fsh – Auf einen Blick
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung: Follikelstimulierendes Hormon (fsh)
Ähnliche Tests: Östrogen, lh, Testosteron, Progesteron
Warum wird das follikelstimulierende Hormon (fsh) untersucht?
Zur Beurteilung der Funktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), insbesondere hinsichtlich Ihrer Bedeutung für die Fortpflanzungsorgane (Eierstöcke / Ovarien; Gebärmutter / Uterus; Hoden / Testis).
Bei welchen Erkrankungen sollte fsh untersucht werden?
Bei unregelmäßiger oder ausbleibender Monatsblutung (Menstruation), bei Ausbleiben einer Schwangerschaft, bei verminderter Spermienanzahl oder beiVerdacht auf eine Störung der Hypophyse oder des Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) aus anderen als den genannten Gründen.
Aus welchem Probenmaterial wird fsh durchgeführt?
Aus einer venösen Blutprobe (üblicherweise aus einer Armvenenpunktion).
Table of Contents
Follikelstimulierendes Hormon
Was wird untersucht?
Das follikelstimulierende Hormon (fsh) wird von Zellen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert. Die fsh-Produktion wird durch verschiedene Botenstoffe (Hormone) reguliert:
Zum einen wird sie durch das Gonadotropin-Ausschüttungshormon (Gonadotropine Releasing Hormone), ein Hormon des Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns), stimuliert. Wichtiges Element für eine adäquate Freisetzung vom follikelstimulierenden Hormon (und lh) ist eine schwankende (pulsatile) GnRH-Freisetzung.
Zum anderen wirken Hormone der Zielorgane (im wesentlichen Ovarien und Testis) im Sinne einer Rückkopplung zurück auf die fsh-Produktion der Hypophyse (üblicherweise hemmend). Dementsprechend führt eine hohe Konzentration der Geschlechtshormone wie z.B. während der zweiten Zyklusphase zu einer verminderten Sekretion vom follikelstimulierenden Hormon (und lh).
Der beschriebene Rückkopplungsmechanismus bewirkt auch, dass im Rahmen einer Unterfunktion der Ovarien (primärer Hypogonadismus) wie z.B. während der Menopause der fsh-Spiegel (wie auch der lh-Spiegel) steigt.
fsh Wirkungen
Die Wirkungen des follikelstimulierenden Hormons betreffen in erster Linie die Geschlechtsorgane, indirekt werden aber auch andere Systeme wie der Knochenaufbau und Gefäßwandveränderungen beeinflusst.
Es folgt in der Zyklusmitte, initiiert durch einen plötzlichen Anstieg des fsh und des luteinisierenden Hormons (lh), der Eisprung (Ovulation) mit der anschließenden Entwicklung des Gelbkörpers (Lutealphase). Während der follikulären Phase regt das follikelstimulierende Hormon auch die Produktion von Östradiol im Follikel an, das den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut unterstützt.
Der starke fsh-Anstieg zu Beginn der Lutealphase stimuliert auch im weiteren Verlauf die Progesteronherstellung. Progesteron seinerseits führt zur Umwandlung der Gebärmutterschleimhaut, die eine Einnistung des Embryos gewährleistet. Das follikelstimulierende Hormon fördert auch die Empfänglichkeit der Ovarien für lh.
Bei Kleinkindern und Kindern steigt das follikelstimulierende Hormon kurz nach der Geburt und fällt dann auf sehr niedrige Spiegel ab (bei Jungen im Alter von 6 Monaten und bei Mädchen im Alter von 1-2 Jahren). Im Alter von etwa 6-8 Jahren steigen die Spiegel mit Beginn der Pubertät und der Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale wieder.
Das Probematerial
Wie wird das Probenmaterial für die Untersuchung gewonnen?
Üblicherweise wird für die Bestimmung eine venöse Blutprobe (Serum oder Plasma) aus einer Armvenenpunktion verwendet.
Der fsh Test
Wie wird der Test eingesetzt?
fsh wird oft in Verbindung mit anderen Hormontests (lh, Testosteron, Östradiol und Progesteron) zur Ursachenklärung einer Infertilität (Unfruchtbarkeit) bei Männern und Frauen durchgeführt.
Das follikelstimulierende Hormon kann auch bei der Untersuchung menstrueller Unregelmäßigkeiten und bei der Diagnose einer hypophysären (die Hirnanhangsdrüse betreffend) Störung hilfreich sein.
Zu den letztegenannten Erkrankungen zählen auch gutartige (selten bösartige) Tumoren der Hypophyse, die sogenannten Hypophysenadenome. Bei Kindern werden fsh und lh zur Diagnosestellung einer verzögerten oder vorzeitigen Pubertät (Pubertas tarda bzw. praecox) bestimmt.
Test – Wann sinnvoll?
Wann könnte der Test sinnvoll sein?
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen werden fsh und lh häufig als Teil der Abklärung einer bestehenden Unfruchtbarkeit oder einer gestörten Menstruation untersucht. Das follikelstimulierende Hormon (meistens zusammen mit lh und Östrogen) kann auch angefordert werden, um festzustellen, ob sich eine Frau bereits in der Menopause befindet.
Desweiteren kann es helfen, beim Mann den Grund für eine niedrige Spermienzahl aufzudecken. Bei Kindern erfolgt eine Anforderung des fsh, wenn der betroffene Junge oder das Mädchen augenscheinlich nicht in einem angemessenen Alter (also zu früh oder zu spät) in die Pubertät eintritt.
Tumoren der Hypophyse oder andere hypophysäre Störungen sind ebenfalls Indikationen für eine hormonelle Untersuchung mit fsh-Bestimmung.
Das Testergebnis
Was bedeutet das Testergebnis?
Bei Frauen kann mit Hilfe des fsh zwischen einem primären Versagen der Ovarien (also dem direkten Versagen der Eierstöcke, primärer Hypogonadismus) und einem sekundären Versagen der Ovarien (also einem Versagen der Eierstöcke aufgrund einer Störung entweder der Hypophyse oder des Hypothalamus, sekundärer Hypogonadismus) unterschieden werden.
Erhöhte Spiegel vom follikelstimulierenden Hormon und lh bei niedrigem Östrogenspiegel Sprechen für ein primäres Versagen der Ovarien wie es z.B. regelhaft nach der Menopause auftritt. Einige krankhafte Ursachen eines primären Versagens sind im Folgenden aufgelistet.
Entwicklungsfehler
- Ovarialagenese (fehlende Entwicklung der Eierstöcke)
- Chromosomenabweichungen wie z.B. beim Turner-Syndrom
- Ovarialer Steroidgenesemangel (mangelnde Produktion von Steroiden)
Ovarialversagen aufgrund von:
- Bestrahlung (Radiatio)
- Chemotherapie
- Autoimmunerkrankungen
Chronische Anovulation (dauerhaft fehlender Eisprung) aufgrund:
- Eines Polyzystischen Ovarialsyndroms (pcos= polyzystic ovary Syndrom)
- Nebennierenerkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Ovarialkrebs
Niedrige fsh- und lh-Werte bei niedrigem Östrogenspiegel sind typisch für ein sekundäres Ovarialversagen aufgrund einer Funktionseinschränkung der übergeordneten Stimulationszentren (Hypophyse- und Hypothalamus).
Bei Männern zeigt ein hoher fsh-Wert bei niedriger Testosteronkonzentration ein primäres Versagen des Hodens (Testis) an. Dies kann durch Entwicklungsstörungen beim Hodenwachstum oder durch Verletzungen des Hodens, wie unten aufgelistet, hervorgerufen werden.
Entwicklungsfehler
- Gonadenagenesis (fehlende Entwicklung der inneren Geschlechtsorgane)
- Chromosomenabweichungen wie das Klinefelter-Syndrom
Sonstige Gründe für ein Hodenversagen
- Virale Infektionen (z.B. Mumps)
- Trauma
- Bestrahlung
- Chemotherapie
- Autoimmunerkrankungen
- Keimzellentumoren
Bei kleinen Kindern sind hohe fsh- und lh-Werte und die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt deutliche Zeichen für eine Pubertas praecox (einer vorzeitigen Pubertät). Dieses Phänomen tritt bei Mädchen häufiger als bei Jungen auf.
Wissenswertes
Ein hoher fsh-Wert im Blut kann durch die Einnahme von Medikamente wie Cimetidin, Clomiphen, Digitalis und Levodopa bedingt sein. Die Einnahme oraler Kontrazeptiva, Phenothiaziden oder Hormonbehandlungen kann zu niedrigen fsh-Werten führen.
Hinweise & Störungen
Stabilität und Probentransport
Im Serum ist das follikelstimulierende Hormon bei 4°C mehrere Tage stabil. Der ungekühlte Postversand innerhalb von 24 h ist möglich.
Referenzbereiche fsh im Serum / Plasma (Erwachsene)
Frauen
– Follikelphase: | 2 – 10 IU / l |
– Periovulatorisch: | 8 – 20 IU / l |
– Lutealphase: | 2 – 8 IU / l |
– Postmenopause: | > 20 IU / l |
Störfaktoren und Hinweise auf Besonderheiten
Die Testverfahren beruhen fast ausschließlich auf immunologischen Bestimmungsmethoden. Dies bedingt eine antikörperabhängige Spezifität für verschiedene Isoformen des follikelstimulierenden Hormons. Im Einzelfall kann die Schwankung 25% betragen. Bei einem Vergleich von Laborwerten sollten daher immer das Testsystem berücksichtigt werden.
Die Kreuzreaktivität mit anderen Hormonen (lh, tsh, hCG) ist aufgrund der genannten methodischen Grundlagen ebenfalls unterschiedlich.
Richtlinien zur Qualitätskontrolle
Der Parameter Follikelstimulierendes Hormon (fsh) ist nach der Richtlinie „Labor“ der Bundesärztekammer vom 24.08.2001 (letzte Änderung 14.11.2003) nicht ringversuchspflichtig. Eine interne Qualitätskontrolle sollte jedoch durchgeführt werden.
Häufige Fragen (FAQ)
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum follikelstimulierenden Hormon.
Unfruchtbarkeit – Tests?
Welche Tests sollten bei Ausbleiben einer Schwangerschaft durchgeführt werden?
Das Spektrum der Laboruntersuchungen bei Unfruchtbarkeit beinhaltet bei der Frau oft die Bestimmung der Konzentration des fsh, des lh, des Östrogens, des Prolaktins sowie anderer relevanter Hormone. Häufig wird auch lh in Form eines Ovulationstests (unter Verwendung von Urin als Untersuchungsmaterial) bestimmt.
Auch die Bestimmung der Körpertemperatur, die beim Eisprung leicht ansteigt, kann wertvolle Informationen liefern.. Andere Untersuchungen bei Unfruchtbarkeit beinhalten auch postcoitale Untersuchungen (nach dem Beischlaf).
Ein Hysterosalpingogramm (eine Kontrastmitteldarstellung der Eileiter und der Gebärmutter) kann unter Umständen einen Verschluß der Eileiter zeigen. Die parallele Untersuchung des Partners (u.a. Spermiogramm) ist obligat.
Unfruchtbarkeit – Ursachen?
Woran kann es liegen, wenn bei jungen Frauen eine vermehrte Gesichtsbehaarung und eine unregelmäßige Periode festgestellt werden?
Es gibt verschiedene Ursachen. Eine der häufigen Ursachen einer Unfruchtbarkeit, welche sich bei 7-10% der Frauen feststellen läßt, ist ein hormonelles Problem, das als polyzystisches Ovarialsyndrom (pcos) bezeichnet wird.
Bei diesem Krankheitsbild sind die Ovarien (Eierstöcke) aufgrund von Zysten, die sich in ihnen bilden, vergrößert. Bei Frauen mit pcos finden sich häufig auch hohe Spiegel an Androgenen und ein gestörter Eisprung.
Unter Umständen müssen zur Bestätigung einer pcos als Ursache der Unfruchtbarkeit einige Labortest, einschließlich fsh, lh und Androgenen, durchgeführt werden. Eine medikamentöseTherapie kann die Symptome lindern.
Test beim Mann?
Warum sollten bei einem Mann Untersuchungen auf ein weibliches Hormon durchgeführt werden?
Bei Männern regt das fsh die Spermienproduktion in den Hoden an, vergleichbar der Stimulation der Ovarien zur Follikelproduktion bei der Frau. Bei Männern kann es sinnvoll sein, lh bei einem niedrigen Testosteronwert zu messen.
Test – Zuhause?
Gibt es einen zu Hause durchführbaren Test für fsh?
Ein zugelassener Test, derzu Hause durchgeführt werden kann, mißt den fsh-Spiegel in einer Urinprobe. Er findet Anwendung als Hinweis auf die Perimenopause, die mit einem Anstieg des fsh (und lh) verbunden ist.
Weiterführende Links
Weiterführende Links zum Thema
- Fertilitätsstörungen – AWMF Leitlinien, Diagnostik und Therapie:
- https://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/016-003.htm
- AWMF Leitlinien, Diagnostik des infertilen Mannes:
- https://www.uni-düsseldorf.de/WWW/AWMF/ll-na/013-019.htm
- AWMF Leitlinien, Fehlbildungstumoren mit Homonproduktion, Diagnostik des Kraniopharyngeoms:
- https://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/025-026.htm