Protozoen werden häufig als Urtierchen bezeichnet und sind einzellige Organismen. Sie gehören zur Klasse der einfachsten Lebewesen und leben entweder frei oder als Parasit. Leben sie auf Kosten eines artfremden Wirts, können die Parasiten zahlreiche Erkrankungen auslösen.
Dazu gehören neben problematischen Entzündungen an den Geschlechtsorganen und Darmerkrankungen, auch charakteristische Tropenkrankheiten wie die Schlafkrankheit oder Leishmaniose.
Welche Krankheiten und Beschwerden sie insgesamt auslösen können, wo wie vorkommen, wie sie sich verbreiten und alle weiteren wichtigen Infomrationen zu den Protozoen, finden Sie im nachfolgenden Ratgeber.
Table of Contents
Was sind Protozoen?
Inhaltsverzeichnis
Die Protozoen gehören zur Gruppe der Eukaryonten, da sie, im Gegensatz zu den Prokaryoten, einen Zellkern besitzen. Zusammen mit Algen und Pilzen sind sie außerdem Bestandteil der Kategorie der Protisten, während die Protozoen allgemein dem Tierreich zugesprochen werden.
Die Algen hingegen werden den Pflanzen zugeordnet, während die Pilze eine eigene Gruppe bilden. Protozoen treten in den verschiedensten Arten und Ausprägungen auf.
Charakteristische Merkmale der einzelnen Formen sind ihr Erscheinungsbild sowie die Größe. Die Urtierchen sind außerdem heterotrophe Lebewesen, das heißt, ihr Stoffwechsel benötigt zum Funktionieren gewisse Substanzen. Diese Stoffe finden die Protozoen bei anderen Organismen.
Arten & Aussehen
Dabei kommt es hier zwischen einer klaren Abgrenzung der parasitischen, der mutualistischen sowie der kommensalischen interagierenden Protozoen:
- innerhalb der kommensalischen Interaktion gibt es einen Gewinn für die eine beteiligte Art, während die Beziehung für die andere Lebensform neutral ist
- die mutualistische Interaktion ist charakteristisch für die vorteilhafte Wechselbeziehung zwischen den einzelnen Lebensformen
Beim menschlichen Organismus wurden allerdings noch keine mutualistischen, also vorteilhaften, Protozoen entdeckt. In den meisten Fällen sind die Urtierchen pathogen, machen also Krank. Innerhalb der morphologischen Klassifizierung können diese Einzeller nochmals in vier Gruppen aufgeteilt werden:Sporozoen
- die Sporozoen
- die Zilien
- die Flagellaten
- die Rhizopoden
Die Sporozoen werden auch als Apicomplexa bezeichnet und vermehren sich über die Bildung von Sporen. Zu diesen Sporentierchen zählt auch das Plasmodium, welches als Erreger der Malaria gilt.
Zilien sind mikroskopisch kleine Wimperntierchen. Da die Oberfläche der winzigen Zelle mit Wimpern ausgestattet ist, kann sich das Wimperntierchen mit den Wimpern-Härchen fortbewegen.
Die Flagellaten sind auch unter dem Namen Geißeltierchen bekannt und benutzen zur Fortbewegung ihre typischen Geißeln. Zu den Flagellaten gehören auch die für den Menschen gefährlichen Trichomonaden, Trypanosomen sowie die Leishmanien.
Die Rhizopoden, die auch als Wurzelfüßler bezeichnet werden, entwickeln Pseudopodien, also temporäre Ausstülpungen zur Fortbewegung. Bekannte Vertreter der Rhizopodien sind beispielsweise Heliozoa und Amöben.
Vorkommen & Verbreitung
In den tropischen und subtropischen Regionen findet man die Protozoen der Gruppe des Plasmodiums, also Plasmodium vivax, Plasmodium malariae, Plasmodium falciparum sowie Plasmodium ovale. Die Urtierchen, die als Erreger der Malaria gelten, kommen vor allem in Afrika, insbesondere der südlichen Region der Sahara, vor. Daneben gelten auch Papua-Neuguinea, Südasien und Südostasien als problematische Verbreitungsgebiete.
Bis etwa 1950 waren Malaria auslösende Protozoen auch im europäischen Mittelmeerraum verbreitet. In den meisten Fällen werden die Plasmodien von Stechmücken beim Einstich auf den menschlichen Organismus übertragen. Der Mensch gilt hierbei lediglich als Zwischenwirt, denn die Plasmodien verbreiten sich in erster Linie im Körper der Mücke aus.
Hauptüberträger des Malaria auslösenden Plasmodiums ist die Stechmücke der Gattung Anopheles. Über den Einstich des infizierten Tieres gelangen die Plasmodien in den menschlichen Blutkreislauf.
Eigenschaften & Wirte
Ihr Zellaufbau ähnelt sich hierbei mit dem von tierischen Zellen: Sie verfügen über einen Zellkern sowie Zellorganellen, also Zellstrukturen. Darüber hinaus weist die Zelle der Protozoen auch Mitochondrien und den Golgi-Apparat auf. Die meisten Arten bewegen sich über Geißeln fort. Bakterien, die keinen echten Zellkern besitzen, zählen zu den Prokaryoten. Daher werden die Urtierchen als Eukaryoten, also als Lebewesen mit einem echten Zellkern, bezeichnet.
Beispielsweise können abgehärtete und sehr widerstandsfähig gewordene Dauerstadien dieser Einzeller, sogenannte Zysten, über menschliche und tierische Ausscheidungen weitergegeben werden.
Die Wirte, innerhalb derer sich die Protozoen ungeschlechtlich, allein über die Aufnahme von Nährstoffen vermehren, werden als Zwischenwirt bezeichnet. Breiten sich die Organismen über die geschlechtliche Fortpflanzung im Wirt aus, wird dieser Endwirt genannt. Stechmücken sind beispielsweise immer Endwirte, wohingegen Menschen in den meisten Fällen als Zwischenwirte dienen.
Krankheiten & Beschwerden
Die Protozoen und ihre verschiedensten Untergruppen können die unterschiedlichsten Krankheiten übertragen. Das Protozoen Toxoplasma gondii ist auf der ganzen Welt verbreitet. Mittlerweile ist schon ein großer Teil der menschlichen Bevölkerung mit dieser Parasiten-Art infiziert.
Die Protozoen übertragen sich durch ihre Eier, die oftmals mit Katzenkot ausgeschieden werden, auf den Menschen. Die Reinigung des Katzenklos oder ein enger Kontakt zu Katzen sind häufig Ursache für die Übertragung von Toxoplasmose. Über die tierischen Ausscheidungen gelangen die Protozoen-Eier außerdem in die Erde, wodurch der Mensch sich auch während der Gartenarbeit oder durch das Essen von nicht gewaschenem Gemüse infizieren kann.
Durch den häufigen Kontakt mit der Erde, können die Parasiten auch in den Organismus von Nutztieren gelangen.
Die wichtigsten Ursachen für eine Infektion mit dem Parasiten sind nicht durchgegartes oder rohes Schweine- und Lammfleisch.
Einige Formen werden allerdings auch nur über den körperlichen Kontakt übertragen. Der Trichomonas vaginalis beispielsweise wird häufig über den direkten sexuellen Kontakt verbreitet und gehört zu Geschlechtskrankheiten. Der gefährliche Erreger findet sich auf der ganze Welt. Verhütungsmittel, die einen direkten Kontakt ausschließen, können daher als Prävention vor einer Protozoen-Infektion dienen.