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Penicillin

by Danaae

Penicillin ist ein bekanntes Antibiotikum, welches häufig bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz kommt. Es wird auch genutzt, um bei offenen Wunden eine Infektion zu verhindern.

In diesem Beitrag wird beleuchtet, wo und wie Penicillin angewendet wird, wie das Medikament wirkt, welche Nebenwirkungen es gibt und was sonst noch bei der Einnahme beachtet werden muss.

Penicillin , AntibiotikaWas ist Penicillin?

Alles begann mit verschimmelten Bakterien. Alexander Fleming beschäftigte sich im Londoner St. Mary’s Hospital mit dem Bakterium Staphylokokken.

Im Jahr 1928 kurz vor den Sommerferien impfte er eine Agarplatte mit diesem Bakterium und stellte sie erst einmal zur Seite. Als er nach den Ferien zurückkehrte, entdeckte er einen Pilz auf dem Nährboden.

In der Umgebung des Pilzes befanden sich zudem keine Bakterien mehr. Alexander Fleming gab dem bakterienabtötenden Wirkstoff den Namen Penicillin.

Er erforschte die Wirksamkeit von Penizillin auf verschiedene Bakteriengattungen und Tierzellen. Er stellte fest, das der Wirkstoff nur bei grampositiven Bakterien anschlug, wozu Staphylokokken, Pneumokokken oder Streptokokken gehören.

Allerdings zeigte es keine Wirkung bei gramnegativen Bakterienarten, wie Salmonellen. Für Leukozyten, Kaninchen oder menschliche Körperzellen stellte es sich als nicht giftig heraus. Fleming hatte aufgrund der Erkenntnisse dennoch nicht die Idee Penicillin als Arzneimittel einzusetzen.

Um 1938 begannen Ernst B. Chain und Howard W. Florey damit, die durch Mikroorganismen entstehenden Wirkstoffe systematisch zu untersuchen. Dabei interessierten sie sich vor allem für diejenigen, die Bakterien schwächen oder abtöten konnten.

Dabei entdeckten sie auch das Penicillin von Alexander Fleming. Sie säuberten den Stoff und erprobten die Wirkung erst an Mäusen und später an Menschen. Im Jahr 1941 führten sie erstmals einen klinischen Test durch, an dem aber nur wenige Personen beteiligt waren.

Die Penizillin-Gewinnung war damals noch recht aufwändig, daher gingen sie sehr sparsam mit dem Wirkstoff um. Sie nutzen sogar den Urin von behandelten Menschen, um Penicillin zurückzugewinnen.

Im Zweiten Weltkrieg war es für die Alliierten von großer Bedeutung, ein wirksames Mittel für verletzte Soldaten zu entwickeln. Aus diesem Grund wurde die Forschung an Antibiotika in die USA verlegt und schritt schnell voran.

Es stellte sich heraus, dass es lohnenswerter war, den Pilz auf flüssigen Nährböden zu züchten. Es entstanden auch neue Züchtungen des Penicillium Chrysogenum, die größere Mengen Penicillin produzierten. So gab es den Stoff in ausreichender Menge für ein Medikament.

Im Jahr 1945 wurde der Nobelpreis gemeinsam an Fleming, Florey und Chain vergeben, da ihre Entdeckung die Medizingeschichte veränderte.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

Dem Penicillin ist es zu verdanken, das bakteriell bedingte Infektionen durch Wunden, Bauchfellentzündungen, Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen, Keuchhusten, Diphterie, Syphillis, Pocken oder Milzbrand keinen tödlichen Verlauf mehr nehmen mussten.

Im Laufe der Zeit kamen diverse ähnliche Wirkstoffe hinzu. Entzündungen des Mittelohres, der Nasennebenhöhlen oder der Harnwege können so besser behandelt werden.

Penicilline werden auch vorbeugend eingesetzt, um Infektionen bei Operationen zu verhindern.

Penizilline werden im Fachjargon auch Beta-Laktam-Antibiotika genannt. Sie sind die am meisten getesteten Antibiotika und werden bei schwerwiegenden Infektionen sogar Kleinkindern gegeben.

Die Penicilline werden zwar schon sehr lange genutzt, aber sind dennoch nach wie vor gut wirksam. Nur wenige Bakterienarten haben Resistenzen gebildet. Das liegt daran, dass die Mittel gezielt die schädlichen Bakterien abtöten.

Penicilline wirken bei:

  • Infektionen im Magen-Darm-Apparat
  • Harnwegsinfektionen
  • Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich
  • Infektionen der Geschlechtsorgane
  • Atemwegsinfektionen
  • Infektionen der Gallenblase
  • Infektionen der Knochen
  • Wund- sowie Hautinfektionen
  • Blutvergiftung
  • Herzklappenentzündungen

Allgemeines

Allgemeines
NamePenicillin
6-Aminopenicillansäure
(Grundbaustein der Penicilline)
(2S,5R,6R)-6-Amino-3,3-dimethyl-7-oxo-4-thia-1-azabicyclo[3.2.0]heptan-2-carbonsäure
Summenformel von
6-Aminopenicillansäure
C8H12N2O3S
Kurzbeschreibung von 6-Aminopenicillansäurebeiger Feststoff

Wirkungsweise

So wirkt Penicillin

Penicillin sowie seine Abwandlungen wirken abtötend, wenn sich die Zellen der Bakterien teilen. Sie blockieren die vollständige Bildung von neuen Zellwänden und verhindern die Synthese der Zellwände. Die Bakterien sterben dabei nicht schnell ab.

Durch die Wirkung von Penizillin sterben Bakterien im Wachstum ab, aber nicht solche, die nicht wachsen. Ausgewachsene Bakterien bieten keine Angriffsfläche für Penicillin, da ihre Zellwand bereits komplett ist.

Diese Bakterien fallen der Immunabwehr des Patienten oder dem Antibiotikum zum Opfer, wenn die nächsten Bestandteile der Zellwände produziert werden.

Bei der nächsten Einnahme von Penicillin muss deshalb noch eine Zeit, nachdem die Symptome verschwunden sind, eingenommen werden.

Der Arzneistoff wirkt also nur, wenn die Bakterien ungehindert wachsen können, daher sollten keine weiteren Medikamente gemeinsam mit Penicillin eingenommen werden.

Vor der Gabe von Penizillin muss es klar sein, welches Bakterium vorliegt. Der Wirkstoff ist gegen gramnegative Bakterien nicht wirksam. Der Einsatz des Wirkstoffes ist nur gegen grampositive Bakterien effektiv.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Penicillin

Das Medikament Penicillin wird bei oraler Einnahme vom Magen aufgenommen und zersetzt. Der Wirkstoff gelangt ins Blut. Die Nieren und die Leber bauen den Wirkstoff ab, bis er schließlich mit dem Urin ausgeschieden wird.


Anwendungsgebiete

Wann wird Penizillin eingesetzt?

Penicilline sind Wirkstoffe, die in der Natur vorkommen und Bakterien abtöten. Sie zählen zu den Beta-Lactam-Antibiotika und sind die Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen.

Penicilline können auch teilsynthetisch oder biosynthetisch produziert werden. Die Wirkstoffe kommen bei bakteriellen Infektionen zum Einsatz und dienen der Abtötung der Krankheitserreger. Sie dienen der Unterstützung des Immunsystems im Körper.

Benzylpenicillin, auch Penicillin G war das erste Penizillin zur Therapie von bakteriellen Erkrankungen. Es ist nicht stabil gegen Säure und deshalb verliert es im Magen seine Wirkung, wenn es oral eingenommen würde. Aus diesem Grund wird es injiziert oder als Infusion verabreicht.

Nachteilig ist auch eine Sensibilität gegenüber dem Enzym namens Pencillinase. Falls die Erreger dazu in der Lage sind, das Enzym zu bilden, können sie das Medikament in seiner Wirksamkeit blockieren.

Benzylpenicillin ist gut verträglich und wirkt stark. Daher wird es gegen folgende Infektionen eingesetzt:

  • Hautinfektionen
  • Milzbrand
  • Diphterie
  • Tripper
  • Spirochäten
  • Hirnhautentzündung
  • Clostridien

Oralpenicilline, zum Beispiel Phenoxymethylpenicillin, werden oral verabreicht. Ihr Wirkungsspektrum ist dem des Penicillin G ähnlich, aber sie sind nur halb so stark wie Benzylpenicillin. Sie können leicht durch Penicillinase unschädlich gemacht werden.

Daneben gibt es Penizilline, die gegenüber Penicillinase stabil sind. Sie eignen sich zur Bekämpfunf von Bakterien, die gegen Penicillinasw resistent sind. Dazu zählen Flucloxacillin, Oxacillin oder Dicloxacillin, die nur gegen Staphylokokken wirken.

Aminopenicilline zählen zu den Breitspektrumpenicillinen. Dazu gehören die Stoffe Amoxicillin, Piperacillin, Ampicillin oder Mezlocillin. Ampicillin sowie Amoxicillin können oral eingenommen werden. Die anderen Wirkstoffe werden als Infusion oder Spritze verabreicht.

Einzelne Penicilline können auch kombiniert gegeben werden, um das Wirkungsspektrum zu vergrößern und das Ergebnis zu optimieren.


Richtige Anwendung

So wird Penicillin angewendet

Die Einnahme von Penicillin erfolgt in der Regel oral, also in Tablettenform. Üblich ist eine Einnahme 3-mal am Tag im Turnus von 8 Stunden. Manchmal erfolgt die Einnahme auch nur 2-mal am Tag.

Der Turnus ist streng einzuhalten, damit die Bakterien am Wachsen gehindert werden. Wenn möglich, ist das Antibiotikum am Anfang einer Mahlzeit einzunehmen, da es in diesem Fall besser vertragen wird.

Das Medikament wirkt noch besser, wenn es mit Sulbactam, Clavulansäure oder Tazobactam eingenommen wird. Diese Wirkstoffe blockieren das Enzym beta-Lactamase der Bakterien, was das Antibiotikum sonst abbauen würde.


Medikamente

Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Penicillin?

Medikamente, die Penizillin enthalten, sind in mehreren Darreichungsformen von verschiedenen Arzneimittelherstellern erhältlich. Beispiele sind:

  • Infectocillin (Saft zur Selbstzubereitung, verschiedene Wirkstoffstärken)
  • Isocillin Saft zur Selbstzubereitung
  • Isocillin Filmtabletten 1,2 Mega
  • Pen Mega Filmtabletten
  • PenHEXAL Mega – Filmtabletten (verschiedene Wirkstoffstärken)
  • PenHEXAL Saft zur Selbstzubereitung
  • Penicillin V Stada Filmtabletten
  • Penicillin-V AL 1 M Tabletten
  • Penicillin Sandoz 1,5 Mega I.E. -Filmtabletten

Handelsnamen

Präparate mit Penicillin sind u. a. unter folgenden Handelsnamen erhältlich:

  • Amoxicillin: Clamoxyl® sowie Generika
  • Amoxicillin + Clavulansäure: Augmentin® sowie Generika
  • Benzylpenicillin: Penicillin Grünenthal®
  • Flucloxacillin: Floxapen® sowie Generika
  • Phenoxymethylpenicillin: Ospen®
  • Piperacillin + Tazobactam: Tazobac® sowie Generika

Indikationen

Penicilline kommen zur Behandlung bakterieller Infektionserkrankungen zum Einsatz. Ursprünglich zeigten Penicilline vor allem bei sogenannten grampositiven Krankheitserregern Wirkung.

Das Behandlungsspektrum konnte jedoch durch eine chemische Modifikation des Stoffs erweitert werden. Heutige Penicilline sind daher in der Lage, auch gramnegative und anaerobe Erreger zu bekämpfen.


Gegenanzeigen

Wann darf Penicillin nicht verwendet werden?

Penicillin darf nicht bei einer Allergie gegen den Wirkstoff eingenommen werden.

Wer schon einmal allergisch auf ein anderes Antibiotikum mit Betalaktam reagiert hat, wie wenn Carbapenem oder Cephalosporin, sollte auf das Medikament verzichten. Hier kann ein Hautausschlag oder eine Schwellung in Gesicht oder am Hals aufgetreten sein.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Wenn eine Frau während der Behandlung mit Penicillin feststellt, dass eine Schwangerschaft vorliegt, sollte das unverzüglich mit dem Arzt besprochen werden.

Viele Antibiotika wirken sich zwar nicht negativ auf den Fötus aus, aber der exakte Wirkstoff und die Schwangerschaftswoche sind wichtig für eine individuelle Klärung.

Stillende Mütter sollten vor der Penizillin-Einnahme ihren Arzt befragen. Das Medikament übertragt sich in kleinen Mengen in die Muttermilch. Manchmal ist es notwendig, mit dem Stillen aufzuhören.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Penicilline sind auch zur Anwendung bei Kindern geeignet. Dabei sollte trotzdem behutsam vorgegangen werden.

Penicilline können die Darmflora der Kinder beeinträchtigen. Die Darmflora sollte während und nach der Behandlung mit Penicillin wieder mithilfe von Probiotika aufgebaut werden. Das benötigt seine Zeit.


Risiken & Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen hat Penicillin?

Penicilline werden allgemein gut vertragen und sind nicht giftig. Es kann sein, dass der Wirkstoff auch die nützlichen Darmbakterien angreift. Deshalb können Erbrechen oder Durchfall auftreten.

Nach der Einnahme von Penizillin und anderen Antibiotika ist der Wiederaufbau der Darmflora nötig. Dafür gibt es rezeptfreie Arzneimittel. Auch Probiotika helfen dabei.

Andere Nebenwirkungen sind allergische Reaktionen, wie Hautausschlag oder Rötungen der Haut. Auch Übelkeit und Erbrechen kann eine Überempfindlichkeitsreaktion sein. Selten kommt es zu allergischen Schocks. In all diesen Fällen sollte der Arzt kontaktiert werden.

Penicilline sind kaum giftig. Anders sieht es bei sehr hohen Dosierungen oder bei Menschen mit beschränkter Funktion der Nieren, Hirnhautentzündung oder Epilepsie aus, denn hier können Nervenstörungen auftreten.

Die bedeutendste Nebenwirkung ist die Allergie auf den Stoff Penicillin.

Wechselwirkungen

Welche Wechselwirkungen zeigt Penicillin?

Es wird häufig die Meinung vertreten, dass durch Milchprodukte die antibiotische Wirkung eingeschränkt werden kann. Das stimmt aber nur bedingt.

Richtig ist, dass das Kalzium der Milch die Absorption des Wirkstoffs hemmen kann. Das trifft aber nicht auf alle Antibiotika zu und auch nicht auf Penicillin.

Alkohol sollte während der Therapie mit Penizillin vermieden werden, denn die Stoffe können sich hinsichtlich ihrer Wirkungen negativ beeinflussen.

Penicillin und andere Medikamente gemeinsam eingenommen können Wechselwirkungen auslösen. Die Packungsbeilage sollte immer genau gelesen werden. Im Zweifel ist der Apotheker oder der Arzt zu befragen.

Antibiotika können die Wirkung von Verhütungsmitteln einschränken. Ein Kondom bietet während der Antibiotikaeinnahme einen besseren Schutz.


Wichtige Hinweise

Was ist bei der Einnahme von Penicillin zu beachten?

Damit die Bakterien nicht resistent gegen das Penicillin werden, sollte die verordnete Menge, die Dosis und die Einnahmedauer eingehalten werden.

Die Behandlung sollte nicht ohne Rücksprache abgebrochen werden, auch nicht, wenn keine Symptome mehr auftreten.

  • Bei schon aufgetretenen allergischen Reaktionen ist auf Penicillin zu verzichten.
  • Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte die Gabe von Penicillin nur nach Absprache mit dem Arzt erfolgen.
  • Milchprodukte können bei der Einnahme von Penicillin ohne Probleme genossen werden.
  • Alkohol belastet die Leber zusätzlich zu dem Medikament. Es empfiehlt sich daher, auf den Genuss von Alkoholika zu verzichten.

Abgabevorschriften

So erhalten Sie Medikamente mit Penicillin

Medikamente mit Penicillin sind rezeptpflichtig. Sie sind per Rezept in Apotheken erhältlich.


Geschichte

Seit wann ist Penicillin bekannt?

Das ursprüngliche Penicillin wurde im Jahr 1928 von Alexander Fleming entdeckt. Seine Bakterienkulturen waren durch Schimmelpilz befallen und wiesen an diesen Stellen keine Bakterien mehr auf. Der Pilz wirkte auf die Bakterien tödlich und fortan wurde dieser Wirkstoff Penicillin genannt.


Warnhinweise

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Das Medikament darf nicht bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Inhaltsstoffe des Medikaments eingenommen werden. Bei der Behandlung mit dem Wirkstoff Penicillin kann es während einer Schwangerschaft zu niedrigeren Estriol-Werten im Urin und im Blut kommen.

Während des Stillens kann das Mittel die Darmflora des Babys beeinflussen. Es kann Durchfall aufgrund einer Besiedelung mit Sprosspilz auftreten.

Die Muttermilch nimmt kleine Mengen Penicillin auf, was beim Säugling sensible Reaktionen hervorrufen kann. Möglich sind auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.


Quellen

  • Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
  • Lehrbücher der Pharmakotherapie
  • The History of Penicillin and Antibiotics: https://www.thoughtco.com/history-of-penicillin-1992304
  • 6-Aminopenicillansäure; Universität Hamburg, Department Chemie.
  • Penicilline (Memento vom 24. April 2015 im Internet Archive): Bausteine u. Stoffwechselprodukte, Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.
  • Ärzte Zeitung: Wer hat das Penicillin entdeckt – Fleming oder Lister?, 9. November 2004

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