Die Zahl der Totgeburten belief sich im Jahr 2015 weltweit auf 2,6 Millionen und diese Rate ist nach Einschätzung von Experten zu hoch. Die Rate entspricht rund 7200 Totgeburten pro Tag und sei im Vergleich zur Müttersterblichkeit eine zu hohe Quote.
Das Ergebnis stammt einer aus fünf Arbeiten bestehenden Analyse mit dem Titel »Ending Preventable Stillbirth«. Als Totgeburt gilt ein Kind, wenn es während des letzten Trimesters der Schwangerschaft oder nach 28 Wochen Schwangerschaft stirbt. Die Hälfte aller Totgeburten treten während der Geburt auf.
An der Studie waren insgesamt 216 Experten von über 100 Organisationen aus 43 Ländern beteiligt. Der »The Every Newborn Action Plan« sieht bis 2030 eine Senkung der Totgeburten auf 12 oder weniger pro 1000 Geburten vor. Ein Großteil, und zwar 98 Prozent der Totgeburten treten in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen (LMIC) auf. Sie bleiben dennoch auch ein Problem für Länder mit hohen Einkommen (HIC).
Die leitende Co-Studienautorin Prof. Joy Lawn von der London School of Hygiene & Tropical Medicine und ihre Kollegen stellten fest, dass die weltweite durchschnittliche Totengeburt-Rate von 2000 bis 2015 von 24,7 auf 18,4 Prozent fiel. Auf jährlicher Basis bedeutet dies eine Reduktion von 2 Prozent pro Jahr. Die Niederlande verzeichnete mit einer jährlichen Reduzierung von 6,8 Prozent seit dem Jahr 2000 die größte Reduktion von Totgeburten im internationalen Vergleich.
Die Niederländer erreichten dies durch Verbesserungen in der Schwangerenvorsorge und Pflege bei der Geburt, einer umfassenden perinatale Prüfung sowie einem Fokus auf die Gesundheit von Frauen vor und während der Schwangerschaft. In Kambodscha, Bangladesch und Ruanda fiel die Rate um 3,6, 3,4 bzw. 2,9 Prozent. Die Zahl der Geburten konnte Ruanda verdoppeln, die Gesundheitseinrichtungen und Schwangerschaftsvorsorge in der Qualität verbessern.
Nur 7,4 Prozent der Fälle ergeben sich aus angeborenen Missbildungen. Zahlreiche Erkrankungen, die mit Totgeburten in Verbindung stehen, lassen sich behandeln. Es wurden mütterliche Infektionen wie Malaria (8,8 %) und Syphilis (7,7 %) festgestellt. Bei über 10 Prozent der Fälle spielen nicht übertragbare Krankheiten, der Lebensstil und die Ernährung eine wichtige Rolle. In 3,7 Prozent der Fälle war die Mutter über 35 Jahre alt. Eine Präeklampsie und Eklampsie traten bei 4,7 Prozent der Totgeburten auf, während sich 14 Prozent auf verlängerte Schwangerschaften beziehen.
In Ländern der Sub-Sahara und dabei vor allem in jenen, wo Konflikte und Notsituationen herrschen, erfolgt die Reduktion der Totengeburt-Rate langsamer. Die Rate in Nigeria beläuft sich auf 42,9 pro 1000 Lebendgeburten mit einer durchschnittlichen Reduzierung von 1,3 Totgeburten pro 1000 Geburten jährlich seit dem Jahr 2000. Bei dieser Geschwindigkeit wird es 160 Jahre dauern bis die durchschnittliche Frau aus einem subsaharischen afrikanischen Land die gleiche Chance auf eine Lebendgeburt erhält wie eine Frau aus einem Land mit hohen Einkommen.
Die geringste Totengeburten-Rate hat Island mit 1,3 Totgeburten pro 1000 Geburten und in den USA wird jedes dritte von tausend Babys tot geboren. In Pakistan herrscht mit 43,1 Totgeburten je 1000 Lebendgeburten die höchste Rate.
Zur Verminderung der Totengeburten-Rate empfehlen die Studienautoren vor allem Bildung, Bekämpfung der Armut, eine Verbesserung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und einer kulturell angemessenen Schwangerschaftsvorsorge. Die Forscher fordern eine umfangreiche Klassifizierung und Erforschung der Ursachen der Totgeburten in Ländern mit hohen Einkommen, sowie Maßnahmen um Frauen zu helfen die eine Schwangerschaft mit einem normalen Körpergewicht beginnen.