Myrrhe ist ein Harz, welches bereits in der Antike sehr geschätzt wurde. Heutzutage wird das Myrrhenharz, beispielsweise in Form von Tinkturen oder Tabletten, vor allem bei Mund– und Rachenraum-Entzündungen oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt.
Nachfolgend finden Sie alle wichtigen Informationen zur Myrrhe, von der Anwendung und Wirkung, über die Einnahme und Dosierung bis hin zu den möglichen Risiken und Nebenwirkungen.
Myrrhe („Myrrhenbaum“)
Inhaltsverzeichnis
- Systematik: Eurosiden II
- Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
- Familie: Balambaumgewächse (Burseraceae)
- Tribus: Bursereae
- Gattung: Commiphora
- Arten: Myrrhe wird u. a. aus folgenden Pflanzen gewonnen: Commiphora myrrha; Commiphora simplicifolia; Commiphora habessinica
- Wissenschaftlicher Name: Commiphora myrrha
- Synonyme: Myrrhe; Myrrhenharz; Echte Myrrhe; Somali-Myrrhe | Myrrhenbaum; Myrrhenstrauch | Myrrha; Gummi Myrrha; Gummiresina Myrrha
Table of Contents
Heilwirkung der Myrrhe
Myrrhe oder Myrrhenharz vom Myrrhenbaum (Commiphora myrrha)
Als Myrrhe wird das aromatische Harz des Myrrhenbaums bezeichnet, welches bereits seit Jahrtausenden vom Menschen genutzt wird. Das goldfarbene Gummiharz gehörte damals zu den wertvollsten Gütern, weshalb die Drei Heiligen Könige den neugeborenen Jesus Christi neben Weihrauch und Gold auch mit Myrrhe beschenkt haben sollen.
In der Antike wurde das Harz unter anderem als Räucherwerk und Parfüm benutzt und die alten Ägypter verwendeten es bereits vor 3000 Jahren zum Einbalsamieren der Verstorbenen. In der Bibel wird die Myrrhe mindestens 16 Mal erwähnt, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.
Der griechische Arzt Dioskurides empfahl die Myrrhe unter anderem bei Husten, Brustschmerzen und Durchfall. Hildegard von Bingen erwähnte zunächst eine Wirkung gegen Zauberei, jedoch auch bei Gelbsucht oder Lähmungen.
Und auch heute noch ist das Myrrhenharz medizinisch bedeutsam. Der „interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ der Universität Würzburg kürte den Myrrhenbaum zur Arzneipflanze des Jahres 2021.
Die Heilpflanze habe nicht nur eine große Bedeutung in der Medizin- und Kulturgeschichte, jüngere Forschungen legen auch insgesamt ein großes Potential zur therapeutischen Nutzung nahe. Das Harz wirkt nachgewiesenermaßen entzündungshemmend, adstringierend (hautzusammenziehend) und antimikrobiell.
Bisher wird Myrrhe vor allem bei Zahnfleischentzündungen, Aphthen oder Prothesendruckstellen verwendet. Aufgrund der positiven Ergebnisse von Forschungen wird das Harz jedoch auch bei entzündlichen Magen–Darm Erkrankungen, vor allem Colitis ulcerosa, empfohlen. Myrrhenharz ist zum Beispiel als Tinktur, Mundwasser oder in Form von Tabletten erhältlich.
Der Myrrhenbaum
„Myrrhenbaum“ oder „Myrrhenstrauch“ – Die Commiphora myrrha
Als Myrrhe wird als das Harz des Myrrhenbaums (Commiphora) bezeichnet. Hierbei handelt es sich jedoch eher um einen Strauch, weshalb die ungebräuchlichere Bezeichnung „Myrrhenstrauch“ korrekter ist.
Das Myrrhenharz kann aus mehreren Arten der Gattung Commiphora gewonnen werden, in erster Linie jedoch aus der Pflanzenart Commiphora myrrha. Der dornige, bis zu 3 Meter hohe Strauch – manchmal auch ein kleiner Baum – wächst in Somalia, Äthiopien und Kenia.
Andere Balsambaumgewächse, welche Myrrhe produzieren, sind z.B. Commiphora simplicifolia und Commiphora habessinica.
Die Myrrhe ist das Gummiharz, das aus der Rinde der Pflanzen austritt und an der Luft getrocknet wird. Es wird auch als Echte Myrrhe oder Somali-Myrrhe bezeichnet.
Verwendung & Nutzen
Was macht man mit Myrrhe?
Die Myrrhe wird aufgrund ihres angenehmen aromatischen Duftes als Parfümerie und Räucherwerk verwendet. Das Harz kann also, ebenso wie Weihrauch, zum Räuchern genutzt werden und ist auch in Parfüms enthalten. Die Myrrhe und ihr ätherisches Öl besitzen einen würzig-süßen und balsamisch-herben Duft.
Darüber hinaus findet das Harz auch in der Medizin Verwendung. Hierbei wird die Myrrhe fast ausschließlich in Form von Tinkturen genutzt, welche aus 5 Teilen Ethanol (Alkohol) 90 % und einem Teil Droge (Myrrhe) hergestellt werden.
Die Tinktur ist unter anderem in Salben oder Zahnpflegeprodukten wie Mundwasser enthalten. Darüber hinaus gibt es auch Tabletten oder Kapseln, in denen neben Myrrhe auch Kamille und Kaffee-Kohle enthalten sind. Auch in Salben und Balsam wird Myrrhe häufig mit anderen Heilpflanzen kombiniert, etwa mit Wermut, Blutwurz, Schafgarbe oder Weihrauch.
Produkte mit Myrrhe sind:
- Myrrhentinktur (Myrrhae tinctura)
- Gurgellösung
- Mundwasser
- Zahnpasta
- Parfüm
- Räucherwerk
- Globuli (Homöopathie)
- Tabletten und Kapseln
- Balsam und Salben
Weiterhin findet die Myrrhe auch in der Homöopathie und der Ayurveda-Heilkunde Verwendung. In Globuli wird das Harz der Commiphora molmol verwendet, während in der ayurvedischen Medizin vor allem das Bedolachharz der Commiphora mukul genutzt wird.
In der Alternativen Medizin werden der Myrrhe unter anderem stärkende und „verjüngende“ Eigenschaften zugeschrieben. Das Harz wird in der Komplementärmedizin beispielsweise auch bei Kreislaufproblemen, rheumatischen Beschwerden oder Störungen des Nervensystems empfohlen.
Anwendung & Wirkung
Für was ist Myrrhe gut und was bewirkt sie?
Die Myrrhe besitzt folgende Wirkungen:
- desinfizierend
- adstringierend (haut-zusammenziehend)
- blutstillend (hämostatisch)
- krampflösend (spasmolytisch)
- desodorierend bzw. parfümierend
- schmerzlindernd (analgetisch)
Medizinisch anerkannte Anwendungen sind:
- Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) wie z. B. Aphthen
- Entzündungen der Rachenschleimhaut (z. B. Halsschmerzen)
- Zahnfleischentzündungen (Gingivitis)
- Mandelentzündung (Tonsillitis)
- leichte Hautentzündungen
- Kleine Wunden und Abschürfungen
- Druckstellen von Prothesen
Genannte Anwendungsgebiete sind von der Kommission E (Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel), der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) und/oder dem HMPC (Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel) akzeptiert.
Was bewirkt Myrrhe?
Myrrhentinkturen fördern die Narbenbildung und wirken desinfizierend. Das Harz besitzt außerdem eine adstringierende Wirkung, es zieht also die Haut zusammen und wirkt blutstillend. Somit eignen sich die Tinkturen beispielsweise zur Behandlung von Aphthen im Mund oder bei Abschürfungen und anderen leichteren Verletzungen der Haut.
Das pflanzliche Arzneimittel wirkt außerdem krampflösend, weshalb es auch bei der Therapie von Darmentzündungen oder Bronchitis Anwendung findet. Das Harz entspannt die Darmmuskulatur und kann somit Kontraktionen des Darms und Darmkrämpfe lindern.
In Tierversuchen ließ sich auch eine schmerzlindernde (analgetische) Wirkung bestätigen, hierzu bedarf es jedoch noch weiterer Forschung.
Darmerkrankungen
Reizdarmsyndrom & Colitis ulcerosa
Das Myrrhenharz wird aufgrund seiner entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung seit Jahrzehnten auch erfolgreich zur Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt. Hierbei wird die Myrrhe mit Kaffeekohle und Kamille kombiniert.
Die positive Wirkung des Kombinationspräparats wurde auch in neuen Studien zu Colitis ulcerosa und dem Reizdarmsyndrom bestätigt.
Eine weitere Studie bestätigt die Wirksamkeit bei Darmerkrankungen, welche mit chronischem oder akutem Durchfall einhergehen. Beim Reizdarmsyndrom ist die Kombination von Myrrhe, Kamille und Kaffee-Kohle insbesondere bei Patienten mit Blähungen und Durchfall hilfreich.
Einnahme & Dosierung
Wie nimmt man Myrrhe ein?
Die Verwendung und Dosierung von Myrrhe variieren je nach genutztem Produkt und Grund für die Behandlung.
- Äußerlich kann die Myrrhentinktur 2 bis 3 Mal täglich unverdünnt mit einem Wattestäbchen auf die betroffene Stelle (Haut oder Mundschleimhaut) aufgetragen werden.
- Für Entzündungen des Mund- oder Rachenraums können auch 5 bis 10 Tropfen in ein Glas Wasser gegeben und zum Spülen oder Gurgeln genutzt werden.
- Ein Verschlucken der Tinkturen ist zu vermeiden
Tabletten mit Myrrhe, Kaffee-Kohle und Kamille werden zur unterstützenden Behandlung von Darmerkrankungen, insofern nicht anders verordnet, wie folgt eingenommen:
- 4 Tabletten 3 Mal am Tag
- unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit vor der Mahlzeit einnehmen
- Die Dauer der Einnahme ist nicht begrenzt
Inhaltsstoffe & Wirkstoffe
Welche Inhaltsstoffe und Wirkstoffe sind in Myrrhe enthalten?
- 2 bis 10% ätherisches Öl (insbesondere Sesquiterpenenen wie z. B. Furanosesquiterpene)
- 25 bis 40% alkohollösliches Harz (vor allem Triterpensäuren, -estern und -alkoholen)
- 30 bis 60% wasserlösliches Gummi (u. a. Proteoglykane, Proteine und Hydroxyprolin)
Die Tabletten zur Behandlung von Darmerkrankungen enthalten folgende Wirkstoffe:
- 100 mg Myrrhe-Pulver
- 50 mg Kaffee-Kohle-Pulver
- 70 mg Kamillenblüten-Trockenextrakt
Risiken & Nebenwirkungen
Hat Myrrhe Nebenwirkungen?
Die Verwendung von Myrrhe gilt als sicher und nebenwirkungsarm. Bisher konnten weder Nebenwirkungen noch Wechselwirkungen beobachtet werden. Werden Tinkturen unverdünnt auf der Schleimhaut angewendet, kann es zu einem leichten Brennen oder kurzzeitigen Geschmacksstörungen kommen.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
In folgenden Fällen wird vor einer Einnahme abgeraten:
- Überempfindlichkeit gegenüber Myrrhe oder eines anderen Inhaltsstoffs (z. B. Kamille oder Kaffeekohle)
- Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie Babys und Kinder unter 12 Jahren – Hierbei liegen keine klinischen Studien vor, weshalb vor der Einnahme abgeraten wird
- Da der Myrrhenstrauch zu den Korbblütlern gehört, ist bei einer entsprechenden Allergie Vorsicht geboten
Tinkturen enthalten Alkohol. Daher eignen sie sich u. a. nicht für:
- Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit
- Babys, Kinder und Jugendliche
- Alkoholkranke Personen (Alkoholiker)
FAQ – Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Myrrhe.
Ist Myrrhe eine Heilpflanze?
Ja und nein. Myrrhe ist ein Gummiharz, also keine Pflanze – der Baum, aus dem das Harz gewonnen wird, ist jedoch eine Heilpflanze – und auch die Arzneipflanze des Jahres 2021.
Ist Myrrhe ein Gewürz?
Nein, die Myrrhe schmeckt sehr bitter und eignet nicht zum Würzen von Speisen. Zu medizinischen Zwecken kann sie jedoch innerlich eingenommen werden.
Ist Myrrhe und Myrte dasselbe?
Nein, die Myrte ist ein immergrüner Strauch aus der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae), welche unter anderem zur Behandlung von Atemwegsbeschwerden und bei Appetitlosigkeit eingesetzt wird.
Als Myrrhe wird hingegen das Harz bestimmter Gewächse („Myrrhenbaum“) bezeichnet, insbesondere vom sogenannten Commiphora myrrha, eine Pflanzenart aus der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae).
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