Das Weidenröschen ist eine Heilpflanze, welche bei einer gutartigen Prostatavergrößerung, also der sogenannten benignen Prostatahyperplasie (BPH) Anwendung findet. Das Kraut der Pflanze kann in Form von Tee eingenommen werden und Beschwerden wie ein häufiges Wasserlassen lindern.
Das Weidenröschenkraut gilt dabei als gut verträglich, bekannt sind zum jetzigen Zeitpunkt weder Nebenwirkungen noch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Die Anwendung wird allerdings nur bei Männern über 18 Jahren empfohlen.
Weidenröschen (Epilobium)
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Systematik vom Schmalblättrigen und Kleinblütigen Weidenröschen
- Gruppe: Eurosiden II
- Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
- Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
- Unterfamilie: Onagroideae
- Gattung: Weidenröschen (Epilobium)
- Sektion: Epilobium
- Art: Kleinblütiges Weidenröschen; Schmalblättriges Weidenröschen
- Wissenschaftlicher Name: Epilobium parviflorum Schreb.; Epilobium angustifolium (L.) Holub
- Synonyme: Antonskraut; Feuerkraut; Waldröschen
Table of Contents
Heilwirkung vom Weidenröschen
Kleinblütiges und Schmalblättriges Weidenröschen als Heilpflanzen
Das Weidenröschen ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Nachtkerzengewächse, welche in erster Linie als Heilpflanze bei einer gutartigen Prostata-Vergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) Anwendung findet und traditionell auch bei Magen–Darm-Beschwerden eingesetzt wird.
Die Gattung der Weidenröschen ist in den gemäßigten Gebieten Eurasiens und Nordamerikas verbreitet und umfasst in etwa 190 Arten. Medizinisch genutzt wird dabei in erster Linie das Kraut von zwei Arten, dem Schmalblättrigen und dem Kleinblütigen Weidenröschen.
Das Schmalblättrige Weidenröschen, botanisch Epilobium angustifolium genannt, wächst z.B. an Waldwegen und beeindruckt mit seinen zahlreichen purpurfarben leuchtenden Blüten. Diese Art wird auch als Feuerkraut bezeichnet, zumal sie nach Waldbränden oftmals als erste Pflanze in großen Mengen auf den kahlen Böden wächst.
Neben seiner Heilwirkung wird das Schmalblättrige Feuerkraut auch als Lebensmittel in der Küche verwendet. Es ergibt zudem einen besonders aromatischen Honig und wurde früher auch zur Herstellung von Fasern und Stoffen genutzt.
Weniger eindrucksvoll, dafür medizinisch bedeutsamer, ist das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum). Diese eher unauffällige Art trägt vergleichsweise kleine Blüten und wächst gerne an Bachufern.
Die Verwendung vom Weidenröschenkraut bei einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) geht dabei auf Maria Treben zurück, eine österreichische Kräuterkundige, welche die Pflanze in den 1970er Jahren gegen die gutartige Prostata-Vergrößerung empfahl.
Das Weidenröschenkraut wird typischerweise als Tee zubereitet und kann hierbei zur Linderung der Beschwerden von BPH eingesetzt werden, insofern ernste Ursachen im Vorfeld ärztlich ausgeschlossen wurden.
Derzeit liegen allerdings keine ausreichenden Daten aus klinischen Studien am Menschen vor, welche die Wirksamkeit des Weidenröschens bei Vergrößerungen der Prostata belegen. Die Anwendung erscheint jedoch einerseits aufgrund der langen Erfahrung mit der Heilpflanze und andererseits auch wegen der enthaltenen Wirkstoffe plausibel.
Bestimmte Zubereitungen genannter Arten haben in Labor- und Tier-Studien außerdem eine abtötende Wirkung auf Tumorzellen sowie u.a. auch antimikrobielle, antioxidative und entzündungshemmende Effekte gezeigt.
Verwendung vom Feuerkraut
Schmalblättriges und Kleinblütiges Weidenröschen – Verwendung
Während das Kleinblütige Weidenröschen fast ausschließlich als Heilkraut genutzt wird, hat die Schmalblättrige Variante verschiedene Verwendungen. Letztere Art kann zum Beispiel als Lebensmittel in der Küche eingesetzt werden und dient zudem als aromatische Bienenweide.
Vor allem in der Vergangenheit wurde das Schmalblättrige Weidenröschen darüber hinaus auch zur Herstellung von Fasern für bspw. Schnüre, Dochte, Füllungen und Stoffe eingesetzt. Kerzendochte wurde z.B. aus den Samenhaaren der Pflanze geflochten, während Indianervölker diese zusammen mit Ziegenwolle zu Umhängen und Decken webten.
Andere indigene Völker Amerikas nutzten die Stängel-Fasern für Schnüre und knüpften diese zu Fischernetzen. In Russland wurde das Weidenröschen darüber hinaus als Füllung für Kissen genutzt.
Verwendungen vom Weidenröschen
- Heilpflanze
- Lebensmittel
- Bienenweide
- Fasern und Stoffe
Weidenröschen – Essbar?
Ist das Weidenröschen essbar?
Ja, das Schmalblättrige Weidenröschen ist essbar und kann bspw. als Gemüse oder Salat verzehrt werden. Verwendet werden können dabei alle Teile der Pflanze, also sowohl die Blätter und Blüten als auch die Stängel und Wurzeln des Feuerkrauts.
Werden die Stängel richtig zubereitet, kann ein Spargel-ähnlicher Geschmack erreicht werden. Hierfür werden junge Stängel verwendet, welche zunächst geschält, dann in etwas salzigem Wasser gedünstet und schließlich in Butter geschwenkt werden. Anschließend können sie mit etwas Pfeffer, Knoblauch und Muskat verfeinert werden.
Die zarten, jungen Blätter der Pflanze sind reich an Vitamin C, daher aber auch etwas säuerlich. Sie können z.B. genutzt werden, um Salaten oder Suppen eine frisch-säuerliche Note zu verleihen. Die Blätter des Schmalblättrigen Weidenröschen stellen aber auch ein beliebtes Kraut für Teemischung dar.
In Russland wird das Weidenröschen als fermentierter Tee getrunken. Dieser Teeaufguss ist als Russischer Tee oder Ivan-Tee bekannt. Die Pflanze wird aber auch gerne mit mild schmeckenden Kräutern gemisch und als sogenannter „Koptischer Tee“ getrunken.
Die Blüten der Pflanze lassen sich darüber hinaus zum Dekorieren verwenden, etwa für Desserts. Die leicht scharfen Wurzeln eignen sich hingegen als Kochgemüse, können getrocknet aber auch zu Mehl gemahlen und bspw. zum Eindicken von Soßen eingesetzt werden.
Schließlich ergibt das Weidenröschen auch einen sehr aromatischen Honig, welchen die Bienen aus den Blütenpollen herstellen. Weidenröschenhonig hat einen zarten, angenehm süßen Geschmack mit einem lieblich-blumigen Aroma und einer leicht Vanille- und Zitronen-artigen Note. Der Honig ist nahezu farblos und kristallisiert nicht.
Weidenröschen als Heilkraut
Weidenröschen als Arzneidroge – Verwendete Pflanzenteile
Als Arzneidroge dient das Kraut des Schmalblättrigen und des Kleinblütigen Weidenröschen, welches wie folgt definiert ist:
- Weidenröschenkraut (Herba Epilobii)
- Beschreibung: Die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten oberirdischen Teile vom Kleinblütigen oder Schmalblättrigen Weidenröschen
- Synonyme: Feuerkraut, Weidenröschentee, Koptischer Tee
Weidenröschenkraut wird typischerweise als Tee zubereitet. Auf dem Markt erhältlich sind aber auch verschiedene Zubereitungen der Pflanze wie etwa Balsam, Kapseln oder Tropfen.
Kräutertees mit dem Weidenröschen-Kraut sind z.B. unter folgenden Handelsnamen erhältlich:
- Aurica® Kleinblütiges Weidenröschen Tee
- Bombastus Weidenröschenkraut kleinblütig
- Salus® Weidenröschen-Mischung
- Maria Treben® – Weidenröschen kleinblütig
- H&S® Kleinblütiges Weidenröschen
- Weidenroeschenkraut K Blue
Weitere Präparate mit Weidenröschenkraut sind z.B.:
- Kleinblütiges Weidenröschen Kapseln
- Weidenröschen Kräuteressenz – Apozen® Vertriebs GmbH
- Uroideal 1 30350mg Weidenroeschen
- Weidenröschen Kleinblütig Tropfen
- Ceres Epilobium Parviflorum Urtinktur
- Weidenröschen Kräuteressenz
- Weidenröschen Schmalblättrig Tropfen
- Weidenröschentropfen – Hecht Pharma® GmbH
- Weidenröschen Würze
- Weidenröschenspray – Hecht Pharma GmbH
Weidenröschenkraut – Anwendung
Anwendungsgebiete – Für was ist Weidenröschen gut?
Medizinisch anerkannt ist das Weidenröschen zur Linderung von Beschwerden der ableitenden Harnwege bei einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, also der sogenannten benignen Prostatahyperplasie.
- Gutartige Prostatahyperplasie (BPH) – Zur Linderung der Symptome des unteren Harntrakts, wie z.B. häufiges Wasserlassen
Das Weidenröschen kann aufgrund der langjährigen Erfahrung mit der Heilpflanze zur Linderung der Symptome einer gutartigen Prostatahyperplasie verwendet werden. Vor der Behandlung mit dem Weidenröschen sollten jedoch ernsthafte Erkrankungen ärztlich ausgeschlossen worden sein.
Die Einnahme des Weidenröschens kann über einen längeren Zeitraum erfolgen, eignet sich allerdings nur für Personen über 18 Jahren.
Die Anwendung vom Weidenröschen gegen Vergrößerungen der Prostata beruht dabei in erster Linie auf der langjährigen Tradition und Erfahrung mit der Heilpflanze. Klinische Studien zur Wirksamkeit liegen derzeit keine vor, die Wirkung erscheint jedoch aufgrund der Inhaltsstoffe plausibel und wird auch durch Reagenzglas-Studien gestützt.
So deutet Laboruntersuchungen darauf hin, dass die Pflanze das Wachstum der Prostata-Zellen beeinflussen kann und ggf. entzündungshemmend sowie schmerzlindernd wirkt. Das Weidenröschenkraut enthält Phytosterole, insbesondere β-Sitosterol, einen Stoff, welcher z.B. auch in Sägepalmen, Kürbis und Brennnesseln enthalten ist und bei einer BPH als wirksamkeitsrelevant gilt.
Einnahme & Dosierung
Weidenröschen richtig einnehmen und dosieren
Zur Behandlung der Beschwerden bei einer gutartigen Prostata-Vergrößerung wird das Weidenröschen üblicherweise in Form von Tee getrunken. Zu Darreichungen wie Kapseln, Tropfen und Salben liegen hingegen keine medizinisch anerkannten Einnahme-Empfehlungen vor.
Weidenröschen Tee (Koptischer Tee) – Dosierung
Geben Sie für die Zubereitung des sogenannten Koptischen Tees etwa 1,5 bis 2 Gramm (etwa 1 Teelöffel) Weidenröschenkraut in eine Tasse und übergießen Sie es mit ca. 250 Millilitern siedendem Wasser. Seihen Sie die Kräuter nach einer Ziehzeit von etwa 15 Minuten ab.
- Einzeldosis: 1.5 bis 2 g (ca. 1 TL) Weidenröschenkraut
- Zubereitung: Mit 250 ml kochendem Wasser übergießen
- Ziehzeit: 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen
Wie lange lässt man Weidenröschentee ziehen?
Weidenröschen-Tee sollte circa eine Viertelstunde lang zugedeckt ziehen. Rühren Sie den Tee im Anschluss etwas um und seihen Sie dann die Kräuter ab. Sie können den Tee bei Bedarf süßen.
Häufigkeit und Anwendungsdauer
Trinken Sie zwei mal am Tag eine Tasse des frisch zubereiteten Weidenröschenkraut-Tees. Die Anwendung kann langfristig erfolgen. Verschlimmern Ihre Beschwerden sollten Sie sich jedoch ärztlichen Rat einholen.
- Häufigkeit: 2 mal täglich eine Tasse trinken
- Dauer: Der Weidenröschenkraut-Tee kann über einen längeren Zeitraum eingenommen werden
Inhaltsstoffe & Wirkstoffe
Welche Inhaltsstoffe sind im Weidenröschen-Kraut enthalten?
Welche Wirkstoffe für die potentielle Wirkung vom Weidenröschen verantwortlich sind, ist derzeit noch nicht geklärt.
Das Weidenröschen enthält allerdings – wie auch Kürbis, Brennnesseln und Sägepalmen – Phytosterole, insbesondere β-Sitosterol. Diese gelten bei der gutartigen Prostatavergrößerung als wirksamkeitsrelevant. Darüber hinaus könnten auch die Gerbstoffe und Flavonoide zur Wirkung der Pflanze beitragen.
- Flavonoide (ca. 1 bis 2 %)
- Kämpferol
- Quercetin
- Myricetin
- Quercetin
- Leukoanthocyane
- Gerbstoffe (ca. 4 bis 14 %) und verwandte Stoffe
- Oenothein B
- Oenothein A
- Tri-, Tetra- und Penta-O- Galloylglukose
- Phenolsäuren und deren Derivate
- Ellagsäure
- Valonensäure-Dilacton
- Chlorogensäure
- Neochlorogensäure
- Cumaroylychinasäuren
- Feruloylchinasäuren
- Gallussäure
- Zimtsäure
- Protocatechusäure
- Kaffeesäure
- Ferulasäure
- Steroide (ca. 0,4%) und Triterpene (ca. 1,5%); z.B.:
- Cholesterin
- Campesterin
- Stigmasterin
- β-Sitosterin
- Ursolsäure
- Korosolsäure
- Oleanolsäure
- Weitere Wirkstoffe
- Linolsäure
- Palmitinsäure
- Stearinsäure
- Eicosensäure
- Behensäure
- Arachidinsäure
Die Wirksamkeit des Weidenröschens gegen eine benigne Prostatahyperplasie erscheint aufgrund der in der Pflanze enthaltenen Flavonoide und Oenotheine plausibel. Während die Flavonoide die Prostaglandin-Synthese hemmen, wirken die Oenotheine Aromatase- und 5α-Reductase-hemmend.
Der im Weidenröschen enthaltene Wirkstoff Myricetin (Myricetin-3-O-glucuronid) zeigte in Tests außerdem eine 500-mal stärker entzündungshemmende Wirkung als das Schmerzmittel Indometacin.
Weiterhin zeigte ein Extrakt des Schmalblättrigen Weidenröschens in Versuchen eine antimikrobielle Wirkung. Die polyphenolische Verbindung Oenothein B hatte in Untersuchungen darüber hinaus immunmodulatorische Eigenschaften.
Risiken & Nebenwirkungen
Hat Weidenröschen Nebenwirkungen?
Nebenwirkungen vom Weidenröschen sind derzeit keine bekannt. Die Pflanze gilt bei angemessener Dosierung als unbedenklich. Bei einer zu hohen Dosierung oder einer zu langen Anwendungsdauer kann es ggf. zu Magen–Darm-Beschwerden kommen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Verschlimmern sich ihre Beschwerden während der Behandlung oder kommt es zu nachfolgenden Symptomen, sollten Sie sich ärztlichen Rat einholen:
- Fieber
- Krämpfe
- Blut im Urin
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Harnverhalt
Gegenanzeigen (Kontraindikation)
Eine Gegenanzeige gegen das Weidenröschenkraut besteht nach derzeitigem Kenntnisstand ausschließlich bei einer Allergie bzw. Überempfindlichkeit gegen die Pflanze:
- Allergie gegen Weidenröschen
Wechselwirkung mit dem Weidenröschen
Wechselwirkungen zwischen dem Weidenröschen und anderen Medikamenten sind z.Z. keine bekannt. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an Ihr ärztliches Fachpersonal, wenn Sie das Weidenröschenkraut verwenden möchten und bereits andere Arzneimittel einnehmen.
Quellen & Verweise
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- Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC). (2015b). European Union herbal monograph on Epilobium angustifolium L. and/or Epilobium parviflorum Schreb., herba. European Medicines Agency (EMA). https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-epilobium-angustifolium-l/epilobium-parviflorum-schreb-herba_en.pdf
- EMA. (2021, November 10). Epilobii herba. European Medicines Agency. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/epilobii-herba
- Hänsel, R., Keller, K., Rimpler, H., & Schneider, G. (1993). Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Drogen E-O. Springer.
- Weidenröschen – ein Prostatamittel. (o. J.). Home. Abgerufen 7. Juni 2022, von https://www.ptaheute.de/serien/heimische-heilpflanzen/weidenroeschen-ein-prostatamittel
- Wichtl, M. (2009). Teedrogen und Phytopharmaka.
- Wichtl, M., & Tadros, W. (1982). Weidenröschen-Tee: Ein Beitrag zur Untersuchung. Dtsch Apoth Ztg, 122(50), 2593–2598.
- Wie Heilpflanzen unsere Städte erobern. (2018, November 15). DAZ.online. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2018/daz-46-2018/wie-heilpflanzen-unsere-staedte-erobern
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