Weiden werden bereits seit der Antike als Heilpflanzen verwendet. Mittlerweile ist bekannt, dass bestimmte Arten Salicylate enthalten, also einen Wirkstoff, welcher der Acetylsalicylsäure (ASS) ähnelt und somit u.a. entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend wirkt.
Zu den Anwendungen gehören bspw. Rücken-, Gelenk- oder Kopfschmerzen sowie fieberhafte Erkältungen. Die Einnahme erfolgt meist in Form von Tee, Tabletten oder Tropfen. In bestimmten Fällen dürfen Weidenpräparate jedoch aufgrund von Gegenanzeigen nicht eingenommen werden.
Weide (Weidenrinde)
Inhaltsverzeichnis
- Systematik: Kerneudikotyledonen; Rosiden; Eurosiden I
- Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
- Familie: Weidengewächse (Salicaceae)
- Gattung: Weiden
- Wissenschaftlicher Name: Salix L.
- Arten: u.a.: Reif-Weide (Salix daphnoides); Purpur-Weide (Salix purpurea); Bruch-Weide (Salix fragilis); Silber-Weide (Salix alba); Salweide (Salix caprea); Korb-Weide (Salix viminalis)
- Synonyme: Bruchweide: Knack-Weide; Korbweide: Hanf-Weide;
Table of Contents
Weide als Heilpflanze
Heilwirkung der Weiden (Salix) – Die Weidenrinde in der Medizin
Weiden sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Weidengewächse, zu welcher circa 450 Arten zählen. Sie gehören zu den artenreichsten Gehölzen in Mitteleuropa und stellen auch hierzulande eines der wertvollsten ökologischen heimischen Pflanzen dar.
Zu der vielfältigen Gattung der Weiden gehören einerseits Zwerg-Sträucher, welche nur ca. 3 Zentimeter hoch werden, andererseits jedoch auch bis zu 30 Meter hohe Bäume. Sie finden u.a. als Zierpflanze, im Bauhandwerk oder als Schnittholz Verwendung, sind jedoch auch bereits seit tausenden von Jahren als Heilpflanze bekannt.
So schrieben u.a. der griechische Arzt Dioskurides sowie der römische Gelehrte Plinius der Ältere der Weide in der Antike verschiedene Heilwirkungen zu. Laut Plinius sollten u.a. die Blätter der Dotterweide gegen Kopfschmerzen helfen, während Dioskurides bspw. den Saft der Blätter bei Ohrenleiden empfahl.
Heutzutage ist bekannt, dass bestimmte Weiden-Arten, wie die hier einheimische Bruch-, Purpur-, oder Silber-Weide, den Wirkstoff Salicin enthalten, welcher mit der Acetylsalicylsäure (ASS) verwandt ist und somit ähnliche Eigenschaften zu „Aspirin“ aufweist.
Studien zufolge wirkt die Weidenrinde u.a. entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzlindernd. Sie kann vor allem bei unteren Rückenschmerzen helfen sowie wahrscheinlich auch bei Kopfschmerzen, fieberhaften Erkältungen und leichten Gelenkschmerzen.
Verwendet wird hierbei die Weidenrinde, welche bspw. zerkleinert als Tee getrunken oder zu Pulvern, Tinkturen und Extrakten weiterverarbeitet werden kann. Letztere Zubereitungen sind z.B. in Form von Kapseln, Dragees oder Tropfen auf dem Markt erhältlich.
Verwendung & Arten
Wofür werden Weiden verwendet und was wird aus Weidenrinde hergestellt?
Wie Funde aus der Mittelsteinzeit zeigen, nutzten die Menschen die Weidenrinde bereits vor tausenden von Jahren, um Fischernetze und Seile aus ihr herzustellen. Sagen zufolge sollen auch Hexen Weidenzweige genutzt haben, um fliegende Besen herzustellen.
Heute sind Weiden u.a. in der Ingenieur-Biologie wichtig (u.a. die Purpur- und die Großblatt-Weide). Da sie nur geringe Ansprüche an den Boden und gleichzeitig gute Bewurzelungs-Eigenschaften besitzen, werden sie häufig genutzt, um den Boden zu befestigen – etwa bei Rutschgefahr.
Aus den biegsamen Zweigen der Weide lassen sich Körbe flechten; früher wurden sie auch im Bauhandwerk bei Fachwerkhäusern verwendet. Für Flechtarbeiten wird vor allem die hiernach benannte Korb-Weide (auch Hanf-Weide) genutzt.
Die Blätter der meisten Weidenarten eignen sich darüber hinaus als Futtermittel für Nutztiere, während das Holz vielfältig verwendet wird, etwa als Schnitt- Industrie- und Brennholz. Weidenholz wird aber z.B. auch für Spanplatten, als Schälfurnier und Blindholz oder etwa zur Herstellung von Cricket-Schlägern verwendet. In der Holzindustrie verwendete Arten sind z.B. die Silber-, Trauer-, Cricket- und Dotterweide.
Weiterhin dienen bestimmte Arten wie die Chinesische, die Babylonische und die Echte Trauerweide als Zierpflanzen, ebenso wie die Korkenzieher- und die Harlekin-Weide.
Verwendung von Weiden:
- als Flechtwerk für Körbe
- als Vieh-Futtermittel
- in der Ingenieurbiologie
- als Zierpflanze
- in der Holzindustrie
- als Heilpflanze
Weidenrinde in der Medizin
Weidenrinde (Salicis cortex) als Heilmittel
Als Arzneidroge wird die getrocknete Rinde verschiedener Weidenarten verwendet. Diese wird von jungen, zwei- bis drei-jährigen Weiden meist zu Beginn des Frühlings gesammelt.
Arzneilich verwendete Weidenarten
Welche Weide enthält Salicylsäure?
- Reif-Weide (Salix daphnoides)
- Purpur-Weide (Salix purpurea)
- Bruch-Weide (Salix fragilis)
- Silber-Weide (Salix alba)
- Salweide (Salix caprea)
- Korb-Weide (Salix viminalis)
Vom Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) werden dabei nachfolgend aufgelistete Zubereitungen der Weidenrinde berücksichtigt. Welche Extrakte und Tinkturen genau vom HMPC anerkannt werden, erfahren Sie im Abschnitt zur „Einnahme und Dosierung“.
Zubereitungen und Darreichungen
- zerkleinerte Weidenrinde
- pulverisierte Rinde (Weidenrinden-Pulver)
- bestimmte Extrakte und Tinkturen
Genannte Zubereitungen sind u.a. in folgenden Darreichungsformen erhältlich:
- Tee
- Kapseln
- Dragees
- Tropfen
- Shampoo
Auf dem Markt sind neben Monopräparaten, also Produkten, welche nur Weidenrinde als Wirkstoff enthalten, auch Kombinationspräparate erhältlich, in denen neben der Weidenrinde auch weitere Heilpflanzen wie Passionsblume, Pfefferminze, Süßholz oder Birke enthalten sind.
Handelsnamen von Präparaten mit Weidenrinde sind z.B.:
- Assplant® Robugen Dragées
- Assalix® Bionorica Dragées
- Rheumakaps® Steigerwald Kapseln
- Rheumatab Salicis® Schuck Tabletten
- Sidroga® Erkältungstee
- Sidroga® Rheumatee
- HAFESAN Weihrauch+Weidenrinde+Brennessel Kapseln
- MSM MIT Weidenrinde Kapseln
- NATURA VITALIS Weidenrinde Kapseln
- NEEM Shampoo Pflegeplus Weidenrinde & Kokos
- HAAR SHAMPOO Weidenrinde+
- AUSCH Weidenrinden Spezial Shampoo
- Hecht-Pharma GmbH Weidenrinden Tropfen
Anwendung & Wirkung
Anwendungsgebiete – Für was ist Weidenrinde gut?
Weidenrinde wirkt fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Sie kommt daher bei rheumatischen Beschwerden bzw. Gelenkschmerzen, fieberhaften Erkältungen und Kopfschmerzen zum Einsatz.
Am besten durch Studien gestützt ist dabei die Anwendung bei Schmerzen des unteren Rückenbereichs. Die weiteren Anwendungsgebiete beruhen hingegen hauptsächlich auf der langjährigen Verwendung und Erfahrung mit der Heilpflanze.
Anwendungen der Weidenrinde
- Schmerzen im unteren Rückenbereich – für die kurzfristige Behandlung
- Leichte Gelenkschmerzen bzw. rheumatische Beschwerden – zur Linderung der Schmerzen
- zur Linderung von Fieber im Zusammenhang mit einer Erkältung
- Kopfschmerzen
Genannte Einsatzgebiete sind von der Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel BfArM), dem ESCOP (Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) und/oder dem HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der EMA) anerkannt.
Weidenrinde – Wirkungen
- Antipyretisch (fiebersenkend)
- antiphlogistisch (entzündungshemmend)
- analgetisch (schmerzlindernd)
Wirkungsweise und Wirkmechanismus
Weiden-Rinde enthält Salicin, einen Stoff, welcher im menschlichen Körper zu Salicylsäure umgewandelt wird. Die Salicylsäure ist wiederum ein Wirkstoff, welcher der Acetylsalicylsäure (ASS) ähnelt, also dem Hauptwirkstoff von Schmerzmitteln wie Aspirin.
Die Salicylsäure, auch Spirsäure genannt, blockiert die sogenannte Cyclooxygenase (COX), also Enzyme, welche eine zentrale Funktion bei Entzündungsprozessen spielen. Dies hemmt die Synthese von Gewebshormonen, den sogenannten Prostaglandinen.
Dadurch wirkt die Rinde der Weiden entzündungshemmend und schmerzlindernd. Allerdings spielen wahrscheinlich auch weitere Wirkstoffe hierbei eine Rolle, da die Wirksamkeit der Rinde stärker ist, als durch den Gehalt des Salicins zu erklären ist. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt zu den Inhaltsstoffen.
Ist Weidenrinde blutverdünnend?
Nein, die Weidenrinde wirkt nach derzeitigem Kenntnisstand nicht blutverdünnend. Zwar besitzen Weiden aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit eine vergleichbare Wirkung zu ASS (Aspirin). Allerdings fehlt dem in der Weidenrinde enthaltenen Wirkstoff „Salicylsäure“ eine Acetyl-Gruppe, welche in der Acetylsalicylsäure (ASS) für die sogenannte Thrombozytenaggregationshemmung („Blutverdünnung“) verantwortlich ist.
Wirksamkeit & Studien
Was bewirkt Weidenrinde?
Die Weidenrinde wird zwar traditionell schon lange medizinisch verwendet, dennoch liegen nur wenige kontrollierte Studien zur Heilpflanze vor. Die veröffentlichten Studien variieren in ihrem Design und ihrer Qualität. Aufgrund unterschiedlicher Ausgangsdaten lassen sich viele der Studien außerdem nur schwer miteinander vergleichen.
Die Ergebnisse der Untersuchungen liefern bisher nur mäßige Belege auf eine schmerzlindernde Wirkung bei Kreuzschmerzen. Für die symptomatische Behandlung von Fieber, Gelenk- und Kopfschmerzen stehen lediglich allgemeine Hinweise zur Verfügung. Tier- und Laborstudien unterstützen jedoch eine entzündungshemmende, fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung.
Schmerzen, Fieber & Rheuma
Weide gegen Schmerzen im unteren Rücken
Laut HMPC kann die Weidenrinde in Form von Trockenextrakten zur kurzfristigen Behandlung bei Schmerzen des unteren Rückens verwendet werden. Hierbei gilt die Weidenrinde als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“).
Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Rinde ist bei unteren Rückenschmerzen also durch Verweise auf existierende Studien bibliografisch seit mindestens 10 Jahren in der EU nachgewiesen.
Die hierbei vorliegenden Studien erfüllen hohe Standards; sie waren doppelblind, placebokontrolliert und randomisiert. Das heißt, die Probanden wurden per Zufallsprinzip ausgewählt, es gab Kontroll- bzw. Vergleichsgruppen und weder die Teilnehmer noch die Wissenschaftler wussten, welche Therapie die Probanden erhalten.
Bei der Bewertung wurden verschiedene klinische Studien berücksichtigt, aus denen hervorging, dass die Weidenrinde die Schmerzen im unteren Rückenbereich wirksamer lindern kann als eine Scheinbehandlung (Placebo).
Weidenrinde gegen Kopfschmerzen, rheumatische Beschwerden und Fieber
Die Weidenrinde wird darüber hinaus vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel bei leichten Gelenkschmerzen, fieberhaften Erkältungen und Kopfschmerzen eingestuft. Das bedeutet, dass zwar keine ausreichenden Daten aus Studien vorliegen, die Verwendung jedoch plausibel erscheint und die Weidenrinde nachweislich seit mindestens 30 Jahren (davon mindestens 15 Jahren in der EU) sicher auf diese Weise verwendet wurde.
Zwar liegen auch einige klinische Studien vor, in denen die Weidenrinde gegen Gelenk- und Kopfschmerzen untersucht wurde, allerdings wiesen diese diverse Mängel auf. So waren die Studien etwa von zu kurzer Dauer und/oder die Teilnehmerzeit zu gering.
Einnahme & Dosierung
Wie bereite ich Weidenrinde zu?
Die Einnahmeweise und empfohlene Dosierung der Weidenrinde variiert abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Grund für die Verwendung und dem genutzten Produkt. Weidenrinden-Präparate sollten nur bei Erwachsenen angewendet werden; die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen.
Die Einnahme von Weiden-Präparaten erfolgt stets oral, also innerlich über den Mund. Während bei Rückenschmerzen bestimmte Trocken-Extrakte empfohlen werden, welche in Studien zu positiven Ergebnissen führten, kommen bei den weiteren Anwendungsgebieten unterschiedliche Darreichungen zum Einsatz, etwa Tees, Pulver, Trocken- und Flüssig-Extrakte sowie Tinkturen.
Anwendungsdauer
Die Dauer der Anwendung variiert abhängig vom Grund für die Einnahme. Dauern Ihre Beschwerden auch während der Behandlung weiterhin an, sollten Sie sich ärztlichen Rat einholen.
Ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin sollten Sie die Weidenrinde nicht länger einnehmen, als nachfolgend aufgeführt:
- Rückenschmerzen: 4 Wochen
- Rheumatische Beschwerden: 4 Wochen
- Fieberhafte Erkältung: 3 Tage
- Kopfschmerzen: 1 Tag
Empfohlene Darreichungen der Weidenrinde
Als medizinisch anerkannt gelten folgende Darreichungen der Weidenrinde:
Weidenrinde gegen Kopfschmerzen, Fieber und Gelenkschmerzen
Bei Fieber, Kopfschmerzen oder rheumatischen Beschwerden wird die Weidenrinde traditionell in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungen eingenommen. Als medizinisch anerkannt gelten hierbei folgende Weidenrinden-Präparate:
- Zerkleinerte Weidenrinde
- Weidenrinden Pulver
- Trockenextrakt (DEV 8-20:1; Extraktionsmittel Wasser)
- Trockenextrakt (DEV 16-23:1; Extraktionsmittel Wasser)
- Flüssigextrakt (DEV 1:1; Extraktionsmittel Ethanol 25 %)
- Tinktur (DEV 1:5; Extraktionsmittel Ethanol 25 %)
Weidenrinde gegen Rückenschmerzen
Die Weidenrinde konnte in klinischen Studien Schmerzen im unteren Rückenbereich besser lindern als ein Placebo. Hierbei wurde ein bestimmtes Trocken-Extrakt der Rinde mit dem Scheinmedikament verglichen:
- Trocken-Extrakt (DEV 8-14:1; Extraktionsmittel Ethanol 70 %); mind. 15 % Gesamtsalicin
Möglicherweise sind auch weitere Zubereitungen wie Tees, Pulver oder Tinkturen bei unteren Rückenschmerzen wirksam, allerdings stehen hierbei keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege zur Verfügung.
Weidenrindenextrakte – Dosis
Dosierung der Weidenrinde gegen Rückenschmerzen
Einnahme und Dosierung der Weidenrinde bei Schmerzen im unteren Rückenbereich:
- Weidenrinden-Extrakt: Trocken-Extrakt (DEV 8-14:1)
- Einzeldosis: 393 bis 786 mg
- Häufigkeit: bis zu 2 Mal täglich
- Tagesdosis: 393 bis 1572 mg
Genanntes Weidenrindenextrakt wird i.d.R. in Form von Tabletten, Kapseln oder Dragees eingenommen. Die auf dem Markt erhältlichen Präparate enthalten z.B. 240, 393,24 oder 480 mg pro Tablette, Kapsel bzw. Dragee, sodass die Einnahme entsprechend angepasst wird. Halten Sie sich bei der Einnahme und Dosierung daher an die Packungsbeilage bzw. den Rat Ihrer Ärzte.
Weidenrinden-Extrakt – Dosierung bei Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen
Die Dosierung der Weidenrindenextrakte bei fieberhaften Erkältungen, Gelenk- und Kopfschmerzen variiert abhängig vom verwendeten Extrakt:
- Trocken-Extrakt (DEV 8-20:1)
- Einzeldosis: 600 mg
- Häufigkeit: 2 Mal am Tag
- Trocken-Extrakt (DEV 16-23:1)
- Einzeldosis: 480 mg
- Häufigkeit: 2 Mal täglich
- Flüssig-Extrakt (DEV 1:1)
- Einzeldosis: 1 bis 3 ml
- Häufigkeit: 3 Mal am Tag
Weidenrinden-Trocken-Extrakte sind meist in Form von Tabletten, Kapseln oder Dragees erhältlich, wobei der Wirkstoffgehalt pro Stück variiert. Halten Sie sich daher an die Packungsbeilage bzw. den Rat Ihrer Ärzte.
Flüssig-Extrakte der Weidenrinde sind hingegen in Form von Tropfen erhältlich. Diese sind vor dem Gebrauch gut gut zu schütteln und werden meist zusammen mit etwas Wasser, Tee oder Saft eingenommen. Die Einnahme der Weidenrinden-Tropfen erfolgt i.d.R. drei Mal täglich, wobei die Dosis je nach Präparat variiert.
Weidenrindentee – Zubereitung
Weidenrindentee richtig zubereiten – Wie koche ich Weidenrinden-Tee?
Zur Zubereitung von Weidenrindentee benötigen Sie pro Tasse in etwa 1 bis 3 Gramm der zerkleinerten Weidenrinde. Übergießen Sie die Rinde mit ca. 150 ml kochendem Wasser und lassen Sie den Weidenrinden-Tee fünf Minuten lang ziehen. Trinken Sie drei Tassen des frisch zubereiteten Tees am Tag.
- Weidenrinde: 1 bis 3 g
- Wasser: 150 ml
- Ziehzeit: 5 Minuten
- Häufigkeit: 3 Mal am Tag
Alternativ können Sie auch einen Absud (Abkochung/Dekokt) aus der Weidenrinde zubereiten. Übergießen Sie hierfür 4 Gramm der zerkleinerten Weidenrinde mit 200 ml (ca. 1 Tasse) Wasser und kochen Sie den Absud 15 Minuten zugedeckt.
Lassen Sie die Abkochung dann weitere 15 Minuten lang ziehen und seihen Sie die Rinde anschließend ab. Trinken Sie 3 Mal am Tag nach der Mahlzeit eine frisch zubereitete Tasse des Weidenrinden Dekokts.
- Weidenrinde: 4 g
- Wasser: 15 Minuten lang in 200 ml Wasser zugedeckt kochen
- Ziehzeit: weitere 15 Minuten lang ziehen lassen
- Häufigkeit: 3 Mal am Tag nach der Mahlzeit eine Tasse trinken
Tinkturen & Pulver
Weidenrindenpulver und -Tinkturen
Weidenrinden-Tinkturen und -Pulver kommen traditionell bei Kopfschmerzen, fieberhaften Erkältungen und Gelenkschmerzen zum Einsatz.
Weidenrinden-Pulver – Anwendung & Dosierung
- Einzeldosis: 260 bis 500 mg
- Häufigkeit: 3 bis 8 Mal am Tag
- Hinweise: nach der Mahlzeit mit viel warmem Wasser einnehmen
Die gemahlene bzw. pulverisierte Weidenrinden ist pur erhältlich, wird jedoch meist in Form von Kapseln eingenommen. Die Wirkstoffkonzentration pro Kapseln kann je nach Präparat variieren, halten Sie sich bei der Einnahme also an die Packungsbeilage bzw. die Empfehlungen Ihrer Ärzte.
Weidenrindenpulver bzw. Kapseln mit diesem werden üblicherweise drei bis acht Mal täglich nach einer Mahlzeit mit reichlich Wasser eingenommen.
Weidenrinden-Tinktur – Anwendung & Dosierung
- Tagesdosis: 15 bis 24 ml am Tag
- Häufigkeit: in mehrere Dosen am Tag aufgeteilt
Tinkturen aus der Weidenrinde sind in Form von Tropfen erhältlich, welche üblicherweise in etwas Flüssigkeit verdünnt eingenommen werden, z.B. in Wasser, Tee oder Saft. Nehmen Sie täglich bis zu 24 ml der Weidenrinden-Tinktur ein, bspw. jeweils 5 bis 8 ml morgens mittags und abends.
Inhaltsstoffe & Wirkstoffe
Was ist der Wirkstoff von Weide?
Für die fiebersenkende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung der Weiden wird in erster Linie das Salicin verantwortlich gemacht, welches im Körper in Salicylsäure umgewandelt wird.
Der Stoff wirkt möglicherweise ähnlich wie die ihm strukturell verwandte Acetylsalicylsäure (ASS = „Aspirin“), indem es die sogenannte Cyclooxygenase hemmt, ein Enzym, welches eine wichtige Rolle bei Entzündungs- und Schmerz-Prozessen spielt.
Allerdings ist der Gehalt der Salicylsäure, welche aus dem Salicin gewonnen wird, gering, weshalb vermutet wird, dass noch andere Inhaltsstoffe wie die Flavonoide an der Wirkung der Weidenrinde beteiligt sind.
Im Gegensatz zur Acetylsalicylsäure (ASS) lassen sich Weidenrinden-Extrakte allerdings nicht zur Blutverdünnung verwenden. Die in der Pflanze enthaltenen Salicylate ähneln dem blutverdünnendem Wirkstoff ASS chemisch zwar, allerdings fehlt die Acetyl-Gruppe, welche für die Hemmung der Koagulation (Verklumpung von Blutplättchen) verantwortlich ist.
Derzeit ist noch unklar, wie genau das Salicin im menschlichen Körper in Salicylsäure umgewandelt wird.
Inhaltsstoffe der Weidenrinde
- Phenolglykoside; insb. Salicin-Ester mit:
- Salicortin
- Syringin
- Triandrin
- Tremulacin
- 2′-Acetylsalicortin
- Flavonoide
- Gerbstoffe
- Kaffeesäure-Derivate
Die Inhaltsstoffe der Weiden können je nach Art stark variieren. So kann beispielsweise der Gehalt an Phenoglykosiden, zu welchem auch der Hauptwirkstoff Salicin gehört, innerhalb der Gattung etwa zwischen einem bis zehn Prozent schwanken.
Die Weidenrinde muss gemäß Ph. Eur. (Europäisches Arzneibuch) mindestens 1,5 Prozent Gesamtsalicin enthalten (berechnet als Salicin und bezogen auf die getrocknete Rinde), um arzneilich verwendet zu werden. Hauptbestandteile hiervon sind vor allem Salicin-Ester wie Salicortin, 2′-O-Acetylsalicortin und Tremulacin.
Zu den weiteren Inhaltsstoffen gehören Flavonoide, Tannine und Catechine. Zu beachten ist, dass die pflanzlichen Gerbstoffe (Tannine) die Aufnahme des Salicins beeinträchtigen können. Weiterhin konnten z.B. auch Kaffeesäure-Derivate in der Rinde gefunden werden.
Risiken & Nebenwirkungen
Nebenwirkungen – Ist Weidenrinde gefährlich?
Mögliche Nebenwirkungen der Weidenrinde sind allergische Reaktionen wie etwa Hautausschläge und Juckreiz sowie Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen ist nicht bekannt. Allerdings fielen die in Studien dokumentierten unerwünschten Wirkungen überwiegend leicht aus.
- Allergische Reaktionen
- Hautausschlag (Exantheme)
- Juckreiz (Pruritus)
- Asthma (Bronchialasthma)
- Magen-Darm-Beschwerden
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Sodbrennen
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Verschlechtern sich Ihre Symptome während der Behandlung, sollten Sie sich ärztlichen Rat einholen.
- Weidenrinde sollte bei Arthritis nicht zur Selbstmedikation verwendet werden, da die Behandlung der Gelenkerkrankung ärztlich überwacht werden muss.
- Konsultieren Sie bei Fieber einen Arzt bzw. eine Ärztin, wenn dieser über 39 ° C steigt, länger anhält, mit Kopfschmerzen einhergeht und/oder sich Ihre Symptome verschlimmern.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Wer darf keine Weidenrinden einnehmen?
In bestimmten Fällen darf Weidenrinde nicht bzw. nur nach ärztlicher Absprache verwendet werden. Gegenanzeigen der Weide sind:
- Überempfindlichkeit gegenüber des Wirkstoffs
- Allergie oder Überempfindlichkeit gegen Salicylate (z.B. Aspirin) oder andere nicht steroidale Antirheumatike (NSAR).
- Asthma aufgrund einer Salicylatintoleranz
- Magengeschwüre
- Schwere Leberfunktionsstörung
- Schwere Nierenfunktionsstörung
- Gerinnungsstörungen
- Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PD(H)-Mangel)
- Schwangerschaft im dritten Trimester
- Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (aufgrund vom Risiko für das Reye-Syndrom)
Da keine Daten zur möglichen Toxizität (Giftigkeit) der Weidenrinde vorliegen, gelten hierbei die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, welche auch bei anderen Salicylaten empfohlen werden. Eine Kontraindikation (Gegenanzeige) besteht u.a. bei Personen mit einer Salicylintoleranz bzw. mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten wie Aspirin oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR).
Aufgrund des Wirkmechanismus ist die Weidenrinde auch bei Magen-Darm-Reizungen sowie schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen kontraindiziert. Eine Gegenanzeige besteht darüber hinaus bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Die Anwendung wird weiterhin in der Stillzeit und Schwangerschaft, insbesondere während des erstens und zweiten Trimesters, nicht empfohlen, da Salicylate die Plazenta passieren und in die Muttermilch übergehen. Aufgrund von fehlenden Studien zur Sicherheit und Unbedenklichkeit wird schwangeren Frauen jedoch auch im ersten und zweiten Trimester von der Einnahme abgeraten.
Viele Tinkturen und Extrakte enthalten zudem Alkohol, weshalb diese auch bei weiteren Personengruppen wie etwa trockenen Alkoholikern kontraindiziert sind.
Wechselwirkungen (Interaktionen)
Wechselwirkungen zwischen der Weidenrinde und anderen Medikamenten
Nehmen Sie eines der nachfolgend aufgelisteten Medikamente ein, sollten Sie ohne ärztlichen Rat auf die Einnahme der Weidenrinde verzichten:
- Salicylate und andere NSAR; z.B.:
- Acetylsalicylsäure (ASS) bzw. „Aspirin“
- Wintergrünöl oder Gaultheriaöl (Salicylsäuremethylester)
- Ibuprofen
- Naproxen
- Diclofenac
- Gerinnungshemmer; z.B. Cumarinderivate (Vitamin-K-Antagonisten) wie:
- Phenprocoumon (Produktnamen Marcumar, Falithrom)
- Warfarin (Produktnamen Coumadin, Marevan)
- Acenocumarol (Produktnamen Sintrom)
Die gleichzeitige Einnahme von Salicylaten (Salicylsäure-Ester) und anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wird ohne ärztlichen Rat nicht empfohlen. Nehmen Sie bspw. also ohne ärztliche Rücksprache kein Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac zusammen mit der Weidenrinde ein.
Darüber hinaus besteht auch ein theoretisches Risiko für die gleichzeitige Einnahme mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln wie Vitamin-K-Antagonisten, dessen Wirkung die Weidenrinde ggf. verstärken kann. Nehmen Sie Präparate wie Warfarin oder Marcumar also nicht ohne ärztlichen Rat zusammen mit der Weidenrinde ein.
FAQ – Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Weidenrinde.
Welche Wirkung hat Weidenrindentee und für was ist er gut?
Weidenrindentee wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend und kann bei leichten rheumatischen Beschwerden, fieberhaften Erkältungen und Kopfschmerzen helfen. Wie Sie Tee aus der Weidenrinde zubereiten können, erfahren Sie unter „Einnahme und Dosierung“.
Wie wirkt Weidenrindenextrakt?
Klinischen Studien zufolge können bestimmte Weidenrinden-Extrakte Schmerzen im unteren Rücken effektiver lindern als ein Placebo. Neben der schmerzlindernden Wirkung haben die Extrakte vermutlich auch entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften. Weitere Anwendungsgebiete der Flüssig- und Trocken-Extrakte sind fieberhafte Erkältungen, Kopf- und Gelenkschmerzen.
Welche Weide gegen Kopfschmerzen?
Es gibt verschiedene Weidenarten, welche gegen Kopfschmerzen helfen können. Hierzu gehören vor allem die Reif-Weide (Salix daphnoides), die Purpur-Weide (Salix purpurea) und die Bruch-Weide (Salix fragilis).
Diese Arten enthalten u.a. den Wirkstoff Salicin, welcher im Körper zur schmerzlindernden Substanz Salicylsäure umgewandelt wird. Zur Behandlung der Schmerzen kann die Rinde bspw. als Tee zubereitet oder in Form von Extrakten, Pulvern und Tinkturen eingenommen werden.
Welche anderen Mittel helfen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber über „Hausmittel gegen Kopfschmerzen“.
Quellen & Verweise
- European Union herbal monograph on Salix cortex
- HMPC – Salix cortex (summary of the scientific conclusions)
- Pharmazeutische-Zeitung: Weidenrindenextrakt. Vielstoffgemisch gegen Entzündung und Schmerzen (2007)
- Pharmazeutische-Zeitung: Aktuelle Forschungsergebnisse zur Weidenrinde (2003)
- Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen; Springer Medizin Verlag, Heidelberg (2008)
- W. Blaschek: Wichtel – Teedrogen und Phytopharmaka; Ein Handbuch für die Praxis; 6. Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart (2015)
- Lexikon der Arzeipflanzen und Drogen; Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg
- ESCOP: Salicis cortex (Willow Bark) Herbal Monograph
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