Ein paar Tränen helfen tatsächlich, sich besser zu fühlen, sagt Asmir Gračanin, Dozent an der Universität von Tilburg in den Niederlanden. Nachdem ein Forscherteam eine Gruppe von Probanden auf Video aufgenommen hatte, während sie hochemotionale Filme wie „Das Leben ist schön“ oder „Hatchiko – Geschichte eines Hundes“ sahen. Im Anschluss hatte man die Personen mehrmals gebeten, über ihre Gefühle zu sprechen.
Auch wenn Menschen die einzige Spezies sind, die aus emotionalen Gründen Tränen vergießen, ist noch sehr wenig über deren Funktion bekannt. Während einige Wissenschaftler glauben, Weinen wäre eine Art Hilfeschrei, glauben andere, die wichtigste Aufgabe von Tränen sei ein Abreagieren von starken Emotionen. Unterschiedliche Studienergebnisse unterstützen diese zweite Variante, doch zuweilen widersprechen sich die Ergebnisse. Retrospektive Selbst-Studien dokumentieren, dass Tränen Erleichterung verschaffen und meist zu besserer Stimmung führen. Im Gegensatz dazu zeigen andere Studien, dass die Stimmung oft nach besonders erschütternden Ereignissen allgemein eher sinkt
Um diese Diskrepanzen erklären zu können, wendete Gračanin’s Team erweiterte Methoden aus bisher durchgeführten Studien an. Man untersucht sowohl den unmittelbaren als auch den zeitverzögerten Effekt der Tränen auf die Stimmung – unter „Laborbedingungen“.
Die beiden Filme, die den 60 Probanden vorgeführt wurden, gelten als extrem rührend. Unmittelbar nach dem Film wurden die 28 Testpersonen, die in Tränen ausgebrochen waren, sowie die 32, die das nicht getan hatten, nach ihrem Befinden gefragt. Sie konnten Ihre Stimmung jeweils 20 und 90 Minuten nach dem Film nochmals bewerten.
Wie erwartet, hatte sich an der seelischen Verfassung derjenigen, die nicht geweint hatten, unmittelbar nach dem Film nicht verändert. Die Stimmung derer, die geweint hatten, befand sich dagegen auf dem Tiefpunkt. Allerdings fühlten sie sich etwa 20 Minuten nach dem Film wieder so wie vor dem Film und berichteten wiederum nach 90 Minuten, dass sie sogar besserer Dinge waren als vor der Filmvorführung. Eine solche Veränderung hatten die Personen, die nicht zu Tränen gerührt worden waren, nicht durchgemacht.
Laut Gračanin sind es der emotionale “Absturz” und die Rückkehr zur vorherigen Seelenverfassung, der die zu Tränen gerührten Probanden annehmen lässt, sie fühlten sich nach einem Tränenausbruch besser. Doch tatsächlich sind sie nach einer längeren Pause sogar wirklich aufgeheitert.