Wermut ist eine bitter schmeckende Pflanze, welche heutzutage vor allem als Zutat der Spirituose Absinth bekannt ist. Allerdings besitzt das Heilkraut auch arzneilich bedeutsame Wirkstoffe, welche bereits in der Antike geschätzt wurden und mittlerweile auch medizinisch anerkannt sind.
Wermutkraut wirkt nachgewiesenermaßen appetitanregend und verdauungsfördernd und kommt daher vor allem bei Appetitlosigkeit und Beschwerden des Magen–Darm-Trakts zum Einsatz.
Nebenwirkungen sind derzeit keine bekannt, allerdings wird in bestimmten Fällen von einer Einnahme abgeraten.
Wermut (Artemisia absinthium)
Inhaltsverzeichnis
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Unterfamilie: Asteroideae
- Tribus: Anthemideae
- Untertribus: Artemisiinae
- Gattung: Artemisia
- Untergattung: Absinthium
- Art: Wermut
- Wissenschaftlicher Name: Artemisia absinthium L.
- Synonyme: Gemeiner Wermut; Echt-Wermut; Wermutkraut; Bitterer Beifuß; Alsem – Absinth; Grüne Fee; Wermutspirituose
Table of Contents
Heilwirkung von Wermut
Gemeiner Wermut (Artemisia absinthium L.) – auch Echt-Wermut, Wermutkraut, Bitterer Beifuß oder Alsem
Der Wermut, unter anderem auch Wermutkraut, Echt-Wermut oder Bitterer Beifuß genannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Familie der Korbblütler (Asteraceae), welche vor allem als Zutat in Absinth bekannt ist, ein alkoholisches Getränk welches Halluzinationen hervorrufen soll.
Allerdings fand das Wermutkraut in der Menschengeschichte in erster Linie als Heilmittel Verwendung und auch Absinth war ursprünglich eigentlich als Heilmittel gedacht.
Der bittere Beifuß war bereits in der Antike bekannt und wurde damals verschiedenen Gottheiten wie der der griechischen Jagdgöttin Artemis oder der ägyptischen Fruchtbarkeitsgöttin Bastet geweiht.
Im Mittelalter wurde das Heilkraut unter anderem ausführlich von Hildegard von Bingen beschrieben, welche vor allem eine äußerliche Anwendung nannte und es beispielsweise bei Nierenschwäche, Lungenerkrankungen und Verdauungsbeschwerden empfahl.
Mittlerweile konnten Studien eine verdauungsfördernde und appetitanregend Wirkung nachweisen. Zu den heutzutage medizinisch anerkannten Anwendungen von Wermut zählen vor allem Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit.
Das sogenannte Magenkraut enthält unter anderem Bitterstoffe, welche beispielsweise in Form von Tee, Extrakten oder Tinkturen die Verdauung fördern und die Funktion von Organen wie der Galle und Leber unterstützen können.
Wird das Heilkraut in Maßen konsumiert, gilt es weitestgehend als unbedenklich und kann durchaus vorteilhaft für die Gesundheit sein. Vor allem bei alkoholischen Zubereitungen und einem übermäßigen sowie zu häufigen Gebrauch sind jedoch auch ernste Nebenwirkungen möglich.
Etymologie (Wortherkunft)
Die Herkunft des Namens vom Wermut ist unbekannt, allerdings handelt es sich um ein westgermanisches Wort (mittelhochdeutsch: wërmuot; von althochdeutsch: wërmuota). Der Begriff ist an die Wörter warm (aufgrund der wärmenden Eigenschaften des Absuds) und wurm (wegen der Verwendung als Wurmmittel) angelehnt.
Wermutstropfen (Redewendung)
Wird ein eigentlich schönes Ereignis von etwas Negativen getrübt, spricht man vom Wermutstropfen. Der Wermut enthält nämlich Bitterstoffe, welche ihm einen „bitteren Beigeschmack“ verleihen.
Absinth – Die Grüne Fee
Der Mythos von Absinth als Halluzinogen und psychoaktiver Droge
Absinth wurde im 18. Jahrhundert ursprünglich eigentlich als Heilmittel hergestellt, erlangte jedoch insbesondere ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Spirituose große Popularität. Aufgrund der grünen Farbe und der angeblich psychoaktiven Wirkung wird Absinth oftmals auch als Grüne Fee bezeichnet.
Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh, Oscar Wilde und Ernest Hemingway schätzten die Bitterspirituose und zählten zu den begeisterten Absinth-Trinkern. Künstler bildeten die unscheinbare Pflanze mit ihren gelben Blüten in ihren Gemälden ab und thematisierten die angeblich psychoaktive Wirkung der Pflanze in ihren Werken.
Nervengift Thujon
Wermut, Absinth und das Nervengift Thujone (Absinthol, Tanaceton)
Ab dem 20. Jahrhundert gelang Absinth jedoch in Verruf, da vermutet wurde, dass es abhängig macht und schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden verursacht. Als Ursache wurde Thujon genannt, ein Stoff, welcher in hohen Dosierungen tatsächlich sehr giftig ist und zu Symptomen wie Krampfanfällen, Verwirrtheit und Blindheit führt.
Aus diesem Grund wurde Absinth im Jahr 1915 in den USA und zahlreichen europäischen Ländern verboten. Allerdings konnten moderne Forschungen mittlerweile belegen, dass sowohl die Wirkung als auch die potentiellen Risiken von Absinth die gewöhnlichen negativen Auswirkungen von Alkohol nicht überschreiten.
In den Vereinigten Staaten ist Absinth auch heute noch verboten. In Europa wurde hingegen der erlaubte Gehalt an Thujon begrenzt. Die Getränke dürfen heute maximal 5 mg Thujon pro Kilogramm 25-prozentigem-Getränk bzw. maximal 10 mg/kg bei Getränken mit über 25 % Alkohol und höchstens 35 mg/kg bei Bitterspirituosen enthalten.
Eine Zeit lang wurde vermutet, dass der Gehalt an Thujone früher deutlich höher war als heute, was die angeblich psychoaktive Wirkung erklären würde. Allerdings zeigten Untersuchungen alter Absinth-Getränke, dass der Giftstoff auch damals in unbedenklichen Mengen von etwa 25 mg pro kg Getränk vertreten waren.
Die schwerwiegenden negativen Auswirkungen (sogenannter Absinthismus) welche beim Absinth-Konsum beobachtet wurden, werden heutzutage daher der damals schlechten Qualität des Alkohols und dem sehr hohen Alkoholkonsum zugeschrieben. Die Symptome des Absinthismus unterscheiden sich auch nicht von denen des Alkoholismus.
Verwendung & Nutzen
Wofür kann Wermut verwendet werden?
Wermut wird vor allem als Heilpflanze und Bestandteil von Getränken verwendet, ist jedoch beispielsweise auch als verdauungsförderndes Gewürz in der Küche erhältlich.
Darüber hinaus ist das Kraut auch unter dem Namen Artemisia absinthium in der Homöopathie vertreten. Die Globuli werden bei Magenschleimhautentzündungen, Krampfleiden und Erregungszuständen verordnet. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Homöopathika
Die Pflanze findet Anwendung als:
- Heilpflanze
- Zutat in Spirituosen
- verdauungsförderndes Gewürz
- Homöopathikum
Arzneidroge (Wermutkraut)
Als Arzneimittel wird das Kraut der Pflanze genutzt:
- Wermutkraut, auch Magenkraut oder Eltzkraut (Absinthii herba)
Die Laubblätter und Blüten-tragenden Zweigspitzen der Pflanze, welche zur Blütezeit gesammelt und anschließend getrocknet werden
Das Kraut kann sowohl innerlich als auch äußerlich eingesetzt werden. Medizinisch anerkannt ist jedoch nur die innerliche Anwendung bei Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit. Wermut findet volkstümlich aber auch äußerlich Verwendung, beispielsweise bei Kopfschmerzen und Bauchkrämpfen oder zur Förderung der Wundheilung.
Präparate mit Wermutkraut
Wermut ist zu therapeutischen Zwecken unter anderem in folgenden Darreichungsformen erhältlich:
- Getrocknetes Kraut (Tee bzw. Aufguss)
- Tinkturen (Tropfen)
- Extrakte
- Pulver
- Sirup
- Presssaft
- Balsam
- Salben
Wermut (Vermouth) – Getränk
Als Wermut wird neben der Pflanze auch ein aus dem Kraut hergestelltes Getränk bezeichnet. Der Vermouth besitzt einen bitterlichen Geschmack, welcher deutlich durch das enthaltene Wermutkraut geprägt wird. Es handelt sich um einen Likörwein mit 12,5 bis 21,9 % Alkohol, der als Aperitif getrunken wird und auch in vielen Cocktails enthalten ist.
Anwendung & Wirkung
Anwendungsgebiete – Für was ist Wermut gut?
Medizinisch anerkannte Anwendungsgebiete von Wermut sind:
- Appetitlosigkeit (Anorexie)
Behandlung von kurzfristiger und vorübergehende Appetitlosigkeit - Beschwerden des Verdauungstrakts
Behandlung von leichten gastrointestinalen Beschwerden (Magen–Darm-Beschwerden) und dyspeptischen Beschwerden (Verdauungsbeschwerden)
Wermutkraut wirkt nachgewiesenermaßen appetitanregend und verdauungsfördernd. Die Wirkung der Heilpflanze ist auf die enthaltenen Bitterstoffe zurückzuführen, welche die Sekretion („Ausscheidung“) von Verdauungssäften wie Magensäure und Gallensaft fördern.
Wermut findet somit beispielsweise Anwendung bei:
- leichte Magen-Darm-Krämpfe
- Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
- Blähungen (Flatulenz)
- Völlegefühl
- zur Anregung der Leberfunktion
- krampfartige Störungen der Gallenwege und des Darms
Die Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) zählt Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden wie leichte Magen-Darm-Krämpfe zu den Anwendungsgebieten des Wermuts.
Der HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel) nennt darüber hinaus gastrointestinale Beschwerden und stuft die Pflanze als traditionelles Arzneimittel ein (traditional use). Das bedeutet, dass Wermut seit mindestens 30 Jahren sicher zu medizinischen Zwecken angewandt wird, davon mindestens 15 Jahre in der Europäischen Union.
Darüber hinaus findet Wermut auch äußerlich Verwendung und kommt hier bei Hautleiden zum Einsatz.
Diskutiert werden ferner auch folgende Wirkungen:
- Regulierung der Monatsblutung
- Fiebersenkung
- Anregung der Leberfunktion
- Anthelminthika (Mittel gegen Würmer)
Einnahme & Dosierung
Wie verwende ich Wermut?
Wermut ist zur medizinischen Anwendung in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich. Die Verwendung variiert abhängig von verschiedenen Faktoren wie dem Grund für die Einnahme, dem genutzten Präparat und dem Gesundheitszustand des Betroffenen.
Zur Behandlung oben beschriebener Anwendungen kann Wermutkraut beispielsweise in Form von Tees, Tinkturen oder Presssaft eingenommen werden. Nehmen Sie die Präparate stets nach ärztlichem Rat bzw. den Gebrauchshinweisen der Packungsbeilage ein.
Wie viel Wermut am Tag?
Empfohlene Dosierungen von Wermut zu arzneilichen Zwecken, insofern nicht anders verordnet, sind:
- Tee: 1 bis 1,5 g Wermutkraut ein- bis zweimal täglich
- Tinktur: 1 g bis zu 3 Mal am Tag
- Presssaft: 5 ml 1 bis 2 Mal täglich
- Pulver: 0,76 g bis zu 2 Mal am Tag
Hinweise zur Einnahme
- Bei Appetitlosigkeit sollte die Einnahme 30 Minuten vor der Mahlzeit erfolgen
- Bei Verdauungsbeschwerden empfiehlt sich eine Einnahme nach dem Essen
- Einige Wermut-Präparate enthalten Alkohol und eignen sich daher unter anderem nicht für Babys und Kinder, Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie Alkoholiker
- Halten Ihre Beschwerden länger als 2 Wochen an, sollten Sie sich ärztlichen Rat einholen
Zubereitung von Wermut Tee
Wermut-Tee selber machen:
- 1,5 g (1 TL ) fein geschnittenes Wermutkraut
- mit 150 ml (1 Tasse) kochendem Wasser übergießen
- Ziehzeit: für etwa 15 Minuten lang bedeckt ziehen lassen
Inhaltsstoffe & Wirkstoffe
Inhaltsstoffe und Wirkstoffe von Wermutkraut
Wermutkraut enthält folgende Wirkstoffe:
- bis zu 1,5 % Ätherisches Öl
Die Zusammensetzung des ätherisches Wermut-Öls ist sehr komplex und variiert je nach Herkunft der Pflanze. Bisher konnten über 90 verschiedene Monoterpene und Sesquiterpenen nachgewiesen werden. Die wichtigsten Stoffe des ätherischen Öls sind:- β-Thujon
- cis-Epoxycimen
- trans-Sabinylacetat
- Chrysanthenylacetat
- Monoterpene: Linalool, Cineol, Thujylacetat
- Sesquiterpene: α-Bisabolol, β-Curcumen, Spathulenol
- 0,15 bis 0,4 % Bitterstoffe
Aus dem Kraut der Pflanze konnten verschiedene Sesquiterpenlactone isoliert werden, welche für den bitteren Geschmack und die Wirkung des Wermuts entscheidend sind. Hierzu gehören:- 0,20 bis 0,28 % Absinthin
- Anabsinthin
- Artabsin
- Isoabsinthin
- ca. 0,007 % Matricin
- Absintholid
- Artanolid
- Desacetylglobicin
- Flavonoide
Im Wermutkraut konnten folgende Flavonoide gefunden werden: - Weitere Inhaltsstoffe
- Kaffeesäure
- weitere Phenolcarbonsäuren
- Cumarine
- Lignane
- kleine Mengen an Polyacetylenen werden vermutet
Risiken & Nebenwirkungen
Risiken und Nebenwirkungen – Ist Wermut schädlich?
Die Einnahme von Wermut zu medizinischen Zwecken gilt als weitestgehend unbedenklich, insofern die empfohlene Dosierung eingehalten wird. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen konnten bisher keine dokumentiert werden.
Negative Auswirkungen sind nur bei einer starken Überdosierung und/oder dem zu regelmäßigen Konsum von alkoholhaltigen Wermut-Getränken zu erwarten. Die Pflanze enthält das Nervengift Thujon, welches in hohen Dosierungen zu ernsten Nebenwirkungen führt.
Mögliche Nebenwirkungen bei einer Überdosierung von Wermut (bzw. Thujon) sind:
- Erbrechen
- Magen- und Darmkrämpfe
- Harnverhalt
- Benommenheit
- Schwindel
- Verwirrtheit
- Nierenschäden
- epileptische Anfälle (Konvulsionen)
- Wahnvorstellungen
- Halluzinationen
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
Die Einnahme von Wermut gilt in den meisten Fällen als ungefährlich. Aufgrund von fehlenden Daten aus Studien wird aber beispielsweise in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Babys, Kindern und Jugendlichen aus Sicherheitsgründen vor einer Verwendung abgeraten.
Da die Pflanze außerdem einen vergleichsweise hohen Gehalt an Bitterstoffen enthält, sollte auch bei Magen-Geschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren, Gallensteinen und einer Übersäuerung des Magens bzw. Sodbrennen von einer Einnahme von Wermut abgesehen werden.
Wermut sollte in folgenden Fällen nicht bzw. nur nach ärztlicher Absprache eingenommen werden:
- Babys und Kinder unter 18 Jahren
- Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit
- Korbblütler-Allergie
- Störungen der Gallenwege (z. B. Gallensteine, Verschluss der Gallenwege oder Cholangitis)
- Geschwüre des Magens oder Darms
- Erkrankungen der Leber
- Sodbrennen
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