Zwei neue Studien demonstrieren, dass eine universelle Grippeschutzimpfung in Reichweite rückt. In beiden Studien waren Versuchs-Impfungen in der Lage, mehrere Subtypen von Influenza–Viren bei Tieren zu unterdrücken.
Die bislang üblichen Influenza–Impfungen nutzen den “Kopf” eines Moleküls, ein Hemagglutinin, an der Oberfläche von Grippe–Viren. Doch die neue Impfung spricht auch das Zentrum des Moleküls an, das weniger anfällig für Mutationen ist.
„Die Kopf-Region des Hemagglutinin ist es, die sich von Jahr zu Jahr verändert und es erforderlich macht, dass beinahe jährlich neue Impfstoffe entwickelt werden müssen, um Schutz vor neuen Viren-Varianten zu gewährleisten”, berichtet Dr. Barney Graham vom Nationalen Institut für Allergen und Infektionskrankheiten, USA.
Der neue Impfstoff enthält Nanopartikel eines Subtyps der Influenza. Das Team von Dr. Graham stellte fest, dass dieser eine Impfstoff in der Lage ist, vollständig vor einem Grippe-Erreger in Mäusen zu schützen, und teilweise vor einem Subtypen, der bei Frettchen auftritt.
Um die Stammregion des Virus-Moleküls Hemagglutinin anzusteuern, produzierte das Expertenteam eine stabile Version dieses Stammes, indem sie Hemagglutinin aus einem h1n1-Influenzavirus verwendeten, bekannt als Erreger der Schweinegrippe.
Das Hemagglutinin wurde dann mit Nanopartikeln verbunden und mit einer Substanz angereichert, die dazu dient, das körpereigene Immunsystem anzuregen. Dann wendete man den Impfstoff sowohl bei Mäusen als auch bei Frettchen im Labor an und infizierte beide Tierarten mit einer potentiell tödlichen Dosis des H5N1-Erregers, landläufig „Vogelgrippe“.
Während die Antikörper, die durch den Impfstoff produziert wurden, diese Art von Influenzaerreger nicht eliminierten, schützten sie die Mehrzahl der Tiere dennoch vor einem Ausbruch der Erkrankung.
Im Anschluss entnahmen die Wissenschaftler Antikörper bei den überlebenden Mäusen und injizierten sie einer Gruppe ungeimpfter Mäuse, um festzustellen, ob sich daraus ein Schutz gegen eine folgende H5N1-Infektion ergab. Auch hier überlebte die Mehrzahl der Tiere, obwohl die Antikörper das Virus nicht neutralisierten.
Auch in der zweiten Studie entwickelte man eine Impfung, die den Hemagglutinin-Stamm im Virus zum Ziel hatte und konnte wiederum Antikörper erzeugen, die gegen mehrere Influenza-Untertypen wirksam waren.
Die Impfungen wurden nun sowohl an Nagetieren als auch an Affen getestet. Eine Impfung war in der Lage, Antikörper zu produzieren, die sich wiederum mit dem Hemagglutinin von mehreren Influenza-Subtypen verbanden, einschließlich H5N1. Mit Hilfe von Elektronenmikroskopen und Röntgen-Kristallographie demonstrierten die Forscher, dass ihr Impfstoff den Hemagglutinin-Stamm quasi imitierte und den Antikörpern erlaubte, sich an ihn zu binden – ebenso wie das bei einem echten Virus geschehen wäre.
Diese Studie beweist, dass wir auf dem richtigen Weg zu einer universellen Grippeschutzimpfung sind”, berichtet Ian Wilson, Leiter der Abteilung Integrative, Strukturelle und Computergestützte Biologie am The Scripps Forschungs-Institut in La Jolla, Kalifornien.
Beide Studien müssen nun fortgesetzt werden, um zu testen, ob diese experimentellen Impfungen auch bei Menschen verlässlich wirken. Ebenso gilt es, herauszufinden, wie genau die Antikörper es schaffen, vor dem Ausbruch der Infektion zu schützen.
Ein mögliches Endziel wäre nicht nur eine universelle, sondern auch eine lebenslang wirksame Grippeimpfung, stellt Professor Wilson in Aussicht.
Noch immer fordern Grippeviren alljährlich weltweit zehntausende von Toten und weit über 200.000 Einweisungen in Krankenhäuser. Bislang müssen Impfstoffe ständig modifiziert und angepasst werden, da die Virenstämme laufend mutieren und neue Subtypen entstehen, gegen „veraltete“ Impfstoffe nicht mehr wirken.