Unter einem Luftröhrenschnitt (lat. Tracheotomie) versteht man einen operativ geschaffenen Zugang zur Luftröhre (lat. Trachea), der durch den Arzt geschaffen wird um eine Beatmung des Patienten in spezifischen Situationen sicherzustellen.
Durch einen kleinen Schnitt zwischen dem 2. und 4. Trachealknorpel wird entweder eine Plastik- oder Metallkanüle eingeführt und somit ist die Beatmung des Patienten gesichert.
In diesem Ratgeber informieren wir Sie umfassend zum Thema Luftröhrenschnitt.
Table of Contents
Was ist ein Luftröhrenschnitt?
Inhaltsverzeichnis
Bei dem Luftröhrenschnitt bzw. der Tracheotomie handelt es sich um einen operativen Eingriff, der mit einer chirurgischen Eröffnung der Luftröhre (lat. Trachea) einhergeht. Diese Methode wird jedoch nur bei Patienten verwendet, die voraussichtlich länger als 21 Tage künstlich beatmet werden müssen, da es im Vergleich zur Intubation einige Vorteile mit sich bringt.
Längere Beatmungszeiträume können nach Operationen, Unfällen oder neurologischen Erkrankungen, die mit einem gestörten Schluckreflex einhergehen, zum Tragen kommen.
Wird eine Tracheotomie nach einer Operation durchgeführt, kann sie nur vorübergehend sein bis der Patient wieder selbstständig atmen kann. Ist aber eine komplette Entfernung des Kehlkopfes (lat. Laryngektomie) notwendig, ist das Tracheostoma dauerhaft. Der Luftröhrenschnitt darf auf keinen Fall mit der sogenannten Koniotomie verwechselt werden.
Im alltäglichen Gebrauch wird ein Luftröhrenschnitt mit einer Koniotomie gleichgesetzt, was jedoch falsch ist. Denn eine Koniotomie wird nur in äußersten Notfallsituationen mit akuter Erstickungsgefahr durchgeführt, wenn es nicht möglich ist den Patienten mit einer Maske oder Intubation zu beatmen. Falls eine Koniotomie durchgeführt wird ist eine Tracheotomie anschließend unabdingbar.
Bei der Durchführung gibt es zwei Methoden. Einerseits die Standardtracheotomie und andererseits den perkutane dilatative Luftröhrenschnitt (diese Methode wird aber erst seit ungefähr 20 Jahren immer häufiger eingesetzt).
Die verwendeten Atemkanülen sind entweder aus Plastik (PVC) oder Metall (Silber), wobei metallische Kanülen den Vorteil gegenüber den Plastikkanülen haben, dass sie bei gleichem Außendurchmesser einen größeren Innendurchmesser aufweisen und weniger schnell mit Rachensekret zugesetzt werden. Die Atemkanülen sorgen dafür, dass das Tracheostoma offen bleibt und stabilisiert wird. Speziell geformte Kanülen ermöglichen es den Patienten sogar zu Sprechen.
Ursprung & Entwicklung
Die ersten erfolgreichen Versuche der Tracheotomie reichen bis weit in die Antike zurück. Damals wurden Patienten, die an Diphterie erkrankt waren, erfolgreich damit behandelt. Aus dem 17. Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, dass bereits zu dieser Zeit die perkutane dilatative Tracheotomie praktiziert wurde.
Ebenso wie in der Antike wurden im 19. Jahrhundert unzählige Kinder mittels Luftröhrenschnitt gerettet, da sie aufgrund einer Diphterieepidemie zu ersticken drohten. Innerhalb der letzten 60 Jahre wurde die Methode immer häufiger durchgeführt und zählt mittlerweile zu den Standardmethoden in der Medizin.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Entscheidung, ob eine Tracheotomie durchgeführt wird oder ob eine Intubation ausreichend ist (insofern sie durchführbar ist), wird von der Dauer der Beatmung, wie aber auch von anderen Grunderkrankungen abhängig gemacht.
Sind es voraussichtlich mehr als 21 Tage, in denen der Patient nicht selbstständig atmen kann, wird eine Tracheotomie durchgeführt, damit die Atmung durch das Tracheostoma fortgeführt werden kann. Die langen Zeiträume ergeben sich vor allem bei chronischer Atemschwäche und während der Patient im Koma liegt.
Andere Situationen, die eine Tracheotomie erfordern:
- Krebsgeschwüre, welche den Halsraum einengen
- Schädel-Basis-Bruch
- Fehlbildungen oder Verletzungen der Nasengänge, des Kehlkopfs und des Rachens
- Nervenverletzungen, bei denen der Schluckreflex nicht mehr richtig funktioniert
- eine fortgeschrittene Parkinson–Erkrankung (Muskulatur wird durch die Erkrankung geschwächt)
Ablauf & Wirkungsweise
Wie bereits erwähnt gibt es unterschiedliche Varianten der Trachetomie und je nach Bedarf werden diese angewendet.
Standardtracheotomie:
Wie der Name schon andeutet, wird diese Methode standardmäßig durchgeführt. Die Trachea wird mit einem kleinen Querschnitt zwischen dem 2. und 4. Trachealknorpel eröffnet. Meistens wird ein kleines Stück vom Knorpel entfernt, manchmal kommt es auch zu einer Durchtrennung der Schilddrüse.
Anschließend wird die Atemkanüle (Plastik oder Metall) eingeführt, damit die Öffnung stabilisiert wird und der Zugang offen bleibt. Die Kanüle wird abschließend noch mit Nähten fixiert, damit sie nicht mehr verrutschen kann. Im Gegensatz zur perkutanen dilatativen Tracheotomie ist dieses Verfahren langlebiger, stabiler und weist einen größeren Durchmesser auf.
Perkutane dilatative Tracheotomie:
Dieses Verfahren hat erst in den letzten 20 Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Haut wird an der gleichen Stelle wie beim Standardverfahren eingestochen und mit einer stumpfen Schere wird das entsprechende Hautareal auseinander gedrängt, bis man auf die Trachea stößt. Die Trachea wird mit einer Hohlnadel punktiert und, der in der Hohlnadel vorhandene Draht, mittels endoskopischer Kontrolle korrekt platziert.
Über diesen Draht wird ein Dilatator eingeführt und die Öffnung auf die benötigte Größe gedehnt. Ist die Öffnung groß genug, kann die Atemkanüle eingeführt werden. Anschließend folgt die gleiche Vorgehensweise wie der bei Standardtracheotomie. Diese Methode wird nur durchgeführt wenn Hoffnung auf eine vorrübergehende Beatmung besteht.
Plast. Tracheostoma
Plastisches Tracheostoma:
Außerdem gibt es noch die Möglichkeit eines plastischen Tracheostomas. Dieses Verfahren wird nur bei Patienten durchgeführt, die eine dauerhafte Beatmung benötigen. Hierbei wird ein Teil der Trachea flügelförmig aufgeklappt und mit der umgebenden Halshaut gründlich vernäht. Dadurch entsteht ein äußerst stabiler Atemkanal ohne Wundfläche.
Die Atemkanüle kann routinemäßig ohne Probleme gewechselt werden. Sollte dennoch der Fall eintreten dass der Patient nicht mehr abhängig von dieser Art der Beatmung ist, kann mit einer weiteren Operation das Tracheostoma verschlossen werden.
Im Gegensatz dazu ist die Tracheotomie bei einer kompletten Kehlkopfentfernung (lat. Laryngektomie) irreversibel. Der korrekte medizinische Begriff hierfür lautet Trachestomie. Die unter dem Kehlkopf abgetrennte Trachea wird dauerhaft nach außen verlagert und mit der Halshaut vernäht.
Vorteile des Tracheostomas gegenüber einer Intubation:
- verminderte Inzidenz von nosokomialen Pneumonien
- verringerte Gefahr Stimmbänder, Nase oder Kehlkopf während des Einsetzens des Tubus zu verletzen
- Patienten haben ein vermindertes Fremdkörpergefühl (der Schlauch, der normal über Nase oder Mund gelegt wird, entfällt bei der Tracheotomie)
- orale Nahrungsaufnahme ist möglich
- Mundpflege und –hygiene wird erleichtert
- Entwöhnung des Beatmungsgerätes ist leichter, da die oberen Atemwege vom Atemprozess ausgeschlossen sind
Nachteile des Tracheostomas gegenüber einer Intubation:
- Operation ist unumgänglich
- Patienten haben keinen Geruchssinn und in weiterer Folge keinen (bzw. einen sehr eingeschränkten) Geschmackssinn mehr
- die Reinigungsfunktion der oberen Atemwege funktioniert nicht mehr
- erhöhte Sekretbildung durch die Reizung der Trachea
Die Durchführung
Der Eingriff wird in den meisten Fällen unter Vollnarkose durchgeführt. In seltenen Fällen aber auch nur unter örtlicher Betäubung. Der Bereich am Hals wird im Vorfeld gründlich desinfiziert und die umgebenden Hautareale mit sterilen Tüchern abgedeckt. Der Operateur setzt einen Schnitt zwischen dem 2. und 4. Trachealknorpel und platziert die passende Atemkanüle. Der Patient kann sofort selbstständig atmen.
Risiken & Gefahren
- Herzstillstand während der Operation
- Verrutschen oder Verschluss der Kanüle
- Fehlplatzierung der Kanüle
- Blutungen vor allem bei Patienten mit einer diagnostizierten Gerinnungsstörung
- Luftansammlung im Pleuraspalt
- Verengung bzw. Verschluss der Luftröhre
- kein Geruchssinn und Geschmackssinn mehr
- Nase wird nicht mehr befeuchtet
Wie aus den genannten Punkten ersichtlich wird, ist die Methode dennoch eine Operation und somit mit den entsprechenden Risiken verbunden. Dennoch sollte bedacht werden, dass diese Risiken sein können, aber nicht eintreten müssen. Vielen Patienten wurde mittels dieser Operation das Leben gerettet oder erleichtert.
Worauf achten?
Was ist nach einem Luftröhrenschnitt zu beachten?
- erschwertes Schlucken
- Tracheostoma kann in der Regel ohne Komplikationen entfernt werden
- penible Hygiene beim Kanülentausch
Das Schlucken wird durch die Kanüle erschwert, da diese auf den Kehlkopf drückt. Hier kann sich Speichel ansammeln und die Kanüle in weiterer Folge verstopfen. Wird das Tracheostoma nicht mehr benötigt, kann es durch einen Arzt ohne Probleme wieder entfernt werden, außer es handelt sich um eine Tracheostomie (bei kompletter Kehlkopfentfernung ist die Tracheotomie irreversibel).
Prinzipiell wird die entstandene Wunde entweder durch eine kleine Operation verschlossen oder im Falle einer perkutanen dilatativen Tracheotomie einfach heilen gelassen. In der Regel verheilen diese kleinen Wunden der dilatativen Tracheotomie auch schneller und meistens bleibt nur eine kleine Narbe zurück.
Der Geruchs- und damit auch der Geschmackssinn sind nach einer Tracheotomie nicht mehr vorhanden, da die Riechnerven, die sich in der Nase befinden, nicht mehr gereizt werden, da die Luft direkt über das Tracheostoma in die Lunge gelangt.
Wer behandelt?
Da es sich bei der Tracheotomie um einen operativen Eingriff handelt, wird dieser auch nur von Ärzten in steriler Umgebung durchgeführt.
Unser Fazit zur Tracheotomie
Für viele Patienten wird dadurch eine erhöhte Lebensqualität erreicht, auch wenn sie ein dauerhaftes Tracheostoma haben, z.B. nach Kehlkopfentfernungen. Die Medizin ist hier mittlerweile sogar in der Lage Stimmbandprothesen einzusetzen, damit das Sprechen für diese Patienten erleichtert bzw. überhaupt erst wieder möglich wird.