modellieren also die oberste Schicht der Hornhaut. Das hält aber nur für einige Stunden, denn die Hornhaut bildet sich ohne Linsen wieder in ihre alte Form zurück.
RisikenOrthokeratologielinsen sind nicht ganz ungefährlich, denn sie wirken direkt auf gesunde und sehr empfindliche Zellen ein. Sitzen sie zu fest auf der Hornhaut, kann es passieren, dass sie festkleben. Das hat zur Folge, dass beim Herausnehmen eventuell die Hornhaut beschädigt wird.
Gefährlich wird es auch, wenn sich Fremdkörper zwischen Linse und Hornhaut befinden. Die können dann zu Abschürfungen der Hornhaut führen.
Nicht in Frage kommen Orthokeratologielinsen für Menschen, deren Kurzsichtigkeit höher als maximal minus 4,5 Dioptrien ist oder die eine stärkere Hornhautverkrümmung haben. Ferner sollte man auf diese Linsen verzichten, wenn man trockene Augen hat. Sie könnten in der Nacht zu stark an der Hornhaut haften bleiben und irreparable Schäden hervorrufen. Eine genaue Untersuchung der Augen und eine gute Beratung im Vorfeld sind daher unbedingt notwendig.
Wie schnell wirken Orthokeratologielinsen?70 Prozent der Anwender können bereits nach einer Nacht deutlich besser sehen. Bei manchen kann es bis zu zehn Tage dauern, bis sich die Augen an die Linsen gewöhnt haben und die Sehkraft dauerhaft verändert ist. Besonders am Anfang ist es wichtig, dass die Patienten täglich zur Kontrolle kommen, denn ein ungenauer Linsensitz kann schlimme Folgen haben.
Nach der Eingewöhnungsphase hält der Effekt der Speziallinsen durchschnittlich zwölf Stunden an. Manche Orthokeratologielinsenträger bringen es sogar auf bis zu 20 Stunden ohne Linsen. Lässt dann irgendwann doch die Sehkraft nach, können die Linsen wie ganz normale Kontaktlinsen benutzt werden, denn sie sind mit der individuellen Dioptrienzahl des Patienten ausgestattet. Stellt man also fest, dass die Sehkraft nachlässt, setzt man einfach die Orthokeratologielinsen ein und kann gut sehen.
Was kosten Orthokeratologielinsen?Das Anpassen kostet zwischen 200 und 300 Euro. Darin enthalten sind die Untersuchungen beim Optiker oder
Augenarzt und die Linsen selbst. Viele Optiker bieten danach eine Kostenpauschale von 50 Euro an. In diesem Festbetrag sind regelmäßige Kontrollen, Pflegemittel und neue Linsen enthalten. Orthokeratologielinsen halten etwa ein Jahr, danach werden sie weich, verlieren also ihre Form und müssen durch neue ersetzt werden.