Was sind Neisseria flavescens?
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Bei den Neisseria flavescens handelt es sich um eine bakterielle Spezies, welche zur Abteilung Proteobacteria, zur Klasse Betaproteobacteria, zur Ordnung Neisseriales und schließlich zur Gattung der Neisseria, also der Familie Neisseriaceae, gehört. Im Grunde genommen sind die obligat aeroben Bakterien apathogen und leben gewöhnlicherweise in den oberen Atemwegen der Menschen als Kommensale. Allerdings wurden sie mittlerweile auch als Erreger, die Lungen-, Hirnhaut- und Herzinnenhautentzündung verursachen, identifiziert.
Bakterien, die zur Gattung Neisseria gehören, sind Teil einer Gruppe von Bakterien, die ein gramnegatives Färbeverhalten aufweisen. Es wird der Familie Neisseriaceae zugeordnet, sodass sie die einzige Familie in der Ordnung der Neisseriales von Beta-Proteobakterien ist, die dieses Färbeverhalten besitzt. Bei der übergeordneten Abteilung spricht man von der vielgestaltigen Gruppe zellkernloser Proteobakterien. Benannt wurden die Neisseria nach dem Bakteriologen Albert Neisser, welcher als erstes den Tripper-Erreger Neisseria gonorrhoeae beschrieb.
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Arten & Formen
Es gibt verschiedene Arten der Neisseria, die in Form von Diplokokken vorkommen. Das bedeutet, sie treten in paariger Anordnung mit kugelförmigen Bakterienzellen auf. Medizinisch sind vier verschiedene Spezies der Neisseria von hoher Relevanz, von denen eine die Art der Neisseria flavescens ist. Sie wird vor allem durch ihre goldgelbe Färbung ihrer Kolonien beschrieben.
Wie alle Arten der Neisseria ist auch die Spezies der Neisseria flavescens obligat aerob. Die Berührungsstellen der Bakterien besitzen eine abgeflachte Gestalt, sodass sie an Kaffeebohnen Erinnern. Weiterhin gehören zu den Neisseria flavescens diverse Stämme, welche grundsätzlich als apathogen umschrieben werden.
Anzumerken ist, dass ihre Rolle als Krankheitserreger bisher nicht geklärt werden konnte beziehungsweise umstritten bleibt. Grund hierfür ist, dass sie in vergangener Zeit aus unterschiedlichen Entzündungen gelöst werden konnten. Normalerweise bewohnen sie die Menschen als Kommensale.
Vorkommen & Eigenschaften
Typischerweise bilden die Neisseria flavescens in einer Kultur Kolonien mit goldgelber Färbung. Der Stoffwechsel ist dabei obligat aerob. Das bedeutet, dass sie für Wachstum auf Sauerstoff angewiesen sind und mithilfe des Enzyms Oxidase die Oxidation betreiben.
Das zwingende Element Sauerstoff wird von ihnen überwiegend zur Stoffumsetzung im Rahmen des Energiestoffwechsels verwendet. Die obligate Aerobie ist typisch für alle Neisseria Spezies. Es gibt viele andere Bakterien, die einen sehr anpassungsfähigen Stoffwechsel besitzen und damit auf Sauerstoff verzichten können. Somit gilt die Aerobie als eines der wichtigsten Merkmale bei der Beschreibung von Neisseria und der Abgrenzung anderer Bakterien.
Neisseria flavescens sind nicht nur Colistin-anfällig, sondern bilden auch Polysaccharide aus Saccharose. Zudem besitzen sie neben Oxidase auch das Enzym Katalase, was sie nicht daran hindert, im Gegensatz zu den meisten anderen Bakterien, Fructose, Lactose, Glucose, Mannose und verwandte Stoffe zu Säure umzusetzen.
Ein wichtiges Kriterium für optimale Wachstumsbedingungen der Neisseria flavescens ist die im menschlichen Körper vorherrschende konstante Temperatur. Weil sie ohne Sauerstoff nicht überleben können, siedeln sie sich insbesondere in den menschlichen Atemwegen an.
Luftwege des Menschen
Das favorisierte Milieu sind dabei die Schleihäute in den oberen Luftwegen, wo die Bakterien als Kommensale leben. Kommensale definieren sich dadurch, dass sie dem Wirt weder Schaden zufügen, noch ihm in irgendeiner Weise nutze.
Eine solche neutrale Besiedelung erwartet man vor allem von Bakterien, denen der Mensch schon lange als Wirt nutzt. Je länger sich ein Bakterium an den Organismus gewöhnt, desto eher findet auch eine gegenseitige Anpassung statt.
Da sich die Bakterien der Neisseria flavescens Spezies in den oberen Luftwegen des Menschen ansiedeln, ohne dabei Symptome zu verursachen, schätzt man sie grundsätzlich als apathogen ein. Dennoch ist in der Medizin die Ansicht verbreitet, die Bakterien seien ein wesentlicher Faktor von Epidemien, wie dem erst kurze Zeit zurückliegenden Ausbruch von Meningitis in Chicago.
Krankheiten & Beschwerden
Unter bestimmten Umständen können Neisseria flavescens tatsächlich eine pathogene Rolle einnehmen. So wurden sie aus der in Chicago stattgefundenen Epidemie eines Meningitis-Ausbruchs isoliert. Sie befanden sich dabei in der Zerebrospinalflüssigkeit vieler infizierter Personen.
Von insgesamt siebenundvierzig Fällen der Meningitis-Erkrankungen trugen damals vierzehn Personen die Neisseria flavescens in sich. Weil auch die Sterblichkeitsrate der mit Neisseria flavescens infizierten Personen höher war als die anderer Patienten, betont man seither die Relevanz des Bakteriums für Meningitis-Erkrankungen.
Abgesehen von der Meningitis ist die bakterielle Spezies auch für Sepsis verantwortlich, sollte sie in die Blutbahn verschleppt werden. So etwas kann beispielsweise nach Operationen an den oberen Atemwegen der Fall sein. Eine Sepsis wird vor allem dann befürchtet, wenn die betroffene Person krankheitsbedingt oder altersphysiologisch schwach ist.
Bei gesunden Immunsystemen werden die Bakterien nach ihrem Eintritt in das Blutsystem sofort attackiert und unschädlich gemacht. Auf diese Weise schaffen sie es gar nicht erst, eine Blutvergiftung (Sepsis) auszulösen. Die Erreger der Bakterienart können auch mit Schüttelfrost, Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder Hautausschlag einhergehen.
Diagnose & Risiko
Um die Erreger zu identifizieren, kann man Abstriche von Hautläsionen und Blutkulturen verwenden. Abgesehen von Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen isolierte man die Neisseria flavescens auch aus Entzündungen der unteren Atemwege.
Allerdings fand die Erregeridentifizierung im Kontext eine Lungenentzündung sowie eines Empyems bislang nur bei diabetischen Patienten statt.
Außerdem wurden die Bakterien aus der Neisseria flavescens Spezies als Erreger der Endokarditis identifiziert. Solche Herzinnenhautentzündungen können vor allem dann entstehen, wenn die Bakterien ins Blut und auf diesem Wege zum Herz gelangen.
Als besonders anfällig für eine solche Infektion gelten diejenigen Patienten, die bereits ein vorgeschädigtes Herz haben. Im Falle der Spezies Neisseria flavescens ist die Penicillin-Gabe oft eine unwirksame Behandlung. Das Verabreichen von Cefotaxim zeigte hingegen, dass es zu einer Besserung der Symptome kam.