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Haemophilus

by joe
Behandlung Pneumologie Haemophilus

Haemophilus influenzae ist die bekannteste Gattung des Haemophilus

Der Begriff Haemophilus beschreibt eine bestimmte Gattung von Bakterien, welche zur Pasteurellaceae Familie gehören. Im Krankheitsverlauf besiedeln die Bakterien die Schleimhäute im Körper von Menschen und Tieren. Sie können auch anaerob überleben, also ohne Sauerstoff.

Der Name „Haemophilus“ stammt von der Nährbodenvorliebe dieser Bakterien. Denn sie können am einfachsten auf Nährböden mit Hämoglobin– oder Blutzusatz gezüchtet und gehalten werden.

Diese Bakterien können, je nach Art, andere Beschwerden und Krankheiten auslösen. Wie es dazu kommt und wie die Erkrankungen verlaufen, möchten wir nachfolgend erläutern.

Was sind Haemophilus?

Zur Gattung Haemophilus gehören insgesamt 16 verschiedene Bakterienarten. Dabei handelt es sich um Stäbchenbakterien, die sich nicht selbst bewegen können. Denn sie verfügen über keine Sporen. Die Bakterien können auch anaerob überleben. Nicht alle 16 Bakterienarten verursachen Krankheiten.

Zu den krankheitsauslösenden Bakterien zählen Haemophilus…: influenzae, ducreyi, aegyptius, parainfluenzae und vaginalis. Das Krankheitsbild ist sehr vielfältig.

Es reicht von Atemwegserkrankungen über Ulcus Molle (Weicher Schanker), eine Geschlechtskrankheit, bis hin zu Augenbindehautentzündungen, Herzinnenhautentzündung und Entzündungen im Bereich der Vagina.

Welche Art der Krankheit auftritt, hängt von der Bakterienart ab. Die Herzinnenhautentzündung tritt aber nur selten auf, genauso wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis). Die Haemophilus Bakterien zählen zu den bekapselten Bakterien, auch als pathogen bezeichnet. Dies hat zur Folge, dass die Makrophagen im Körper die Bakterien nicht so leicht bekämpfen können. Bei Makrophagen handelt es sich um körpereigene Fresszellen, die dafür da sind, Krankheitserreger zu beseitigen und den Körper gesund zu halten.

Behandelt werden die Bakterien mit Antibiotikum. Beliebt ist das Antibiotikum Moxifloxacin oder Amoxicillin. Amoxicillin wird häufig auch mit Beta-Lactamase-Inhibitor als Kombi-Präparat verabreicht.


Haemophilus influenzae

Der bekannteste Vertreter dieser Bakterien ist der Haemophilus influenzae. Er tritt nur in menschlichen Schleimhäuten auf, bevorzugt in der Region des oberen Atmungssystems. Dazu zählen Luftröhre, Nase und Rachen.

Keuchhusten Haemophilus influenzae

Für Kinder unter 5 Jahren können die Bakterien sehr gefährlich werden

Das Haemophilus influenzae kann außerhalb der Schleimhäute praktisch nicht überleben. Deshalb wird es per Tröpfcheninfektion von einem Menschen zum anderen übertragen. Das Bakterium profitiert von einem geschwächten Körper bei einer Grippe-Virus-Erkrankung und tritt weltweit auf.

Gerade für Kinder ist das Bakterium sehr gefährlich. Die jährliche Sterberate bei Kindern unter fünf Jahren liegt bei 371.000. Es gibt mittlerweile eine Impfung gegen diesen Bakterienstamm, die HIB-Impfung. Diese ist vor allem für Kleinkinder und alte Menschen zu empfehlen. Durchgeführt werden kann die Impfung ab einem Alter von zwei Monaten.

Die Impfung wurde in Deutschland 1990 eingeführt. Vor der Impfung waren jährlich ca. 2000 Menschen von der Erkrankung betroffen, da eine Infektion mit Haemophilus influenzae meldepflichtig ist. Bereits 2004 waren es deutschlandweit nur noch 70 Fälle. Inkubationszeit der Krankheit sind nur wenige Tage.

Das Haemophilus influenzae tritt auch als ungekapselte Variante in den oberen Atemwegen auf. Sie sind Teil der Bakterienflora eines gesunden Menschen und haben keinen bekannten positiven Nutzen. Gefährlich sind sie nur, wenn das Immunsystem gestört oder das Epithel der Schleimhäute zum Beispiel durch Rauchen beschädigt sind.


Weitere Arten des Bakteriums

  • Für das Bakterium Haemophilus ducreyi, welches die Geschlechtskrankheit Weicher Schanker verursacht, gibt es in Deutschland keine Meldepflicht. Das Hauptverbreitungsgebiet ist aber Südostasien, Afrika und Lateinamerika.
  • Haemophilus aegyptius tritt vor allem im subtropischen und tropischen Raum, sowie in Nordafrika auf.
  • Haemophilus vaginalis tritt weltweit auf. Dieses Bakterium tritt ebenfalls in pathogener und nicht pathogener Variante auf. Das Haemophilus parainfluenzae ist sehr selten, tritt aber weltweit auf.

Die Übertragung

Genau wie das Haemophilus influenzae Bakterium werden auch die anderen Bakterienarten mittels Tröpfcheninfektion übertragen. Eine Gemeinsamkeit dieser Bakterien ist der Bedarf an NAD und Hämin. Beide Komponenten kommen in den roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, vor.

Um NAD und Hämin freizusetzen, müssen die Bakterien eine Hämolyse durchführen. Da die Haemophilus Bakterien dies nicht selbst durchführen können, sind sie auf Staphylokokken angewiesen. Diese sind in der Lage eine Hämolyse durchzuführen. Die Abhängigkeit wird auch als Ammenphänomen bezeichnet.


Krankheiten & Beschwerden

Die verschiedenen Bakterienarten gehören zwar alle zur gleichen Bakteriengattung, das Krankheitsbild ist jedoch sehr unterschiedlich.


Pfeiffer-Influenza

Dieses Bakterium ist das häufigste Bakterium aus der Haemophilus Gattung. Es ist auch unter dem Namen Pfeiffer-Influenzabakterium bekannt. Es siedelt sich in den Schleimhäuten das obere Atmungssystem an.

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Ist das Immunsystem geschwächt, können die Bakterien angreifen

Dazu gehören Rachen, Nase, Bronchien und die Luftröhre. Die Folge sind dann entzündliche Erkrankungen. Dazu zählen Bronchitis, Epiglottitis und Pneumonie.

Das Haemophilus influenzae profitiert von einem geschwächten Immunsystem. Deshalb tritt es häufig in Kombination mit GrippeViren auf. Lange Zeit wurde es deshalb für den Grippeverursacher gehalten.

Insgesamt gibt es sechs verschiede Varianten des Haemophilus influenzae, welche mit den Buchstaben A-F durchnummeriert sind. Für die Erkrankungen des oberen Atmungssytems ist der Typ B verantwortlich. Der Unterschied der einzelnen Varianten liegt in der Kapselwand.

Diese bestehen aus unterschiedlichen Polysacchariden. Die anderen Varianten können auch Meningitis, eine Kehlkopfentzündung oder eine Mittelohrentzündung verursachen. Dies ist jedoch eher selten.


Koch-Weeks-Bacillus

Der Haemophilus aegyptius ist eng verwandt mit dem Haemophilus influenzae. Morphologisch ist eine Unterscheidung dieser beiden Varianten nicht möglich. Eine weitere Bezeichnung für dieses Bakterium ist Koch-Weeks-Bacillus. Das Bakterium führt zu einer Augenbindehautentzündung, auch Konjunktivitis genannt. Dabei tritt eine starke Rötung der Bindehaut, kombiniert mit Bindehautschwellungen, Juckreiz und vermehrten Tränenfluss.


Ulcus molle / Weicher Schanker

Haemophilus ducreyi verursacht die Geschlechtskrankheit Ulcus molle, auch Weicher Schanker genannt. Besonders in Armen Regionen ist die Geschlechtskrankheit weit verbreitet. Bei Frauen und Männern treten äußere Symptome an den Geschlechtsteilen auf. So treten bei Frauen Geschwüre im Scheidenvorhof sowie an den Schamlippen auf. Bei Männern werden Geschwüre am Penisschaft und an der Eichel sichtbar. Die Hautgeschwüre sind meist sehr schmerzhaft.

Bei manchen Frauen treten auch keine sichtbaren Symptome auf. Die Bakterien können sich weiter über die Lymphknoten ausbreiten, was dann zu einer Schwellung der Lymphknoten zur Folge hat. Behandeln lassen sich die Geschwüre mit Antibiotika. Stellenweise treten jedoch bereits Resistenzen gegen die eingesetzten Antibiotika auf.


Weitere Krankheiten

Haemophilus vaginalis

verursacht unspezifische Entzündungen im Bereich der Gebärmutter und der Vagina. Meist tritt eine Mischinfektion mit anderen Bakterien auf.

Sehr selten ist das Haemophilus parainfluenzae Bakterium. Es verursacht eine Entzündung im Bereich der Herzinnenhaut, auch Endokarditis genannt.

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