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Einlauf

by Danaae

Die künstliche Darmentleerung

Behandlung Einlauf

Bei der Durchführung eines Einlaufs wird über den Anus Flüssigkeit in den Darm geleitet. In der Regel handelt es sich dabei um Wasser, dem z.B. Kochsalz untergemischt wurde.

Ein Einlauf wird meistens aus diagnostischen oder therapeutischen Zwecken durchgeführt, fungiert mitunter aber auch als Bestandteil diverser Sexualpraktiken.

Wie der Einlauf genau funktioniert, welche Vorteile er bringt, wie die Durchführung ist, was für Risiken es gibt und alle weiteren wichtigen Informationen, finden Sie nachfolgend.

Was ist ein Einlauf?

Der Einlauf ist eine medizinische Anwendung, während der über den Anus Flüssigkeit in den Darm geleitet wird. In der Regel handelt es sich bei der Flüssigkeit um Wasser. Der Einlauf kann beispielweise über einen Irrigator oder eine Birnenspritze erfolgen, die verwendeten Geräte haben meistens ein Fassungsvolumen von 50 bis 800ml.

Die Art der Anwendung unterscheidet sich von Gerät zu Gerät. Einige von ihnen, beispielweise das Klistier, kann der Patient aktiv selbst an sich anwenden. Beim Irrigator wird dagegen ein Schlauch in den Anus eingeführt. Der Schlauch ist mit einem erhöht hängenden Behälter verbunden, dessen Flüssigkeit so durch den Anus in den Darm fließt.

Bei einer Anwendung zu diagnostischen Zwecken wird die Einlaufflüssigkeit mitunter mit einem Kontrastmittel versehen, welches über den After in den Dickdarm des Patienten gelangt und sich dort verteilt.

Eine weitere Spülung dient der Ausspülung von überflüssigem Kontrastmittel und der Entleerung des Darms. Danach wird Luft in den Darm geblasen, um diesen zu Dehnen. Nun kann der Dickdarm auf einem Röntgenbild dargestellt werden. Neben den diagnostischen und therapeutischen Indikationen für die Anwendung eines Einlaufs gibt es noch weitere Beweggründe, weswegen Einläufe und Klistiere eingesetzt werden. In Zusammenhang mit diversen Sexualpraktiken kommen sie beispielweise vor dem Analverkehr zum Einsatz.


Ursprung & Entwicklung

Bereits die alten Ägypter haben Einläufe verwendet, wobei das Wasser meist mithilfe der Blase von Tieren oder den Hörnern von Rindern, welche vorne mit einem Loch versehen waren, über den Anus in den Darm geleitet worden ist. Hintergrund war die Annahme, dass Stuhlgang, welcher im Darm verblieb, verschiedene Krankheiten auslösen konnte.

Bei den Azteken wurde das Wasser, welches beim Einlauf in den Anus geleitet wurde, u.a. mit Heilkräutern und Wein vermischt. Dieses Gemisch wurde auch zur Behandlung von Krankheiten wie Wurmbefall oder Fieber verwendet. Außerdem war der Einlauf wichtiger Bestandteil der rituellen Reinigung. Auch bei den Griechen kam der Einlauf nachgewiesenermaßen schon zur Anwendung.


Funktion, Wirkung & Ziele

Der Einlauf erfüllt in der Medizin verschiedene Funktionen. Zum einen kann er bei hartnäckiger Verstopfungen als Abführmittel fungieren. Aus diesem Grund kommt er beispielsweise auch bei Darmverschlüssen oder vor Operationen zum Einsatz. Auch zur Fiebersenkung kann ein Einlauf verwendet werden. Zudem gibt es bestimmte Medikamente, die aus medizinischer Sicht besser rektal, sprich über den Anus, verabreicht werden sollten. Dies hängt mit der Wirkungsweise von Einläufen zusammen.

Medikamente die oral, sprich über den Mund, verabreicht werden, müssen u.a. die Zunge mit ihrem Geschmackssinn und der Magen mit seiner Magensäure passiert werden. Dies kann sowohl bei extrem übelschmeckender Medizin (insbesondere bei Kindern) als auch bei säureempfindlicher Medizin problematisch sein. Zudem wird der Wirkstoff bei der oralen Einnahme stets in der Leber umgewandelt.

Bei der analen Verabreichung gelangt dagegen ein Teil des Medikaments über die Darmschleimhaut direkt ins Blut und somit rasch und ohne Umwandlung durch die Leber zum entsprechenden Zielorgan. Ziel eines Einlaufs ist letzten Endes immer die künstliche Herbeiführung einer möglichst vollständigen Entleerung des Darms.


Durchführung & Wirkung

Durchführung und Wirkungsweise des Einlaufs

Bei der Anwendung eines Einlaufs wird Flüssigkeit, in der Regel Wasser, über den Anus in den Darm geleitet. Hierfür werden meistens Birnenspritzen, Irrigatoren oder Klysopumpen verwendet.

Behandlung EinlaufDie Wirkung des Einlaufs beruht auf den drei verschiedenen Reizen, die auf den Darm ausgeübt werden und eine erhöhte Darmaktivität bzw. -bewegung, auch als Darmperistaltik bezeichnet, hervorrufen: den mechanischen Reiz, den thermischen Reiz und den chemischen Reiz.

Der mechanische Reiz wird durch den Fremdkörper an sich, den Druck der in den Anus einlaufenden Flüssigkeit und die Menge der verwendeten Spülflüssigkeit beeinflusst. Der Reiz kann z.B. mithilfe der Menge der verwendeten Spülflüssigkeit verstärkt werden.

Der thermische Reiz wird durch die Temperatur der Spülflüssigkeit gesetzt. Eine Temperatur von 30 bis 35 Grad wirkt temperatursenkend und löst einen starken Reiz aus, wobei dies allerdings mit dem Risiko von Krämpfen verbunden ist.

Eine Temperatur der Spülflüssigkeit von 38 bis 40 Grad wirkt temperaturerhöhend, löst allerdings nur einen schwachen Reiz aus und wird aus diesem Grund nur selten verwendet.

Der chemische Reiz wird mithilfe von Subtanzen gesetzt, die der Spülflüssigkeit zugegeben werden. Glycerin verursacht z.B. eine Schleimhautreizung, während Milch den Stuhl weicher macht. Salz wiederum bindet aufgrund seiner osmotischen Wirkung die Flüssigkeit und wirkt aus dem Grund abführend.


Gründe & Vorteile

  • Anhaltende oder akute Verstopfung
  • Diagnostische Maßnahmen im Enddarmbereich (z.B. Rektoskopie oder Colon-Kontrasteinlauf)
  • Therapeutische Maßnahmen (z.B. zur Verabreichung von Medikamenten, beispielweise Lactulose-Einlauf bei dekompensierter Leberzirrhose)
  • Darmspiegelung
  • Fiebersenkung
  • Operationen im Bauchraum
  • Natürliche Geburt
  • Entlastung und Reinigung des Darms vor und während einer Fastenkur
  • Sexualpraktiken (z.B. BDSM oder Klinikerotik)

Wie aus der Liste ersichtlich ist, gibt es eine Reihe von medizinischen Gründen, die einen Einlauf vorteilhaft oder notwendig machen. Der reinigende Effekt auf den Darm, der beispielweise von vielen Naturheilkundlern propagiert wird, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen worden.

Auch der Einlauf vor einer natürlichen Geburt dient hauptsächlich der Beruhigung der Frauen, da es während der Geburt in den meisten Fällen nichtsdestotrotz zu unbeabsichtigten Stuhlabgängen kommt.

Allerdings kann die durch den Einlauf verstärkte Darmaktivität die Wehentätigkeit fördern, was besonders bei noch wirkungslosen Wehen sehr vorteilhaft sein kann. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lautet dennoch, dass es für einen Einlauf vor der Geburt keinen Anlass gibt.


In der Alternativmedizin

In der Alternativmedizin ist der Einlauf besser unter der Bezeichnung „Darmreinigung“ bekannt. Insbesondere in Zusammenhang mit Fastenkuren soll diese eine entschlackende Wirkung haben und zu einer „innere Reinigung“ führen, bei der Altes auch körperlich losgelassen werden kann. Zudem wird der Darmreinigung ein gesundheitsfördernder Effekt nachgesagt.

In der Alternativmedizin wird meist eine Darmspülung angewendet, bei der mit einem Schlauch durch den Anus Wasser in den Darm geleitet wird, welches durch einen zweiten Schlauch wieder abfließen kann.

Auf diese Weise werden im Gegensatz zum klassischen Einlauf, bei dem nur wenig Flüssigkeit in den Darm geleitet wird, bis zu 60 Liter Flüssigkeit durch den Darm gespült.

Mit der Entleerung des Darms werden in der Alternativmedizin auch Krankheiten, wie z.B. Arthritis, behandelt und eine Stärkung des Immunsystems herbeigeführt. Ein weiterer wichtiger Aspekt in Zusammenhang mit der Darmreinigung stellt bei der Alternativmedizin die Entschlackung dar. Dabei geht man davon aus, dass der Darm aufgrund des Lebensstils des modernen Menschen Hilfe benötigt, um sich effektiv von „Schlacken“ – oder Giftstoffen – befreien zu können.

Auch wenn viele Anhänger der Alternativmedizin von der positiven Wirkung der Darmreinigung überzeugt sind, konnte diese wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen werden.


Wer behandelt?

Wie aus diesem Artikel hervorgeht, ist der Einlauf Teil oder Vorbereitung einiger medizinischer Behandlungen. In diesen Fällen wird der Einlauf in der Regel von Krankeschwestern bzw. ärztlichem Personal durchgeführt.

Risiken & Nebenwirkungen

  • Verbrühungen oder Krämpfen im Darm aufgrund zu hoher oder zu niedriger Temperatur der Spülflüssigkeit
  • Verletzung der Darmwand oder des Afters bei unsachgemäßer Anwendung, evtl. verbunden mit anschließenden Infektionen
  • Reizung der Darmschleimhaut aufgrund zu hohen Alkohol- oder Säuregehalts der Spülflüssigkeit
  • Durchfall
  • Anaphylaktischer Schock aufgrund von Zusätzen, wie z.B. Kamillentee, bei Asthmatikern oder Allergikern
  • Schädigung der Darmflora aufgrund zu häufiger Anwendung
  • Aufgeblähter Bauch oder Bauchschmerzen
  • Übelkeit, eventuell verbunden mit Erbrechen
  • Kreislaufprobleme aufgrund des Flüssigkeitsverlusts bis hin zur Austrocknung

Die überwiegende Mehrzahl der Nebenwirkungen sind Folgeerscheinungen einer zu häufigen und/oder unsachgemäßen Anwendung des Einlaufs. Zudem ist die Spülflüssigkeit ein risikobehafteter Faktor, weswegen diese vor einer Anwendung genau auf ihre Kompatibilität mit der Person hin überprüft werden sollte.

Gegenanzeigen & Gefahren

Wenn trotz der genannten Gegenanzeigen ein Einlauf erfolgen soll bzw. muss, muss dies mit besonderer Sorgfalt erfolgen. Nötig ist zum einen eine genaue Beobachtung. Sollte es während des Einlaufs zu Schmerzen kommen, muss dieser sofort unterbrochen und der Arzt verständigt werden.

Während der Schwangerschaft kann die von einem Einlauf verursachte erhöhte Darmbewegung u.a. eine verfrühte Wehenaktivität auslösen, weshalb in diesem Fall besondere Vorsicht geboten ist.

Nach einer kürzlich erfolgten Darmoperation sollte keine Darmreinigung zur „Entschlackung“ erfolgen. In jedem Fall sollte vor der Anwendung eines Einlaufs der Hausarzt konsultiert werden, der mit dem Patienten eventuelle Risikofaktoren besprechen kann.


Unser Fazit zum Einlauf

Als Bestandteil der Schulmedizin ist der Einlauf als eine u.U. unangenehme, aber notwendige Maßnahme zu betrachten. In Bezug auf die Sexualpraktiken sollte insbesondere von einer häufigen Anwendung Abstand genommen werden. Dasselbe gilt auch für die Alternativmedizin, insbesondere da die verkündete gesundheitsfördernde Wirkung wissenschaftlich nie nachgewiesen werden konnte.

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