Auf einen Blick
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung: Glykiertes Serumprotein (GSP), Glykiertes Albumin
Ähnliche Tests: Glucose, HbA1c
Vorbemerkung: Der Fructosamin-Test wird in Deutschland und Europa sehr selten durchgeführt, da er nur eine beschränkte Aussagekraft hat und mit dem HbA1c eine deutlich bessere Alternative zur Verlaufsbeobachtung eines Diabetes zur Verfügung steht.
Warum wird Fructosamin untersucht?
→ Zur Überwachung eines Diabetes, besonders wenn dies mit Hilfe des HbA1C nicht möglich ist.
→ Zur Bestimmung des Behandlungserfolgs nach Änderungen der Therapie
Bei welchen Erkrankungen sollte Fructosamin untersucht werden?
Bei Diabetes und zur Bestimmung des durchschnittlichen Glucose-Blutspiegels der letzten zwei bis drei Wochen.
Mit welchem Probenmaterial wird der Test durchgeführt?
Mit Blut aus einer Armvene oder aus einer Fingerbeere.
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Das Probenmaterial
Was wird untersucht?
Der Fructosamin-Test mißt das glykierte Protein. Wenn der Glucosespiegel im Blut über eine längere Zeitspanne erhöht ist, binden sich die Glucosemoleküle dauerhaft an das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen sowie an Albumin und andere Serumproteine – ein Prozess, der Glykierung genannt wird.
Je mehr Glucose vorhanden ist, desto größer ist die Menge an glykoniertem Hämoglobin und Protein. Diese „kombinierten“ Moleküle bestehen für die restliche Lebensspanne eines roten Blutkörperchens bzw. des Proteins.
Somit erlauben sie eine Art Aufzeichnung über die durchschnittliche Menge an Glucose, die im Blut während der untersuchten Zeitspanne vorhanden war („Blutzuckergedächtnis“).
Da rote Blutkörperchen etwa 120 Tage leben, bezieht sich das glykierte Hämoglobin (Hämoglobin A1c) auf den durchschnittlichen Blutglucosespiegel der letzten zwei bis drei Monate. Das Serumprotein bleibt nur etwa 14 bis 21 Tage im Blut, so dass die glykierten Proteine den durchschnittlichen Glucosespiegel der letzten zwei bis drei Wochen wiedergeben.
Eine gute Kontrolle des Diabetes kann durch tägliche (oder noch häufigere) Selbstkontrolle des Glucosespiegels und regelmäßige Überwachung des Behandlungserfolgs mittels Fructosamin oder HbA1c erreicht werden. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten erfolgt diese Überwachung durch das HbA1c. Nur in Ausnahmefällen ist die Fructosaminbestimmung sinnvoll.
Wie wird das Probenmaterial gewonnen?
Aus Blut aus einer Armvene.
Fructosamin Test
Wie wird der Test eingesetzt?
Eine Untersuchung des Fructosamins ist seit etwa 1980 möglich. Fructosamin und HbA1C werden primär als Überwachungsmittel zur Blutzuckerkontrolle bei Diabetes eingesetzt; der Test auf HbA1c ist beliebter und weiter verbreitet. Die amerikanische Diabetes-Gesellschaft (ADA) erkennt beide Verfahren an und empfiehlt die Fructosamin-Untersuchung in Situationen, in denen das HbA1C nicht verlässlich gemessen werden kann.
Beispiele dafür sind:
- Schnelle Veränderungen in der Diabetesbehandlung. Fructosamin erlaubt eine Kontrolle der Ernährungs- oder der Medikationsanpassung schon nach einigen Wochen; beim HbA1c dauert es einige Monaten.
- (Früher) bei Schwangerschaften von Diabetikerinnen. Während der Schwangerschaft ist eine sorgfältige Überwachung des Zuckerspiegels unbedingt erforderlich, da sich der Bedarf der Mutter in dieser Zeit ständig verändert; die Fructosamin-Messung kann zusammen mit den Glucosewerten angefordert werden, um die Überwachung und Anpassung der Glucose- und Insulinmengen zu unterstützen. Heute ist diese Indikation hinfällig, da in der Regel durch häufige Selbstkontrolle ein guter Blutglucoseverlauf erreicht werden kann.
- Bei bestimmten Erkrankungen der roten Blutkörperchen. Der HbA1c-Test ist nicht verläßlich, wenn der Patient an einer Erkrankung leidet, die das durchschnittliche Alter der roten Blutkörperchen beeinflusst (z. B. hämolytische Anämien oder starker Blutverlust). Die Anwesenheit bestimmter Hämoglobinvarianten kann die Meßmethoden für HbA1c beeinflussen. In diesen Fällen ist es ratsam, Fructosamin statt HbA1c zur Glucoseüberwachung einzusetzen.
Da die Fructosaminkonzentrationen von gut eingestellten Diabetikern und Gesunden sich überschneiden können, ist der Einsatz des Fructosamin-Tests nicht zur Diagnostizierung oder zum Ausschluss eines Diabetes geeignet.
Test – Wann sinnvoll?
Wann kann der Test sinnvoll sein?
Der Fructosamin-Test kann angefordert werden, wenn der behandelnde Arzt den durchschnittlichen Glucosewert der letzten zwei bis drei Wochen beurteilen möchte.
Primär wird es bei der Therapie-Umstellung bzw. der Einführung eines neuen Therapieverfahrens eingesetzt um festzustellen, welche Auswirkungen eine Ernährungsänderung oder die Anwendung neuer Medikamente haben. Der Fructosaminspiegel kann auch bestimmt werden, wenn eine Diabetikerin schwanger wird, sowie bei akuten oder systemischen Erkrankungen, die die Glucose- und Insulinanforderungen über längere Zeit beeinflussen.
Die Fructosamin-Untersuchung kommt außerdem in Betracht, wenn eine Überwachung des Langzeitblutzuckers notwendig ist und ein HbA1c-Test – in erster Linie aufgrund einer Hämoglobinanomalie – nicht durchgeführt werden kann.
Das Testergebnis
Was bedeutet das Testergebnis?
Bei einem erhöhten Fructosamin-Wert war auch der Glucosespiegel des Patienten in den letzten zwei bis drei Wochen erhöht. Allgemein gesagt: Je höher die Fructosaminkonzentration desto höher auch die durchschnittlichen Blutglucosespiegel.
Die Tendenz kann hierbei bedeutender als der Absolutwert sein. Besteht eine Tendenz von normalen zu erhöhten Werten, kann das darauf hindeuten, dass die Blutzuckereinstellung des Patienten nicht optimal ist: Im Blut liegt zu viel Glucose bei zu geringen Mengen Insulin vor bzw. die verabreichete Insulinmenge reicht nicht mehr aus („Insulinresistenz“).
Normale Fructosewerte lassen den Schluß zu, dass der Patient entweder kein Diabetiker ist oder der Diabetes gut eingestellt ist.
Die Fructosaminwerte können auch durch andere Faktoren beeinflusst werden. Falsch niedrige Werte treten bei verminderter Proteinkonzentration auf (z. B. durch erhöhten Proteinverlust oder verminderte Proteinbildung). In diesem Fall besteht eine Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der täglichen Glucosemessungen und dem Fructosamin-Test.
Auch Patienten, deren Glucosekonzentrationen sich sprunghaft von sehr hohen zu sehr niedrigen Werten verändern, können einen nahezu normalen oder einen normalen HbA1c- und Fructosamin-Wert aufweisen. Obwohl die mittlere Glucosekonzentration in diesem Fall normal ist, erfordert sie eine regelmäßige Überwachung.
Hinweise & Störungen
Stabilität und Probentransport
Fructosamin ist bis zu drei Tage lang bei Raumtemperatur stabil und bis zu zwei Wochen lang bei +4° C stabil.
Referenzbereich
Methodenabhängig
Störfaktoren und Hinweise auf Besonderheiten
Hohe Vitamin-C-Spiegel (Ascorbinsäure), Lipämie (hohe Mengen an Triglyzeriden im Blut), Hämolyse (meistens bei der Blutentnahme als Artefakt) und Hyperthyroidismus können das Testergebnis verändern.
Richtlinien zur Qualitätskontrolle
Die Untersuchung ist nicht RiliBaeK-pflichtig.
Häufige Fragen (FAQ)
Kann der Fructose-Test zu Hause durchgeführt werden?
Nein. Obwohl in der jüngeren Vergangenheit Testverfahren für zu Hause erhältlich waren, wurden sie vom Markt genommen, nachdem das Folge-Unternehmen nach der Übernahme des früheren Konzerns festgestellt hatte, dass der Einsatz der Teststreifen zu falsch hohen Ergebnissen führte.
Muss man für einen Fructose-Test nüchtern sein?
Nein. Da das glykonierte Protein (Eiweiß, an das Zucker gebunden wurde) gemessen und damit die durchschnittlichen Glucosewerte der letzten zwei bis drei Wochen bestimmt werden, wird der Test nicht durch Nahrungsmittel beeinflusst, die der Patient an diesem Tag zu sich genommen hat. Aus diesem Grund kann das Fructosamin jederzeit unabhängig von der Tageszeit gemessen werden.
Sollten Patienten mit einer familiären Vorbelastung mit Diabetes einen Test auf Fructosamin und HbA1C durchführen lassen?
Diese Untersuchungen werden nicht als Vorsorge bei Nicht-Diabetikern empfohlen, das gilt auch, wenn eine starke familiäre Vorbelastung besteht. Ein oder mehrere Untersuchungen können bei Vorliegen erhöhter Nüchtern-Glucose-Werte angefordert werden.