Die Bereitwilligkeit aktive Mitarbeit an therapeutischen Maßnahmen
Eine erfolgreiche und positive Wirkung zeigende ärztliche Behandlung setzt in erster Linie die Mitwirkung des Patienten voraus.
So gibt es nur sehr wenige Beschwerden oder Krankheiten, welche für die erfolgreiche Therapie keine aktive Mitarbeit des Pflegebedürftigen bedürfen.
Was die sogenannte Compiliance genau ist, wieso sie wichtig ist, was für Risiken eine Nicht-Mitwirkung birgt und alle weiteren, wichtigen Informationen zum Thema finden Sie nachfolgend.
Table of Contents
Was ist die „Compliance„?
Inhaltsverzeichnis
Unter „Compliance“ (deutsch: Komplianz) versteht man die Bereitwilligkeit eines Erkrankten zur aktive Mitarbeit an therapeutischen Maßnahmen, demzufolge das kooperative Verhalten unter der verordneten Therapie. Damit kann der Begriff Compliance auch mit „Therapietreue“ festgelegt werden.
Der Begriff der Compliance kommt sowohl bei chronisch kranken Menschen aufgrund der periodischen Einnahme von Medikamenten zum Tragen, als auch bei der Einhaltung von ärztlich angewiesenen Diäten oder empfohlenen Veränderung von bestimmten Lebensarten. Gute Komplianz bedeutet hierbei ein beständiges Befolgen ärztlicher Ratschläge.
Definiert wird die Compliance durch die WHO in fünf miteinander verknüpften Dimensionen:
- Soziologische-ökonomische Kriterien (Geldmangel, momentaner Ausbildungsstand, keine Arbeit)
- Patientenabhängige Kriterien (Selbstmanagement, Einblick in den Sachverhalt, Vergesslichkeit)
- durch die Krankheit bedingte Kriterien (Krankheitsbilder, Depression, gefühlter Nutzen)
- Therapiebedingte Kriterien (Komplexität der Verabreichung, Nebenwirkungen)
- und Gesundheitssystem- und therapeutunabhängige Kriterien (Behandlungsmöglichkeiten, Kommunikation, Kostenübernahme der Behandlung)
Ermittlung & Messung
Das Messen der Therapietreue ist insofern schwierig, als dass sie eine subjektive Einschätzung eines Charaktermerkmals ist und kein Maßstab vorhanden ist. Dennoch können Partnerschaften und Technologien dabei helfen die aktuelle Compliance des Patienten zu bestimmen.

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Messmethoden der Compliance sind hierbei unter anderem:
- Blutentnahme als Diagnosik in vitro
- Kontrolle des Medikamentenkaufs
- Pillenzählen
- Einsatz von MEMS (elektronische Überwachung der Entnahme von Tabletten aus einer Schachtel)
- Selbstdeklaration (Abklärung mithilfe von Fragen/ eines Fragenbogens)
Die Messungen der Compliance spiegeln hierbei immer das aktuelle Verhalten zum Zeitpunkt wieder. Sie sind im Gegenzug der direkten Beobachtung nicht kontinuierlich. Sprich, die Therapietreue kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Gängigste Methode der Ermittlung der Komplianz ist nach wie vor die Einschätzung von Ärzten/Apothekern als auch von nahen Angehörigen, die die Einnahme beobachten und protokollieren.
Die Compliance wird meist als Prozentzahl beschrieben. So bedeutet eine Compliance von 80%, dass über die bestimmte Zeitdauer 80% von der geplanten Dosierung (und mehr) eingenommen wurde. Die Komplianz definiert sich hierbei in einem Intervall von 0% bis über 100%, wobei „über 100%“ bedeutet, dass der Patient mehr Medikamente eingenommen hat als angewiesen.
Funktionen & Aufgaben
So kann ein offenes, gelockertes Verhältnis zwischen Arzt und Patient Ängste beseitigen, Vertrauen und Hoffnung beim Patienten schaffen und die Kontrollinstanz seitens des Arztes verstärken.
Wichtigste Grundlage hierbei ist die verständliche als auch verständige Kommunikation zwischen Arzt und Patient, aber auch anderer Autoritäten und Patient. Eine vertrauensvolle und verständliche Sprache dient zur Kommunikation mit den Patienten und führt zu Informationen zur Diagnose beziehungsweise zur Erkrankung selbst.
Zudem wird der Sinn und Zweck sowohl der verordneten Medikamente als auch Therapie offenbart. Das offene Verhältnis stärkt die Fähigkeit zur Selbstorganisation und birgt Aussicht auf erhöhte Lebensqualität und verbessere Gesundheit. Dafür ist es sinnvoll, dass die ärztliche Autorität nicht ausschließlich über die Diagnose, den Therapieplan und die gesamte damit zusammenhängende theoretische Materie spricht, sondern auch über die Selbstorganisation des Patienten und die Umsetzung des vorgegebenen Therapieplans.
Weiterhin kann abgeklärt werden, welche mögliche Risiken bei Non-Compliance bestehen oder entstehen könnten, wie man Non-Compliance gezielt vermeiden bzw. beseitigen kann und wann zum Beispiel die Vergesslichkeit des Patienten zur einer Nichteinnahme des Medikaments führen könnte. Somit können die eventuell bestehenden Risiken des Non-Compliance-Verhaltens durch die Fachkräfte schnell erkennen und behandeln lassen.
Beispiele & Maßnahmen
Beispielsweise kann Medikamenteneinnahme versäumt werden, wenn diese in den geregelten Tagesablauf des Patienten schwierig eingebracht werden kann. Nun kann das Gespräch zwischen Patient und Arzt gesucht werden, um Methoden zu finden, damit sichergestellt werden kann, dass sich die Medikamenteneinnahme mit den Tagesablauf des Patienten verankert.

Die Medikamenteneinnahme kann leicht vergessen werden
In diesem Falle könnte eine Medikamentenschachtel Abhilfe schaffen, die die periodische Einnahme des Patienten regelt, Vergesslichkeit vermindert und Ordnung in den Tagesablauf bringt. Folglich behalten die Patienten nicht nur den Überblick, sondern genießen auch das Gefühl in den Prozess der Behandlung einbezogen zu sein.
Mögliche Maßnahmen zur Compliance sind vielzählig und gerade für Menschen, die nicht mehr differenziert mitdenken und sich nur schwierig strukturieren können, ist eine erhöhte Aufmerksamkeit der Fachkräfte als auch ein ständiger Informationsaustausch vonnöten. Diverse Angebote wie elektronische Organisationshilfen tragen zur Steigerung der Compliance bei.
So helfen Kalender, Pillenboxen oder sogar SMS-Erinnerungen an das Mobiltelefon ungemein. Monitoring wie MEMS, also die elektronisch gesteuerte Messung der Tablettenentnahme aus den Behältern, als auch die Messung der Blutwerte oder auch Glukosewerte, die sogar durch den Patienten selbst erfolgen kann, tragen weiterhin zur Stärkung der Komplianz bei.
Nicht zu vernachlässigen sind die psychischen Faktoren und deren Einfluss auf die Compliance des Patienten. So trägt der Patient zur Compliance bei, wenn er die Krankheit versteht, akzeptiert und letzten Endes auch die Erläuterung der Fachkräfte Glauben schenkt.
Außerdem hilfreich ist neben dem Verständnis der Therapie der Glaube an die Wirksamkeit dieser. Zwischenmenschliche Beziehungen gehören gepflegt und gehütet. So hilft es, wenn die Angehörigen das Befolgungsverhalten des Patienten unterstützen und der Patient selbst mit der medizinischen Betreuung zufrieden ist.
Krankheiten & Beschwerden
Die Non-Compliance unterteilt sich in eine beabsichtigte und eine unbeabsichtigte Vorgehensweise, wobei die unbeabsichtigte Non-Compliance am häufigsten vertreten und zumeist in der Vergesslichkeit des Patienten begründet ist.

Das Nichteinhalten von ärztlichen Ratschlägen wird Non-Compliance genannt
Gründe für ein ablehnendes Verhalten sind zahlreich und im Nachfolgenden aufgelistet:
- Angst vor (starken) Nebenwirkungen
- „unbequeme“ Medikamenteneinnahme
- Stress
- unzureichende Informationen bezüglich der eigenen Erkrankung
- unzureichendes Wissen über die Wirkung der Medikamente
- fehlendes oder geringes Verständnis zu den Folgen
- zu hohe Kosten für die Therapie und/oder die Medikamente
- Nachlassen der Symptome mit zusammenhängender Ablehnung
- andere ethische Einstellungen (z.B. das religiöse Verbot einer Bluttransfusion)
Die Psyche des Menschen ist ein weitverbreiteter Grund für die Non-Compliance. So ist die Prozentzahl der non-complianten Personen in Neurologie und Psychatrie mit 50% besonders hoch. So führen Schizophrenie und Depression zu einer veränderten Krankheits- als auch Umfeldswahrnehmung und verfälschen die Notwendigkeit einer Behandlung in den Augen des Patienten.
Wesentlicher Faktor unzureichender Therapietreue ist weiterhin eine mangelhafte bis nicht vorhandene Kommunikation in der Arzt-Patient-Beziehung. Hervorgerufen wird diese durch eine nicht dem normalen Sprachgebrauch entsprechende Medizinersprache, als auch einer geringen Überzeugungskraft seitens der Ärzte bzw. anderer Fachkräfte. Grund dafür ist eine „paternalistische“ Arzt-Patient-Beziehung, die auf die Autorität des Arztes basiert und leider noch zu 43% fabriziert wird.
Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Compiliance.
„Ein Angehöriger „leidet“ unter Non-Compliance, was kann ich tun?“
Antwort: Als Faktor im Umfeld wird Außenstehenden eine besondere Aufgabe zugeteilt. Leidet der Angehörige nicht gerade an einer psychischen Krankheit bzw. besitzt psychische Mängel, die es ihm unmöglich machen es selbst in den Griff zu bekommen. So hilft ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Angehörigen und eventuellen Verweis auf die Theorie der Compliance.
„Ich bin eine ärztliche Fachkraft und es liegen Mangel in der „Patient-Arzt-Beziehung“ vor, welche Möglichkeiten gibt es sie zu verbessern?“
Antwort: Ausbildungsmäßig gibt es Informations- als auch Kompetenzunterschiede, womit die fachliche Beziehung asymmetrisch ist. Hilfreich ist es sich über die Compliance-Theorie als auch die Patient-Arzt-Beziehung und zwischenmenschliches Handeln zu belesen. So gibt es wichtige Faktoren, die eingehalten werden müssen, wie die Zufriedenheit des Patienten und die eigene Durchsetzungskraft.