Der Damm und seine Funktion
Der Damm beziehungsweise das Perineum ist die Region, die sich zwischen den äußeren Geschlechtsorganen und dem After befindet. Bei beiden Geschlechtern gilt dieser Bereich als erogene Zone, wobei die Innervation vor allem über die Äste des Nervus pudendus erfolgt.
Dieser Artikel klärt auf, inwiefern sich diese Regione zwischen Männern und Frauen unterscheiden, welche Funktionen dem Damm überhaupt zukommen, wie sich dessen Aufbau anatomisch beschreiben lässt und letztlich, zu welchen Krankheiten und Beschwerden es im Verlauf des Lebens kommen kann.
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Was ist der Damm?
Der Begriff Damm kommt aus dem Lateinischen und wird in der Medizin als Perineum bezeichnet. Gemeint ist damit der Gewebebezirk, der sich zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen befindet. Das männliche Perineum begrenzt sich dabei vom Anus bis zum Ansatz des Hodensacks, das weibliche Perineum vom Anus bis zur hinteren Kommisur ihrer der großen Schamlippen.
Abgesehen von der bedeckenden Haut, die recht sensibel innerviert ist, besteht der Damm maßgeblich aus Muskeln, die zur Beckenbodenmuskulatur gezählt werden. Diese Muskeln untergliedern sich in Muskeln aus der Analregion sowie in Muskeln aus der urogenitalen Region.
Weil zahlreiche Nerven in diesem Bereich verlaufen, gilt das Perineum sowohl bei Männern als auch bei Frauen als erogene Zone. Beteiligte Nerven sind: Nervus pudendus, Nervus genitofemoralis, Nervus ilioinguinalis, Nervus cutaneus femoris posterior und Nervi anococcygei.
Häufig Sprechen Mediziner in diesem Kontext von der anogenitalen Distanz, womit sie diejenige Maßeinheit meinen, die zwischen dem After und der Vagina beziehungsweise der Peniswurzel steht.
Funktionen & Aufgaben
Die wichtigste Funktion des Damms ist wohl, den Afterbereich von dem Genitalbereich zu trennen. Auf diese Weise wird das Eindringen von gefährlichen Bakterien, beispielsweise vom Darm in die Vagina, verhindert. Man kann also sagen, dass der Damm eine hygienische Funktion erfüllt und den Organismus vor bestimmten Gefahren schützt.
Weiterhin Laufen im Damm drei Schichten der Beckenbodenmuskulatur zusammen, wodurch nicht nur der Körper massiv stabilisiert, sondern auch die Kontinenz gesichert wird. Verantwortlich für Inkontinenz sind neben einer gutartigen Prostatavergrößerung nämlich Probleme mit dem Perineum. Indem es nämlich erschlafft, wird es zunehmend schwieriger, die Kontrolle über Ausscheidungen zu behalten.
Die Muskulatur im Damm wirkt beispielsweise beim Niesen, Hüpfen, Husten oder Lachen, aber auch bei grundsätzlich körperlicher Anstrengung. Die Dammhaut als solche ist elastisch, da sie sich nur auf diese Weise sowohl der Penisgröße als auch dem Stuhlgang anpassen kann. Druckausübung oder Massagen können in dieser Region als erregend empfunden werden.
Zusammenfassend lässt sich also sagen:
- der Damm ist grundsätzlich dafür verantwortlich, den Afterbereich und den Genitalbereich zu trennen, damit Bakterien, die im Bereich des Darms vorkommen, nicht in die Vagina gelangen,
- weil viele Schichten der Beckenbodenmuskulatur im Damm zusammenlaufen, ist er an vielen muskulären Kontraktionsprozessen im Körper beteiligt (lachen, Husten, Niesen, …)
- der Damm sorgt für eine Stabilisation des Körpers
Anatomie & Aufbau
Betrachtet man das Perineum topografisch, so stellt es den zentralen Teil der Dammregion dar. Es setzt sich hauptsächlich aus Muskeln zusammen, die der Beckenbodenmuskulatur angehören. Weil das bedeckende Hautgewebe und das Unterhautgewebe reichlich innerviert sind, spielt die Region auch als erogene Zone eine wichtige Rolle.
Die Äste der darin verlaufenden Arteria iliaca interna versorgen sowohl die Beckenwand als auch den Beckenboden. Die Arteria iliolumbalis zieht nach dem Musculus psoas major nach lateral und mündet in die Fossa iliaca. Um das Os sacrum zu versorgen, sind schließlich die Arteriae sacrales laterales zuständig, wobei sie sich zusätzlich um den Inhalt des Musculus piriformis und des Sakralkanals kümmern.
Die Arteria pudenda interna verlässt medial von Nervus ischiadicus und Arteria glutea inferior das Becken über Foramen infrapiriforme. Im Anschluss biegt sie zusammen mit dem Nervus pudendus um das Ligamentum sacrospinale beziehungsweise die Spina ischiadica in die Fossa ischionalis.
Zusätzlich zu den Becken– und Geschlechtsorganen werden auf diese Weise die Muskeln des Beckenbodens versorgt. Aber auch der Musculus transversus perinei profundus, der Musculus levator ani und der Musculus transversus perinei superficialis werden so erreicht. Den Endast der Arterie bezeichnet man als Arteria profunda penis beziehungsweise als clitoridis.
Der Lymphabfluss
Der Lymphabfluss erfolgt im Allgemeinen entlang der Blutgefäße im Beckenboden.
Entscheidend hierbei sind die Nodi lymphatici iliaci interni, die sich um die Arteria iliaca interna sowie am proximalen Abschnitt der Äste befinden. Neben den Beckenorganen drainieren sie auch den Beckenboden, die Fossa ischionalis und die Beckenwand.
Die Nodi lymphoidei iliaci externi sind dafür verantwortlich, dass die Lymphe der eher kranial gelegenen Bereiche entlang der Beckenwand gesammelt wird. Über die Nodi lymphoidei iliaci communes gelangt die Lymphe schließlich in die iliakalen Bahnen zu den Trunci lumbales, von wo aus sie zur Cisterna chyli strömt.
Innervation
Die motorische Innervation in der Beckenbodenmuskulatur wird über die kurzen Äste am Plexus sacralis oder dem Nervus pudendus sichergestellt. Die Haut in der Dammregion wird von diversen Nerven sensibel innerviert. Dazu gehören die Nervi anococcygei, die aus dem Plexus coccygeus stammen und den kleinen, median angeordneten Bereich zwischen Steißbein und Anus versorgen.
Der Nervus pudendus stammt aus dem Plexus sacralis und gehört zu dem Bereich an, der durch anococcygeal und ventral innerviert ist. Eine weitere Rolle spielen die Nervi clunium inferiores, die den dorsalen Abschnitt im lateralen Bereich der rautenartigen Dammregion innervieren.
Der Nervus cutaneus femoris posterior kommt aus dem Plexus sacralis und verläuft durch den letaralen und ventralen Abschnitt der Dammregion. Schließlich ist der Nervus ilioinguinalisfür die Innervation im ventralen Bereich von Labia majora beziehungsweise von Skrotum verantwortlich.
Krankheiten & Beschwerden
Erkrankungen, Beschädigungen und Beschwerden im Zusammenhang mit dem Damm
Typische Krankheiten und Beschwerden im Bereich des Damms können beispielsweise bei der Geburt auftreten. Hierbei ist es nicht unüblich, dass der Damm, durch den Druck des Kopfes beziehungsweise der Schulter einreißt. Dabei sind verschiedene Klassifikationen zu unterscheiden, die jeweils einen anderen Schweregrad anzeigen.
Der erste Grad signalisiert, dass es zu Einrissen in der hinteren Vaginalhaut gekommen ist. Der zweite Grad zeigt an, dass das Gewebe des Perineums beschädigt ist. Beim dritten Grad ist der Schließmuskel des Darms und beim vierten Grad zusätzlich der After betroffen. Allerdings kommt es in diesem Bereich nur selten zu Entzündungen und starken Blutungen. Eine oft angewandte Methode, diese Vorfälle zu minimieren, ist der vorsorgliche Dammschnitt.
Dammschnitt
Der Dammschnitt kommt dann zum Einsatz, wenn das Gewebe des Perineums nicht gedehnt genug ist, das Kind ein Frühchen ist, unter Sauerstoffmangel leidet oder in Beckenlage zur Welt kommt. Wird eine Geburt mit der Saugglocke oder der Zange vorgenommen, muss ebenfalls ein Dammschnitt erfolgen.
Diesen tätigt man während einer der Presswehen, sodass der Schmerz des Schnitts nicht spürbar ist. Sobald die Geburt erfolgt ist, werden sowohl der Dammschnitt als auch der Dammriss unter Einfluss einer örtlichen Betäubung genäht.
Nicht selten verläuft der Heilungsprozess recht schmerzhaft und ist mit Einschränkungen beim Urinieren, beim Stuhlgang und beim bloßen Sitzen verbunden. Normalerweise dauert er sechs Wochen, zumindest beginnen dann die ersten Fäden, sich aufzulösen. Meist ist eine gute Hebamme in der Lage, sollten die Wunden gut verheilt sein, die Fäden schon vorher zu entfernen.
Krebs & Senkung
Karzinome (Krebs) & Beckenbodensenkung
Abgesehen von Problemen bei der Geburt ist es möglich, dass das Vulvakarzinom, eine Krebsart, die in der Vagina vorkommt, auch auf das Perineum übergreift. Anzeichen sind Juckreiz und gerötete Stellen am Damm und der Vagina. Ebenso kann es zu Schmerzen beim Stuhlgang, beim Urinieren oder beim Sexualverkehr kommen.
Zuletzt kommt es oft im Zuge des Alterungsprozesses zu einer Beckenbodensenkung, also einer Absenkung innerer Organe des Bauches und des Beckens. Das betrifft Frauen, die viele Geburten hatten, besonders stark. Die Beckenbodensenkung macht sich mit einer Entleerungsstörung und eine SchließMuskelschwäche bemerkbar. Weiterhin sind Schmerzen im Bereich des Rückens und des Lendenwirbels möglich.
Inkontinenz
Die Inkontinenz ist eine Störung des Afterverschlusses, infolge welcher die Stuhlentleerung nicht mehr kontrolliert werden kann. Im Anfangsstadium werden erst Darmgase ungewollt abgegeben, im schlimmsten Fall ist es nicht mehr möglich, festen Stuhl zu halten.
Diese Art der Belastungsinkontinenz tritt vor allem bei Frauen auf, die viele Geburten hatten, wodurch es zu einer Erschlaffung beziehungsweise Überdehnung des Beckenbodens und von Halterbändern kam. Daraus entsteht oft eine Senkung der Organe, wodurch ein erhöhter Bauchinnendruck auf die Harnblase wirkt, die Harnröhre aber nicht erreicht und den Verschlussdruck damit nicht mehr unterstützt.
Doch auch bei Männern kann diese Form der Inkontinenz auftreten, allerdings als Folge von traumatischen Schädigungen des äußeren Blasenschließmuskels durch Unfälle oder Operationen. In beiden Fällen gibt es konservative Behandlungsmethoden, die allerdings, sollten sie keine Wirkung erzielen, operativen Eingriffen weichen müssen.
Stuhlinkontinenz
Eine Form der Stuhlinkontinenz ist die muskuläre Stuhlinkontinenz, die vorkommt, wenn der Analsphinkter geschädigt ist, wobei die sensible Wahrnehmung der Analkanal-Schleimhaut noch intakt ist. Die häufigste Ursache, durch die der Schließmuskelapparat geschädigt wird, ist der Dammriss, der durch eine vaginale Entbindung zustande kommen kann. Ebenso kann es bei Kindern zu Pfählungsverletzungen zum Dammriss kommen.
Nicht untypisch sind komplexe Schädigungen durch unzureichende Funktionsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur, der sogenannten Beckenbodeninsuffizienz. Oft bringt diese Kombination einen Rektumprolaps mit sich, was vor allem bei älteren Frauen zum Tragen kommt.
Aber auch Fisteloperationen und Fisteln, besonders bei ischiorektalen Fisteln, können zu einer vollständigen Zerstörung des Ringmuskels führen. Zwar führt eine narbige Ausheilung dieses Defektes nicht zum vollwertigen Verlust der Sphinkterkraft, doch die Erweiterung des Ringmuskels ist deutlich herabgesetzt. Mit fortschreitendem Alter kann das erschlaffende Gewebe zu einer Stuhlinkontinenz führen.
Am besten lässt sich die Kombination von muskulärer und sensorischer Stuhlinkontinenz am Rektumprolaps darstellen. Passiert es, dass die Rektumwand durch den Sphinkter durchgleitet, so kommt es zum Verlust der Wahrnehmungssensibilität und somit zu einer dauerhaften Überdehnung des Schließmuskels, womit seine Funktion vom prolabierten Darmanteil allmählich blockiert wird.
Im Fall der neurogenen Stuhlinkontinenz ist der Grund der Funktionsstörung oft zerebral: Metastasen/Tumor, Schlaganfall, degenerative Erkrankungen oder Demenz. Der Grund kann auch spinal sein: Multiple Sklerose, Cauda-equina-Syndrom, degenerative Erkrankungen, Rückenmarkschwindsucht.
Am Anfang einer jeden Diagnostik steht eine ausführliche Anamnese, bei der zunächst der Beschwerdebeginn, die Stuhlbeschaffenheit, die Stuhlfrequenz, die Umstände des Stuhlabgangs sowie bereits vorhandene Systemerkrankungen aufgenommen werden.
Typische Erkrankungen
Häufige und typische Erkrankungen des Damms im Überblick:
- Dammriss
- Stuhlinkontinenz
- Krebs
Häufige Fragen & Antworten
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Damm.
Dammriss vorbeugen?
Kann man einem Dammriss vorbeugen?
Zum Dammriss kommt es in den meisten Fällen bei der Geburt. Es kann nämlich passieren, dass das Köpfchen des Babys zum Einreißen des Gewebes zwischen After und Vulva führt, und das, obwohl das Dammgewebe außerordentlich dehnbar ist. Manchmal kommt es nur zu kleinen Rissen, noch seltener zu einem großen, der in Richtung des Afters verläuft. In den meisten Fällen merken die Frauen nichts davon und werden im Nachhinein vom Arzt darauf hingewiesen.
Wichtig zu wissen ist, dass ein Dammriss keineswegs entstehen muss. Ausschlaggebend dafür sind auf jeden Fall die Dehnbarkeit des Gewebes sowie die Geschwindigkeit der Geburt.
Vorbeugen kann man einem Dammriss beispielsweise mit einer Dammmassage. So haben Studien ergeben, dass Erstgebärende ein Einreißen reduzieren können,wenn ihr Damm in den letzten sechs Wochen vor dem Geburtstermin häufig mit Öl massiert wird.
Außerdem existieren folgende Methoden, wie man einen Dammriss umgehen kann:
- Sitzbäder mit Lindenblüten oder Heublumen, wodurch sich das Gewebe lockert.
- Wird das Kind hockend geboren, so ist die Schwerkraft eine natürliche Hilfe, die das Dammgewebe entlastet. Das Gebären in der Liegeposition ist hingegen eine viel größere Belastung.
- Unter Anleitung einer erfahrenen Hebamme wird verhindert, dass das Kind zu schnell geboren wird.
- Eventuell helfen warme Kompressen während der Geburt, damit das Dammgewebe lockerer wird.
Dammschnitt – Wann?
Wann wird ein Dammschnitt durchgeführt?
Früher führte man in vielen Kliniken einen Dammschnitt bei der Geburt durch, mit der Intention, einen Dammriss zu verhindern. So sollte der seitliche Einschnitt im Damm einer Überdehnung des Gewebes vorbeugen und verhindern, dass es dauerhaft an Festigkeit verliert. Inzwischen ist die Praxis in die Kritik geraten, sodass die Anzahl der Dammschnitte leicht zurückgegangen ist.
Es ist also nicht immer sinnvoll, einen routinemäßigen Dammschnitt durchzuführen. Besser ist, bei jeder Geburt individuell zu entscheiden. Der größte Vorteil der Prozedur ist, dass die Austreibungsphase deutlich verkürzt wird, weil die Geburtsöffnung größer wird. In einigen Fällen ist ein Dammschnitt sogar lebensrettend, beispielsweise wenn die Herzschläge des Kindes plötzlich abfallen und es umso schnellker auf die Welt kommen muss.
Damm & Genitalbeschwerden?
Hat der Damm etwas mit Genitalbeschwerden zu tun?
Fest steht, dass Beschwerden im Intimbereich oft etwas mit Pilzen, Bakterien und Viren zu tun haben, die beim Sex übertragen werden. Symptome, die am häufigsten auftreten, sind zum Beispiel Juckreiz, Schmerzen oder Brennen beim Urinieren. Nicht selten kommt ein Ausfluss aus der Harnröhre oder Scheide hinzu, manchmal sogar Schwellungen oder Schmerzen.
Eine bekannte Schleimhauterkrankung, bei der auch After und Damm betroffen sind, nennt sich Lichen sclerosus et atropicus. Die Ursachen für diese Krankheit sind noch nicht bekannt. Zunächst verursacht sie juckende Knötchen und weiße Hautveränderungen, die mit der Zeit härter werden.
Bei Frauen sind typischerweise der Scheideneingang und die Schamlippen betroffen. Es ist also nicht auszuschließen, dass gewisse Krankheiten durch mangelnde Vorsicht und Hygiene am Damm und Intimbereich zustande kommen.