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Schmerztherapie

by Danaae

Nicht nur für Palliativmedizin

Behandlung Schmerztherapie

Schmerzen der unterschiedlichsten Arten, die außerdem in mannigfaltigen Ausprägungen vorkommen, belasten in der Gegenwart viele Menschen.

Nicht immer lassen sich ursächlichen Auslöser eindeutig ermitteln. Dennoch sind anhaltende Schmerzen extrem belastend, weil sie die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen unter Umständen sehr beeinträchtigen.

Wann eine Schmerztherapie erforderlich ist, wie sie funktioniert, welche Risiken es gibt und alle weiteren, wichtigen Informationen zum Thema finden Sie nachfolgend.

Was ist eine Schmerztherapie?

Bei einer Schmerztherapie wird von Schmerzpatienten gesprochen, die sich in eine Schmerzbehandlung begeben. Mittlerweile ist die Schmerztherapie sehr vielfältig geworden, sodass immer mehr individuelle Bedürfnisse Beachtung finden können.

Je nachdem, welche behandlungstechnischen Maßnahmen nach einer eingehenden Diagnostik als sinnvoll erscheinen, kann die Schmerzbehandlung ein breites Spektrum an Maßnahmen umfassen.

Im Mittelpunkt der Schmerztherapie stehen vor allen Dingen die chronischen oder anhaltenden und immer wiederkehrenden schmerzhaften Beschwerden. In diesen Fällen greift ein regelrechtes Schmerzmanagement, in dem meist verschiedene medizinische Disziplinen involviert sind. In der Schmerztherapie spielen nicht nur schulmedizinische, sondern gleichermaßen alternativmedizinische Prinzipien eine wichtige Rolle.

Abhängig von der Schmerzqualität und -quantität hat sich gegenwärtig die sogenannte multimodale Schmerzbehandlung durchgesetzt. Diese ist durch eine interdisziplinäre oder fachübergreifende und kombinierte Therapie charakterisiert.


Akut & Chronisch

Die endgültige Entscheidung, welche Methoden angewandt werden, wird durch die akute und plötzlich auftretende oder die chronische Schmerzform bestimmt.

Die Wertungen von akutem und chronischem Schmerz in der Schmerztherapie sehen folgendermaßen aus:

  • Akute Schmerzen gelten als „Warn- oder Signalschmerzen“ mit einer biologischen Aufgabe. Sie werden in der Regel ursächlich oder kausal behandelt. Im Resultat kann es dazu kommen, dass die Schmerzen nicht mehr in Erscheinung treten. Kurz nach der Behandlung lassen akute Schmerzen in ihrer Intensität nach. Oftmals kehren die Schmerzen nach wirksamen Schmerzmitteln nicht wieder, da mit voranschreitender Heilung der Schmerz abnimmt
  • Chronische Schmerzen sind im eigentlichen Sinn kein Schutzmechanismus. Sie halten sogar über einen Heilungsprozess hinweg an. Die typischen Ursachen für chronische Schmerzen liegen oft auf der psychischen, der somatischen und/oder der sozialen Ebene. Die Behandlung basiert auf einem Maßnahmenkomplex, der sich aus der Beseitigung der Ursache, der erträglichen Reduzierung oder Behebung des Schmerzes und dessen Folgeerscheinungen zusammensetzt. Nicht immer genügend hierzu Schmerzmedikamente. Chronische Schmerzen stellen häufig eine eigenständige Krankheit dar.

psychisch

= betrifft Seele und Geist; sozial = bezieht sich auf die Gemeinschaft; somatisch = körperlich, auf den Körper bezogen


Ursprung & Entwicklung

Seit Menschen Schmerzen kennen, sind sie bemüht, diese mit den unterschiedlichsten Mitteln zu bekämpfen. Schon 4.000 vor Christi wurde das Mischen von Medikamenten mit Opium in Keilschriften niedergelegt.

Hippokrates Antike Griechenland Medizin

Statue des Hippokrates

Die Antike gilt als der Zeitpunkt, an dem die ersten gezielten Anwendungen gegen Schmerzen entdeckt wurden. In Griechenland kam beispielsweise der aus der Rinde der Weide gewonnene Saft zur Linderung von Schmerzen zum Einsatz. Der Weidenrindensaft enthält Salicylsäure, ein Wirkstoff, der heute noch verwendet wird.

Mit der Entwicklung chirurgischer Behandlungspraktiken erhielt auch die Schmerzbekämpfung einen neuen Aufschwung. Im Jahr 1772 wurde das zunächst für zahnmedizinischen Behandlungen genutzte Morphin, ein Opiat, populär. Friedrich Wilhelm Adam Sertürner isolierte das Alkaloid aus dem Schlafmohn zum ersten Mal in seiner Reinform.

Etwa um 1940 entstand in den USA eine Schmerzklinik, in der sich Patienten und Patientinnen mit chronische Schmerzen einer speziellen Behandlung unterziehen konnten. In den 90er Jahren wurde die eigentliche Schmerztherapie begründet.

Seit der Mitte der 70er Jahre existiert in Deutschland unter der Leitung von Hans Ulrich Gerbershagen an der Universität Mainz die erste Schmerzklinik. Für eine ambulante Schmerztherapie gründeten 1982 zwei Frankfurter Ärzte die ersten kassenärztlich gestützten Schmerzpraxen.


Funktion, Wirkung & Ziele

In der Schmerztherapie kommt es darauf an, psychische und psychosomatische Faktoren in Betracht zu ziehen. Die Funktion der Schmerztherapie zielt daher insbesondere darauf ab, den vorsprechenden Patientinnen und Patienten eine möglichst rasche Besserung zuteil werden zu lassen.

Das ist für die Behandler jedoch oft nicht einfach, zumal das Schmerzempfinden immer subjektiv ist. Damit ist gemeint, dass jeder Mensch Schmerzen von sich aus anders wahrnimmt. Dasselbe trifft auf die Stärke des Schmerzes zu.

Wenn akute Schmerzen länger als sechs Monate anhalten, dann werden sie als chronische Schmerzen definiert.

Schmerz ist ein unangenehmes, teilweise sogar sehr quälendes Gefühls- und Sinneserlebnis. Schmerzen können mit einer tatsächlichen oder einer möglichen Schädigung von Gewebe verbunden sein.

Die physiologische Basis für Schmerzen sind die sogenannten Nozizrezeptoren, die sich an den Enden der Nerven befinden. Durch die variierende Lage der Rezeptoren entsteht eine abweichende Schmerzwahrnehmung.

Daraus ergeben sich Schmerzarten wie:

  • Deafferenzierungs- oder Phantomschmerz
  • Somatischer Schmerz wie oberflächlicher Schmerz und tiefer Schmerz
  • Viszeralschmerz der inneren Organe
  • Nozizrezeptorschmerz
  • Psychosomatischer Schmerz durch eine seelische Erkrankung
  • Übertragungsschmerz
  • Reflektorischer Schmerz beispielsweise Spannungskopfschmerzen durch Muskelverspannungen
  • Zentraler Schmerz entsteht im Rückenmark
  • Peripherer neuropathischer Schmerz

Ablauf & Wirkungsweise

Durchführung und Funktionsweise der Schmerztherapie

Innerhalb der Schmerztherapie werden mehrere Ansatzpunkte verfolgt. Diese sind in hohem Maße mitbestimmend für die nachfolgenden Verfahren.

Die Wirkungsweise der Schmerztherapie beruht daher auf unterschiedlichen Erkenntnissen, woraus der Schmerz herrühren kann:

  • Schädigung von Gewebe durch Entzündungen, Schwellungen, Arzneimittel
  • Weiterleitung von Signalen, die von Nozizrezeptoren aufgenommen werden über periphere Nerven
  • Weiterleitung von Schmerzinformationen und deren Verarbeitung im Rückenmark
  • Wahrnehmung des Schmerzes durch Gehirnzellen

Behandlung Schmerztherapie

Aus diesen physiologischen Vorgängen heraus wurden geeignete Verfahren entwickelt, die Patienten von Schmerzen befreien können. Ist das nicht möglich, bekommen die Betroffenen geeignete Lösungen an die Hand, um mit chronischen Schmerzen besser leben zu können. Diese Vorgehensweise kann bei einigen Erkrankungen ebenfalls sinnvoll sein, wenn alle Schmerzmittel ausgeschöpft sind.

In der modernen Schmerzbehandlung werden zur Zeit unter anderem folgende Anwendungen praktiziert:

  • Akutschmerztherapie und Bewegungstherapie Kryoanalgesie oder Vereisung und Elektroanästhesie mit TENS-Geräten (Transkutane elektrische Nervenstimulation)
  • Lokalanästhesie oder örtliche Betäubung und medikamentöse Schmerztherapie
  • Patienten gesteuerte Analgesie mit Schmerzpumpen
  • Physikalische Schmerztherapie über physiotherapeutische Methoden, beispielsweise Krankengymnastik, Massagen
  • Regional- oder Leitungsanästhesie beziehungsweise -betäubung über die Nervenbahnen
  • Thermotherapie mit Wärme
  • Tumorschmerztherapie
  • Schmerztherapie nach operativen Eingriffen sowie psychologische Schmerztherapie beispielsweise durch Autogenes Training oder Meditation

Bei der Regionalanästhesie werden ausgewählte Regionen des Körpers schmerzfrei gemacht. Bei der Leistungsanästhesie wird die Schmerzleitung durch das Betäuben einzelner Nerven- oder Nervenäste unterbrochen. Die Patienten bleiben dabei bei vollem Bewusstsein.

Den Patienten stehen darüber hinaus die in der komplementären oder ergänzenden Schmerzbehandlung angesiedelten Prozeduren wie:

  • die Akupunktur, Softlaser- und Proliferationstherapie
  • die Störfeld-, Neural- und Hochtontherapie sowie
  • die Frequenz- und die Low-Level-Laserschmertherapie

zur Verfügung.

Daraus geht hervor, dass sich fast jeder Schmerz mit einer spezifischen Behandlung „in den Griff bekommen lässt“.


Multimodales Konzept

Das Multimodale Schmerztherapiekonzept

  • Medikation und Co-Medikation
  • Verwendung von Adjuvatien
  • Individuell dosierte Bewegungsprogramme
  • Psychologische Techniken (kognitive Verhaltenstherapie)
  • Physikalische Behandlungen (TENS, Wärme- oder Kältebehandlungen)
  • Neuraltherapie
  • Alternative Heilverfahren

Adjuvantien

sind Substanzen, die zu einer Wirkungsverstärkung eines Arzneimittels beitragen.

Abgesteckte Therapieziele können in etwa der Hälfte aller Fälle der von einer chronifizierten Schmerzerkrankung betroffenen Patienten erreicht werden.


Fördert & stärkt

  • Lebensqualität
  • Wohlbefinden
  • Selbstvertrauen
  • Vitalität und Leistungsfähigkeit

Zahlreiche Kliniken und schmerztherapeutische Zentren bieten deutschlandweit ihre Behandlungen an, damit die Patientinnen und Patienten wieder Freude am Leben haben und den Alltag ihren Bedürfnissen entsprechend gestalten können.


Diagnose & Untersuchung

Diagnostik und Untersuchungsverfahren

Ohne Diagnostik kann keine Erfolg versprechende Schmerzbehandlung gewährleistet werden. Dieser Gesichtspunkt hat eine hohe Tragweite, zumal die Patientinnen und Patienten meist einen langen Leidensweg hinter sich haben.

Behandlung SchmerztherapieEine sichere, verlässliche Befunderhebung bewahrt die Betroffenen zudem vor überflüssigen Maßnahmen sowie vor Risiken und Nebenwirkungen, die teilweise nicht unerheblich sind. Vor allen Dingen Patienten, bei denen die Schmerzen nicht mehr der Funktion des Leitens und Warnens nachkommen, muss eine eindeutige Befundung vorrangig sein.

Die Schmerzdiagnostik beginnt regulär mit einer Anamnese, durch die der Arzt unmittelbar von den Patienten alle relevanten Informationen zur Krankheitsgeschichte erfährt.

Diese Gespräche beinhalten Angaben über die eventuellen Auslöser, die Beschaffenheit des Schmerzes sowie Faktoren, die eine zeitweilige Linderung herbeiführen.

Des Weiteren gibt der Schmerzpatient Auskunft über aktuelle Begleiterkrankungen und die Einnahme von Arzneimitteln sowie die psychosoziale und Stresssituation und seine Lebensgewohnheiten. In die Anamnese werden gleichfalls vorliegende Befunde anderer Ärzte einbezogen.

Ergänzend zum Gespräch erhält der Schmerzpatient einen Schmerzfragebogen mit den Punkten:

  • Stärke des Schmerzes
  • Belastungsaspekte

Eine sogenannte manualtherapeutische oder tastende körperliche Untersuchung zur Erkennung organischer Defizite schließt die Anamnese ab. Bildgebende Verfahren, eine Vermessung der Wirbelsäule, eine Haltungs- und Bewegungsanalyse sowie die Feststellung eines Mangels an Vitalstoffen schließen die Diagnostik ab.


Fachleute / Spezialisten

Bei einer multimodalen Schmerzbehandlung arbeiten alle Spezialisten zusammen, sodass eine optimale interdisziplinäre Behandlung gewährleistet werden kann.


Risiken & Nebenwirkungen

  • Unverträglichkeiten und Abhängigkeit von Schmerzmedikamenten oder Analgetika
  • schwere Nebenwirkungen durch Analgetika der Stufe 1 (nicht-steroidale Rheumamittel)
  • unsachgemäßer Umgang mit implantierten Pumpensystemen beziehungsweise falsche Indikation
  • Verletzungen von Gewebe durch Spritzennadeln

Ein Suchtverlangen nach Analgetika entsteht hauptsächlich bei Arzneistoffen, die den Betäubungsmitteln zugeordnet werden müssen. Diese enthalten Substanzen, die bei einer unterbrochenen Aufnahme Entzugserscheinungen auslösen können.

Bei Kindern und Jugendlichen sollte keine Verabreichung von Metamizol und Kodein vorgenommen werden. Eine langfristige Therapie mit derartigen Medikamenten ist daher nicht zu empfehlen. Einzelne Schmerzmittel stehen sogar unter berechtigtem Verdacht, Schmerzen zu verursachen.


Gegenanzeigen

  • Bei einer physikalischen Therapie mit einem TENS-Geräte kann beispielsweise ein Herzschrittmacher oder ein Implantat aus Metall eine Gegenanzeige darstellen. Relative Gegenanzeigen sind beispielsweise eine Schwangerschaft, eine akute Psychose und Tumore.
  • Bei Wärme- und Kälteanwendungen müssen Störungen der Durchblutung und bestimmte Stoffwechselerkrankungen beachtet werden.
  • Menschen nach einer überstandenen Suchterkrankungen sollten nicht erneut mit Morphinen behandelt werden.

Die Kontraindikationen oder Gegenanzeigen ergeben sich im Einzelfall immer aus den jeweiligen Behandlungsmethoden heraus.


Unser Fazit zur Schmerztherapie

Äußerst erfolgreich können Patientinnen und Patienten mit chronischem Schmerzgeschehen mit einem multimodalen Behandlungskonzept von ihren Beschwerden komplett oder überwiegend befreit werden.

Patienten mit neuropathischen Schmerzen, die erwarten, eine völlige Schmerzfreiheit zu erlangen, werden möglicherweise enttäuscht sein, denn diesen Zustand gibt es nicht. Manchmal ist es schon erfreulich, wenn die Schmerzen um die Hälfte zurück Gehen und die Stimmung, die Qualität des Schlafes sowie die soziale Aktivität wieder besser wird.

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