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Transsexualität

by Danaae
Behandlung Geschlechtsumwandlung

Portrait einer Transsexuellen Frau
Shutterstock / Amazingmikael

Transsexuelle Menschen haben das Gefühl, im falschen Körper geboren zu sein. Der Wunsch, das andere Geschlecht anzunehmen, wird bei ihnen übermächtig und ihre ganze Persönlichkeit, ihr Selbstwertgefühl leiden unter diesen Wunsch.

Heute kann die Medizin den Betroffenen mit Hormonbehandlungen und Operationen dabei helfen, von einer Frau zum Mann und von einem Mann zur Frau zu werden.

Allerdings ist das ein schwieriger, langandauernder Prozess, der darüber hinaus auch nicht immer alle bestehenden Probleme löst.

Was ist die Transsexualität?

Die Betroffenen spüren vermutlich schon als Kinder im Vorschulalter, also vor dem Bewusstwerden der eigenen Sexualität, das „irgend etwas“ mit ihnen nicht stimmt. Sie fühlen sich unklar dem anderen Geschlecht zugehörig, ganz gleich ob bei der Kleidung, beim Spielen, im ganzen Verhalten.

Jungen ziehen zum Beispiel gerne Kleider und Stöckelschuhe an, schminken sich, lieben lange Haare und immer neue Frisuren. Mädchen tragen ausschließlich Hosen, mögen keinen Schmuck, schneiden sich die Haare ab und gebaren sich absichtlich so burschikos wie nur irgend möglich.

Ist das in der Kinderzeit noch eher indifferent, ist für die meisten Transsexuellen die Pubertät sehr schwierig und konfliktbeladen. Die nun deutlichere Ausprägung der Geschlechtsmerkmale (Bartwuchs, Brüste etc.) zeigt auch der Außenwelt, welches Geschlecht man hat und das ist für einen Menschen, der sein Geschlecht verleugnen möchte, sehr schlimm.

Es gibt Fälle, in denen ein transsexueller Junge sich vor seinem Penis ekelt, transsexuelle Mädchen die knospenden Brüste abbinden oder unter weiten sackartigen T-Shirts verbergen. Andere wieder treten die Flucht nach vorn an, in dem sie durch ihre Kleidung und ihr Auftreten zeigen, wie sie fühlen und das sie sich dem Diktat einer Einteilung Mann/Frau einfach nicht beugen.

Häufig findet man solche Transsexuelle unter Künstlern, in der Modebrache und bei Homosexuellen. Trotzdem ist das Leben als Transsexueller immer noch schwierig. Sie erleben Diskriminierungen, werden teilweise ausgegrenzt und mit Unverständnis und Häme betrachtet.


Begriffe & Unterschiede

Unterschied zwischen Transsexuellen, Intersexuellen und Transgendern

Behandlung Geschlechtsumwandlung

Shutterstock / mantinov

Häufig werden alle drei Begriffe gleichgesetzt. Aber eigentlich stimmt das nicht. Während sich die Transsexualität auf das biologische Geschlecht (den Sex) bezieht, ist Transgender ein Begriff für die soziale und kulturelle Geschlechterrolle. Transgender wollen (oder müssen) sich über die sozial geprägte Geschlechterdefinition hinwegsetzen und weder Frau noch Mann im sozialen Sinn sein.

Nach dieser Definition ist der Transgender der Oberbegriff für folgende soziale Phänomene:

  • Transsexualität
  • Intersexualität
  • Androgynie
  • Bi-Gender
  • bestimmte Formen von Homosexualität
  • Drag King und Drag Queen
  • Cross-Dressing

Kulturen & Länder

Es gibt in vielen Kulturen Menschen, die aus rituellen Gründen ihr Geschlecht wechseln und solche, die sich ihrem Geburtsgeschlecht nicht zugehörig fühlen.

Manche nordamerikanische Indianerstämme hatten und haben die „Two Spirits„, denen sie eine männliche und weibliche Seele zusprechen.  In Ostasien gibt es die Hirja und Kothi, die sich selbst als drittes Geschlecht empfinden, im Oman die Chanith und in Polynesien die Faʻafafine.

Diese Personen sind körperlich Männer, die gezielt auf die weibliche Geschlechterrolle hin erzogen werden und die Familien bei der Kindererziehung und den häuslichen Arbeiten unterstützen sollen. Das Ergebnis ist, dass sie sich im späteren Leben nicht als Mann fühlen.

Besonders in Europa sind Transgender auch manchmal Menschen, denen es einfach ein Bedürfnis ist, mit Geschlechterrollen zu spielen und die das Diktat des Geschlechts ablehnen. Beispiele dafür sind Conchita Wurst, die Drake-Queen mit Bart, die TV-Kultfigur Lilo Wanders, nach dem Pass ein Mann, oder die schrille Disseuse Romy Haag, die auf die Frage, ob sie Mann oder Frau sei, mit „ja“ antwortete.

Intersexuelle Menschen sind entweder genetisch, hormonell oder anatomisch nicht eindeutig männlich oder weiblich. Oft werden sie schon mit Merkmalen beider Geschlechter geboren, bei manchen entwickelt sich das Phänomen erst mit der Geschlechtsreife.

Intersexuelle können zum Beispiel äußerlich männliche und innerlich weibliche Geschlechtsorgane, als Mann weibliche Brüste oder als Frau Hoden haben. Manchmal. Intersexualität kann angeboren sein, oder in der Pubertät entstehen. Auch hier kommt es manchmal zu geschlechtsangleichenden Operationen.

Häufigkeit & Akzeptanz

Die Transsexualität oder andere sexuellen Identitäten sind faktische Abweichungen von der Norm, die zur Menschheit gehören. Es gibt aus logischen Gründen keine Statistik darüber, wie häufig Transsexualität vorkommt.

Fachleute schätzen, dass auf etwa 50.000 Menschen ein Transsexueller kommt. Ihre Zahl ist also, auch im Vergleich zu der von homosexuellen Menschen, sehr gering.

Allerdings ist die Akzeptanz der Gesellschaft ihnen gegenüber leider noch wesentlich geringer. Zum Glück beginnt sich das zu ändern und es gibt heute Selbsthilfegruppen und Vereinigungen, Online-Foren und Beratungsstellen, die den transsexuellen Menschen Unterstützung zuteil werden lassen.

Der Gesellschaft muss begreiflich gemacht werden, dass Transsexualität selbst keine Krankheit und kein Makel ist. Krank machen kann nur der Druck, der dadurch entsteht, dass der Transsexuelle sich nicht mit sich selbst im Einklang sieht, sich in bestimmter Weise „verstecken“ oder im anderen Fall outen und erklären muss.

Daraus entstehen häufig psychische Störungen. Wie ein Mensch leidet, der den eigenen Körper bzw. seine Geschlechtsmerkmale nicht akzeptieren kann oder sogar hasst, kann sich ein Nicht-Betroffener nicht vorstellen. Dabei hat Mancher schon seelische Probleme mit einer zu großen Nase oder einem zu kleinen Busen.


Ursachen & Thesen

Erst seit rund 100 Jahren kennt man den Begriff Transsexualität überhaupt und damals ging die Wissenschaft davon aus, dass sie eine psychische Störung sei. Deshalb wurde sie unter anderem mit einer Aversionstherapie und mit Elektroschocks behandelt. Heute weiß man, das Transsexualität an sich keine Krankheit ist, sich aber aus der Geschlechtsidentitäts-Störung ernsthafte psychische und körperliche Probleme ergeben können.

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Pixabay / geralt

Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Transsexualität trotzdem in den Katalog Psychischer Störungen aufgenommen. Bis heute sind die Ursachen für Transsexualität noch unklar.

Es gibt allerdings verschiedene bisher nicht bewiesene Thesen darüber, wie sie entsteht. Eine geht davon aus, dass eventuell ein hormonelles Ungleichgewicht während der embryonalen Entwicklung Transsexualität auslösen könnte.

Als widerlegt gelten mittlerweile die Thesen, dass der (meist unbewusste und verleugnete) Wunsch der Eltern, nach einem Kind des anderen Geschlechts oder die Erziehung zur Transsexualität bzw. zur Transidentität eines Kindes führen könnte.

Auch ein fehlendes gleichgeschlechtliches Elternteil führt nicht dazu, dass ein Kind sich mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil identifiziert und dadurch Transsexualität entsteht.


Leidensdruck & Outen

So unklar wie die Ursachen der Transsexualität sind, so schwer lässt sich auch einschätzen, wie hoch der Leidensdruck Transsexueller ist. Man weiß, dass die meisten von ihnen zunächst ihre biologische Rolle annehmen, Familien gründen Kinder großziehen, öffentlich als Mann oder als Frau leben, obwohl sie sich nicht so fühlen.

Manche von ihnen halten diese Rolle sogar ein Leben lang durch. Entweder wollen sie sich nicht outen, ihr Umfeld nicht verunsichern und brüskieren, ihre Familien nicht zerstören. Andere wieder entschließen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt, ihr biologisches Geschlecht dem gefühltem Geschlecht anzupassen. Manche sind da noch ganz jung, gerade durch die Pubertät gekommen, andere warten Jahrzehnte lang, bis sie ihren Lebenswunsch in die Tat umsetzen.


Geschlechtsangleichung

Zu einer Geschlechtsangleichung sind verschiedene Maßnahmen möglich und nötig:

  • Psychologische Beratung und Begutachtung
  • Gabe von Geschlechtshormonen des angestrebten Geschlechts
  • Einnahme von Medikamenten zur Hormonunterdrückung
  • juristische Anpassung von Personenstand und Vornamen
  • geschlechtsverändernde Operationen

In der Regel erstreckt sich der gesamte Prozess der Geschlechtsumwandlung über mehrere Jahre. Am Anfang steht immer die Aufklärung und Betreuung, weil dieser Schritt wirklich gründlich überlegt werden sollte, eben weil er in jedem Fall das Leben verändert.

Anschließend wird mit einer Hormontherapie begonnen, die nach und nach die sekundären Geschlechtsmerkmale ändert. Die Stimme wird heller oder tiefer, die Körperbehaarung stärker oder schwächer, die Körperform verändert sich. Auch dieser Prozess dauert längere Zeit. Am Schluss des Prozesses steht für viele Betroffene die geschlechtsangleichende Operation, die sie endgültig vom Mann zur Frau oder umgedreht werden lässt.

Bevor sie durchgeführt werden kann, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:

  • Eine Hormontherapie muss für mind. 6 Monate durchgeführt worden sein
  • Eine psychotherapeutische Betreuung mit Alltagstest muss für ca. 1,5 Jahre stattgefunden haben
  • zwei voneinander unabhängige Gutachten müssen die Transsexualität bestätigen
  • Die medizinische Notwendigkeit zur Operation muss von einem spezialisierten Arzt bestätigt werden

Genital-Operation

Bei der Mann-zu-Frau-Operation werden in einem ersten Schritt die Hoden und die Penis-Schwellkörper entfernt und zwischen Enddarm und Blase eine Höhle für die neue Vagina geschaffen. Sie wird mit der Penis-und Hodenhaut ausgekleidet.

Behandlung Vollnarkose

Die Frau-zu-Mann OP ist komplizierter

Aus der Eichel und der Vorhaut werden Klitoris und Schamlippen modelliert, die Harnröhre wird verkürzt, verbreitert und verlegt. In den meisten Fällen folgt nach der Abheilung eine zweite, bei der weitere kosmetische Korrekturen, zum Beispiel die Anlage eines Schamhügels folgen.

Die Frau-zu-Mann-Operation ist der wesentlich kompliziertere Eingriff zur Geschlechtsangleichung. Er beginnt mit der Brustentfernung. Anschließend werden die inneren Sexualorgane wie Gebärmutter und Eierstöcke entfernt. Danach wird ein Penis konstruiert.

Das erfolgt mit zwei unterschiedlichen Methoden. Entweder besteht der neugeschaffene Penis aus der Klitoris sowie der umgebenden Haut und Schleimhaut. Diese Methode heißt Metaidoioplastik. Sie ist schonender und der neue Penis hat einen Gefühlssinn. Allerdings ist er anatomisch bedingt sehr klein und der Geschlechtsverkehr dadurch schwierig.

Bei der zweiten Methode wird aus anderen Körperregionen, zum Beispiel dem Arm, Gewebe entnommen und daraus eine größere Penisplastik konstruiert, die an Nerven und Gefäße angeschlossen wird. Die Versteifung lässt sich per Hand über eine eingebaute Pumpe realisieren. Neben der Penisrekonstruktion werden sehr häufig aus der Haut der großen Schamlippen Hoden geformt, die mit Silikoneinlagen gefüllt werden.

Daneben werden in manchen Fällen auch noch weitere kosmetische Operationen, so können zum Beispiel ein Adamsapfel entfernt oder die Brustwarzen verlegt werden.


Probleme nach der OP

Die Operationen sind zum Teil kompliziert, langwierig und der Heilungsprozess dauert lange. Und obwohl sich die Operationsmethoden im Laufe der Jahre immer weiter vervollkommnet haben, entspricht das Ergebnis immer noch nicht immer den ästhetischen Vorstellungen der Betroffenen.

Außerdem lässt sich bei den beschriebenen Eingriffen natürlich weder die Zeugungs- noch die Gebärfähigkeit erhalten. Manche Transsexuelle belassen es in manchen Fällen bei der Hormonbehandlung und verzichten auf die Veränderung der äußeren Geschlechtsteile.

Ist der Wechsel des Geschlechts erfolgt, sind damit noch längst nicht alle Probleme beseitigt. Er kann immer noch zu sozialen Problemen führen. Bestehende Partnerschaften und Familien zerbrechen oft daran, das soziale und berufliche Umfeld reagiert nicht immer positiv, auch für den Betroffenen selbst ist die Annahme der neuen Identität nicht einfach.

Seit 1980 gibt es in Deutschland ein Transsexuellen-Gesetz (TSG). Es regelt, wie Betroffene mit ihrem Geschlecht auch ihren Vornamen und ihren Personenstand ändern können und welche rechtlichen Konsequenzen sich für eine bestehende Ehe ergeben.

Häufige Fragen & Antworten

Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Transsexualität.

Wie verhält es sich mit der sexuellen Präferenz von Transsexuellen, lieben sie Angehörige des ehemaligen oder des angenommenen Geschlechts?

Die sexuelle Orientierung hat mit der Transsexualität im allgemeinen gar nichts zu tun. Ein Transsexueller kann heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder Asexuell sein oder werden, wie jeder andere Mensch auch.

Zahlt die Krankenkasse die geschlechtsangleichende Operation?

Wenn der oder die Betroffene einen entsprechenden Antrag stellt, die Transsexualität und ein klinisch relevanter Leidensdruck ärztlicherseits bestätigt werden und fest steht, dass eine Hormonbehandlung und Psychotherapie allein nicht genügen, übernehmen sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen die Operationskosten.

Ist nach einer geschlechtsangleichenden Operation das Lustempfinden bzw. die Orgasmusfähigkeit überhaupt noch vorhanden?

Darüber lässt sich keine generelle Aussage treffen. Die meisten dazu befragten Menschen geben aber an, dass sich das sexuelle Empfinden ändert, aber trotzdem in gewisser Form vorhanden ist.

Wird eine Ehe geschieden, wenn der Partner/die Partnerin das Geschlecht wechselt?

Bis 2009 musste eine bestehende Ehe aufgelöst werden. Dann klagten Betroffene vor dem Bundesverfassungsgericht und erreichten, das das Fortbestehen der Ehe auch mit veränderten Geschlecht möglich ist. Auch den Kindern gegenüber ändert die Geschlechtsangleichung nichts am verwandtschaftlichen Verhältnis. So ist zum Beispiel der biologische Vater auch nach der Geschlechtsumwandlung der Vater der Kinder.


Unser Fazit zur Transsexualität

Transsexualität ist kein Spleen von Menschen, die sich zu viel mit sich selbst beschäftigen, sondern für Betroffene oft lebensentscheidend. Ihr Bedürfnis nach einer Angleichung von Körper und Lebensweise an ihr Fühlen ist natürlich und nach vollziehbar. Darauf muss die Gesellschaft, müssen auch die Wissenschaftsbereiche Genetik, Biologie, Neuropsychologie und Medizin aber auch das Recht und die Religion richtig reagieren.
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