Schönheitsoperationen beschäftigen viele von uns. Nun soll es um eine differenzierte Betrachtung dieses heiklen Thema Gehen, denn weder das Unterstellen von Schönheitswahn noch das blinde Vertrauen in ärztliche Ästhetik sind der wahre Weg.
Vielleicht kennt ihr ja im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis jemanden, der eine solche OP erwägt oder bereits einen kosmetischen Eingriff vorgenommen hat? Es handelt sich längst um ein Massenphänomen – jährlich werden in Deutschland rund 500.000 Schönheitsoperationen durchgeführt, Tendenz steigend.
Bis zu 90 Prozent der deutschen Frauen und mittlerweile auch immer mehr Männer sind mit ihrem Äußeren unzufrieden! Welche Fakten lassen sich zur Schönheits-OP zusammentragen? Welche Fantasien stellen sich als gefährlich heraus?
Wer lässt sich operieren?
Es ist ein hartnäckiger Mythos, dass Menschen ab 50 Jahren aufwärts sich für ein faltenfreies Gesicht besonders häufig unters Messer legen. Vermutlich sind die teils bis zur Unkenntlichkeit gestrafften älteren Hollywoodstars mitschuldig an dieser öffentlichen Meinung.
Wahr ist hingegen, dass der Großteil jener, die sich einer Schönheitsoperation unterziehen, unter 30 Jahre alt sind! Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) stellt fest, dass Frauen am häufigsten Brustvergrößerung und Fettabsaugung wollen, während die Männer vermehrt Korrekturen bei Augenlid, Nase und Kinn wünschen. Bei beiden Geschlechtern gewinnt das Nervengift Botox als Behandlungsmethode gegen Mimikfalten seit Jahren an Bedeutung.
Besseres Aussehen, besseres Leben?
Warum wünschen sich gerade junge Menschen so oft eine Schönheitsoperation? Zum einen gilt ein möglichst langanhaltendes jugendliches Aussehen und ein Körper, der unserem westlichen Ideal entspricht, als erstrebenswert.
Eine repräsentative Studie der Leuphania Universität Lüneburg zeigt eindrucksvoll, wie fest die Vorstellung von „Schön ist erfolgreich“ in unseren Köpfen verankert ist: Ausgewählte Teilnehmer wurden nach ihrem Beschäftigungsstatus und Gehalt befragt. Die Interviewer mussten außerdem ihre subjektive Meinung zum Aussehen des Gegenüber notieren.
Der resultierende Zusammenhang: Attraktive Frauen und Männer sind demzufolge seltener arbeitslos und verdienen im Durchschnitt auch mehr als Kollegen, die als weniger hübsch empfunden wurden.
Eigene Erwartung hinterfragen
Es ist wichtig, unser Urteil von der Perfektion des Körpers wieder zu lösen. Die selbst immer höher gelegte Messlatte entspricht einfach nicht mehr der Realität oder individuellen Veranlagung. Angetrieben von der gesellschaftlichen Glorifizierung von Schönheit in Verbindung mit retuschierter Werbung fühlen sich bereits Jugendliche unter enormen Druck, optisch dazu zu gehören.
Drei Viertel der bis 30-Jährigen in Deutschland fühlen sich unabhängig vom tatsächlichen Körpergewicht zu dick, wohl mindestens ein Zehntel aller Frauen hat ein stark gestörtes Verhalten zum eigenen Aussehen, befindet sich auf „Dauerdiät“ und dem Weg in eine Essstörung. Es handelt sich um ernstzunehmende Krankheitsbilder.
Wer eine Schönheits-Operation als Lösung aller Probleme betrachtet, dürfte selbst nach einem erfolgreichen Eingriff bitter enttäuscht sein. Salopp gesagt: Ein neuer Busen rettet keine kriselnde Beziehung. Schlanke Oberarme oder Schenkel machen einen Menschen nicht automatisch glücklich.
Entscheidung für Schönheits-OP
Wir haben nun die Kehrseite des heutigen Schönheitswahn gesehen. Der Versuch, unserer Vergänglichkeit und menschliche Unzulänglichkeit zu ignorieren oder gar umzukehren, fördert falsche Ideale. Außer Frage steht jedoch auch, dass Menschen beim täglichen Blick auf ihre (vermeintlichen) Makel leiden.
Der Wunsch nach Veränderung wird derart herbeigesehnt, dass nach erfolgter OP psychische Verunsicherungen abklingen bis verschwinden und die Patienten auch aus diesem Grunde mehr Attraktivität ausstrahlen.
Der Schritt zur Schönheits-OP geschieht übrigens entgegen anderslautender Vorurteile nicht schnellfertig: Patienten überlegen sich eine Operation im Normalfall über Jahre hinweg, wie die DGÄPC regelmäßig beobachtet.
Checkliste und weiterführende Infos
Wer sich also für eine ästhetische Korrektur entscheidet, sollte sich über den geplanten Eingriff umfangreich informieren. Ob bei einer Brust Vergrößerung in Düsseldorf, einem Facelifting in München oder einer Fettabsaugung in Berlin: Der Patient sollte stets wichtige Fragen im Vorgespräch mit dem Arzt klären und über mögliche Risiken aufgeklärt werden.
Relevante Infos hat in der Checkliste zur Brustvergrößerung die DGÄPC für Patienten zusammengestellt. Interessierte sollten diese Punkte mit dem Mediziner gemeinsam in Ruhe durchgehen und erst nach Klärung aller Fragen der Operation zustimmen.
Wer sich noch mehr mit modernen Verfahren der Schönheitschirurgie, ihrem Nutzen wie auch möglichen Gefahren auseinander setzen mag, dem empfehle ich das kritische Ratgeberbuch „Schönheit“ von Hans Weiss und Ingeborg Lackinger Karger als aktuelle Lektüre.