Dämpfung von Funktionen im zentralen Nervensystem
Die Sedierung bezeichnet in der Medizin nichts anderes als die Dämpfung von Funktionen im zentralen Nervensystem aufgrund eines Beruhigungsmittels.
Dieser Begriff wird vor allem in der Intensivmedizin oder auch bei der Anwendung von Psychopharmaka verwendet. Patienten werden hierdurch beruhigt und ihr Schmerzempfinden reduziert.
Er reagiert jedoch noch auf äußere Reize und kann weiterhin selbstständig atmen. In diesem Ratgeber informieren wir Sie umfassend zum Thema Sedierung.
Table of Contents
Was ist die Sedierung?
Inhaltsverzeichnis
Eine Sedierung oder auch Analogsedierung genannt, bedeutet im Prinzip nichts anderes, als einen Patienten durch Medikamente zu beruhigen und das Schmerzempfinden damit herabzusetzen. Damit wird der Patient in eine Art Halbschlaf oder auch Trance versetzt.
Allgemein wird die Sedierung auch als Angsthemmung oder Beruhigung bezeichnet. Die Patienten befinden sich dabei bei vollem Bewusstsein, allerdings geraten sie dadurch in eine Art Trance. Die Angst, die in ihnen ausgelöst wurde, wird dabei deutlich reduziert und auch die Behandlungsdauer empfinden sie dabei als deutlich kürzer.
Nachdem die Wirkung dann eingesetzt hat, werden die Stellen betäubt, die es zu behandeln gilt und der Arzt kann somit mit seiner Arbeit beginnen. Daher wird das verfahren auch als schmerzfreier Dämmerschlaf bezeichnet.
In der Intensivmedizin wird eine Sedierung dabei oft gemeinsam mit einer Schmerzmittelgabe kombiniert. Dann spricht man von einer Analogsedierung. Im Prinzip wird eine Sedierung auch nur dann angezeigt, wenn es zu extremen Unruhezuständen kommt, da Sedativa eine Wirkung besitzen, die schlaffördernd ist und die auch das Bewusstsein ausschaltet, wenn sie höher dosiert ist.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Sedierung ist dazu da, um den Patienten zu beruhigen. Zu den häufigsten Begleitsymptomen für psychische, aber auch körperliche Erkrankung zählt die Unruhe. Das Sedativum dient also dazu, solche Unruhezustände zu lindern und kann darüber hinaus schlaffördernd wirken.
Zum Beispiel erhalten damit auch Suizidgefährdete oder gar stark psychotische Patienten standardmäßig Sedierungen. Handelt es sich um Psychosen, dann kann eine Sedierung bewirken, dass eine Distanzierung zu den jeweiligen Ängsten hergestellt wird.
Wird eine größere Menge an Sedativa verabreicht, dann lassen diese den Patienten die bewusste Wahrnehmung so gut wie vollständig verlieren. So werden auch diverse Ängste der Patienten ausgeschaltet. In diesem Zusammenhang können Sedativa aber auch ein wichtiges Hilfsmittel vor Operationen darstellen.
Dabei spricht der Arzt also von anästhesiologischer Prämedikation. Aber auch werden diese vor diagnostischen und auch therapeutischen Verfahren gegeben. Eine Stressbelastung ohne Sedierung wäre daher auch einfach zu hoch.
Eine ganz besondere Rolle spielen Sedierungen auch in der allgemeinen Intensivmedizin. Sollte nämlich ein Patient beatmet werden, dann wäre dies ohne eine tiefe Sedierung so gut wie unmöglich. Von einem nicht sedierten Organismus werden die Beatmungsmaßnahmen im Prinzip nicht akzeptiert.
Die Sedativa werden überwiegend oral oder auch intravenös verabreicht. Je tiefer eine Sedierung dabei ist, umso länger hält diese auch an. Der Arzt verwendet überwiegend die Richmond Agitation Sedation Scale oder auch den Ramsey Score, um Tiefe, Dosis und Sedierungsdauer mit einem ganz bestimmten Sedativum zu planen.
Überblick:
- Sedierung soll Patienten beruhigen
- vor allem bei Patienten, die suizidgefährdet sind oder bei psychotischen Patienten
- Sedativa sind wichtige Hilfsmittel bei Operationen
- werden überwiegend intravenös oder oral verabreicht
- je tiefer eine Sedierung erfolgt, desto länger hält seine Wirkung an
- Richmond Agitation Sedation Scale und Ramsey Score
Die Anwendung
Unruhe ist ein oftmals bei psychischen oder körperlichen Erkrankungen anzutreffendes Symptom. Daher können solche Unruhezustände auch mal durch die gezielte Gabe von Sedativa gelindert werden. Im Allgemeinen sind Sedativa schlaffördernd und bewirken bei einer höheren Dosierung eine Ausschaltung der bewussten Wahrnehmung.
Im Idealfall wird dadurch noch eine Distanzierung der verschiedenen Ängste hervorgerufen.
Vor Eingriffen, die therapeutisch oder diagnostisch größer sind, wird eine Sedierung angezeigt, damit die Stressbelastung eines Patienten reduziert und die Ansprechbarkeit dennoch zu gewährleisten ist.
So wird die bestmögliche Zusammenarbeit mit dem Untersucher und dem Patienten ermöglicht.
Dabei sind geeignete Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz eines Patienten zu treffen.
Damit wird das Risiko möglicher Komplikation minimiert, insbesondere einer Beeinträchtigung oder auch einer Aufhebung von Schutzreflexen, wie etwa dem Hustenreflex oder auch die Verhinderung eines unbeabsichtigten Bewusstseinsverlustes.
Ist dabei eine tiefere Sedierung von Nöten oder muss gar mit dem Übergang in eine Narkose gerechnet werden, dann bedarf der Patient natürlich einer entsprechend intensiven Überwachung und auch Unterstützung. Dazu muss dann ein Anästhesist hinzugezogen werden. Dieser verabreicht neben dem geeigneten Sedativum häufig auch bei Bedarf noch ein Analgetikum.
Das Verfahren
- Sedierung erfolgt mithilfe parenterale Anästhetika
- in Kombination mit parenteralen oder oralen Sedativa
- Hypnotikum Propofol: eignet sich vor allem für tiefe Sedierung und führt zu angenehmen Einschlaf- und Aufwachverhalten
Üblicherweise erfolgt eine Sedierung mithilfe von parenteraler Anästhetika. Das bedeutet, dass die Sedierung unter der Umgehung des Darms mit Medikamenten, die eine reversible Ausschaltung oder Verminderung der Schmerzempfindung bewirken. Diese wird in Kombination mit parenteralen oder auch oralen Sedativa (Beruhigungsmittel) durchgeführt.
Lange Zeit wurden dazu Benzodiazepine mit oder auch ohne Opiate eingesetzt. Bei Endoskopien wird dabei allerdings bereits weltweit immer häufiger das kurzwirksame Hypnotikum Propofol verwendet. Dieser besitzt einen schnellen Wirkungseintritt und auch eine kurze Wirkungsdauer ohne analgetische Effekte, die klinisch relevant sind. Das Propofol eignet sich vor allem für eine tiefe Sedierung und führt darüber hinaus zu einem angenehmen Einschlaf- und Aufwachverhalten.
Diagnose & Untersuchung
Diagnostik & Untersuchungsmethoden – Wann ist eine Sedierung sinnvoll?
Im Prinzip ist beispielsweise eine Magenspiegelung nicht gerade schmerzhaft. Diese dauert auch in der Regel gerade einmal etwa fünf Minuten. Obwohl es dabei auch eine örtliche Betäubung von Rachen und Zunge gibt, empfinden einige Patienten den dabei entstehenden Würgereiz als sehr unangenehm. Sollte das der Fall sein, kann eine Sedierung dabei erforderlich oder auch ratsam sein.
Eine Darmspiegelung wiederum dauert in der Regel etwa 10 bis 20 Minuten. Die meiste Zeit dieser Untersuchung wird als vollkommen schmerzfrei empfunden, kann aber auch etwas, jedoch unerheblich unangenehm erlebt werden. Der Dickdarm ist im Bauch allerdings geschlängelt und kurvenreich. Dadurch kann der Vorschub des Endoskops durch all die Verwinkelungen und Kurven als teils sehr schmerzlich empfunden werden. Diese dauern im Prinzip nur wenige Sekunden und klingen daraufhin wieder ab.
Dabei können allerdings besondere Schwierigkeiten zu erwarten sein, wenn bereits größere Voroperationen im Unterbauchbereich oder auch wiederholte Entzündungen von Darmaussackungen stattgefunden haben. Aber auch narbige Verwachsungen von anderen Ursachen können durchaus zu Schmerzen führen. Auch in diesem Fall ist eine schmerzhafte Untersuchung durchaus zu erwarten, sodass diese ohne eine Sedierung kaum denkbar ist.
- Sedierung kann angewendet werden bei einer Magenspiegelung, wenn der Patient den Würgereiz als unangenehm empfindet
- bei Voroperationen im Unterbauchbereich oder auch wiederholten Entzündungen und anderweitigen narbigen Verwachsungen kann eine Sedierung bei einer Endoskopie ratsam sein
Wer behandelt?
- häufig durchgeführt bei Endoskopien oder beim Zahnarzt (Lachgas)
- bedarf besonders apparativer Ausstattung und eines definierten Organisationsablaufs
- auch besondere Erfahrungen und Qualifikationen des Arztes und seines Assistenzpersonals sind von Nöten, die regelmäßig die Beherrschung von Sedierungszwischenfällen und Notfallsituationen trainieren müssen
Eine Sedierung bedarf im Grunde einer besonderen apparativen Ausstattung und auch eines definierten Organisationsablaufs, aber auch besonderer Erfahrung und Qualifikation des Arztes, genauso wie des Assistenzpersonals. Diese müssen regelmäßig die Beherrschung von Sedierungszwischenfällen und Notfallsituationen gründlich trainieren. Häufig werden Sedierungen beim Zahnarzt mithilfe von Lachgas oder bei der Endoskopie durchgeführt.
Risiken & Nebenwirkungen
- Atmung wird reduziert
- kann zu Atemstillstand führen bei einer Überdosierung oder in Ausnahmefällen
- Risiko geht gegen null und tritt meist nur bei Patienten mit Vorerkrankungen oder bei notfallmäßigen Untersuchungen auf
Wie jegliche Art von Behandlung mit Medikamenten ist auch eine Sedierung mit gewissen Risiken verbunden. Der kritische Punkt bei einem Dämmerschlaf ist dabei, dass die Atmung reduziert wird. Dadurch kann es zu einem Atemstillstand kommen, sollte es eine Überdosierung geben. Aber auch Ausnahmefälle sind nicht ausgeschlossen. Dieses Risiko ist im Prinzip extrem gering.
Das Risiko geht im Prinzip gegen null. Es war nur bei 32 Eingriffen traten schwerwiegende Komplikationen auf, das macht etwa 0,01 % aller Patienten aus. Betroffen waren dabei allerdings auch überwiegend Patienten mit einer oder auch mehreren schweren Vorerkrankungen oder auch solche Patienten, die notfallmäßig untersucht werden mussten.
Gegenanzeigen & Gefahren
Wann ist eine Sedierung kontraindiziert und welche Wechselwirkungen sind möglich?
- Aspirationsgefahr
- Kritischer Atemweg
- Respiratorische Insuffizienz
- Erhöhter intrakranieller Druck mit Übelkeit und/oder Bewusstseinseintrübung
- Stark eingeschränkte kariovaskuläre Funktion
- Kontraindikationen für verwendete Analgetika, Narkotika und Sedativa
Gegenanzeigen können vor allem das Eindringen von Material in die Atemwege sein, zum Beispiel Speichel oder Flüssigkeit (Aspirationsgefahr). Aber auch eine unzureichende Atemmechanik, die zu einer Störung im Bereich des Gasaustausches in der Lunge kann vorkommen (respiratorische Insuffizienz).
Des Weiteren ist eine stark eingeschränkte kardiovaskuläre Funktion nicht undenkbar, also eine Herz-Kreislauffunktion und ein Druck innerhalb des Schädels, verbunden mit Übelkeit und/oder Bewusstseinseintrübung. Als letztes kann es zu Gegenanzeigen für die verwendelten Analgetika (Schmerzmittel), Narkotika, Medikamente, die für Narkosen benutzt werden, oder auch Sedativa, also Beruhigungsmittel, kommen.
Unser Fazit zur Sedierung
Risiken Gehen im Prinzip gegen null und kommen oftmals nur dann vor, wenn der Patient bereits an Vorerkrankungen gelitten hat oder bei notfallmäßigen Untersuchungen. Dann kann es durchaus zu so etwas wie Atemstillstand kommen. Ansonsten ist eine Sedierung durchaus ratsam, wenn ein Patient von Ängsten geplagt in eine Untersuchung geht und auf Nummer sich gehen will, keinerlei Schmerzen währenddessen zu empfinden.