Home » Krankheiten » Polyneuropathie

Polyneuropathie

by joe

PolyneuropathieEin Oberbegriff für spezielle Krankheiten des peripheren Nervensystems

Nervenfasern, die nicht im Gehirn oder im Rückenmark Sitzen, bilden das periphere Nervensystem.

Anhand der Signale, die das Gehirn aussendet, steuert es Muskeln, Empfindungen auf der Haut und lebenswichtige Prozesse wie zum Beispiel die Verdauung.

Bei einer Polyneuropathie gerät diese Funktion aus dem Gleichgewicht, sodass der Betroffene häufig sehr unter der Krankheit leidet.

Steckbrief: PNP

  • Name(n): Polyneuropathie; PNP
  • Art der Krankheit: Krankheiten des peripheren Nervensystems
  • Verbreitung: Weltweit
  • Erste Erwähnung der Krankheit: Unbekannt
  • Behandelbar: Teilweise
  • Art des Auslösers: Diverse
  • Wie viele Erkrankte: Prävalenz von etwa 5–8 %
  • Welchen Facharzt sollte man aufsuchen:Hausarzt, Neurologe
  • ICD-10 Code(s): g60-g64

Was ist die Polyneuropathie?

Als Polyneuropathie bezeichnet man eine Störung der Reizübertragung des peripheren Nervensystems. Muskelfunktion sowie Tastsinn und Empfindungen sind vor allem in den Extremitäten stark eingeschränkt. Oft ist auch das vegetative Nervensystem betroffen, das die Organe mit Informationen versorgt. Eine genetische Vorbelastung begünstigt die Entstehung der Erkrankung. Darüber hinaus gibt es viele weitere Ursachen. Sofern die Erkrankung nicht angeboren ist, tritt sie meistens im Erwachsenenalter auf.

Ursachen & Auslöser

Eine Polyneuropathie ist entweder erworben oder angeboren. Letzteres ist zum Beispiel bei einer Autoimmunkrankheit der Fall. Hierbei greifen körpereigene Abwehrzellen das gesunde Gewebe an. Eine ungesunde Lebensweise schädigt die Nerven dagegen im Laufe der Zeit.


Die metabolische Polyneuropathie

Diabetes mellitus - Therapie, Nervenschmerzen Blutzuckermessgerät

Diabetes ist die häufigste Ursache von PNP

Als häufigster Auslöser der Krankheit gilt ein fehlerhafter Stoffwechsel. Somit ist Diabetes die am weitesten verbreitete Ursache. Es sind sowohl Typ 1 als auch Typ 2 betroffen. Forscher nehmen an, dass sich Zuckermoleküle an die Nervenrezeptoren binden und sie unzugänglich machen. Eine Mangelerscheinung durch eine einseitige Ernährung kann ebenfalls zu Polyneuropathie führen. Erkrankten fehlen dann vor allem die Vitamine D und b12.

Die toxische Polyneuropathie

Bei dieser Ursache zerstören Giftstoffe die Nervenfunktion. Am häufigsten steckt Alkoholismus hinter dem Krankheitsausbruch. Zudem weisen Alkoholkranke auch deutliche Defizite in der Vitaminversorgung auf. Überdies können auch andere Gifte iwe Blei, Arsen oder Nickel das Nervensystem hemmen. Entweder werden sie oral aufgenommen oder an einem belasteten Ort, zum Beispiel dem Arbeitsplatz, eingeatmet. Außerdem enthalten manche Medikamente unverträgliche Substanzen.

Die infektiöse Polyneuropathie

Seltener lösen Bakterien oder andere Krankheiten sowie Tumoren die Krankheit aus. Bei einer Nierenerkrankung lagert sich Harnstoff an den Nervenfasern ab. Eine langjährige Dialysebehandlung belastet das periphere Nervensystem zusätzlich. Gleiches gilt für eine Chemotherapie, denn Polyneuropathie kann als Vorstadium einer Krebserkrankung auftreten.

Die idiopathische Polyneuropathie

Nicht immer sind die Auslöser der Nervenstörung erkenntlich. Kann der Arzt keine genaue Ursache finden, spricht er von einer idiopathischen Polyneuropathie.

Symptome & Anzeichen

Was sind die Symptome einer Polyneuropathie?

Die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Krankheit sind:

Formen & Kategorien

Die Krankheit kann unterschiedlich an verschiedenen Körperstellen in Erscheinung treten und dort verschieden starke Ausmaße annehmen. Man unterscheidet deshalb folgende Kategorien:

  • Distale (rumpfentfernte) oder die seltenere proximale (rumpfnahe) Polyneuropathie
  • Symmetrische (beidseitige) oder asymmetrische (nur eine Körperhälfte betreffende) Polyneuropathie
  • Motorische (Muskelfunktion einschränkende), sensorische (Empfindungen einschränkende) oder autonome (Organfunktion einschränkende) Polyneuropathie
  • Demyelinisierende (Schutzfilm der Nervenbahn schädigende), axonische (Axon schädigende), oder auch beides betreffende Polyneuropathie
  • Unterteilung nach dem Auslöser (siehe Ursachen einer Polyneuropathie)

Die verschiedenen Formen sind wichtige Anhaltspunkte, um bei einer Therapie den bestmöglichsten Erfolg zu erzielen.

Komplikationen & Folgen

Beschwerden und Folgen einer Polyneuropathie

Betroffene sind aufgrund der fehlenden Feinmotorik stark in ihrem Alltag behindert. Bei einer motorischen Polyneuropathie bauen sich die Muskeln nach und nach ab, da sie wegen ausbleibender Reize nicht mehr kontraktieren.

Manchmal bereitet selbst das aufrechte Stehen Probleme und wird von ständigen Schwindelanfällen begleitet. Betroffen ist unter anderem die Augenmuskulatur, sodass eine Erblindung möglich ist. Zudem kommt es zu Lähmungserscheinungen wie zum Beispiel bei der Guillain Barré Polyneuropathie, die durch ein beschädigte Myelinschicht entsteht. Typisch für Alkoholiker ist die Lähmung des Unterschenkelmuskels, sodass Zehen und Vorderfuß nicht bewegt werden können. Diese Personen hinken demnach oft.

Weil kein Gespür für Druck oder Temperatur besteht, erleiden Erkrankte häufig Verletzungen wie Verbrennungen oder Risse in der Haut. Die schlechte Durchblutung lässt diese nur sehr langsam verheilen. Besonders Diabetiker sind betroffen. Im Gegensatz zu der Taubheit plagen manche Menschen jedoch auch starke Schmerzen, die durch kleinste Berührungen verursacht werden.

Reagieren die Organe oder der Herzmuskel nicht mehr auf die Reize, die das Gehirn aussendet, besteht Lebensgefahr für den Erkrankten.

Die Krankheitssymptome treten schleichend in Erscheinung. Als erstes machen sich Kribbeln und Taubheit in den Armen und Beinen bemerkbar, da die Nervenbahnen hier besonders lang sind. Insbesondere Alkoholkranke spüren zuerst ein Kribbeln in den Zehen. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer fokalen Polyneuropathie, bei der die Symptome plötzlich auftreten. Es gibt jedoch auch Menschen, die keine Beschwerden haben.

Diagnose & Untersuchung

Wie wird eine Polyneuropathie diagnostiziert? zentralen Nervensystem, Nervenschmerzen, Neuralgien, Schluckbeschwerden Lyrica 100mg

Eine Polyneuropathie rechtzeitig festzustellen, ist selbst für Fachleute nicht einfach, da Patienten oft erst einen Arzt aufsuchen, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Zu allererst erkundigt sich der Mediziner mittels einer Abfrage, ob familiäre Vorerkrankungen vorliegen, ob man viel Alkohol konsumiert und wie sich die Beschwerden äußern. Um eine sichere Diagnose zu stellen, gibt es verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten.

  • Elektroneurografie misst die Nervenleitgeschwindigkeit
  • Untersuchung der Reflexe und Muskelfunktion
  • Bluttest und eine Gewebeprobe, zeigen mögliche Vergiftungen oder Infekte
  • Elektrokardiografie misst, ob das Herz betroffen ist

Behandlung & Therapie

Da rund 200 verschieden Ursachen eine Polyneuropathie auslösen können, gibt es kein allgemeines Therapiekonzept. Je nach Krankheitstyp erstellt der Arzt ein individuelles Programm mit seinem Patienten. Liegen der Erkrankung Diabetes oder Alkoholismus zu Grunde, besteht die vorrangige Behandlung darin, dieses Problem zu heilen. Somit verlangt eine Genesung vollständig Drogenabstinenz oder Insulinversorgung sowie eine gesunde Ernährung verbunden mit viel Bewegung. Alkoholikern werden zudem häufig Vitamin-Präparate verordnet, um den Mangel zu beheben.

Medikamente

Eine medikamentöse Behandlung besteht aus der Einnahme von Schmerzmittel, beispielweise Acetylasicylsäure. Auf Opioide greift man dagegen nur im Notfall zurück, da sie stark abhängig machen. Auch Antidepressiva, die die Nerven beruhigen und antiepileptische Mittel gegen Krämpfe haben sich bewährt.

Diabetikern nehmen darüber hinaus Alphaliponsäure ein. Hierbei handelt es sich um einen körpereigenen Stoff, der den Stoffwechsel reguliert. Bakterielle Auslöser werden hingegen mit Antibiotika und Kortison oder Immunglobuli bekämpft. Leider müssen Patienten erst viele Arzneimittel ausprobieren, bis der richtige Stoff gefunden wird. Die Nebenwirkungen dieser Mittel sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Andere Therapiemöglichkeiten

Neben der Schmerztherapie versucht man die Muskelfunktionen weites gehend aufrecht zu erhalten, um dem Erkrankten den Alltag so erträglich wie möglich zu machen. Hierzu zählen Muskeltraining, eine physikalische Therapie, bestehend aus Wärmebädern und Krankengymnastik, oder eine transkutante elektrische Nervenstimulation, bei der elektrische Impulse das Gewebe anregen sollen.

Gegen das Schwindelgefühl nach dem Aufstehen hilft es, mit aufrechtem Oberkörper zu Schlafen oder Stützstrümpfe zu tragen.

Vorbeugung & Prävention

Kann man einer Polyneuropathie vorbeugen?

Es zeigt sich also, dass man schon bei den kleinsten Anzeichen, insbesondere bei der Kenntnis über Vorerkrankungen in der Familie, einen Arzt aufsuchen sollte. Natürlich ist man gegenüber einer angeborenen Polyneuropathie machtlos, anderen Auslösern wie Diabetes oder einer Vergiftung beugt man mit einer gesunden Lebensweise vor. Dazu gehört, Genussmittel nur in maßen zu konsumieren, sich gesund und ausgewogen zu ernähren, Orte mit hoher Schadstoffbelastung zu meiden und Medikamente stets auf umstrittene Inhaltsstoffe zu kontrollieren.

FAQ – Fragen & Antworten

Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Polyneuropathie.

Fesselt eine Polyneuropathie den Betroffenen an den Rollstuhl?

Die Erkrankung hat nicht zwingend eine Gehunfähigkeit zur Folge. Die Symptome können sich auch an anderen Körperstellen zeigen. Zudem gibt gezieltes Muskelaufbautraining vielen Patienten Hoffnung.

Ist Polyneuropathie heilbar?

Der bereits entstandene gesundheitliche Schaden ist irreparabel. Dem Voranschreiten der Krankheit kann jedoch entgegen gewirkt werden. Wichtig ist dafür, dass die Polyneuropathie frühzeitig erkannt wird. Zum Beispiel besteht bei einer Alkoholvergiftung unter der Voraussetzung strenger Abstinenz die Prognose, dass die Krankheit nicht wahrgenommen wird.

Bitte empfehlt diese Seite oder verlinkt uns: