Früh-Sommer-Meningoenz-Ephalitis-Virus, das Wort macht klar, warum sich fsme-Virus als Abkürzung durchgesetzt hat. Zecken, die mit dem fsme-Virus befallen sind, sind die Hauptüberträger der Frühsommer-Meningoenzephalitis.
Diese Erkrankung beginnt mit Gliederschmerzen Fieber und kann eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute auslösen. In bestimmten Regionen treten diese Viren speziell im Frühsommer gehäuft (endemisch) auf.
Wie es genau zu fsme kommt, welche Symptome auftreten, wie die Behandlung aussieht und alles weiteren, wichtigen Informationen, finden Sie im nachfolgenden Ratgeber.
Table of Contents
Was ist das fsme-Virus?
Inhaltsverzeichnis
Das fsme-Virus (Tickborne encephalitis virus) gehört zur Familie der Gelbfieber–Viren (Flaviviridae). Die menschliche Immunabwehr reagiert auf ein Molekül dieses Virus, Glykoprotein E, eine Protein-Kohlenhydrate Verbindung. Auf den Menschen werden die Viren durch die Zecke, den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), übertragen. Viel seltener ist eine Übertragung der fsme-Viren über unbehandelte Milch von infizierten Schafen und Ziegen.
Das Glykoprotein E Molekül veranlasst den Körper zu einer Immunabwehrreaktion und den damit verbundenen möglichen Symptomen einer fsme. Die 40 – 60 nm kleinen Viren bauen sich eine Schutzhülle aus den Lipiden (wasserabweisende Verbindungen z. B. von Zellmembranen) ihrer Wirtszelle und vermehren sich in ihrem Zellplasma.
Vorkommen & Verbreitung
Das fsme-Virus wurde in den Fünfzigerjahren von einem Team um Hans Moritsch, einem österreichischen Mikrobiologen, als Auslöser der fsme entdeckt.
Die infizierten Zecken treten meistens nur in bestimmten geografischen Regionen auf. In diesen Verbreitungsgebieten geht man davon aus, dass 0,1% bis 5% der Zecken mit diesem Virus infiziert sind.
fsme-Virus in Europa und Deutschland
Entsprechend ihrer geografischen Verbreitung werden in der Medizin die fsme-Viren in drei Subtypen eingeteilt:
- Western Tickborne encephalitis virus (Nord-, Ost- und Zentraleuropa)
- Far-Eastern Tickborne encephalitis virus (Russland, China, Japan, Korea)
- Siberian Tickborne encephalitis virus (Sibirien)Beispiel
Auch innerhalb von Deutschland treten die infizierten Zecken endemisch, das heißt auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt, auf.
Die Übertragung des Virus
Das Virus überträgt sich durch den Speichel der Zecke beim Stich. Mit zwei scharfen Mundwerkzeugen reißen sie eine geeignete Stelle der Haut auf, um dann mit ihrem Stechrüssel hineinzufahren und Blut zu saugen.
Damit der Wirt das nicht sofort mitbekommt, geben sie mit dem Speichel eine Art örtliche Betäubung ab. Gleichzeitig werden Gerinnungshemmer und anti-entzündliche Substanzen injiziert, damit sie sich stunden- bis tagelang mit den benötigten Nährstoffen versorgen können.
Da die Viren im Speichel Sitzen, werden sie bereits beim ersten Kontakt übertragen. Selbst eine schnelle Entfernung der Zecke nach dem Einstich kann eine Infektion mit dem fsme-Virus gegebenenfalls nicht mehr verhindern (anders als beim Borreliose Bakterium).
Zecken sind von April bis November aktiv. In allen Entwicklungsstadien, als Larve, Nymphe und als Adulte (Erwachsene), kann sie den Erreger aufnehmen und weitergeben.
Als Wirtstiere im frühen Stadium gelten hauptsächlich Mäuse und Igel. Hier infizieren sich auch die Zecken. Im Nymphe-Stadium geht es dann an die größere Beute, wie Wild, Haustiere und eben auch Menschen.
Eine Infektion über den Genuss von Rohmilchprodukten aus Schafs- und Ziegenmilch ist möglich, aber eher selten.
Kinder & Erwachsene
Eine Infektion mit fsme-Viren ist meldepflichtig und daher gibt es auch einigermaßen verlässliche Zahlen über die Anzahl der Erkrankungen: In Deutschland werden jährlich zwischen 300 und 550 Neuerkrankungen gemeldet.
Nicht jeder, der von einer fsme-Virus infizierten Zecke „gebissen“ wird, erkrankt auch daran. Man schätzt, dass es ungefähr bei einem Viertel der Fälle zu einen Ausbruch der Frühsommer-Meningoenzephalitis kommt. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Ob es am männlichen Freizeitverhalten oder der Blutzusammensetzung liegt? Eine medizinisch eindeutige Begründung gibt es dafür bisher nicht. Auch ältere Menschen sind häufiger betroffen, was sich mit einer schwächer werdenden Immunabwehr im Alter zu erklären ist. (Klein)Kinder sind häufiger betroffen als Erwachsene, aber der Krankheitsverlauf ist meistens schwächer und wird oft nur als leichte Sommergrippe wahrgenommen.
Krankheiten & Beschwerden
Wann besteht ein Verdacht auf fsme? Was ist zu tun, ist es heilbar? Wie lässt sich vorbeugen?
Symptome & Diagnose
Bei sich selbst eine fsme eindeutig zu diagnostizieren ist doppelt schwierig. Die Inkubationszeit, die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit, beträgt ca. 14 Tage. Zudem sind die Symptome recht unspezifisch, denn viele harmlose wie schwere Erkrankungen, beginnen mit Fieber und Gliederschmerzen.
Hellhörig und schnellstens eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen sollte man bei folgenden Symptomen (und wenn ein Zeckenstich in einem der gefährdeten Gebiete in der erwähnten Zeitspanne erfolgt ist):
- nach ungefähr 10 Tagen leichtes Fieber
- dazu mal mehr mal weniger heftige Kopf-, Glieder- und/oder Bauchschmerzen
- – > ein Nachweis der fsme Viren ist jetzt noch nicht im Blut nachweisbar
- nach 20 Tagen erneut ein Fieberschub
- neurologischen Erscheinungen (Bewusstseinsstörungen, Lähmungen)
- – > erst jetzt ist der Virus im Labor nachweisbar
Diese kleine Auflistung macht klar, dass nach dem Ausbruch der Krankheit nur noch symptomatisch geholfen werden kann. Es gilt, die Schmerzen zu lindern und das Fiber zu senken. Im schlimmste Fall kann es zu einer Entzündung der Gehirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks kommen:
- Meningitis (Entzündung der Hirnhäute)
- Meningoenzephalitis (zusätzlich Gehirnentzündung)
- Meningoenzephalomyelitis (zusätzlich Rückenmarksentzündung)
Behandlung & Therapie
Eine Meningitis lässt sich in den meisten Fällen auskurieren. Doch wenn das Gehirn und/oder das Rückenmark, betroffen sind, kann es in der Folge zu neuronalen Ausfällen kommen (Lähmungen, Sinnesstörungen). Bleiben sie länger als zwei bis drei Jahre bestehen, sind sie nicht mehr heilbar.
Lediglich innerhalb der ersten vier Tage könnte man mit einer passiven Impfung mit Immunglobulinen die Chance auf einen möglichen Ausbruch der Krankheit vermindern. Doch zu diesem Zeitpunkt kann man weder labortechnisch noch durch Symptome ausmachen, dass eine Infektion erfolgt ist.
fsme Vorbeugung
Was bleibt, ist die Vorbeugung. Hier sind zwei wichtige Faktoren zu beachten:
- Zeit und Ort: Befinde ich mich zur maßgeblichen Zeit in einer gefährdeten Region?
- Freizeitverhalten: halte ich mich dort oft in der freien Natur auf (Wandern, Joggen, Gassi Gehen etc.)
Wenn beides zutrifft, am besten folgende Vorsichtsmaßnahmen beachten:
- angemessene Kleidung tragen (geschlossenes Schuhwerk, lange Hose)
- nach der Rückkehr den Körper auf Zecken untersuchen
- Haustiere schützen (Mittel gegen Zecken, Tabletten etc.)
- bei Zeckenstich, Zecke vorsichtig entfernen, Zeitpunkt notieren
Einzig eine Impfung bietet einen sichern Schutz vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dabei werden abgetötete fsme-Viren injiziert (aktive Impfung), die das Immunsystem quasi für den Ernstfall, einen Infekt durch lebenden Viren, vorbereitet. Dafür müssen nach einem festgelegten Zeitplan drei Impfungen erfolgen. Alle drei Jahre muss mit einer erneuten Impfung aufgefrischt werden. Der Impfschutz wird mit 90% angegeben.