
Die Basedowsche Krankheit ist eine Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung
Der Morbus Basedow ist eine relativ weit verbreitete Krankheit, die zudem einen der vielen möglichen Auslöser für eine Schilddrüsenüberfunktion, die sog. Hyperthyreose, darstellen kann. Darüber hinaus weitet sie sich oftmals auch auf die Augen aus und verursacht, dass diese hervortreten.
Bisweilen ist der Krankheit medikamentös beizukommen, bedarf aber zumeist eines chirurgischen Eingriffes.
Die größte Risikogruppe sind Frauen bis zu ihrem 40. Lebensjahr, wobei hier besonders oft junge Mütter betroffen sind. Aber auch Männer sind gegen dieses Leiden nicht immun und können den Morbus Basedow entwickeln.
Steckbrief: Morbus Basedow
Inhaltsverzeichnis
- Name(n): Morbus Basedow; Morbus Basedowii; Basedowsche Krankheit; Graves-Krankheit; Immunhyperthyreose
- Art der Krankheit: Autoimmunerkrankung von der Schilddrüse
- Verbreitung: weltweit
- Erste Erwähnung der Krankheit: G. Flajani (1802); Caleb Hillier Parry (1825); R. J. Graves (1835)
- Behandelbar: Ja
- Art des Auslösers: Unter anderem ein Jodmangel
- Wie viele Erkrankte: Neuerkrankungsrate: 1 von 1000
- Welchen Facharzt sollte man aufsuchen: Hausarzt; Endokrinologe; Nuklearmediziner; Spezialist für
Schilddrüsenchirurgie - ICD-10 Code(s): E05.0
Table of Contents
Was ist Morbus Basedow?
Bei dieser Krankheit, die auch als „Basedowsche Krankheit“ oder Grave’s Disease bekannt ist, liegt eine, wie bereits einleitend erwähnt, Überfunktion der Schilddrüse zugrunde. Des Weiteren können aber auch die Augen von diesem Leiden betroffen sein, indem sie hervorstehen und eine atypische Färbung annehmen.
Diese Autoimmunerkrankung wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert beschrieben. Jedoch konnte erst in den späteren Jahrzehnten nämlichen Jahrhunderts eine Verbindung mit der Schilddrüse hergestellt werden. Zudem gelang es Medizinern erst in den 1940er Jahren, eine wirkungsvolle medikamentöse Therapie gegen den Morbus Basedow zu entwickeln.
Wie alle die Schilddrüse betreffenden Krankheiten, ist der Mangel an Jod ein möglicher Faktor für den Ausbruch einer solchen. Darum sind diese Leiden in Ländern mit ausreichend hoher Jodversorgung oftmals vergleichsweise selten.
In Ländern und Regionen jedoch, in denen eine Versorgung mit Jod nur schwer oder gar nicht geleistet werden kann, kommen sie sehr häufig vor. Interessanterweise war die Jodversorgung im deutschen Binnenland der vorindustriellen Zeit so schlecht, dass Leiden an der Schilddrüse ein häufiges Phänomen waren, also auch die basedowsche Krankheit.
Tatsächlich waren sie so häufig und zogen sooft einen Kropf als Symptom nach sich, dass es in verschiedenen deutschen Trachten das sog. „Kropfband“ gibt. Besonders im Schwarzwald ist dieses lebendiger Bestandteil der Kostümgeschichte. Es diente dazu, den Kropf der Frauen zu be- und verdecken. Das sagt einiges darüber aus, wie sehr sich Medizin und Versorgung der Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten gebessert haben.
Ursachen & Auslöser
Welche Ursachen liegen Morbus Basedow zugrunde?
Wie bereits erwähnt, kann ein permanenter Mangel an Jod ein Entstehen des Morbus Basedow begünstigen, da er aber darüber hinaus auch andere generelle Leiden an der Schilddrüse verursacht, ist die Wichtigkeit als Ursache nur nebensächlich.

Eine mögliche Ursache ist ein Jodmangel
Pixabay / Haratu
Des Weiteren macht die gute Versorgungslage mit Jod im heutigen Europa eine Entstehung durch einen Mangel desselben ohnehin sehr weit hergeholt. Man müsste dafür schon gezielt auf jodhaltige Produkte verzichten.
Zudem gilt zu bemerken, dass der volle Umfang der vorliegenden Krankheit noch nicht gänzlich durchblickt werden konnte. Zwar ist man in der Lage einige Faktoren und Ursachen miteinander zu verknüpfen und sie so mit relativer Sicherheit für eine Entstehung der Krankheit verantwortlich machen zu können, aber einige Mechanismen sind weiterhin unbekannt.
Oftmals werden Infektionen mit Bakterien oder Viren als Grund angeführt. Diese führen zu einer übersteigerten Reaktion der Schilddrüse, die deswegen zu viele Antikörper produziert und dieses Verhalten auch nach erfolgreicher Bekämpfung des Infektes nicht mehr ändert. Somit geht die Schilddrüse in Überproduktion, die der Körper nicht handhaben kann. Der genaue Grund, warum diese Überproduktion aber nicht vom Körper selbst zu regulieren ist, bleibt unklar.
Weiterdings werden bisweilen genetische Faktoren als mögliche Ursachen angeführt. Diese Theorie ist aber eher spekulativ. Das liegt zu großen Teilen daran, dass die Forschung sich diesen Ansätzen noch nicht gewidmet hat. Zumindest nicht in allzu großem Ausmaß. Überhaupt ist zu bemerken, dass die Forschung im Falle der basedowschen Krankheit noch einiges zu leisten hat und dies auch mit Nachdruck tut. Man kann also für die Zukunft tiefergehende Erkenntnisse erwarten.
Symptome & Anzeichen
Was sind die Symptome von Morbus Basedow?
Typischerweise sind die auftretenden Symptome der basedowschen Krankheit denen einer reinen Schilddrüsenüberfunktion der ähnlich. Zu ihnen gehören:
- Ängstlichkeit und erhöhte Gereiztheit
- Leichtes Zittern (sog. Mikrozittern) der Hände und Finger
- Empfindlichkeit gegenüber Hitze
- Generell warme bis sehr warme Haut und vermehrtes Schwitzen
- Reduktion des Gewichtes ohne Änderungen der Essgewohnheiten
- Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf)
- Gestörte und / oder unregelmäßige Menstruation
- Erektile Dysfunktion und allgemeine sexuelle Unerregtheit
- Sehr häufiges Bedürfnis zu defäkieren
- Hervortretende Augen
- Stark rot scheinende Haut
- Unregelmäßiger oder erhöhter Herzschlag
Dies sind aber nur Symptome der basedowschen Krankheit, insofern diese lediglich die Schilddrüse befällt. Oftmals geht sie aber auch auf die Augen der Betroffenen über. Ist dies der Fall spricht von einer sog. „Endokrine Orbitopathie“. Etwa ein Drittel aller an Morbus Basedow leidenden Patienten entwickeln dieses zusätzliche Merkmal, das sich darüber hinaus wie folgt äußern kann:
- Konstantes Gefühl, als habe man etwas im Auge
- Druck und Schmerz in / auf den Augäpfeln
- Angeschwollene, gerötete Lider
- Rote und / oder entzündete Augen
- Hohe Empfindlichkeit gegenüber Licht
- Doppeltsehen
- Temporäre oder permanente Erblindung
In sehr seltenen Fällen geht der Morbus Basedow auch auf die Haut des Betroffenen über. Ist dies der Fall, so verdickt sie sich meist, bildet Schuppen aus und nimmt eine hochrote Färbung an. Dieses Symptom kann aber nur in etwa 2 bis 3 Prozent der Betroffenen beobachtet werden. Die genauen Gründe für dessen Auftreten sind ebenfalls weiterhin ungeklärt.
Diagnose & Untersuchung
Dem behandelnden Arzt steht eine große Bandbreite etwaiger diagnostischer Mittel zur Verfügung. Dabei kommt zumeist eine Kombination aus ihnen zum Einsatz, um eine möglichst sichere Diagnose stellen zu können. Denn oftmals sind viele Erkrankungen an der Schilddrüse sehr ähnlich, bedürfen aber dennoch unterschiedlicher Therapiemethoden.
Klassische Untersuchung
- Bei der klassischen Untersuchung geht der behandelnde Arzt zunächst nach rein physischen Gesichtspunkten vor, ohne klinische Tests anzuwenden. Er bedient sich stattdessen der sog. Blickdiagnose, oder tastet den Patienten ab. Aber gerade die Blickdiagnose ist im Falle des Morbus Basedow sehr sinnig, da er sich durch klar visuell zu erkennende Merkmale ausdrückt.
Blutprobe
- Dieses Verfahren kommt bei allen Leiden der Schilddrüse zum Einsatz, da mittels der im Blut des Patienten gemessenen Werte mit Sicherheit gesagt werden kann, ob seine Schilddrüse über- oder unterproduziert. Dies gilt aber nicht nur für das Thyroxin, sondern im falle der vorliegenden Krankheit auch für das Vorhandensein von zu vielen Antikörpern.
Ultraschall und Scanning
- Beim Ultraschall oder beim Scanning werden mithilfe moderner Apparaturen Bilder vom Inneren des Körpers erstellt, die wiederum sehr genaue Diagnosen zulassen und es dem Arzt ermöglichen, Krankheiten an der Schilddrüse direkt festzustellen oder auszuschließen.
Radiojodtest
- Hierfür muss der Patient radioaktives, aber dennoch harmloses Jod zu sich nehmen. Anschließend wird der Weg des Jods mittels von Scanning-Technologie nachvollzogen, bzw. wird gemessen, wie viel Jod sich in der Schilddrüse angesammelt hat. Die hieraus gezogenen Erkenntnisse dienen dem Arzt dann bei der Diagnosestellung.
Behandlung & Therapie
Wie wird Morbus Basedow behandelt? Welche Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung?
Den behandelnden Ärzten stehen eine ganze Reihe effektiver und wohl erprobter Mittel zur Behandlung zu Verfügung. Diese sind in der Regel sehr sicher und zudem erfolgsversprechend.
Behandlungen mit radioaktivem Jod

Behandlung Radiojodtherapie
Bei dieser Behandlung wird dem Patienten radioaktives Jod in tablettenform gereicht. Dieses sammelt sich in der Schilddrüse an und wird Bestandteil der überproduzierten Thyroxine und / oder Antikörper und zerstört diese gleichzeitig durch seine Strahlung.
Das bewegt die Schilddrüse dazu zu schrumpfen. Eine große potentielle Nebenwirkung ist jedoch, dass es durch das Schrumpfen der Schilddrüse zu einer Unterfunktion derselben kommt.Des Weiteren ist die Radioaktivität in diesem Medikament nicht schädlich und kann es kann bedenkenlos eingenommen werden.
Beta Blocker
Zwar sind Beta Blocker keine ausgewiesene Schilddrüsenmedizin, aber sie werden bisweilen bei der basedowschen Krankheit eingesetzt, da sie die Symptome derselben schnell regulieren können. Die Ursachen werden durch die Gabe von Beta Blockern allerdings nicht angegangen. Dessen sollten sich Arzt und Patient bewusst sein.Nichtsdestotrotz beseitigen sie die häufigsten Symptome, wie z.B.: Zittern, Herzrhythmusstörungen, Gereiztheit usw.
Chirurgische Eingriffe
Es ist im Bedarfsfall durchaus möglich, die Schilddrüse komplett oder zum teil operativ zu entfernen. Dies kann in besonders schweren Fällen die einzige probate Variante sein, mittel derer Abhilfe geleistet werden kann. Dennoch gilt zu bedenken, dass man nach einer Entfernung derselben Zeit seines Lebens darauf angewiesen ist Medikamente einzunehmen.
Andere Medikamente
Darüber hinaus existieren noch weitere spezialisierte Medikamente, die bei einer Morbus Basedow durchaus hilfreich sein können. Diese gilt es aber vom behandelnden Arzt auswählen zu lassen, da sie zumeist sehr fallspezifisch sind.
Endokrine Orbitopathie
Darüber hinaus gibt es auch gesonderte Heilmethoden, insofern der der Morbus Basedow sich auf die Augen des Betroffenen ausgeweitet hat:
- Cortison:
Lindert Schwellungen im Inneren des Auges, hat aber viele Nebenwirkungen, die nicht zu unterschätzen sind. - Spezialbrillen:
Ist durch die Krankheit ein bleibender Schaden entstanden, so ist dieser bisweilen mittels spezieller Brillen auszugleichen. Beispielsweise sog. „Prismalinsen“ sind äußerst effektiv, wenn es darum geht, eine Doppelsichtigkeit zu korrigieren. - Entfernung von Knochen:
Bisweilen kann es hilfreich sein, wenn der Arzt die Oribitalknochen entfernt, um den Augen mehr Freiraum zu geben. Diese Operation kann Hilfe verschaffen, ist aber alles in allem das Risiko oft nicht wert. - Strahlentherapie:
Hierzu entfernt man mittels gezielter Strahlung etwaiges Narbengewebe hinter dem Auge, um ihm mehr Platz zu geben. Diese Behandlungsmethode war einst sehr verbreitet, kommt aber heutzutage nur noch sehr selten zur Anwendung, da es unklar ist, inwieweit Nutzen und Aufwand in einem Verhältnis stehen.
Alternative Medizin
Gibt es alternative Heilungsmethoden gegen Morbus Basedow?
Man sollte bei potentiell lebensbedrohlichen Krankheiten wie dem Morbus Basedow von alternativen Heilungsmethoden absehen oder diese nur auf ausgesprochene Empfehlung des behandelnden Arztes nutzen. Die Nachsorge kann jedoch mithilfe alternativer Mittel unterstützt werden.
Hilfreiche Hausmittel
Gibt es hilfreiche Hausmittel gegen Morbus Basedow?
Es gibt zwar Hausmittel, diese stammen aber aus einer Zeit, da es keine anderen Möglichkeiten zur Behandlung gab. Das heißt nicht, dass sie automatisch schlecht oder schädlich sind, aber die Krankheit an sich nicht heilen können, sondern nur die Symptome lindern. Darüber hinaus sind diese Mittel meist nicht so effektiv wie ihre modernen schulmedizinischen Gegenstücke.
Besteht dennoch bedarf kann man sich zielgerichtet informieren und mit seinem Arzt darüber sprechen.
Vorbeugung & Prophylaxe
Man kann nicht gezielt gegen den Morbus Basedow vorbeugen. Dennoch ist es möglich, dass man allgemeinen Weisungen folgt, die die allgemeine Chance senken, dass man diese Krankheit entwickelt. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, regelmäßige Ertüchtigung, sowie absoluter Verzicht auf Tabakwaren.
Letztere sind besonders gefährlich für die Augen und können somit zur Entwicklung einer endokrinen Orbitopathie beitragen und also letztendlich zu einer möglichen Erblindung beitragen. Alles in allem beugt also ein gesunder Lebensstil dieser Krankheit effektiv vor.