Einen Rigor kennt man vielleicht als eine Form von steifen Muskeln bei Krankheiten wie zum Beispiel Parkinson. Hier leiden Patienten unter einer Grundanspannung der Muskulatur, die zu einer Steifheit der gesamten Muskulatur führen kann. Bei passiven Bewegungen kommt es dann zu einem „passiven Widerstand“.
Gesunde Muskeln besitzen eine gewisse Grundspannung, den sogenannten Ruhetonus. Das heißt, dass sie während der Ruhe weder komplett entspannt noch kontrahiert werden. Bei Patienten mit einem Rigor ist dieser Ruhetonus der Skelettmuskulatur erhöht. Doch auch andere Krankheiten können dieses Symptom, das in der Fachsprache als Rigor bezeichnet wird, zeigen. Welche das sein können und was man gegen einen Rigor tun kann, erfahren Sie hier.
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Was ist ein Rigor?
Inhaltsverzeichnis
Rigor ist ein medizinischer Fachausdruck für Muskelsteifheit. Bei diesem Symptom ist die Grundspannung der Streck- und Beugemuskeln gleichzeitig erhöht. Wird nun der Muskel, beispielsweise im Arm, durch eine andere Person bewegt, reagiert der Muskel mit einer „Gegenwehr“. Eines der frühesten Symptome sind verminderte Bewegungen der Arme beim Gehen.
Einige Patienten leiden auch an Schmerzen oder gar Missempfindungen, dies liegt an eingeengten Nerven in der Muskulatur. Auch zu Koordinationsproblemen kann es kommen. Der Rigor ist ursächlich für die für Parkinson-Patienten typische Körperhaltung mit vornüber gebeugtem Oberkörper und Kopf, angewinkelten Ellenbogen– und Kniegelenken und gebeugten Fingergelenken.
Eine Sonderform des Rigor ist das so genannte Zahnradphänomen. Hier geben passiv bewegte Gliedmaßen ruckartig nach, also genau so, als wenn ein Zahnrad einrastet. Außerdem ist ein deutlicher Widerstand zu spüren. Ausgelöst wird das Zahnradphänomen durch rhythmische Unterbrechungen der Muskelanspannung.
Der Rigor ist ein typisches Symptom bei einigen Nervenerkrankungen. Bei Morbus Parkinson ist es beispielsweise ein typisches Leitsymptom. Der Rigor kann aber auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente, in der Regel bei Neuroleptika, auftreten.
Ursachen vom Rigor
Die Ursache des Rigors liegt im zentralen Nervensystem (ZNS). Die Grundspannung der Muskeln wird von dem ZNS reguliert, denn die Signale zur Handlung werden vom Großhirn über das Rückenmark zu dem betreffenden Muskel geleitet. Der Rigor hat in der Regel einen Mangel an Dopamin als Grundlage: Dopamin leitet Signale zwischen den Nervenzellen weiter und steuert darüber körperliche und psychische Bewegungen.
Wenn das Dopamin zu gering vorhanden ist, funktioniert die Kommunikation zwischen den Nervenzellen nicht mehr richtig. Ein Mangel an Dopamin hat nicht nur Krankheiten wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose zur Folge, sondern auch Probleme wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Motivationslosigkeit oder gar Depressionen.
Dopamin lässt sich über die Nahrung aufnehmen, zum Beispiel mit eiweißreicher Kost, aber auch durch sportliche Betätigung produziert der menschliche Körper Dopamin. Der Rigor muss von einer Spastik, die ebenfalls mit erheblicher Muskelanspannung einhergeht, unterschieden werden, da sie andere Ursachen hat.
Diagnose & Verlauf
Um einen Rigor feststellen zu können, kann der Arzt mit einer Elektromyographie (EMG) die Muskelspannung im Ruhezustand oder auch bei Anspannung messen und sichtbar machen.
Genauso wie beim Durchbewegen der Gliedmaßen wird der Arzt einen Widerstand spüren. Die Ausprägung des Widerstandes ist unabhängig von der Geschwindigkeit der passiven Bewegung.
Daten & Häufigkeit
Diagnosedaten und Statistiken zur Häufigkeit
Der Rigor ist ein Symptom, das sehr häufig bei Morbus Parkinson zu finden ist. Parkinson betrifft etwa ein Prozent der über 60-Jährigen, bei der Altersgruppe der über-80-Jährigen sind es etwa drei Prozent. Männer und Frauen sind etwa gleich oft betroffen, bei etwa 20 Prozent der Betroffenen wird die Diagnose vor deren 60. Lebensjahr gestellt.
Komplikationen
Ein Rigor tritt sehr häufig bei Morbus Parkinson auf. Bei dieser Erkrankung kann es unter anderem auch zu einer spontanen Bewegungsstarre, dem so genannten Freezing, kommen. Auch Hyperkinesien treten auf, bei denen ungewollte, schwungvolle Bewegungen auftreten. Sie können bei dem Betroffenen und auch seinem Umfeld zu Verletzungen führen. Auch die Blasenmuskulatur und der Schließmuskel kann betroffen sein, wodurch der Betroffene inkontinent wird und es zu einer Pflegebedürftigkeit kommt.
Eine weitere Komplikation des Rigors ist die akinetische Krise, bei der sich die Symptomatik versteifter Muskeln massiv verschlimmert. Die akinetische Krise kann zu einer völligen Bewegungsunfähigkeit führen, bei der die Patienten im schlimmsten Fall weder schlucken noch Sprechen oder atmen können, außerdem überwärmt sich der Körper. Die akinetische Krise ist eine lebensbedrohliche Komplikation, bei der dringend ein Notarzt hinzugezogen werden sollte.
Wann zum Arzt?
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Der Rigor wird oft zunächst als schmerzhafte Verspannung wahrgenommen, zum Beispiel in der Schulter oder dem Arm. Oft werden diese Schmerzen mit rheumatischen oder orthopädischen Erkrankungen verwechselt und Schmerzmittel bringen ebenfalls keine dauerhafte Besserung.
Aus diesem Grund sollte der Patient die Schmerzen ärztlich abklären lassen damit es nicht zu einem Schmerzmittelmissbrauch oder Komplikationen bei dem Rigor kommt.
Behandlung & Therapie
Schädigungen des Nervensystems, wie es bei dem Rigor der Fall ist, sind nur bedingt heilbar. Aus diesem Grund sind Physio- und Ergotherapie eine gute Möglichkeit, die Beschwerden zu lindern und einen Umgang mit diesem Symptom zu finden. In jedem Fall aber hängt die Behandlung des Rigors von der primären Ursache dieses Symptoms ab.
Bei der Physiotherapie sollten Bewegungen immer großräumig und schwungvoll durchgeführt werden. Auch Dehnungsübungen vorab sind unabdingbar und erleichtern das anschließende Training. In der Physiotherapie werden Strategien zur Übung des Gleichgewichtes und für eine Verbesserung des Gangbildes eingeübt.
Diese Übungen sollten sehr regelmäßig, das ganze Jahr über, trainiert werden, um eine Verbesserung feststellen zu können und die bisherige Bewegungsfähigkeit mindestens erhalten zu können.
Eine Möglichkeit der Physiotherapie, die auch im häuslichen Rahmen durchgeführt werden kann, ist die so genannte Vibrationstherapie. Sie verbessert unter anderem die Motorik und den Gleichgewichtssinn, reguliert die Muskelspannung und fördert Muskelaufbau und den Erhalt der Muskeln.
Physiotherapie ist außerdem wichtig, damit sich der Patient wieder sicherer in seinen Bewegungen fühlen kann und es dient als Sturzprophylaxe.
In der Ergotherapie kann der Umgang mit Hilfsmitteln erlernt werden, damit der Patient seine Selbstständigkeit möglichst lange erhalten kann.
Auch die medikamentöse Behandlung sollte in Betracht gezogen werden. Mit dieser lässt sich die Intensität des Rigors verringern, womit die Lebensqualität gesteigert werden könnte. Tritt der Rigor als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auf, sollten diese umgehend ärztlich begleitet abgesetzt werden.
Rigor vorbeugen
Vorbeugung & Prävention
Möglicherweise lässt sich durch gute Ernährung und viel Bewegung einen Mangel an Dopamin verhindern, doch dies ist noch nicht durch Studien bewiesen.
Hilfreiche Hausmittel
Hausmittel gegen einen Rigor
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, den Rigor mit Hausmitteln zu behandeln. In der Regel gibt es dazu jedoch keine Studien, die belegen können, dass die Hausmittel helfen.
So soll es die Möglichkeit geben, mit den Vitaminen C und E ein Fortschreiten von Morbus Parkinson und damit auch sämtlicher Symptome wie dem Rigor zu verlangsamen. Hier ist zu beachten, dass es zu einer Überdosierung des Vitamins, in der Fachsprache Hypervitaminose genannt, kommen kann.
Auch Grüner Tee könnte hilfreich sein: In Versuchen mit Ratten konnte ein Schutz der Nervenzellen festgestellt werden, bei Menschen jedoch noch nicht. Allerdings sollte man allein wegen des Koffeins im Tee darauf achten, nicht zu viel davon zu sich zu nehmen. Auch Kaffee verfügt über eine so genannte neurogenerative Wirkung.
Alternativmedizin
Alternative Behandlungen und Heilmittel
Eine gute und sinnvolle Möglichkeit zur Behandlung stellt die Feldenkrais-Methode dar. Mit dieser Methode soll der Mensch dazu befähigt werden, seine Bewegungsabläufe bewusst wahrzunehmen. Durch das Bewusstsein über die eigene Handlungsdurchführung entsteht eine neue Beweglichkeit, in körperlicher, aber auch geistiger und seelischer Hinsicht. Es werden neue Denk- und Handlungsalternativen entwickelt, die dazu beitragen, alte Muster aufzulösen und mehr Eigenständigkeit und Verantwortung zu entwickeln.
Eine weitere Möglichkeit ist die so genannte Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS). Hier werden mit einem speziellen Gerät Magnetfelder erzeugt, die auf unterschiedliche Hirnregionen einwirken. Nachgewiesen ist die Wirkung bei Depressionen, aber auch bei einem Rigor und auch vielen anderen Symptomen wurde die Methode bisher in einigen Zentren erprobt und eine leichte Verbesserung der Symptomatik herausgefunden.
Die Methode ist zwar nicht schmerzhaft, kann aber bei Patienten mit erhöhter Krampfbereitschaft oder Metall im Körper nicht angewendet werden. Die reine Magnetpulstherapie ist im Gegensatz zu der rTMS nicht wirksam, da die Magnetfelder den Schädelknochen nicht durchdringen können.
Die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungsmethoden konnte bislang noch nicht festgestellt werden. Dies trifft auch bei Akupunktur zu, welche jedoch gegen Schmerzen des Rigors möglicherweise helfen kann.
Auch Trampolin springen kann die Bewegungsfähigkeit eventuell für einige Stunden verbessern, doch leider hält diese Form der Therapie nicht lange an (wenige Stunden bis zwei Tage).
Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen (FAQ) zum Rigor.
Bei welchen Krankheiten kann der Rigor auftreten?
Morbus Parkinson ist eine Krankheit, die fast immer mit einem Rigor einhergeht. Doch auch Patienten, die beispielsweise an Multipler Sklerose erkrankt sind, leiden häufig an einem Rigor.
Ist der Rigor heilbar?
Der Rigor ist als solches zwar nicht heilbar, er ist jedoch medikamentös und durch Physio- und Ergotherapie so gut zu behandeln, dass der Patient lernen kann, damit umzugehen.
Was unterscheidet den Rigor von einer Spastik?
Bei dem Rigor lässt sich ein gleichbleibender Widerstand spüren, unabhängig von der Schnelligkeit der ausgeführten Bewegung. Bei der Spastik jedoch nimmt dieser Widerstand mit der Geschwindigkeit der Bewegung zu. Die zu bewegende Gliedmaße wird steifer und lässt sich deutlich schwerer bewegen.
Welche Schwierigkeiten bekommen Patienten mit einem Rigor üblicherweise zuerst?
Patienten, die an einem Rigor leiden, haben für gewöhnlich zunächst Probleme mit ihrer Feinmotorik, das heißt beispielsweise, beim Schuhe binden, Zähne putzen, Haare kämmen, beim Schreiben oder Knöpfe schließen. Später wird das Gangbild beeinträchtigt und es kann zu Gleichgewichtsstörungen kommen. Auch stürzen Patienten mit Rigor aufgrund ihres verschlechterten Gangbildes häufiger.