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Fingerhut

by Danaae
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Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)

Der Fingerhut ist eine Heil- und Giftpflanze zugleich. Aus der Pflanze werden Digitalisglykoside gewonnen, welche bei Herzerkrankungen Anwendung finden. Nach heutigem Kenntnisstand scheinen die Risiken jedoch den Vorteilen zu überwiegen, weshalb die Wirkstoffe immer seltener verordnet werden.

So erhöhen die Herzglykoside Studien zufolge das Risiko. Sie können außerdem sehr leicht überdosiert werden und führen zu Wechselwirkungen mit diversen Medikamenten.

Fingerhut (Digitalis)

Steckbrief: Systematik vom Fingerkraut

  • Gruppe: Asteriden; Euasteriden I
  • Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
  • Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
  • Gattung: Fingerhüte (Digitalis)
  • Medizinisch genutzte Arten: Roter und Wolliger Fingerhut
  • Wissenschaftlicher Name: Digitalis purpurea L.; Digitalis lanata Ehrh.
  • Synonyme: Fingerkraut; Fuchskraut; Schwulstkraut; Unserer-lieben-Frauen-Handschuh; Waldglöckchen; Waldschelle; Woll-Fingerhut

Roter und Wolliger Fingerhut

Rotes Fingerkraut (Digitalis purpurea) und Wolliger Fingerhut (Digitalis lanata)

Der Fingerhut ist eine hochgiftige Heilpflanze aus der Familie der Wegerichgewächse, aus welcher Wirkstoffe für Herzmedikamente gewonnen werden, die sogenannten Digitalisglykoside. Zu den Anwendungsgebieten gehören vor allem Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und bestimmten Herzrhythmusstörungen wie tachykardes Vorhofflimmern.

Wolliger Fingerhut (Digitalis lanata)

Wolliger Fingerhut
H. Zell, Digitalis lanata 004, CC BY-SA 3.0

Fingerhüte eignen sich allerdings keinesfalls zur Selbstmedikation, da bereits kleinste Mengen der Giftpflanze tödlich sein können. Von Zubereitungen wie Tee ist also unbedingt abzusehen, zumal diese schnell zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen können.

Verwendet werden ausschließlich die aus der Pflanze isolierten Reinstoffe, welche in Fertigarzneimitteln enthalten sind. Sie werden jedoch nur selten verordnet, da es sehr leicht zu Überdosierungen und Nebenwirkungen kommen kann.

Mittlerweile wird aber auch eine erhöhte Sterblichkeitsrate mit den Wirkstoffen in Verbindung gebracht. Sie gelten daher als Reservemittel, welch nur mit großer Zurückhaltung verabreicht werden sollten.

Fingerhüte stellen dabei eine Pflanzengattung dar, zu welcher verschiedene Arten gehören. In Europa werden die heimischen Arten Wolliger und Roter Fingerhut für die Gewinnung der Wirkstoffe angebaut.

Namensherkunft (Etymologie) – Die beeindruckenden Blüten der Fingerhüte

Die Fingerhüte verdanken ihren Namen ihren beeindruckenden Blüten, deren Form an die Fingerhüte erinnern, welche als Nähwerkzeug zum Schutz der Finger verwendet werden.

Auch der botanische Name der Pflanze „Digitalis“ besitzt eine entsprechende Bedeutung. Er leitet sich aus dem lateinischen Wort „digitus“ ab, was „Finger“ bedeutet.

Die Farben der Blumen können je nach Art variieren, bekannt sind vor allem die purpurrot-violetten Blüten des Roten Fingerkrauts. Der Wollige Fingerhut besitzt hingegen blau-purpurne Blüten, während andere Arten z.B. weißlich, gelb, orange und/oder rostrot sind.


Gift- und Heilpflanze

Gift- und Heilpflanze – Warum zählt der Fingerhut zu den Heilpflanzen?

Fingerhüte sind zwar hochgiftig, in bestimmten Dosierungen können die Wirkstoffe der Pflanzen jedoch als Arzneimittel bei einigen Herzerkrankungen eingesetzt werden. Daher gehören sie sowohl zu den Heil- als auch zu den Giftpflanzen.

Das Rote Fingerkraut, welches hierzulande wohl den bekanntesten Vertreter der Pflanzengattung darstellt, wurde aufgrund seiner Toxizität auch zur Giftpflanze des Jahres 2007 gekürt.

In der Antike war die Heilwirkung der Fingerhüte – vermutlich aufgrund ihrer hohen Giftigkeit – nicht bekannt. Auch zur Verwendung im Mittelalter liegen nur wenige Quellen vor.

Überlieferungen zeigen jedoch, dass Digitoxin – die Herzglykoside vom Roten Fingerkraut – bereits 1775 verwendet wurde. Erstmals isoliert wurde der Stoff im Jahr 1875 vom deutsch-baltischen Pharmakologen Oswald Schmiedeberg. Die Isolierung von Digoxin, dem Herzglykosid des Woll-Fingerhuts, erfolgte etwas später – im Jahr 1930 von Sydney Smith aus den Blättern der Pflanze.


Giftigkeit vom Fingerkraut

Wie giftig sind Fingerhüte?

Alle Pflanzenteile des Fingerkrauts sind hochgiftig, vor allem jedoch die Blätter. Die Pflanze enthält Glykoside wie Digitoxin, Digitalin und Gitatoxin sowie Saponine, welche eine toxische Wirkung auf das Herz haben.

Alle Fingerkraut Arten sind dabei auch für folgende Tiere giftig:

  • Hamster
  • Hasen
  • Hunde
  • Kaninchen
  • Katzen
  • Kühe
  • Meerschweinchen
  • Pferde
  • Rinder
  • Vögel
  • Ziegen

Tödliche Dosis – Wie viel Gramm Fingerhut sind tödlich?

Die in den Fingerhüten enthaltenen Glykoside gehören zu den stärksten Pflanzengiften überhaupt. Schon 2 bis 3 getrocknete Blätter der Pflanze können einen erwachsenen Menschen töten. Schwere Vergiftungen sind allerdings selten, da der Geschmack der Pflanze sehr bitter ist und unmittelbar zum Erbrechen führt.

Wie stirbt man an Fingerhut?

Bei einer Vergiftung mit dem Fingerkraut kann es, je nach Menge, zu folgenden Symptomen kommen:

  • Mund-Entzündungen
  • Übelkeit
  • Brechreiz
  • Sehstörungen
  • Verwirrtheit
  • Extrasystolen (vorzeitig einfallende Herzschläge)
  • Tod durch Herzkammerflimmern (lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung)

Das Fingerkraut kann also die Herztätigkeit beeinträchtigen und somit zum Tod führen.

Achtung! Bei einer Vergiftung mit dem Fingerhut ist umgehend eine ärztliche Fachkraft aufzusuchen bzw. der Betroffenen mittels Notarzt in eine Klinik einzuliefern.

Kann man Fingerhut anfassen?

Nein, der Fingerhut ist bereits bei Berührung giftig. Wenn Sie die Pflanze mit bloßen Händen anfassen, kann dies leicht zu Hautreizungen führen. Auch die Gefahr, dass Giftstoffe über die Hände an Schleimhäute wie den Mund oder die Augen und somit in den Körper gelangen, ist gegeben. Fassen Sie die Pflanze also ausschließlich mit Gartenhandschuhen an.


Fingerhut Arten

Wie viele Fingerhut Arten gibt es?

Zu der Gattung der Fingerhüte werden in etwa 25 Arten gezählt. Hierzu gehören zum Beispiel:

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  • Rostfarbiger Fingerhut (Digitalis ferruginea)
    Der Rostfarbene Fingerkraut besitzt gelbbraune bis rostrote Blüten und ist in Westasien, Südosteuropa und Ungarn beheimatet
  • Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora)
    Der Großblütige Fingerhut hat gelbe Blüten und ist in Sibirien, der Türkei und Europa verbreitet.
  • Kahler Fingerhut (Digitalis laevigata)
    Diese auch als Balkan-Fingerhut bezeichnete Art ähnelt dem Rostfarbenen Fingerkraut, ist jedoch insgesamt etwas kleiner und trägt auch weniger Blüten mit gelb bis orangen Farben mit violettfarbenen Adern und einer cremefarbener Kronlippe.
  • Gelber Fingerhut (Digitalis lutea)
    Der Gelbe Fingerhut besitzt, wie der Name bereits andeutet, schwefelgelbe Blüten, welche schmaler und kleiner sind als die des Großblütigen Fingerkrauts
  • Spanischer Fingerhut (Digitalis obscura)
    Diese auch als Dunkler Fingerhut bezeichnete Art besitzt eine orangegelbe bis braunrote Blütenkrone und wird manchmal als Zierpflanze genutzt.
  • Kleinblütiger Fingerhut (Digitalis parviflora)
    Der Kleinblütige Fingerhut stammt aus Nordspanien und hat dunkle, rotbraune Blüten. Er eignet sich gut als Zierpflanze und ist bis zu -18 ° C winterhart.

In Deutschland heimische Fingerhüte

In Deutschland kommen 3 bzw. 4 Arten der Pflanzengattung vor. Hierzulande heimisch sind der Großblütige, der Gelbe und das Rote Fingerkraut.

Der Wollige Fingerhut stellt hingegen einen Neophyten dar, also eine Pflanze, welche durch die Einflussnahme des Menschen in zuvor nicht heimische Gebiete verbreitet wurde. Er wird manchmal auch als Woll-Fingerhut bezeichnet.

Synonyme des Roten Fingerhuts sind:

  • Fingerkraut
  • Fuchskraut
  • Schwulstkraut
  • Unserer-lieben-Frauen-Handschuh
  • Waldglöckchen
  • Waldschelle

Verwendung & Nutzen

Was kann man aus Fingerhut machen?

Der Fingerhut wird hauptsächlich zur Gewinnung von arzneilichen Wirkstoffen verwendet sowie auch als Zier- und Gartenpflanze.

Fingerhüte als Zierpflanze

Aufgrund ihrer wunderschönen Blüten werden einige Arten der zwei- oder mehrjährigen krautigen Pflanzen gerne als Zierpflanzen verwendet. So eignet sich etwa der Kleinblütige Fingerhut gut als winterharte, immergrüne Pflanze für Steppen- oder Steingärten und mediterrane Garten.

Als Zierpflanzen dienen unter anderem folgende Arten Kleinblütiger, Kahler, Rostfarbiger und Spanischer Fingerhut (selten).


Medikamente mit Digitalis

Der Fingerhut in der Medizin

Roter Fingerhut (Digitalis purpurea) – Illustration
Köhler’s Medizinal-Pflanzen

Als Arzneidroge dienen die aus den Blättern des Roten und des Woll-Fingerhuts isolierten Cardenolide (Herzglykoside):

  • Die getrockneten Blätter – zur Gewinnung der Cardenolide
    • Roter Fingerhut (Digitalis purpureae folium) – Digitoxin
    • Wolliger Fingerhut (Digitalis lanatae folium) – Digoxin

Aus den getrockneten, tiefgrünen Blättern wird mithilfe diverser Verfahren wie Fermentation, Extraktion, Lösung und Methylierung schließlich ein reinweißes Kristallisat gewonnen. In den Blättern sind über 60 unterschiedliche Glykoside enthalten, aus welchen – abhängig von der Art – entweder Digoxin oder Digitoxin gewonnen werden soll.

Digitoxin hat dabei eine geringere Halbwertszeit als Diogixin; vereinfacht gesagt setzt die Wirkung also schneller ein und dauert kürzer an.

Welche Digitalis Medikamente gibt es?

Medikamente, welche aus Fingerhut gemacht werden, sind z.B.:

  • Rotes Fingerkraut bzw. Digitoxin:
    • Digimerck®
    • Digitoxin AWD
    • Digitoxin Philo
    • Augentonicum Stulln (Kombinationspräparat)
  • Woll-Fingerhut bzw. Digoxin:
    • Lanicor®
    • Lenoxin®
    • Digacin®

Anwendung in der Medizin

Anwendungsgebiete – Für was ist Fingerhut gut?

Die aus dem Fingerhut isolierten Herzglykoside (Digitoxin bzw. Digoxin) sind bei folgenden Erkrankungen als Arzneimittel zugelassen:

  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • chronisch tachykardes Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung mit zu schneller Herzfrequenz)

Für was nimmt man Digitalis?

Das Hauptanwendungsgebiet der Wirkstoffe stellen eine Herzschwäche sowie ein chronisch tachykardes Vorhofflimmern dar, also eine Herzrhythmusstörung, bei der ein zu schneller Herzschlag (Herzfrequenz) vorliegt.

Herz in der Brust Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

Anwendungen vom Fingerkraut sind Herzschwäche und Vorhofflimmern

Die Digitalisglykoside werden allerdings aufgrund diverser Risiken immer seltener verordnet. Eine Metaanalyse, in welcher Studien aus den Jahren 1993 bis 2014 analysiert wurden, zeigte nämlich, dass die Medikamente möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöhen können.

So lag die Sterblichkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz, welche Digitalis erhielten um 21 Prozent höher als bei jenen, welche andere Arzneimittel einnahmen. Bei Vorhofflimmern war die Rate um 14 Prozent erhöht.

Insgesamt ist allerdings sowohl die Sicherheit als auch die Wirksamkeit der Stoffe nicht ausreichend geklärt, zumal die vorliegenden Studien kaum die heutigen wissenschaftlichen Standards aufweisen. So liegt bei einer Herzschwäche nur eine und bei Vorhofflimmern keine einzige placebokontrollierte klinische Studie am Menschen vor.

Die Wirkstoffe haben außerdem eine sogenannte geringe therapeutische Breite – die für eine therapeutische Wirkung notwendige Dosis liegt also sehr na an einer Überdosis. Aus diesem Grund werden die Medikamente von Ärzten sehr vorsichtig und individuell dosiert.

Aufgrund ihrer Risiken werden die Herzglykoside immer seltener verschrieben und die Verdodnungszahlen gehen kontinuierlich zurück. Digitalisglykoside gelten also als Reservemittel. Laut dem Deutschem Ärzteblatt von 2015 erhielt jedoch noch jeder dritte Patient mit Vorhofflimmern einen solchen Wirkstoff.


Digoxin & Digitoxin

Wirkstoffe vom Wolligen und Roten Fingerhut: Digoxin und Digitoxin

Digoxin und Digitoxin sind natürlich vorkommende Herzglykoside, welche in Pflanzenarten aus der Gattung der Fingerhüte vorkommen. Während Digoxin hauptsächlich aus dem Wolligen Fingerhut isoliert wird, ist Digoxin in den Blättern des Roten Fingerkrauts enthalten:

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  • Wolliger Fingerhut: Digoxin
  • Roter Fingerhut: Digitoxin

Die beiden Wirkstoffe weisen zwar viele Ähnlichkeiten auf, unterscheiden sich jedoch auch etwas in ihrer Wirkungs.

So wird das Digoxin sowohl bei Herzinsuffizienz als auch bei Vorhofflimmern eingesetzt, während Digitoxin nur bei einer Herzschwäche – und insbesondere dann, wenn diese mit einer Niereninsuffizienz einhergeht – Verwendung findet. Digoxin wird insgesamt bei Herzerkrankungen häufiger eingesetzt.

Digoxin hat außerdem eine kürzere Wirkdauer als Digitoxin und wird hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Es führt zu einem höheren Schlagvolumen, was wiederum die Durchblutung der Nieren erhöht und zu einer höheren Harn-Ausscheidung führt.

Digitalisglykoside gegen Tumore

Derzeit wird auch die Wirkung von Digitoxin gegen Tumore in Studien untersucht. So gab es in Forschungen zu Digoxin unter anderem Hinweise darauf, dass der Wirkstoff das Wachstum von Prostata-Tumoren hemmen könnte.


Wirkung der Fingerhüte

Wolliger und Roter Fingerhut – Wirkung

Die in den Fingerkräutern enthaltenen Herzglykoside haben folgende Wirkungen auf das Herz:

  • Herzfrequenz senkend (negativ chronotrop)
  • Reizleitungsgeschwindigkeit senkend (negativ dromotrop)
  • Erregbarkeit steigernd (positiv bathmotrop)
  • Kontraktionskraft steigernd (positiv inotrop)

Die aus dem Fingerhut isolierten Herzglykoside, auch Digitalisglykoside genannt, haben verschiedene Wirkungen auf das Herz, mit welchen sie die Herzfunktion bei genannten Leiden unterstützen bzw. das Herz entlasten können.

Vorhofflimmern (absolute Arrhythmie) Herzrhythmusstörung Defibrillator Herzrhythmusstörungen (HRS) Arrhythmie Dysrhythmie, AntiarrhythmikaBei einer Herzschwäche kommt es oftmals zu einer Vergrößerung des Herzen, da der Körper versucht, der sich verschlechternde Herzleistung mit Wachstum entgegenzuwirken. Betroffene leiden außerdem häufig an einer erhöhten Herzfrequenz. Das Herz schlägt also schneller, um die fehlende Leistung möglichst auszugleichen, was das Organ jedoch auf Dauer belastet.

Die Digitalisglykoside können die Herzfrequenz verlangsamen, die Leistungskraft stärken und das Herz somit entlasten.

Allerdings haben die Wirkstoffe der Pflanze eine geringe therapeutische Breite. Das bedeutet, dass die Dosis, welche benötigt wird, um eine Wirkung zu erzielen, und die Dosis, bei der es zu starken Nebenwirkungen kommt, sehr nah aneinander liegen. Mit anderen Worten kann es also leicht zu einer Überdosierung kommen.


Inhaltsstoffe & Wirkstoffe

Welche Stoffe sind im Fingerhut enthalten?

Der Fingerhut enthält in allen Pflanzenteilen verschiedene Herzglykoside (Cardenolide). Hierzu gehören die Herz-wirksamen Stoffe Digitoxin im Roten und Digoxin im Wolligen Fingerkraut. Darüber hinaus sind z.B auch Steroid-Saponine und Flavonoide in der Pflanze enthalten.

Inhaltsstoffe vom Fingerhut

  • Digitanolglykoside
  • Steroidsaponine
  • Anthrachinonderivate
  • Flavonoide

Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen – Wie giftig ist der Fingerhut?

Potentielle Nebenwirkungen vom Fingerhut bzw. von Digitalis Medikamenten sind:

  • Allergische Reaktionen
  • Appetitlosigkeit
  • Arrhythmien (insb. Doppel- oder Dreifachschläge)
  • Gynäkomastie
  • Kopfschmerzen
  • Lupus erythematodes
  • Müdigkeit
  • psychische Veränderungen bis hin zu Psychosen
  • Thrombozytopenie
  • Übelkeit
  • verändertes Farbsehen

Wie gefährlich ist Digitalis?

Eine Metaanalyse, in welcher 19 Studien von 1993 bis 2014 untersucht wurden, kam zu beunruhigenden Ergebnissen. Die Analyse zeigte nämlich, dass Patienten, welche aufgrund von Vorhofflimmern oder einer Herzschwäche mit dem Fingerhut Wirkstoff „Digoxin“ behandelt wurden, eine deutlich höhere Sterblichkeitsrate aufwiesen.

 alle zwei jahre , zweig , digitalis , blumen , blume , fingerhut , kräuter , medizinisch , medizin , pflanze ,Da die meisten Studien jedoch älter sind und somit nicht die heutigen Standards aufweisen, ist die Gefährlichkeit und Effektivität der Wirkstoffe nicht eindeutig geklärt. Lediglich bei der Indikation „Herzinsuffizienz“ liegt eine placebokontrollierte Humanstudie vor.

Aus genannten Gründen wird empfohlen, Digitalisglykoside nur mit großer Zurückhaltung als Reservemedikament anzuwenden, bis die Studienlage sich verbessert hat.

Digitalis-Medikamente besitzen außerdem eine geringe therapeutische Breite und können daher schnell überdosiert werden. Patienten, welche Arzneimittel mit den Fingerkraut Wirkstoffen einnehmen, müssen aus diesem Grund sehr vorsichtig bei der Einnahme sein.

So sollte etwa eine vergessene Tablette nicht nachträglich eingenommen werden, da der Zeitpunkt bis zur nächsten Einnahme anderenfalls zu kurz ausfällt und der Wirkstoffgehalt am Blut dadurch zu sehr ansteigen kann.


Digitalis Überdosierung – Symptome einer zu hohen Fingerhut Dosierung

Anzeichen einer Überdosierung von Digitalisglykosiden sind:

  • Erbrechen
  • Farbsehstörungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Übelkeit
  • zu langsamer Herzschlag

Kommt es bei Ihnen nach der Einnahme von Digitalis zu einem oder mehreren der genannten Symptome, sollten Sie sich umgehend ärztlichen Rat einholen.


Gegenanzeige & Wechselwirkung

Kontraindikation – Digitalis Gegenanzeigen

Eine Gegenanzeige gegen Digitalisglykoside besteht in folgenden Fällen:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Verdacht auf eine Vergiftung mit Digitalis
  • bestimmte Herzerkrankungen wie z.B.:
    • Kammertachykardie
    • AV Block zweiten oder dritten Grades
    • thorakales Aortenaneurysma
    • hypertrophe Kardiomyopathie
  • Störungen vom Elektrolythaushalt wie z.B.
    • Hypokaliämie (Kalium-Mangel)
    • Hyperkalziämie (zu viel Kalium im Blut)
    • Hypomagnesiämie (Magnesium-Mangel)
  • Sauerstoffmangel

Wechselwirkungen mit Digitalis

Fingerhut-Präparate bzw. Herzglykoside können mit diversen Arzneimitteln wechselwirken. Betroffene sollten die Digitalisglykoside jedoch keinesfalls eigenständig absetzten, sondern stets mit dem Rat ihrer Ärzte.

In diesem Fall kann gemeinsam überprüft werden, ob es sinnvoll ist, die Medikamente weiterhin einzunehmen, wie beim Absetzen ab besten verfahren werden sollte und welche alternativen Präparate zur Verfügung stehen.

Interaktionen mit dem Fingerhut

Werden folgende Medikamente zusammen mit Digitalis eingenommen, führt dies zu einer verstärkten Toxizität (Giftigkeit):

  • Calcium, intravenös injiziert
  • Medikamente, welche Einfluss auf den Elektrolythaushalt nehmen; z.B.:
    • Diuretika (Wassertabletten)
    • Blutdrucksenker im Renin-Angiotensin-Aldosteron System

Werden folgende Medikamente zusammen mit Digitalis eingenommen, kann sich die Plasmakonzentration stark erhöhen:

Behandlung Kardiologie EKG Elektrokardiogramm

  • Calciumkanalblocker
  • Antiarrhythmika
  • Captopril
  • Azol-Antimykotika
  • Spironolacton
  • bestimmte Antibiotika

Bei einer Kombination von Digitalisglykosiden und folgenden Arzneien, kann es zu gehäuften Herzrhythmusstörungen kommen:

  • Betablocker
  • Suxamethoniumchlorid
  • tricyclischen Antidepressiva
  • Sympathomimetika
  • PDE-Inhibitoren (z.B. Theophyllin oder Sildenafil)

Folgende Medikamente senken bei gleichzeitiger Einnahme mit Digitalisglykosiden die Serumkonzentration:

  • Johanniskrautextrakt
  • Neomycin
  • Rifampicin
  • bestimmte Zytostatika
  • Sulfasalazin
  • MCP (Metoclopramid)
  • Adrenalin
  • Salbutamol
  • Phenytoin

Bei zuletzt genannten Arzneien ist auch beim Absetzen Vorsicht angebracht, da hierbei der Spiegel stark ansteigen kann.

Auch mit dem Antiarrhythmikum Dronedaron besteht eine potentiell gefährliche Wechselwirkung.


Quellen & Verweise


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