Korsetts erfreuen sich in der menschlichen Modewelt bereits seit dem frühen 16. Jahrhundert aller größter Beliebtheit. Sie entwickelten sich über die Jahrhunderte in ihrem Aussehen sowie in den verwendeten Materialien durchaus weiter.
Modetechnisch gerieten Korsetts im 20. Jahrhundert etwas in Vergessenheit, medizinisch jedoch nicht.
Sie werden nach wie vor bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen rege und gern eingesetzt und sind ein wichtiger und elementarer Bestandteil der Orthese.
Welche Arten, Formen und Typen von Korsetts es gibt, wann eine medizinische Notwendigkeit besteht, welche Funktion und Wirkungsweise Sie haben und vieles mehr erfahren Sie nachfolgend.
Table of Contents
Was ist ein Korsett?
Inhaltsverzeichnis
Aus sogenannten verschleiften Miedern entwickelten sich bereits in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts die heutigen Korsetts. Das erste Auftreten von Korsetts ist überhaupt auch nur auf die Darstellung auf Gemälden nacheisbar da es auffällig war, dass ab dem Jahre 1530 schwerpunktmäßig Frauen auf Gemälden meist nur noch mit Miedern zu finden waren.
Um 1600 Hundert war beispielsweise eine spanische Hoftracht vorherrschend, die den Oberkörper der Frau in der Form eines Konus formte. Die Brust wurde hierbei ganz kategorisch flac gedrückt. Im weiteren Verlauf entwickelte sich herbei eine sogenannte konische Korsettform. Hierbei wurde die weibliche Brust stark in Szene gesetzt und nach oben angehoben. Diese Form hatte Bestand bis zur Französischen Revolution.
Die Begrifflichkeit Korsett verwandte man hier bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiter. Man nannte es bis zu dahin steifes Mieder oder Schnürleiber, Leibstücker oder auch Schnürbrüste. Bis in das 20. Jahrhundert nutzte man bei der Fertigung des Korsetts das sogenannte Fischbein. Es wurde als das relevanteste Versteifungsmaterial angesehen.
Daneben gab es jedoch noch Alternativversteifungsmaterial, wie Stahlspiralen, Horn oder Federstahlbänder. In den Jahren der Biedermeierzeit, galten Korsetts als nicht notwendig.
Erst ab ca. 1840 erfuhr das Mieder wieder seinen Durchbruch. In der Zeitspanne 1820 – 1850 trugen nun im Rahmen des Dandytums Männer zahlreiche Korsetts. In dieser zeitlichen Range etablierte sich dann auch die Begrifflichkeit des Korsetts am Markt. Ab 1829 nutzte man hierbei auch immer mehr Ösen oder auch Haken. Auch wurde der Vorderverschluss eingeführt.
In den Jahren 1840 bis 1870 etablierte sich darüber hinaus die sogenannte Sanduhrform. Diese Form gilt noch bis heute als die Korsettform im klassischen Sinne. Die Taille ist hierbei von den Proportionen sehr klein. Die Busen- und die Hüftweite jedoch recht üppig im Vergleich zur Taille. In den Jahren um 1890 galt es als besonders trendy eine extrem kleine Taille vorzuweisen aufgrund dessen passte sich die Mode hierbei an.
Ab 1900 bis heute
Um die Jahrhundertwende um 1900 herum, etalierte sich am Markt eine weitere neue Korsettform. Ihr gab man den Namen S-Korsett. Die Brust wurde hierbei herausmodelliert und der Bauch in einer unnatürlichen Form wieder hinein gedrückt, so dass diese Erscheinung als recht unnatürlich herbeikam.
Ab 1910 löste das Unterbrustkorsett das typische S-Korsett ab. Ab 1913 kann man davon ausgehen, dass aufgrund der Frauenbewegungen und der darauffolgenden einzelnen Kriege diese Mode keine weitere Relevanz am Markt hatte im Rahmen einer täglichen Massenmode. Bis zum Jahre 1960 trug man mehr und mehr einfachere Hüfthalter, die wesentlich praktikabler für die Frau waren.
Mittlerweile gehört das Korsett zu den sogenannten medizinischen Hilfsmitteln. Sie sind hierbei den Hilfsmitteln der Orthesen zuzuordnen. Diese sogenannte stabilisierende Stützkonstruktion wird hierbei individuell auf Arztanweisung angefertigt und durch einen Orthopädietechniker industriell gefertigt. In dieser Funktion dient das Korsett als Stützinstrument, das den Rumpf oder einzelne andere Gliedmaßen stabilisiert und ruhig stellt sowie korrigiert und entlastet.
Gesundheit und das Korsett
Ärzte warnten immer wieder insbesondere vor der Schnürbrust. Hierbei ist ein verfrühter Einsatz schädlich, was den Knochenaufbau anbetrifft. Der Knochenaufbau, so war die Befürchtung wurde verformt. Oftmals erfolgte eine übertriebene Engschnürung, die zu Problemen führte. Des Weiteren kam es zu organischen Belastungen und zu einem andauernden Muskulaturverlust durch das ständige Tragen des Korsetts bis hin zu einer Beeinträchtigung der Wirbelsäule.
Die Warnungen der Ärzte blieben im Regelfall jedoch unberücksichtigt. Mädchen erhielten vor allem im Alter von 12-14 Lebensjahren die erste Schnürbrust, aus modischen Aspekten. Von Zeit zu Zeit wurden sogar Kleinkinder in Schnürbrüste vorgefunden. Die hier zu vorzufindenden muskulären Beeinflussungen und organischen Verformungen waren teiols dramatisch. Ärzte erkannten bereits im Jahre 1783 in Österreich, dass das Trage der Schnürbrüste für resp. Mieder aufgrund der Gefährdung der Gesundheit explizit verboten war für Schülerinnen.
Die Forderungen auf das Mieder ganz zu verzichten wurden in den darauffolgenden Jahren immer lauter. Jedoch fand man erst wirklich gehör, als die Frauenbewegungen aktiver wurden und die harten Kriegsjahre andere Thematiken hervorbrachten als ein Modestück.
Ende des 19. Jahrhunderts war dann die Entwicklung soweit, dass es Reformkorsetts oder auch Gesundheitskorsetts am Markt gab. Man verwendete hier Gummifäden oder auch Gummieinsätze, um eine elastischere Tragemöglichkeit zu schaffen de das Gesundheitsrisiko minimiert. Parallel fand man in den Frauenzeitschriften Anleitungen wie man aus herkömmlichen Modellen gesündere Modelle fertigen konnte.
Aktuell ist es so, dass Korsetts gerne unter historischen Kostümen oder in Fetischkleidung zu finden sind. Auch medizinische Zwecke spielen bei dem Tragen im Sinne eine Stütz- und Stabilisierungsfunktion eine entscheidende Rolle hierbei. Der BDSM Bereich oder auch die Schwarze Gothic Szene verwenden darüber hinaus gern Korsetts in ihrer Mode.
Formen, Arten & Typen
Es gibt noch heute verschiedene Arten von Korsetts. Man kann Korsetts sowohl nach der Form sowie auch nach den Materialien untergliedern und unterteilen.
Schwerpunktmäßig untergliedert man:
- Das Vollbrustkorsett
- Das Halbbrustkorsett
- Das Unterbrustkorsett
- Das Taillienkorsett
Das Vollbrustkorsett
Wie der Name vermuten lässt bedeckt das Vollbrustkorsett den kompletten Brustteil. Bei der Korsettauswahl eines Vollbrustkorsetts muss dabei hier neben der Taillienweite auch die BH Größe der Käuferin abgemessen und bestimmt werden. Das ist dringend vorzunehmen, damit das Korsette auch gut und passig sitzt an der Trägerin.
Das sogenannte Vollbrustkorsett ist sehr gut für Trägerinnen geeignet, die eine große Oberweite besitzen. Wenn man hier bei der Stoff- und Materialauswahl clever vorgeht so kann man ein Vollbrustkorsett sogar als Oberbekleidung nutzen.
Das Halbbrustkorsett
Das Halbbrustkorsett umhüllt ähnlich, wie das Vollbrustkorsett die Brust. Es ist jedoch wesentlich tiefer geschnitten. Im Prinzip bedeckt es beinahe nur so die Brustwarzen einer Frau. Bei der Bemessung der Trägerin muss jedoch auch hier sowohl die Cup Größe wie auch die Tailliengröße bemessen werden.
Diese Version hebt und formt die Brust ähnlich wie das Vollbrustkorsett. Trägerinnen, die nur über einen kleinen Busen verfügen, können mit dem Halbbrustkorsett durchaus schummeln. Auch ein Halbbrustkorsett kann als Oberbekleidung getragen werden. Besonders interessant ist hierbei die Trageoption in Kombination mit einer Bluse oder ähnliches.
Das Unterbrustkorsett
Diese Korsettart bedeckt unter anderem im Regelfall die Hüfte. Es endet darüber hinaus kurz unterhalb der Brust. Ab und An kann es auch nur bis kurz unter die Rippen Gehen. Die Abgrenzung zum Taillenkorsett ist hier nicht immer ganz einfach. Diese Korsettart bietet sich durchaus als Einsteigerkorsett an. Der allgemeine Tragekomfort ist her als recht hoch einzuschätzen. Trägerinnen können auch dieses Korsett gut unter einem Top tragen oder gar über einer Bluse.
Das Taillekorsett
Diese Variante gehört zu den Unterbrustkorsetts. Es bedeckt im Regelfall noch die untere Rippe. Der Hüftbereich wird meist ausgespart. Es ermöglich hierbei ein extremes Einschnüren der Taille und somit einen hohen Schnüreffekt. Herbei kann der Wespentailleneffekt erzeugt werden.
Aufbau, Funktion & Wirkung
Ein Korsettaufbau kann nach verschiedenen Prinzipien erfolgen. Mit einem Korsett werden die Dynamik und auch die Statik des menschlichen Skelettsystems stabilisiert und unterstützt. Von Fall u Fall ist es sogar denkbar, dass hier erst durch die Orthese ein solches Umfeld geschaffen werden kann. Die Nutzung des Korsetts erfolgt im Regelfall ausschließlich durch die entsprechende Ruhigstellung oder auch Stabilisierung bzw. Entlastung des entsprechenden einzelnen Körperabschnitts.
Es ist auch denkbar, dass es medizinisch notwendig erscheint einen bestimmten Körperabschnitt einzuschränken von der Beweglichkeit her, dass eine Heilung dadurch eingeleitet werden kann. Teilweise dienen die Korsetts als Stützeinlage, um das Skelettsystem zu entlasten. Denkbar sind z. B. Morbus Perhes Fälle oder alternative degenerative Krankheiten. Es gibt eine Reihe von Orthopädischen Korsetts. Diese werden unter den Bezeichnungen Rückenorthese oder Rumpforthese zusammengefasst.
Passive Rumpforthesen dienen beispielsweise als Stützkorsetts. Denn primär dienen sie der Entlastung und auch Unterstützung von menschlichen Schmerztherapien. Diese Menschen leiden hierbei meist unter einer sogenannten Wirbelsäule, die instabil ist.
Der Einsatz erfolgt häufig bereits bei Kindern und auch Jugendlichen, damit das kindliche Wachstum in die korrekte Form gesteuert wird.
Bei Erwachsenen ist ebenso eine Haltungsverbesserung oder auch eine Schmerzlinderung zu verzeichnen und findet deshalb auch häufig Anwendung. Ggf. können einzelne Rumpforthesen auch zur Streckung und Aufrichtung genutzt werden. Ein Korsett wird im Normalfall am Patentenrücken angelegt.
Der Enge Körperkontakt, ist ähnlich wie bei einer Schiene hierbei äußerst wichtig. Das Korsett muss schlicht optimal angelegt werden, um den positivsten Effekt zu erzielen. Eine weitere Stabilisierung erfährt der Patient dann durch die Stützverstrebung. Ein Korsett sitzt dann immer medizinisch richtig, wenn keine selbstständige Bewegung durc den Rumpf ehr generierbar ist.
Medizinischer Nutzen
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen des Korsetts
Durch die Anwendung von Orthesen oder auch Korsetts lassen sich durchaus sehr gute medizinische Ergebnisse erzielen. Für den Menschen kann hier ein guter gesundheitlicher Nutzen erzielt werden. Diese Stützinstrumente sind bereits bei Babys, wie auch bei Erwachsenen als Stützinstrument einsetzbar. Es lassen sich ganz verschiedene Beeinträchtigungen damit lindern. Ein Korsett kommt meist bei entzündlichem Vorgehen am Skelettapparat zum Tragen. Hier erfolgt dann eine Ruhigstellung durch das Stützinstrument.
Das sogenannte Boston-Korsett oder auch das Milwaukee-Korsett kommen beispielsweise bei der Skoliose zum Einsatz. Bei der Skoliose handelt es sich um eine Wirbelsäulenverkrümmung. Die Wirbelsäulenform der Patienten, ähnelt hier immer mehr der typischen S-Form. Die Wirbelsäule erfährt darüber hinaus eine im Regelfall als unnatürliche Drehung bezeichnete Entwicklung.
Andere Krankheitsbilder sind hierbei die Lordose oder die Kyphose. Die Lordose bezeichnet eine starke Neigung rückwärts der Wirbelsäule. Die Kyphose bezeichnet eine starke Vorwärtsneigung der Wirbelsäule. Auch bei einer fortgeschrittenen Skoliose kann durch das Korsetttragen Abhilfe geschaffen werden. Mediziner nutzen jedoch bei diesem Krankheitsbild den Einsatz nur, sollte sich die Wirbelsäulenwachstumsrichtung noch verändern lassen. Denkbar ist hier vor allem der Einsatz bei Kindern oder auch Jugendlichen.
Fragen & Antworten
Seit wann gibt es sie?
Seit wann gibt es Korsetts in der Bekleidung?
Korsetts blicken auf ein langes geschichtliches Leben zurück. Aus den sogenannten verschleiften Miedern entwickelten sich bereits in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts die heutigen Korsetts. Das erste Auftreten von Korsetts ist überhaupt auch nur auf die Darstellung auf Gemälden nacheisbar da es auffällig war, dass ab dem Jahre 1530 schwerpunktmäßig Frauen auf Gemälden meist nur noch mit Miedern zu finden waren.
Die Begrifflichkeit Korsett verwandte man hier bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiter. Man nannte es damals steifes Mieder oder Schnürleiber, Leibstücker oder auch Schnürbrüste. Bis in das 20. Jahrhundert nutzte man bei der Fertigung des Korsetts das sogenannte Fischbein. Es wurde als das relevanteste Versteifungsmaterial angesehen. Daneben gab es jedoch noch Alternativversteifungsmaterial, wie Stahlspiralen, Horn oder Federstahlbänder.
Heute unbedeutend?
Weshalb haben Korsetts seit Anfang des 20. Jahrhunderts an Bedeutung verloren?
Zum einen waren sich Mediziner darüber einig, dass die Verwendung eines Korsetts insbesondere bei Kindern zu Schäden führen kann. So war es bereits in Österreich so, dass es bereits lange ein Verbot für Schülerinnen gab, Korsetts zu tragen. An wusste bereits früh, dass es bei Kindern zu Muskulaturverlust, Deformierungen an der Wirbelsäule bis hin zu Organfehlstellungen kommen konnte.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Frauenbewegungen darüber hinaus immer aktiver so, dass die Verbreitung hierdurch weiter eingeschränkt wurde. Die vielen Kriege im 20. Jahrhundert sorgten des Weiteren dazu, dass es hier andere relevante Themen gab, als sich mit Miedern oder Korsetts auseinander zu setzen.
Medizinisch notwendig?
Gibt es medizinische Situationen in denen es empfohlen wird ein Korsett zu tragen?
Durch die Anwendung von Orthesen oder auch Korsetts lassen sich durchaus sehr gute medizinische Ergebnisse erzielen. Für den Menschen kann hier ein guter gesundheitlicher Nutzen erzielt werden. Diese Stützinstrumente sind bereits bei Babys, wie auch bei Erwachsenen als Stützinstrument einsetzbar. Es lassen sich ganz verschiedene Beeinträchtigungen damit lindern. Ein Korsett kommt meist bei entzündlichem Vorgehen am Skelettapparat zum Tragen. Hier erfolgt dann eine Ruhigstellung durch das Stützinstrument.
Unser Fazit zu Korsetts
Korsetts haben nicht nur in der menschlichen Mode eine lange Tradition, sondern auch in der medizinischen Effektivität. Bereits seit dem 16. Jahrhundert tragen Frauen Korsetts. Die Beliebtheit ließ rein modetechnisch im 20. Jahrhundert nach. Vielmehr entwickelte sich das Thema Korsetts zu einem Untergrundthema von klassischen modischen Randgebieten. In der Medizin jedoch werden Korsetts als Stütz-, Form-, und Stabilisierungsinstrument nach wie vor viel und oft genutzt.