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Erinnern

by Danaae
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Der erste Schultag. Der erste Kuss. Die erste große Liebe. Die Geburt der eigenen Kinder. Der sechszigste Geburtstag. Der erste Anblick der eigenen Enkelkinder.

Alles sehr bedeutende Erlebnisse im Leben eines Menschen. In diesem Artikel erfahren Sie, was eine solche Erinnerung überhaupt ist und wie sie zustande kommt.

Was passiert allerdings, wenn wir uns an bestimmte Erlebnisse nicht mehr Erinnern können? Was sind die Gründe dafür? Welche Krankheiten und Störungen stehen mit einem Gedächtnisverlust in Verbindung? Und was kann dagegen unternommen werden? Warum Vergessen wir plötzlich etwas, wenn wir durch einen Türrahmen Gehen?

Was ist das Erinnern?

Eine Erinnerung ist ein erlebtes und abgespeichertes Geschehen in der Vergangenheit. Da es sich dabei um die Erlebnisse einer einzelnen Person handelt, sind Erinnerungen immer subjektiv und manipulierbar.

Aus biologischer Sicht betrachtet, ist eine Erinnerung lediglich ein abgespeicherter Impuls im Gehirn. Wird dieser durch einen neuen Impuls beeinflusst, entsteht eine Synapse, wodurch wir uns wieder an die abgespeicherte Information erinnern können. Das Speichermedium für Erinnerungen ist ein Zusammenschluss von über 100 Milliarden Nervenzellen. Jede einzelne Zelle ist dabei mit ungefähr 10.000 weiteren Nervenzellen verbunden.

Eine bestimmte Erinnerung wird niemals nur durch eine einzelne Nervenzelle festgehalten. Zu jeder Erinnerung gibt es unterschiedliche Eindrücke wie Farben, Formen, Töne und Gefühle. Eine Kombination der einzeln abgespeicherten Informationen ergibt somit das entsprechende Gesamtbild und damit die Erinnerung.


Aktive Erinnerung:

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Bei diesem Vorgang versucht der Mensch sich gezielt an spezielle Momente zu erinnern. Dieser Prozess kann durch Training mit den richtigen Lerntechniken verbessert werden. Lernkarteikarten haben in Studien immer wieder bewiesen, dass damit Informationen effektiver im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden können. Eine schnellere und effektivere Abrufung der Informationen kann damit nach einem längeren Zeitraum erreicht werden.

  • Prüfungen
  • Zeugenaussagen
  • Erzählung von Erlebnissen

spontane Erinnerung:

Gerüche, Musik oder Personen können dafür verantwortlich sein, dass uns plötzlich Dinge wieder einfallen, an die wir schon lange nicht mehr gedacht haben. Durch Assoziationen können wir uns damit auf diese Weise an bereits Erlebtes erinnern.


Funktionen & Aufgaben

Im Gehirn gibt es unterschiedliche Bereiche mit unterschiedlichen Aufgaben. Jede Hirnhälfte verfügt dabei über einen eigenen Hippocampus. Dieser dient als zentrale Schaltstation.

Aufgaben des Hippocampus: Die wichtigste Aufgabe des Hippocampus liegt in der Übertragung von Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis. Durch diese Schnittstelle ist der Hippocampus auch für die Koordination und die Zusammenführung von bereits vorhandenen Gedanken verantwortlich.

In weiterer Folge haben Erinnerungen maßgebliche Auswirkungen auf den Alltag. Durch den Austausch von Informationen kommt es zu sozialen Interaktionen, die wiederum zu Freundschaften führen können. Damit wird der Grundbaustein für soziales Leben ermöglicht.

Erinnerungen die vom Gehirn als wichtig eingestuft werden, bleiben längere Zeit erhalten. Dies könnten beispielsweise Katastrophen, emotional bedeutende Erlebnisse und private Ereignisse sein. Vor allem das Behalten von Informationen über unangenehme oder gefährliche Erlebnisse ist ein wichtiger Bestandteil für den Menschen. Bei einer neuen oder ähnlichen Situation werden diese Gefühle erneut abgerufen, wodurch im Idealfall wiederholter Schaden verhindert werden kann.

Erinnerungen sind der Schlüssel für ein funktionierendes Leben. Obwohl die Dauer des Erinnerungsvermögens bei jedem Lebewesen unterschiedlich lange ist, so kann jedoch kaum ein Tier ohne Erinnerungen überleben. Weder ist für den Menschen die Kommunikation möglich, noch wären unser Alltag zu bewältigen. Kleinigkeiten wie das Umblättern von Papier muss jedes mal aufs neue erlernt werden, um danach sofort wieder in Vergessenheit zu geraten.

Krankheiten & Beschwerden

Es gibt verschiedene Krankheiten und Störungen, welche mit Beschwerden der Erinnerung im Zusammenhang stehen. Diese werden im Folgenden einzeln erläutert.

Amnesie

Unter Amnesie wird der Verlust von Erinnerungen verstanden. Je nach Ausprägung können unterschiedliche Erinnerungen nicht mehr abgerufen werden. Dies kann sowohl kurzfristige als auch langfristige Informationen betreffen. Diese Art des Gedächtnisverlustes ist jedoch keine Krankheit, sondern eine Gedächtnisstörung. Amnesie kann als Vorstufe zu Demenz auftreten.

Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann zu Amnesie führen

Der Auslöser für Amnesie ist ein geschädigtes Hirngewebe, bzw. eine Störung im Gehirn. Dies kann folgende Ursachen haben:

Bei häufigeren unerklärlichen Gedächtnislücken sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nach Gesprächen und Gedächtnistests können Untersuchungen des Gehirns mittels Computertomografie, Kernspintomografie (MRT), oder durch Messung der Gehirnströme folgen.

Amnesie kann zwar nicht vorgebeugt werden, aber betroffene Menschen können dagegen ankämpfen. Dies gelingt sowohl mit Gedächtnistraining als auch mit Freunden, Musik, Bewegung und gesundem Essen. Entscheidend ist ein aktives Leben mit vielen Aktivitäten, damit das Gehirn laufend gefordert wird. Kontraproduktiv ist ein Rückzug aus der Gesellschaft.


Demenz

Demenz ist eine Krankheit, die als geistige Behinderung definiert ist. Um bei einem Gedächtnisverlust von Demenz Sprechen zu können, müssen die Symptome so schwer sein, dass eine Einschränkung des Alltagslebens besteht und länger als ein halbes Jahr bestehen.

Primäre Demenz

Treten Schäden an Gehirnzellen ohne ersichtlichen Grund auf, so unterliegt die Krankheit der primären Form. Dies betrifft ungefähr 90 Prozent aller Demenzarten und ist nicht heilbar.

  • Alzheimer-Demenz
  • Lewy-Body-Demenz
  • Frontotemporale Demenz (Morbus Pick)

Sekundäre Demenz

Diese Form der Demenz tritt deutlich seltener auf. Verantwortlich für diese Form sind organische Erkrankungen, die als Nebeneffekt einen geistigen Verfall zur Folge haben. Wird die Ursache bekämpft, so ist eine Regeneration des Nervengewebes möglich. Diese Regeneration kann bis zur völligen Herstellung des geistigen Leistungsvermögens führen. Dies hängt allerdings vom Grad der bisherigen Schädigung ab.


Stress

Stress ist im Grunde ein evolutionsbedingter Ausnahmezustand. Dadurch waren unsere Vorfahren in der Lage, in gefährlichen Situationen blitzschnell über Flucht oder Kampf entscheiden zu können. Damit dies möglich war, mussten Hormone ausgeschüttet werden, um den Körper umgehend vorbereiten zu können.

In der heutigen Zeit müssen die Menschen zwar nicht mehr vor wilden Tieren flüchten, oder sich einem Kampf um Leben und Tod stellen, doch der Körperprozess hat sich nicht verändert. Bei zu starkem Stress verringt sich dabei die Gedächtnisleistung um ein Vielfaches, da der Körper die vorhandene Energie in die Muskeln speist.

Bei einer sehr hohen Stressbelastung kann sich das Erlebnis regelrecht in unserem Gedächtnis einbrennen. Eine solche Situation kann beispielsweise ein schwerer Unfall sein. Sind die Auswirkungen der Stresshormone zu intensiv, so kann dies einen vorübergehenden Gedächtnisverlust (Blackout) zur Folge haben.

Symptome eines Burnout Kalium aluminium sulfuricum

Auch Stress kann zu Gedächtnisproblemen führen

Weitere Ursachen für möglichen Gedächtnisverlust


Gedächtnisverlust – Was tun?

Welche Behandlungen und Therapien gegen Gedächtnisverlust können helfen?

Ist sich der Betroffene darüber im klaren, unter einem Gedächtnisverlust zu leiden, so verursacht diese Tatsache sehr oft großes Leid. Als Grundlage für die Entscheidung der richtigen Behandlung ist das Vorliegen einer detaillierten und korrekten Diagnose unerlässlich.
Was kann zur Behandlung von Amnesie unternommen werden?

  • Bei geringem Gedächtnisverlust führen Gesprächstherapien meist schon zu den gewünschten Ergebnissen.
  • Ist der Gedächtnisverlust lediglich eine Nebenerscheinung eines anderen Vorkommnisses (Blutgerinnsel, Kopfverletzung, etc.), so ist diese primär zu behandeln. Gleiches gilt auch für psychiatrische Erkrankungen.
  • Eine durch Epilepsie ausgelöste Amnesie kann durch entsprechende medikamentöse Behandlung geheilt werden.
  • Für altersbedingte Amnesie und chronische Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer gibt es kaum eine Chance auf Wiederherstellung der kognitiven Fähigkeiten. Die Behandlung dreht sich in diesem Fall um Schadensbegrenzung. Bei psychologisch bedingter Amnesie können darauf spezialisierte Psychiater eine Minderung der Beschwerden erreichen.

Gedächtnistraining

Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Methoden, um die geistige Leistungsfähigkeit zu trainieren und zu steigern.

Wenn unser Gehirn mit einer neuen Information gefüttert wird, dann werden Nervenverbindungen kurz geschlossen. Wichtig für die Gedächtniskraft ist dabei die Anzahl der Verbindungen, die zu einem bestimmten Merkwort hergestellt werden können. Umso vielfältiger die Möglichkeiten für das Gehirn sind, die gesuchte Erinnerung wiederherzustellen, desto leichter und schneller fällt uns diese Information ein.

Die Loci- oder Routenmethode

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Gedächtnistraining kann helfen

Diese Methode kann zu Hause, oder auf dem Weg in die Arbeit leicht und effektiv angewendet werden. Im nächsten Schritt suchen Sie sich markante Punkte aus. Verbinden Sie nun Begriffe oder Zahlen mit den von Ihnen ausgesuchten Punkten und gehen Sie dabei die ausgewählten Punkte immer in der selben Reihenfolge ab.
Um sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder an das Gelernte erinnern zu können, müssen Sie die Route lediglich vor Ihrem geistigen Auge abgehen.

Die Ersatzwortmethode

Bevorzugt ist diese Methode beim Erlernen von Fremdwörtern, Vokabeln und Namen einzusetzen. Dabei geht es um die Verbindung von neuen Wörtern mit bereits gut bekannten Begriffen, die einen ähnlichen Klang besitzen.
Umso größer die Ähnlichkeit zwischen dem Ersatzbegriff und dem neuen Wort ist, desto effektiver ist diese Lernmethode.

Die Geschichte

Ein weiterer Klassiker unter den Lernmethoden ist die Erschaffung einer Geschichte. Diese kann dabei entweder klar oder völlig abstrus sein. Die Erinnerung an Informationen sind dabei umso größer, je außergewöhnlicher die dazupassende Geschichte ist.

Die Zahl-Form-Methode

Wenn es um das erlernen von langen Zahlen geht, so ist diese Methode besonders gut dafür geeignet. Dabei ordnen Sie jeder Zahl von 0 bis 9 eine eigene und markante Form zu. Die Formen können nun durch Fantasie in eine Geschichte verwandelt werden, wodurch sich besonders lange Zahlen in das Gedächtnis einprägen können.

Die Lerntypen

Jeder Mensch prägt sich auf unterschiedliche Art und Weise Informationen schneller ein. Um effektiv lernen zu können, ist es besonders wichtig, sich über den eigenen Lerntyp im klaren zu sein. Die häufigsten Typen sind:

  • auditiver Lerntyp: Sich Informationen selber vorzusprechen und anzuhören ist bei diesem Lerntyp deutlich effektiver, als sie zu lesen.
  • visueller Lerntyp: Mit Bildern kann dieser Lerntyp neue Informationen besser abspeichern und in Erinnerung behalten. Dabei reichen oft bereits die Bilder vor dem geistigen Auge aus.
  • haptischer Lerntyp: Das Motto hierbei lautet ganz klar „learning by doing“.

Häufige Fragen & Antworten

Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Erinnern.


Warum kann ich mich nicht an meine Geburt erinnern?

Erinnerungen sind bei Neugeborenen keinesfalls von dauer. Der Grund dafür ist die rasante Zellerneuerung. Durch überlappende Strukturen können keine Erlebnisse und Eindrücke abgespeichert werden, weil laufend neue Zellen entstehen.

Erst ab einem Alter von fünf bis sechs Monaten stabilisiert sich die Neuronenbildung im Gehirn so weit, dass Erinnerungen langfristiger bestehen bleiben können.

Zwischen dem 1. und dem 5. Lebensjahr ist das Lernpotential am größten. Dabei nehmen Kinder alles aus ihrer Umgebung auf und speichern es ab. Bereits ab dem 6. oder 7. Lebensjahr verringert sich die Anzahl an neugebildeten Neuronen. Dadurch nimmt die Gehirnleistung und somit auch die Fähigkeit zum Erhalt von Informationen stetig ab.


Was passiert mit unseren Erinnerungen im Schlaf?

Studien belegen, dass das menschliche Gehirn im Schlaf damit beschäftigt ist, die zuvor aufgenommenen Informationen im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Wird beispielsweise beim Lernen neuer Informationen ein Rosenduft wahrgenommen, so sorgt der Geruch des selben Rosenduftes bei Nacht für eine bessere Speicherung des Gelernten. Damit kann die Lerneffektivität mit großer Wahrscheinlichkeit gesteigert werden.

Forscher der Stanford-Universität im US-Bundesstaat Kalifornien haben herausgefunden, dass Gedächtnisschwächen beim Menschen oft in Zusammenhang mit Schlafstörungen stehen.


Warum verschwindet meine Erinnerung beim Betreten eines anderen Raumes?

Schuld daran ist die Arbeitsweise unseres Gehirns. Das Gehirn verknüpft Gedanken dabei mit unterschiedlichen Gegenständen eines bestimmten Raumes. Verändert sich beim Verlassen des Zimmers die räumliche Umgebung, so kann es passieren, dass die gerade abgerufene Erinnerung plötzlich verschwunden ist.

Forscher bezeichnen diese Besonderheit als „räumlichen Aktualisierungseffekt“. Einfach in das Zimmer zurückzukehren, um sich wieder an das zuvor Gedachte zu erinnern, funktioniert höchstwahrscheinlich nicht. Das Gehirn hat die Gedanken bereits archiviert und somit fällt es viel schwerer, sich diesen Informationen wieder bewusst zu werden.


Unser Fazit zu Erinnerungen

Über 100 Milliarden Neuronen sorgen in unserem Gehirn für Signale, mit denen wir unsere Realität wahrnehmen können. Die täglich auf uns einfallende Flut an Informationen müssen verarbeitet und sortiert werden, damit das Wichtigste herausgefiltert werden kann. Diese Erinnerungen prägen somit das gesamte Leben und sind die Basis für unsere zukünftigen Entscheidungen. Erinnerungen machen aus jedem Lebewesen ein einzigartiges und wertvolles Individuum.
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