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Permethrin kommt am Menschen in Form von Salben oder Insektenschutzsprays zur Anwendung, aber auch an Tieren bei Laus oder Milbenbefall, sowie als Pflanzenschutzmittel.
Was ist Permethrin?
Inhaltsverzeichnis
Permethrin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Insektizide und Akarizide. Es wird zur Abwehr beziehungsweise zum Abtöten von Insekten und Milben verwendet.
Chemisch gesehen gehört Permethrin zu den Pyrethroiden, einer bestimmten Klasse von pflanzlichen Stoffen, welche natürlich in sogenannten Korbblütlern gebildet wird.
Einige Pflanzen dieser Gattung können Pyrethrine selbst herstellen. Pyrethroide wie Permethrin sind synthetisch hergestellte, jedoch von diesen Stoffen abgeleitete, Verbindungen mit einer starken Wirkung gegen Insekten und Milben.
Pharmazeutisch wird Permethrin zu den Typ-1-Pyrethroiden gezählt, da es keine Cyano-Phenoxybenzylgruppe in seiner Struktur enthält. Seine Wirkung vermittelt Permethrin gegen eine große Anzahl unterschiedlicher Insektenarten. Dazu gehören:
- Zwecken
- Läuse
- Flöhe
- Nissen
- Stechmücken
Es wirkt dabei sowohl als Fraßgift, als auch als Kontaktgift. Aus diesem Grund können unter anderem Insektenschutznetze, Insektengitter und Kleidung mit Permethrin eingesprüht werden und bieten dann einen wirksamen Schutz vor ungewollten Stichen.
Es wirkt dabei als Nervengift indem es selektiv Natriumkanäle der Insekten und Milben blockiert.
Dadurch spielt das Nervensystem dieser Tiere verrückt, sie können ihre Bewegungen nicht mehr kontrollieren, erschöpfen und sterben schließlich daran.
Die Wirkung ist aufgrund der unterschiedlichen Struktur der Natriumkanäle von Menschen und Insekten selektiv.
Ein Nachteil ist seine giftige Wirkung auch auf Fische und in höheren Dosierungen auch auf Katzen. Vor allem Katzen sollten nicht mit Permethrin, sondern mit alternativen Arzneistoffen behandelt werden,.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
Permethrin ist bereits in den 1970er Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht worden. Die medizinische Anwendung am Menschen beschränkt sich auf:
- Vorbeugung eines Befalls mit Läusen
- Therapie eines Befalls mit Läusen
- Therapie von Körper- und Filzläusen
- Behandlung der Krätze (Skabies)
- Anwendung als Insektenschutzmittel des Körpers (Repellent)
Allgemeines
Allgemeines | |
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Name | Permethrin |
Andere Namen |
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Summenformel | C21H20Cl2O3 |
Kurzbeschreibung | hellbrauner Feststoff (Kristalle, Pulver) |
Wirkungsweise
So wirkt Permethrin
Permethrin ist ein selektiver Hemmer von spannungsabhängigen Natriumkanälen von Insekten und Milben.
Da diese Kanäle bei Insekten und Milben anders aufgebaut sind als beim Menschen, übt Permethrin seine Wirkung sehr selektiv nur auf diese Organismen aus. Das es in das Nervensystem dieser Tiere eingreift wird Permethrin auch als Nervengift bezeichnet.
Es wirkt einerseits wenn es von den Insekten und Milben aufgenommen und gefressen wird, andererseits aber ebenfalls wenn die Tiere damit in Berührung kommen (Kontaktgift).
Durch die Blockade der spannungsgesteuerten Natriumkanäle wird die Reizweiterleitung von elektrischen Potentialen im Körper der Tiere unterbunden, wodurch diese die Kontrolle über ihre Bewegung verlieren.
Die Folge sind Koordinationsstörungen, sensorische Übererregung und Erschöpfung. Bei höheren Dosierungen sterben die Tiere.
Aufgrund des sehr breiten Wirkspektrums kommt Permethrin nicht nur in der medizinischen Anwendung am Menschen zum Einsatz. Es wird weiter zur medizinischen Behandlung von Tieren (außer Katzen) eingesetzt und wird in der Agrarindustrie als Insektizid verwendet.
Je nach gewünschtem Effekt und Anwendungsgebiet wird Permethrin in Form einer Salbe, Creme, Lotion, Spray oder Lösung verwendet. Eine mögliche Resistenzbildung wird durch Mutationen des Natriumkanals verursacht.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Permethrin
Der Wirkstoff ist am Menschen ausschließlich für den äußerlichen Gebrauch vorgesehen und wird aus diesem Grund nicht über den Mund eingenommen.
Die Bioverfügbarkeit, also der Anteil von Permethrin, welcher sich im Blut nachweisen lässt, ist selbst bei hohen Dosierungen auf der Haut nur sehr gering und beträgt Untersuchungen zufolge lediglich 0,5%.
Aufgrund seiner lipophilen Struktur kann Permethrin leicht die Hautbarriere durchdringen und gelangt in tiefere Hautschichten. Dies wird in erster Linie bei der Behandlung der Krätzmilbe (Skabies) genutzt, welche Gänge in den obersten Hautschichten graben und dort ihre Eier ablegen.
Der Wirkstoff wird jedoch sehr rasch durch Esterasen gespalten und hydrolisiert und anschließend renal ausgeschieden. Die geringen Anteile, welche ins Blut gelangen werden in der Leber durch CYP450 abgebaut und ebenfalls über die Niere ausgeschieden.
Anwendungsgebiete
Wann wird Permethrin eingesetzt?
Permethrin kommt in Europa insbesondere in der medikamentösen Behandlung eines Befalls mit der Krätzmilbe zum Einsatz.
Diese schon fast in Vergessenheit geratene Erkrankung erlebt in den letzten Jahren ein wahres Comeback, was sich in sehr hohen Fallzahlen und, damit einhergehend, notwendigen Therapien mit dem Wirkstoff zeigt.
Der Befall durch die Krätzmilbe ist allerdings nicht wie oftmals angenommen auf mangelnde Hygiene oder unsaubere Wohnstätten zurückzuführen.
Alle Schichten der Gesellschaft sind zu ziemlich gleichen Anteilen von einem Befall betroffen, die körperliche Hygiene hat damit nichts zu tun. Ein Befall zeigt sich in den meisten Fällen durch starken Juckreiz am Körperstamm und den Händen.
Grundsätzlich kann der gesamte Körper, mit Ausnahme des Kopfes, befallen sein. Normalerweise sind insgesamt zwischen 3 und 10 weibliche Milben am ganzen Körper verteilt, welche nach der Befruchtung ihre Eier in den gegrabenen Gängen ablegen.
Die Milben schlüpfen und ernähren sich von der Haut. Ihre Ausscheidungen wiederum sorgen dann für allergische Reaktionen des Immunsystems, in erster Linie Juckreiz.
Die Übertragung erfolgt primär über direkten Hautkontakt mit betroffenen Personen.
Bei einer Behandlung wird aus diesem Grund nicht nur die jeweilige Person behandelt, sondern alle im Haushalt lebenden Personen, unabhängig von ihrer Symptomatik. Nur so kann eine Reinfektion effektiv vermieden werden.
Da dies häufig auf Unverständnis trifft müssen der Patient und seine Angehörigen über diese Tatsache aufgeklärt werden.
Der Gebrauch von Permethrin als Insektenschutzmittel (Repellent) oder zur Behandlung der Läuse ist in Europa weniger gebräuchlich. Teilweise sind in den einzelnen europäischen Ländern auch keine derartigen Produkte zugelassen.
Richtige Anwendung
So wird Permethrin angewendet
Die Anwendung von Permethrin erfolgt unabhängig von Alter und Geschlecht zweimal und zwar an den Tagen 0 und 7. Dies reicht in den meisten Fällen für eine erfolgreiche Abtötung aller Milben aus.
Die Dosierung hingegen ist abhängig vom Gewicht. Kinder im Altern von zwei Monaten bis fünf Jahre erhalten 7,5g Creme (ein Viertel der Tube mit 30g), bis zwölf Jahre 15g (die Hälfte der Tube mit 30g) und ab dem zwölften Lebensjahr insgesamt 30g der Creme.
Dabei wir die Creme nach dem Duschen am Abend, vom Hals abwärts auf den ganzen Körper aufgetragen, auch in alle Zwischenräume zwischen Fingern und Zehen und anschließend, nach einer Einwirkzeit von mindestens acht Stunden (über Nacht) wieder abgewaschen.
Die zweite Behandlung eine Woche später läuft nach demselben Prinzip ab.
Medikamente
Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Permethrin?
- InfectoPedicul
- NoBite
- Infectoscab
- Loxazol
- Scabi-med
- Contra Insect (in Kombination mit Cypermethrin)
- Ardap Ungezieferspray (in Kombination mit Piperonylbutoxid)
- Rubin Insektenspray (in Kombination mit Tetramethrin)
- Ardap Langzeit Flohspray (in Kombination mit Pyriproxifen)
Handelsnamen
Monopräparate
Zu den Medikamenten, welche Permethrin als einzigen Wirkstoff enthalten gehören:
- InfectoPedicul
- NoBite
- Infectoscab
- Loxazol
- Scabi-med
Kombinationspräparate
Folgende Präparate kombinieren Permethrin mit weiteren Wirkstoffen:
- Contra Insect (in Kombination mit Cypermethrin)
- Ardap Ungezieferspray (in Kombination mit Piperonylbutoxid)
- Rubin Insektenspray (in Kombination mit Tetramethrin)
- Ardap Langzeit Flohspray (in Kombination mit Pyriproxifen)
Nicht alle genannten Permethrin-Präparate sind in jedem europäischen Land erhältlich, auch können sich die dazu kombinierten Wirkstoffe unterscheiden.
Indikationen
Permethrin ist beim Menschen indiziert zur medikamentösen Behandlung des Befalls mit der Krätzmilbe (Skabies). Des Weiteren kommt es zur Prophylaxe und Behandlung des Befalls mit Kopfläusen zum Einsatz.
Außerdem wird Permethrin zur Therapie eines Befalls mit Körper- und Filzläusen verwendet. In allen Anwendungsgebieten kommt es ausschließlich äußerlich in Form von topischen Produkten, wie Salben, Lotionen oder Sprays zum Einsatz.
Gegenanzeigen
Wann darf Permethrin nicht verwendet werden?
Permethrin darf nicht bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder Stoffe aus der Gruppe der Pyrethride angewendet werden.
Es besitzt keine Zulassung für die Anwendung bei Säuglingen unter einem Alter von zwei Monaten.
Besondere Vorsicht ist bei schweren Allergien auf Korbblütler geboten, welche Pyrethride bilden und damit allergische Kreuzreaktionen auslösen können.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Permethrin ist für die Anwendung während einer Schwangerschaft geeignet und wird in der normalen Konzentration von 5% an den Tagen 0 und 7 auf den gesamten Körper halsabwärts wie üblich aufgetragen.
Aufgrund der sehr geringen Aufnahme des Wirkstoffes in die Blutbahn gilt Permethrin als sehr gut verträglicher Arzneistoff, selbst während der Schwangerschaft.
Auch für die Stillzeit besteht keine Anwendungsbeschränkung für Permethrin. Der Beipackzettel weist auf eine fünftägige Stillpause aus Sicherheitsgründen hin.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung von Permethrin bei Kindern ab dem zweiten Lebensmonat bis 23 Monaten ist unter engerer ärztlicher Kontrolle durchzuführen.
In diesem jungen Alter können die Milben eventuell auch den Kopf befallen, weshalb das Gesicht, die Ohren und die Kopfhaut in diesem Fall mitbehandelt werden.
Für Kinder unter zwei Monaten liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor, um eine Anwendungsempfehlung zu geben. Eine Therapie liegt hier in der Entscheidung des behandelnden Arztes.
In allen Fällen sollte ein Ablecken der Creme bestmöglich verhindert werden. Dafür lässt man am besten den Bereich um den Mund und den Bereich um die Augen aus.
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen hat Permethrin?
Wie jeder Arzneistoff, so kann auch Permethrin zu Nebenwirkungen führen.
Häufige Nebenwirkungen:
Zu den häufigen unerwünschten Nebenwirkungen gehören lokale Reaktionen der Haut auf den Wirkstoff oder Bestandeile der Zubereitung. Diese Reaktionen können sich in:
- Rötungen der Haut
- verstärkten Juckreiz
- Missempfindungen wie Prickeln und Kribbeln
- Brennen und Stechen
zeigen. Dabei ist zu beachten, dass der Befall mit den Milben selbst exakt dieselben Symptome auslöst und daher nicht zwischen derartigen Nebenwirkungen und den Auswirkungen eines Milbenbefalls unterschieden werden kann.
Die Symptome halten teilweise noch vier Wochen nach einer erfolgreichen Behandlung weiter an, weil die Ausscheidungsprodukte der Milben und die toten Milben selbst, erst vom Körper durch Neubildung der Haut entfernt werden müssen.
Es empfiehlt sich eine ausreichende Pflege mit Pflegesalben und Ölbädern und bei Bedarf die Anwendung von Antihistaminika (lokal und systemisch) bzw. von Kortikosteroiden (lokal) gegen den starken Juckreiz.
Seltene Nebenwirkungen:
In seltenen Fällen kann Permethrin Kopfschmerzen verursachen oder verstärken.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Zu den sehr seltenen unerwünschten Nebenwirkungen einer Permethrintherapie gehören leicht bis schwere Hautabschürfungen.
Außerdem kann Permethrin in sehr seltenen Fällen eine Entzündung des Haarbalgs verursachen (Follikulitis) und die Pigmentierung (Farbe) der Haut verändern (verminderte Hautpigmentierung).
Bei bekannten Allergien gegen Korbblütler wurde bei gleichzeitiger Anwendung mit Permethrin über verstärkte Atembeschwerden berichtet.
Wechselwirkungen
Welche Wechselwirkungen zeigt Permethrin?
Aufgrund der lokalen Anwendung auf der Haut, des raschen Abbaus und der geringen Menge von Permethrin, welche in den Blutstrom gelangt, kann davon ausgegangen werden, dass keine wesentlichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen bestehen.
Es ist jedoch auf jeden Fall empfehlenswert sich vor einer Anwendung die Haut zu waschen, um etwaige Rückstände, Schmutzpartikel oder Schweiß abzuwaschen, welche möglicherweise eine Resorption des Wirkstoffes vermindern können.
Permethrin sollte direkt auf die saubere Haut aufgetragen werden. Pflegeprodukte oder andere Cremen oder Salben sollten für die Dauer der einmaligen Anwendung von Permethrin pausiert werden.
Wichtige Hinweise
Was ist bei der Einnahme von Permethrin zu beachten?
Permethrin wird zur medikamentösen Anwendung am Menschen ausschließlich lokal auf die Haut aufgetragen.
Um eine stärkere und unerwünschte Aufnahme von Permethrin zu vermeiden, sollten offene Wunden, Schleimhäute und die Augen von einer Behandlung ausgespart bleiben.
Bei bekannter Allergie gegen Korbblütler ist Vorsicht geboten und auf eventuell auftretende Hautreaktionen zu achten.
Die Anwendung bei Kleinkindern im Altern von zwei Monaten bis 23 Monaten ist mit einem Arzt abzusprechen.
Da Permethrin in Salben und Lotionen meistens in Kombination mit Paraffin zum Einsatz kommt, ist für die Dauer, in welcher Permethrin in die Haut einwirkt (8 Stunden), die kontrazeptive Wirkung von Latexprodukten (Kondome, Diaphragmen) unter Umständen eingeschränkt.
Abgabevorschriften
So erhalten Sie Medikamente mit Permethrin
Permethrin-haltige Salben und Cremen unterliegen der ärztlichen Verschreibungspflicht. Sprays und Repellents können frei über Apotheke bezogen werden und unterliegen nicht der ärztlichen Verschreibungspflicht.
Produkte zur Anwendung an Tieren können vom behandelnden Tierarzt verschrieben werden.
Geschichte
Seit wann ist Permethrin bekannt?
Permethrin ist schon länger bekannt und wurde erstmals 1973 hergestellt. Es gibt mehrere Möglichkeiten den Arzneistoff zu synthetisieren. Das Patent für Permethrin ist bereits ausgelaufen und es wird von mehreren Herstellern gleichzeitig vertrieben.
Permethrin gehört zu den sogenannten unentbehrlichen Arzneimitteln der WHO, das sind Arzneistoffe, welche in jedem Gesundheitssystem der Welt vorrätig sein sollten aufgrund ihrer guten Wirksamkeit und billigen Herstellungskosten.
Warnhinweise
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Für Mono- und Kombinationspräparate mit Permethrin als wirksamen Bestandteil gelten folgende Warn- und Sicherheitshinweise:
- Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Permethrin, Pyrethride oder gegenüber einem der weiteren Bestandteile der Creme
- Bekannte Allergie auf Korbblütler
- Kinder im Alter von zwei Monaten bis 23 Monaten
Quellen
- Burgdorf, W. et al.: Checkliste Dermatologie, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2010
- Mutschler, E. et al.: Arzneimittelwirkungen, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2013
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- WHO report Safety of pyrethroids for public health use, 2005