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Wenn ein Verlust das Gemüt trübt
Trauer ist ein menschliches Gefühl, das die Funktion hat, einen Verlust, den man erlebt hat, zu verarbeiten. Meistens wird das Wort im Zusammenhang mit dem Verlust einer geliebten Person genutzt. Wenn man nicht richtig trauern kann, kann dies negative Folgen für einen selbst haben, und sogar Krankheiten auslösen. Daher ist ein richtiger Umgang mit diesem Gefühl sehr wichtig.
In dieser Rubrik möchten wir die verschiedenen Funktionen der Trauer vorstellen. Es geht darum, welche Trauerphasen es gibt, wie man Trauerarbeit leisten kann, und auch, welche Probleme unterdrückte Trauer auslösen kann.
Table of Contents
Was ist die Trauer?
Inhaltsverzeichnis
Trauer ist ein Gefühl oder ein emotionaler Zustand, bei dem der Betroffene unglücklich ist, sich schlecht fühlt, niedergeschlagen ist oder einen großen Schmerz empfindet.
Was verursacht die Trauer?
Sehr häufig wird Trauer durch einen Verlust von nahestehenden Menschen oder auch von Tieren ausgelöst. Eine Trennung von einem geliebten Menschen kann ebenfalls Trauer auslösen. Trauer kann aber auch entstehen, wenn man sich an bereits erlittene Verluste erinnert oder sich Sorgen macht wegen zu erwartender Verluste in der Zukunft.
Trauer kann dabei helfen, einen Verlust zu verarbeiten, oder konstruktiv mit ihm umzugehen. Wenn man den Trauerprozess durchgemacht hat, kann man am Ende besser mit der Trennung oder dem Verlust umgehen. Bei starker Trauer kann auch ein seelischer und physischer Rückzug von der Umgebung stattfinden.
Die Trauersitten
Wie wird die Trauer ausgedrückt?
Es gibt viele unterschiedliche Wege, seine Trauer auszudrücken: wenn ein Mensch verstorben ist, tragen die Trauernden bei der Bestattung üblicherweise schwarze Kleidung. Wenn der Trauerprozess nicht richtig durchlaufen wird, kann die Trauer auch chronisch werden, oder man bekommt körperliche Beschwerden. Um die Trauer auszudrücken, hat der Mensch verschiedene Rituale für die Bestattung entwickelt, die den Trauernden helfen sollen.
So gibt es in Deutschland einige Trauersitten:
- Trauerkleidung (heute nur noch am Tag der Bestattung)
- Grabstein
- Rede durch einen
- Blumen- und Kerzenschmuck
- Trauermusik
- Aufbahrung
- Trauermarsch
- Drucken einer Traueranzeige und Versenden von Trauerbriefen
- Auslegen eines Kondolenzbuches
- Erstellen eines virtuellen Kondolenzbuches
- Trauerzug
- Totengeläut
- Trauerbeflaggung (bei wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens)
Der Trauerprozess
Die 4 Phasen der Trauer
Häufig teilt man den Trauerprozess, den die trauernde Person durchlaufen muss, in 4 Phasen ein:
1. & 2. Phase
Die erste Phase
:
Der Schock, das Nicht-Wahr-haben-wollen der Situation. Man versucht, den Verlust komplett zu verleugnen, oder kann vor Entsetzen gar nichts mehr spüren. Diese Phase wird nach einem plötzlichen Tod, etwa nach dem Unfall eines Angehörigen, besonders intensiv erlebt. Sie kann von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen andauern.

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Man kann jedoch nicht unbedingt vorhersagen, wie stark der Schock ausfallen wird. Häufig sind die Betroffenen dann nur schwer ansprechbar. In der unmittelbaren Schockphase ist es sehr wichtig, dass Angehörige hilfreich zur Seite stehen können. Auch ist die erste Schockphase für das Auslösen des Trauerprozesses hilfreich.
Die zweite Phase:
In der zweiten Phase erlebt man verschiedene Emotionen, wie Trauer, Wut, Zorn, Angst oder Ruhelosigkeit. Manchmal versuchen Angehörige, einen Schuldigen für den Tod zu finden, wie die Ärzte oder das Pflegepersonal. Wie diese Phase verläuft, hängt davon ab, wie die Beziehung zwischen den Hinterbliebenen und dem Verstorbenen gewesen ist. Wenn man starke Schuldgefühle hat, kommt man aus dieser Phase vielleicht gar nicht mehr heraus.
Sehr oft haben Menschen Probleme, diese Phase zu überwinden, da es in unserer Gesellschaft häufig üblich ist, die Trauer komplett zu verdrängen. Viele Betroffene versuchen, ihre Gefühle zu kontrollieren, und müssen in dieser Phase auch sehr viele Organisieren, wie die Durchführung der Beerdigung. Dies ist auch eine Möglichkeit für den Trauernden, sich ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Häufig sind Trauernde in dieser Phase eher passiv und nicht in der Lage, eigene Entscheidungen durchzusetzen.
3. & 4. Phase
Die dritte Phase
:
Spurensuche nach dem Verstorbenen, Finden seiner Spuren und eine bewusste Trennung: In der dritten Trauerphase sucht der Hinterbliebene die Spuren des Verstorbenen in seinem Leben, und die Dinge, die er hinterlassen hat. Orte, Zimmer, Fotos oder Träume Erinnern an den Verstorbenen, und man wird sich der Veränderung bewusst.
Im günstigsten Fall wird der Trauernde zu einer Art innerem Begleiter, zu dem man auch weiter eine Verbindung verspürt. Im schlechtesten Fall fixiert sich der Trauernde auf den Verstorbenen, kann ihn nicht loslassen, und nicht wieder ungestört sein eigenes Leben leben.
Die vierte Phase:
Der Hinterbliebene lernt, dass man auch Verluste bewältigen kann. Der Tod wird als zum Leben dazugehörig akzeptiert, und man ist dann auch wieder offen für neue Beziehungen.
Funktion & Aufgaben
Die Trauer soll der Psyche des Menschen helfen, Verluste, Schmerzen oder Leid zu verarbeiten. Zunächst ist der Trauernde geschockt, und verleugnet die Realität. Anschließend kommen Emotionen auf wie Wut, Trauer, Angst oder Zorn.
Man sucht nach Schuldigen für das Unglück, oder bekommt selbst starke Schuldgefühle. Man darf sich jedoch in der Wut und Schuld nicht verlieren. Anschließend akzeptiert man das Erlebte, und befasst sich wieder mit der Wirklichkeit. Zuletzt erfolgt eine Phase der Neuorientierung. Der Trauernde sollte den Verlust in sein Bewusstsein integrieren.
Der Trauernde muss während des Trauerprozesses aktiv werden, und selbst versuchen, mit seiner Trauer umzugehen. Er muss praktisch eine „Trauerarbeit“ leisten. Wird diese Arbeit nicht vollständig geleistet, kann dies pathologisch werden. Hierzu benötigt man die Hilfe eines Therapeuten.

Es ist wichtig, Trauerarbeit zu leisten
Aufgaben, die der Trauernde lösen muss:
- Auflösung seiner Trauer
- Ordnung und Strukturierung
- Die neue Realität anerkennen
- Sich für das neue, veränderte Leben entscheiden
- Schwierige Gefühle und Wünsche zulassen
- Feststellen, was der Verlust verändert hat
- Der Verstorbene wird eine innere Realität oder Begleitung
- Neuorientierung für das eigene Leben
Diese Aufgaben müssen nicht nacheinander angegangen werden, sondern es können auch mehrere Aufgaben gleichzeitig gelöst werden. Man kann auch längere Zeit für nur eine einzige Aufgabe benötigen. Der Trauerprozess verläuft auch individuell, d. h. er findet bei jedem Menschen anders statt. Als Hilfe kann man an einer Trauergruppe teilnehmen oder sich von einem professionellen Trauerbegleiter unterstützen lassen. Es gibt Trauergruppen für bestimmte Personen, wie etwa Kinder oder Angehörige von Menschen, die Suizid begangen haben. Außerdem gibt es auch viele Bücher und Ratgeber zum Thema Trauer.
Krankheiten & Beschwerden
Viele Menschen versuchen, der Trauer nach Möglichkeit auszuweichen, um die Schmerzen und unangenehmen Gefühle zu umgehen. Auch wird in unserer Arbeits- und Leistungsgesellschaft erwartet, dass man bei einem Trauerfall sich nach einiger Zeit wieder normal und leistungsfähig fühlt. So versuchen viele Menschen, sich auch mit Arbeit abzulenken und zu funktionieren.
Ein normaler Trauerprozess lässt sich jedoch nicht sofort mit einer Depression gleich setzen.
Krankheiten, die durch Trauer ausgelöst werden können:
- Magenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit und Schwäche
- Übelkeit
- Schlafstörungen, Alpträume
- Ängste, Panikattacken
- Herzschmerzen, Vorhofflimmern
- Depressionen
Man sollte immer versuchen, seine Trauer zuzulassen und den Trauerprozess durchzustehen. Es ist vorher nicht zusagen, wie lange der Trauerprozess dauern wird, da dies bei jeder Person anders verläuft. Früher ging man häufig von einem sogenannten Trauerjahr aus. Häufig ist es so, dass der Schmerz nach Monaten eher stärker wird, und ganz am Anfang nicht so ausgeprägt ist. Der Trauerprozess kann auch sehr unterschiedlich gestaltet werden. Er hängt auch davon ab, wie die Beziehung zu der verstorbenen Person ausgesehen hat.
Begleitung der Trauernden
Auch bei der Begleitung von Trauernden kann man Fehler machen, die das Leiden dann noch vergrößern. Man sollte niemals versuchen, dem Trauernden seine Trauer abzunehmen, oder sie nach eigenen Maßstäben zu beurteilen.

Der Trauerprozess ist stets individuell
Oft kümmert man sich am Anfang zu viel um die Trauernden, und nach einiger Zeit dann zu wenig. Viele empfinden die Trauernden nach einer längeren Zeit als Belastung und fordern, sie sollten endlich wieder in ihren „normalen“ Alltag zurückkehren.
Medikamente bei Trauer
Bei einem Trauerprozess sollte man versuchen, möglichst wenig Medikamente zu geben. Viel hilfreicher ist für den Betroffenen jemand, der dem Trauernden längerfristig begleiten kann, und auch Trost spendet. Kurzfristig kann man Schlafmittel geben.
Mit Beruhigungsmitteln (Tranquilizern) sollte man eher zurückhaltend umgehen. Sie können das Erleben der Trauergefühle dämpfen und damit auch verhindern. Sinnvoll kann jedoch eine Unterstützung mit pflanzlichen Heilmitteln sein, wie Baldrian, Johanniskraut, Hopfen oder Melisse.
Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Trauer.
Welche Rituale gibt es für Trauernde?
Zur Bewältigung der Trauer gibt es vielfältige Rituale. Dies beginnt mit der Aufbahrung des Toten, mit der Organisation der Trauerfeier und der Bestattung. Hier muss ein Trauerredner organisiert werden, man benötigt Blumenschmuck,und es wird eine Trauermusik ausgewählt.
Die Angehörigen legen ein Kondolenzbuch aus, und anschließend findet ein Trauermarsch zur Grabstelle statt. Zuvor gestalten die Angehörigen eine Traueranzeige, und versenden Trauerbriefe oder –karten. Wenn eine bekannte Person des öffentlichen Lebens, beispielsweise eine Bundespräsident, gestorben ist, findet ein Trauergeläut statt, es gibt eine Trauerbeflaggung, und das Begräbnis findet als Staatsakt statt.
Welche Begleitung gibt es für Trauernde?
Für Trauernde gibt es viele Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen. Sie können sich an einen professionellen Trauerbegleiter wenden. Eine Trauerbegleitung kann als Einzelberatung, für eine Familie oder auch für eine Trauergruppe stattfinden.
Häufig können die Hospize einen Trauerbegleiter vermitteln. Man kann auch eine Trauergruppe besuchen. Hier gibt es Angebote für unterschiedliche Zielgruppen, etwa für Kinder und Jugendliche oder für Witwer oder Witwerinnen. Auch Seelsorger bieten eine Trauerbegleitung oder das Durchführen von Trauerritualen an. Ebenso kann man ein Trauercafe besuchen.
Welche Trauerphasen gibt es?
Hierzu gut es verschiedene Modelle von Psychologen. Nach dem Modell der Psychologin Verena Kast kann man den Trauerprozess in 4 Trauerphasen einteilen:
- Der Schock, das Nicht-Wahr-Haben-wollen
- Aufbrechende Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst
- Suchen und Trennen: man sucht die Spuren des Verstorbenen, und man lernt, mit der Trennung zu leben
- Die Suche einer neuen Rolle und das eigene Weiterleben mit dem Verlust.
Der Theologe Yorick Spiegel spricht ebenfalls von 4 Trauerphasen:
- Phase des Schocks nach der ersten Todesnachricht
- Kontrolle der Gefühle, und Organisation der Beerdigung
- Phase der Trauer und des Rückzugs
- Phase der Anpassung und Rückkehr ins Leben.
Unser Fazit zur Trauer
In der Gesellschaft gibt es auch unterschiedliche Trauerrituale und auch Begleiter, die einem während des Trauerprozesses helfen können. Es ist sehr wichtig zu wissen, dass der Trauerprozess bei jedem Menschen anders abläuft, und auch unterschiedlich lange andauern kann. Die Trauer kann dabei helfen, loszulassen, und dann auch wieder positive Aufgaben für sein eigenes Leben zu finden.