Wenn Wohlstand Krank macht: Zivilisationskrankheiten im Vormarsch
Die beständige Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik bringt viele Vorteile mit sich. Wir Menschen profitieren davon in vielerlei Hinsicht. als besonders positiv ist allerdings die Entwicklung im Bereich der Gesundheit zu beurteilen: Die hygienischen Verhältnisse und die medizinische Versorgung haben sich deutlich verbessert. Neue Therapien konnten ausgearbeitet werden und auch die Prävention zeigt immer mehr Wirkung. Doch gerade dieser Umstand ist es, der – in Kombination mit einer gesicherten Nahrungsversorgung – zu einer Veränderung unserer Lebens- und Verhaltensweisen führt. Und während die Krankheiten, die früher häufig auftraten und in vielen Fällen sogar zum Tod führten, immer seltener werden, nimmt eine andere Gattung Beschwerden kontinuierlich zu: Zivilisationskrankheiten.
Entstehung neuer Krankheitsbilder
Einst waren Pest, Cholera und Tuberkulose sehr gefürchtete Krankheiten. Im Zuge des Fortschritts gelang es jedoch, die Gefahr einer Infektion weitestgehend zu reduzieren. Eigentlich ein großer Erfolg – dieser aber wird durch die Entstehung neuer Krankheitsbilder relativiert.
So müssen die Ärzte immer häufiger Herz– und Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck oder Arteriosklerose diagnostizieren. Auch die Zahl der Patienten, die an Übergewicht, Magersucht, Bulimie, Diabetes, Gicht oder Krebs erkranken, nimmt kontinuierlich zu.
Ebenfalls auf dem Vormarsch sind Allergien und diverse Formen der Hauterkrankungen. Die soeben genannten Beispiele sind zahlreich, stellen aber nur einen Überblick der Problematik dar. Aufgrund der Uneinigkeit in der Literatur gibt es nämlich bislang keinen einheitlichen Katalog.
Dies ist auch der Grund dafür, dass sich die Darstellung lediglich auf die Krankheiten bezieht, die oftmals abgeführt werden. Ein Zusammenhang wird darüber hinaus vielen anderen Erkrankungen nachgesagt. Ob dieser tatsächlich besteht, konnte bislang allerdings nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Ursachen und Therapien
Wohlstandskrankheiten sind ein typisches Problem der Industrienationen. Der Begriff als solcher darf jedoch nicht missverstanden werden: Es ist nicht die Zivilisation an sich, die für die Entstehung der gesundheitlichen Beschwerden ursächlich ist.
Vielmehr sind es die Verhaltensweisen jedes einzelnen Menschen, die das individuelle Risiko seiner Erkrankung ausmachen.
Als begünstigende Faktoren sind beispielsweise ein Mangel an Bewegung, falsche oder übermäßige Ernährung, Stress oder Belastungen durch die Umwelt zu nennen.
Der Konsum von Alkohol oder Nikotin scheint das Risiko weiter zu erhöhen – ebenso wie Lärm oder eine übertriebene Hygiene. Gerade im Hinblick auf Magersucht und Bulimie spielen auch Normen und verzerrte Schönheitsideale eine große Rolle.
Weitere Ursachen werden diskutiert, ein etwaiger Zusammenhang ist allerdings noch immer kaum erforscht. Fakt scheint jedoch zu sein, dass die Entstehung der Wohlstandskrankheiten nicht durch einen Risikofaktor allein ausgelöst wird, sondern vielmehr durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Die Therapie der Zivilisationskrankheiten besteht nicht nur in der weitgehenden Vermeidung eines jeden Risikos, sondern auch in der gezielten Behandlung. Wie diese im Einzelnen aussieht, hängt wiederum mit der zugrunde liegenden Erkrankung zusammen.