Heilen mit Kunst
Die Kunsttherapie ist eine Therapieform, die hauptsächlich mit künstlerischen Mitteln arbeitet. Der Patient wird durch das künstlerische Gestalten angeregt, seine Gefühle und inneren Vorgänge darzustellen.
Der Therapeut versucht dann mit Hilfe der Kunst, gemeinsam mit dem Patienten Lösungen für seine Probleme zu finden.
Wie die Wirkungsweise der Kunsttherapie ist, wann sie helfen kann, ob es Risiken gibt, welcher Arzt für diese Art der Therapie zuständig ist und alle weiteren, wichtigen Informationen zum Thema finden Sie nachfolgend.
Table of Contents
Was ist eine Kunsttherapie?
Inhaltsverzeichnis
Die Kunsttherapie ist eine Therapieform, die verschiedene Formen der bildenden Kunst benutzt, um Heilungsprozesse zu fördern. Sie kann man für Menschen mit psychischen oder auch mit körperlichen Beschwerden benutzen. Die Patienten können malen oder zeichnen, plastisch-gestalterisch arbeiten, tanzen, musizieren oder fotografieren.
Die Patienten können so ihre inneren Bilder und Vorstellungen ausdrücken, und mit Kreativität den Heilungsprozess fördern. Auf diese Art kann man schlechte Gewohnheiten oder eine einseitige Sichtweise des Patienten behandeln. Der Therapeut erhält Einblicke in das Innenleben, die Gefühle und die psychischen Vorgänge des Patienten.
Die Kunsttherapie entnimmt ihre Ansätze aus der Psychologie, der Pädagogik und der Kunstwissenschaft. Sie wird in verschiedenen Bereichen ausgeübt: in Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, Behindertenheimen, Museen, Strafanstalten, Beratungsstellen, Seniorenheimen, Hospizen, in der Erwachsenenbildung, in der Supervision und in der therapeutischen Praxis.
In Deutschland ist diese Therapie in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil der stationären und ambulanten Behandlung geworden. Auch wird sie häufig bei der Rehabilitation von Kranken eingesetzt. In der Kunsttherapie kommt zur Arbeit des Therapeuten mit dem Patienten noch das künstlerische Medium hinzu.
In der Kunsttherapie gibt es unterschiedliche Ansätze: kunsttherapeutische, tiefenpsychologische, psychotherapeutische, heilpädagogische, kunstpädagogische, anthroposophische, kunstorientierte und gestalttherapeutische Ansätze. Man verwendet auch unterschiedliche Methoden, wie zeichnen, Messpainting (d. h. spontanes Malen), Ausdrucksmalerei, begleitetes Malen, Formenzeichnen, Arbeiten mit Ton oder auch Malen im Dialog zwischen Patient und Therapeut. Eine Ausbildung in Kunsttherapie gibt es an Hochschulen, Fachhochschulen oder auch privaten Ausbildungsinstituten.
Ursprung und Entwicklung
Die Kunsttherapie hat sich aus Ideen aus den USA und aus Europa zwischen Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt. In England und den USA entwickelte sie sich aus der Kunsterziehung, der Entwicklungspsychologie und der künstlerischen Praxis.
Der Begriff entstand in Großbritannien in den 1970ger Jahren, und wurde von dem Maler Adrian Hill geprägt. In den USA entwickelten Edith Kramer und Margarethe Naumburg zur selben Zeit die ersten kunsttherapeutischen Ansätze. Hierzulande entstand die Therapie im Zusammenhang mit der anthroposophischen Medizin. In den 1930ger Jahren begann man, mit Patienten in Psychiatrien zu malen. Hier wurde die Malerei der Patienten für die Diagnose und Therapie benutzt.
Funktion, Wirkung und Ziele
Die Kunsttherapie stützt sich auf die Psychologie, Kunstwissenschaft und Pädagogik. Auch die Mal- und die Gestaltungstherapie sind mit ihr verwandt. In der Kunsttherapie ist neben dem Therapeut und dem Patient das künstlerische Mittel wichtig. Der Patient muss keine künstlerischen Vorkenntnisse oder Begabungen haben.
Besonders bei somatischen Krankheiten und Erkrankungen der Psyche kann die Kunsttherapie hilfreich sein. Der Therapeut nutzt hierbei den Gestaltungsprozess genauso wie das fertige Kunstwerk. Der Patient kann seine Handlungs- und Denkweisen überdenken, und selbst Veränderungen entwickeln.
Er kann neue Fähigkeiten entwickeln, Lösungen für Probleme finden und eigene Ressourcen entdecken. Die Kunsttherapie soll die Selbstheilungskräfte stärken und psychische Veränderungen anstoßen. Sie wird als Einzel- oder als Gruppentherapie angewendet. In der Gruppentherapie geht es auch um die soziale Interaktion in der Gruppe.
Welche künstlerischen Mittel gibt es:
- Malerei
- Bildhauerei/Skulptur
- Grafik/Zeichnen
- Fotographie
- Tanz
- Musik
- Sprache
- Töpfern
- Arbeiten mit Holz
- Collagen
Ablauf & Wirkungsweise
Durchführung und Wirkungsweise der Kunsttherapie
In der Kunsttherapie soll sich der Patient mit seinem Intellekt, also seinem Verstand und seiner Wahrnehmung der Umwelt, und seiner Phantasie, also der Darstellung von inneren Bildern und Ideen, auseinandersetzen. Der Patient soll ein Bild schöpferisch gestalten, und der Therapeut kann ihm helfen, dieses zu deuten und zu interpretieren.
Durch die Förderung der Kreativität wird auch der Heilungsprozess des Patienten unterstützt. Innere Bilder werden durch den künstlerischen Ausdruck nach außen gebracht. In den Bildern können auch schwierige oder Angst machende Gefühle dargestellt werden. So kann die Kunsttherapie stabilisierend wirken. Der Therapeut kann die seelischen Konflikte erkennen und diese mit dem Patienten besprechen.
Die Kunsttherapie verwendet Ansätze der Verhaltenstherapie, der Tiefenpsychologie, der systemischen Psychologie, der Anthroposophie, der Psychoanalyse und ganzheitlich-humanistische Ansätze.
In der Kunsttherapie werden verschiedene Methoden verwendet: der Therapeut kann Zeichentests für die Diagnostik benutzen. Hierbei gibt es zum Beispiel um die Darstellung der Familie in Tieren, oder den sog. Rohrschachtest (auch Tintenkleckstest). Beim Messpainting wird spontan gemalt, und hierdurch soll die Kreativität angeregt werden. Benutzt werden Kleister-, Finger– oder Dispersionsfarben.
Eine andere Methode ist das Ausdrucksmalen. Hierbei steht der Vorgang des Malens im Vordergrund. Beim begleiteten Malen nach Bettina Egger wird der Patient während der Erstellung des Bildes von einem Therapeuten begleitet. Beim Formenzeichnen geht es mehr um das Zeichnen von Linien. Der Bewegungsablauf wird dabei rhythmisch gegliedert.
Beim Arbeiten mit dem Tonfeld arbeitet der Patient möglichst mit geschlossenen Augen mit formbarem Ton. Bei der Methode des dialogischen Malens gestalten der Therapeut und der Klient gemeinsam ein Bild. Dabei soll sich ein Dialog entwickeln.
Einsatzbereiche / Hilft bei
Wogegen hilft die Kunsttherapie?
- Psychische Störungen bei Kindern
- Psychische Störungen bei Patienten, die über Worte nicht mehr erreichbar sind
- Stress
- Krebspatienten
- Palliativpatienten/Auseinandersetzung mit dem Tod
- Angststörungen
- Essstörungen
- Umgang mit Schmerzen
- In der Reha/Gewöhnung an neue Lebenssituation
- Depressionen
- Trauma
Die Kunsttherapie lässt sich bei vielfältigen Problemen einsetzen: besonders sinnvoll ist sie bei Patienten, die sich mit Worten nicht entsprechend ausdrücken können, wie Schlaganfallpatienten, oder auch Kinder. Der Therapeut bekommt so trotzdem einen Einblick in die inneren Vorgänge und Gefühle des Patienten, und kann entsprechend reagieren.
Fördert & Stärkt
Was fördert und stärkt die Kunsttherapie?
- Führt zu Entspannung
- Steigerung der Lebensfreude
- Steigerung des Selbstbewusstseins
- Verbesserung psychischer Störungen
- Besserer Umgang mit körperlichen Krankheiten
- Man kann Gefühle, Ängste und Sorgen ausdrücken
- Überwindung von Ängsten
- Eröffnet neue Perspektiven
- Hilft, Probleme zu bewältigen
- Die eigene Kreativität
- Neue Wege zu Gehen
Die Kunsttherapie kann viele positive Auswirkungen haben und unterschiedliche Fähigkeiten und Talente unterstützen. Sie kann auch eine gute Ergänzung zu einer Gesprächstherapie sein.
Diagnostik & Untersuchung
Diagnose und Untersuchungsmethoden
Ein Kunsttherapeut leitet seine Patienten an, sich gestalterisch auszudrücken. Wenn der Patient seine Gefühle oder inneren Bilder darstellt, ist es auch für den Therapeuten leichter, eine passende Diagnose zu stellen. Wenn unbewusste Konflikte in den Bildern sichtbar werden, kann der Therapeut anschließend versuchen, an diesen Konflikten zu arbeiten.
Die Patienten können so leichter mit schwierigen Lebensthemen umgehen. Der behandelnde Arzt sollte im Einzelfall entscheiden, ob eine Kunsttherapie in Frage kommt. Viele Therapeuten bezeichnen diese Therapie auch als Gestaltungstherapie, und konzentrieren sich hier mehr auf den tiefenpsychologischen Ansatz.
Zu welchem Arzt?
Fachpersonal – Wer behandelt bei einer Kunsttherapie?
- Kunsttherapeut
- Patient
In einer Kunsttherapie ist der Kunsttherapeut die behandelnde Person. Ein Kunsttherapeut sollte eine Ausbildung an einer Hochschule, Fachhochschule oder an einem privaten Ausbildungsinstitut absolviert haben. Kunsttherapeuten haben entweder einen Diplom- oder einen Masterabschluss. In Deutschland darf die Kunsttherapie nicht als Psychotherapie benannt werden. Auch der Patient sollte bei einer Kunsttherapie bereit sein, aktiv mitzuarbeiten.
Allgemein ist es die Aufgabe des Therapeuten, den Patienten anzuregen, die Darstellungen nicht vorschnell zu bewerten, und den Patienten bei persönlichen Konflikten zu ermutigen und zu unterstützen. Er soll ein offener Gesprächspartner bei der Suche nach Lösungen sein, und auch begleiten und passende Impulse geben.
Risiken & Nebenwirkungen
- Überforderungen
- Ängste
Bei einer Kunsttherapie sind die möglichen Risiken und Nebenwirkungen eher gering. Der Patient kann Ängste haben, gestalterisch tätig zu sein. Er kann das Gefühl haben, er sollte etwas leisten, oder ihm fehlt die künstlerische Begabung. Diese Ängste zu überwinden, kann jedoch auch Bestand der Therapie sein.
Ein Kunsttherapeut, der nicht genügend Kenntnisse im psychotherapeutischen Bereich hat, kann den Patienten auch schnell überfordern. Bei einer psychischen Erkrankung oder auch bei einer Demenz kann eine Überforderung negative Folgen für den Therapieverlauf haben. Der psychische Zustand des Patienten kann sich auch verschlechtern.
Gegenanzeigen & Gefahren
- Patienten, bei denen starke Ängste ausgelöst werden können
Diese Patienten sind für eine Kunsttherapie eher nicht geeignet. Wenn sie etwa ein Trauma in der Vergangenheit erlebt haben, und dieses Trauma wieder aktiviert wird, kann es sehr schwierig sein, damit umzugehen.
Unser Fazit zur Kunsttherapie
Hilfreich kann Kunsttherapie bei Depressionen sein, bei Krebspatienten, bei Kindern oder bei erwachsenen Patienten, die sich anders nicht gut ausdrücken können, in der Palliativmedizin, bei Angststörungen, und bei einigen anderen psychischen Erkrankungen.
Der Patient drückt in den Bildern seine inneren Bilder und Vorstellungen aus. Er kann sich so seiner Gefühle und Probleme bewusst werden.
Wenn er an den Kunstwerken Änderungen vornimmt, kann er auch auf Ideen kommen, wie er sein Verhalten ändern kann.
Beim Finden von passenden Problemlösungen und Verhaltensänderungen steht ihm der Kunsttherapeut begleitend zur Seite.
Kunsttherapie kann auch eine hilfreiche Unterstützung bei einer Gesprächstherapie sein. Außerdem hat diese Behandlungsform keine großen Risiken oder Nebenwirkungen.