MMS – Auf einen Blick
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung: Methylmalonsäure (MMS), Methylmalonic acid (MMS), Methylmalonat
Ähnliche Tests:
Warum wird Methylmalonsäure untersucht?
→ Um auch einen leichten Vitamin B12-Mangel möglichst frühzeitig zu entdecken.
→ Um Methylmalonyl-Azidämie zu diagnostizieren, eine sehr seltene Stoffwechselkrankheit.
Bei welchen Erkrankungen sollte Methylmalonsäure untersucht werden?
Wenn die Vitamin b12-Konzentration im peripheren Blut niedrig-normale bis erniedrigte Werte annimmt oder bereits neuropathische Symptome wie Taubheit oder Kribbeln der Hände oder Füße auf einen entsprechenden Mangel hindeuten.
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Methylmalonsäure (MMS)
Was wird untersucht?
Die Methylmalonsäure (MMS) ist ein früher und sensitiver Indikator für einen Vitamin b12-Mangel. Insbesondere in Bezug auf den Stoffwechsel peripherer Gewebe. MMS ist ein Produkt, das in sehr kleinen Mengen im Rahmen des Protein-Metabolismus (Stoffwechsel) gebildet wird.
Normalerweise wirkt Vitamin b12 als Kofaktor bei der Umwandlung von Methylmalonyl-CoA zu Succinyl-CoA. Bei einem Mangel an diesem Cofaktor kommt es zu einer Akkumulation von Methylmalonyl-CoA, das dann alternativ zu MMS umgesetzt wird. In der Folge kommt es sowohl im Blut als auch Urin zu einer Erhöhung der MMS-Konzentration. Die erhöhte MMS-Konzentration kann oftmals schon vor dem Auftreten der charakteristischen hämatologischen Symptome (z. B. hyperchrome Anämie mit makrozytären Erythrozyten) auftreten.
Während einige Patienten mit erhöhten MMS-Spiegeln kei-nerlei Symptome zeigen treten bei anderen bereits früh im Verlauf klassische Vitamin b12-Mangelerscheinungen wie neuropathische (Taubheit, Kribbeln, Brennen in Händen und/oder Füßen) oder neurologisch/psychiatrische Symptome (Verhaltensänderung, Verwirrtheit, Depression) auf.
Dennoch sind einige Mediziner der Ansicht, dass MMS einen besseren Marker für die Bioverfügbarkeit von Vitamin b12 darstellt, als das Vitamin selbst, da ein Großteil im peripheren Blut Protein-gebunden und für den Metabolismus nicht frei verfügbar ist.
Obwohl manche Ärzte überzeugt davon sind, dass MMS und Homocystein (kann bei B 12- oder Folsäure-Mangel erhöht sein) valide labordiagnostische Marker eines asymptomatischen Vitamin b12-Mangels darstellen, sind andere der Meinung, dass leicht Formen des Vitamin b12-Manels eher nicht zu einem Progress tendieren und deshalb nicht notwendigerweise diagnostiziert oder behandelt werden müssen.
Das Probenmaterial
Aus welchem Probenmaterial wird der Methylmalonsäure-Test durchgeführt?
Entweder aus einer venösen Blutprobe (die durch Punktion einer Armvene gewonnen wird) oder einer Urin-Probe (Spontan- bzw. 24 h-Sammelurin).
Wie wird das Probenmaterial für die Untersuchung gewonnen?
Durch Punktion einer Armvene wird eine Blutprobe gewonnen, aus der die MMS-Konzentration bestimmt wird. Analog kann die Bestimmung auch aus einer Urin-Probe (Spontan- oder 24h-Sammelurin) durchgeführt werden.
Der MMS Test
Wie wird der Test eingesetzt?
Primär dient die Bestimmung der MMS-Konzentration – bisweilen auch in Kombination mit Homocystein – dazu, milde Formen eines Vitamin b12-Mangels nachzuweisen. Sie kann auch als Nachsorge-Untersuchung bei bereits bekanntem Vitamin b12-Mangel eingesetzt werden.
Einige Mediziner befürworten die MMS-Bestimmung auch als Screening-Instrument, das inbesondere bei älteren Menschen hilfreich sein kann, da diese häufiger unter Vitamin b12-Mangel leiden, aber selterner die typischen Symptome entwickeln. Allerdings wird der Nutzen immer noch kontrovers diskutiert, so dass nur wenige Ärzte von der MMS-Bestimmung Gebrauch machen.
Es sei darauf hingewiesen, dass sich MMS nicht als langfristiger Kontroll-Parameter eignet, da es Schwankungen unterliegt und so seine Konzentration nicht zuverlässig unter einer evtl. durchgeführten Vitamin b12-Therapie abfällt.
Gelegentlich wird die Bestimmung der MMS-Konzentration zusammen mit anderen Parametern eingesetzt, um das seltene Krankheitsbild der Methylmalonyl-Azidämie zu diagnostizieren. Dabei handelt es sich um eine erbliche Stoffwechsel-Krankheit, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 1: 25 000 bis 1: 48 000 auftritt. Säuglinge mit dieser Störung können Methylmalonyl-CoA nicht in Succinyl-CoA umwandeln.
Zum Zeitpunkt der Geburt zeigen die Betroffenen Kinder zwar noch keine Symptome, aber wenn der Protein-Gehalt der Nahrung steigt entwickeln sie zunehmend Zeichen wie Anfälle, mentale Retardierung, Schlaganfälle und schwere metabolische Azidose.
Test – Wann sinnvoll?
Wann könnte der Test sinnvoll sein?
Eine MMS-Bestimmung wird nicht sehr häufig angefordert und bis der klinische Nutzen und Langzeit-Vorteil nicht durch weitere Studienergebnisse allgemein anerkannt wird, wird sie ärztlicherseits wahrscheinlich auch nicht häufiger eingesetzt werden.
Allerdings ist eine Bestimmung dann notwendig, wenn ein Patient charakteristische Symptome zeigt, Vitamin b12 aber noch im niedrig-normalen Konzentrationsbereich liegt.
Darüber hinaus kann eine Testung zur Verlaufskontrolle bei erhöhtem Homocystein angefordert werden, wenn dies ursprünglich nicht miterfolgt ist. Gelegentlich wird auch bei Verdacht auf das Vorliegen einer Methylmalonyl-Azidämie eine MMS-Bestimmung erforderlich.
Das Testergebnis
Was bedeutet das Testergebnis?
- Im Falle einer Erhöhung der MMS und evtl. auch der Homocystein-Konzentration bei gleichzeitig vermindertem Vitamin b12-Spiegel ist von einem leichten Mangel an diesem Vitamin auszugehen. Dies kann auf eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Vitamin b12 im peripheren Gewebe hinweisen.
- Ist dagegen isoliert Homocystein erhöht, so sollte die Folsäure-Konzentration überprüft werden.
- Normale MMS- und Homocystein-Werte machen einen Vitamin b12-Mangel unwahrscheinlich.
Es ist zudem zu berücksichtigen, dass es auch im Rahmen einer eingeschränkten Nierenfunktion zu einer Akkumulation von MMS kommen kann, wenn die Ausscheidungsfunktion diesbezüglich vermindert ist.
Liegt bei einem Patienten die seltene erbliche Stoffwechsel-Störung der Methylmalonyl-Azidämie vor, so ist die MMS-Konzentration im Allgemeinen moderat bis stark erhöht.
Wissenswertes
Gibt es Weiteres, das ich wissen sollte?
Einige Studien konnten eine starke Variation der MMS-Konzentration im Langzeit-Verlauf zeigen.
Hinweise & Störungen
Probenmaterial
Geeignete Untersuchungsmaterialien umfassen Serum, Heparinplasma, sowie Spontan- oder Sammelurin.
Stabilität und Probentransport
Stabilität nicht untersucht. Verschickung von Serum / Plasma eingefroren empfohlen.
Referenzbereich
Methodenabhängig. Referenzbereich des durchführenden Laboratoriums verwenden.
Störfaktoren und Hinweise auf Besonderheiten
Bei Niereninsuffizienz erhöhte MMS-Werte möglich.
Richtlinien zur Qualitätskontrolle
Für die Bestimmung von MMS gibt es derzeit keine externe Qualitätskontrolle entsprechend der Richtlinien der Bundesärztekammer (RILIBÄK). Externe Ringversuche werden angeboten.
Häufige Fragen (FAQ)
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur MMS.
Wenn bereits ein erhöhter MMS-Wert festgestellt wurde, warum muss dann noch eine weitere Vitamin b12-Bestimmung durchgeführt werden?
Wenn die Vitamin b12-Konzentration niedrig-normal ist aber keinerlei Mangelsymptome vorliegen, so kann man von einer adäquaten Adaptation des Organismus ausgehen und der klinischen Präsentation den Vorzug vor dem Laborwert geben, insbesondere wenn Homocystein nicht auch gleichzeitig erhöht ist.
Kann sowohl Blut als auch Urin als Probenmaterial eingesetzt werden?
In den meisten Fällen reicht es vollkommen aus, die MMS-Konzentration entweder im Blut oder im Urin zu bestimmen. Manchmal ist aber auch beides erforderlich, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Da Homozystein im Blut bestimmt wird ist es sicherlich zunächst sinnvoll beide Parameter gleichzeitig aus einer Blutprobe bestimmen zu lassen.
Weiterführende Links
Weiterführende Informationen zum Thema:
AWMF Leitlinie, Leitlinien zur Stoffwechselstörung mit vermehrter Homozystein-Bildung:
https://www.uniduesseldorf.de/www/awmf/ll-na/027-005.htm
AWMF Leitinie, Differentialdiagnose Aplastische Anämie:
https://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/025-019.htm
AWMF Leitlinie, Vitamin b12 Mangel/ Differentialdiagnostik von Ataxien:
https://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll-na/022-010.htm