Nicht unbedingt aufs Autofahren verzichten
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Krebskranke, die zur Schmerzdämpfung langfristig auf Medikamente vom Morphin-Typ eingestellt sind, müssen nicht unbedingt aufs Autofahren verzichten. Zu diesem Schluss kommen finnische Anästhesiologen um Anneli Vainio, die die Fahrtüchtigkeit solcher Patienten testeten (Lancet, Bd. 346, S. 667, 1995).
Für die Untersuchung verwendeten die Forscher einen für Berufskraftfahrer konzipierten Test, der sowohl Aufschluss über den psychischen Zustand als auch über die neurologischen und motorischen Fähigkeiten sowie über das Fahrverhalten der Versuchsperson gibt.
Reaktionstests bestanden
An dem Experiment nahmen insgesamt 49 Krebspatienten teil, von denen 24 bereits mindestens zwei Wochen lang durchgehend mit Morphin behandelt worden waren. Die 25 Patienten der Kontrollgruppe waren den „Opiatempfängern“ vom Krankheitsstatus her vergleichbar, sie litten jedoch auch ohne das Analgetikum nicht unter Schmerzen. Die Forscher fanden heraus, dass die Morphinbehandlung das Testergebnis nur unwesentlich beeinträchtigte. Lediglich bei einer Balanceübung mit geschlossenen Augen schnitten die Krebspatienten, die das Schmerzmittel erhalten hatten, wesentlich schlechter ab. Bei allen für die Fahrtüchtigkeit relevanten Aufgaben wie zum Beispiel Reaktionstests und Fahrsimulationen erzielten sie jedoch gute Ergebnisse.
Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Verwirrtheit träten nur zu Beginn der Morphinbehandlung auf, schreiben die Autoren der Studie. In der Regel verschwänden sie binnen weniger Tage, was auch nach einer Erhöhung der Dosis der Fall sei. Krebspatienten nehmen üblicherweise zwischen 15 Milligramm und 15 Gramm Morphin am Tag ein. Die Studienteilnehmer erhielten im Durchschnitt 209 Milligramm des Schmerzmittels täglich. Für die Testergebnisse spielte die Höhe der täglichen Morphindosis keine Rolle.