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Lithium

by Danaae

Lithium ist ein chemisches Element, das symbolisch durch LI dargestellt wird. Als reiner Stoff kommt es in der Natur nicht vor, aber in Form seiner Salze findet es sich beispielsweise in Mineralwasser.

Auch im menschlichen Organismus treten Spuren dieser Salze auf. Medizinisch werden einige Lithium-Salze bei psychischen Erkrankungen eingesetzt.

Lithium

Lithium Kristallstruktur

Was ist Lithium?

Lithium gehört zur Gruppe der Alkalimetalle und ist ein Leichtmetall. Da es in seiner elementaren Form hochgradig radioaktiv ist, ist es sehr instabil und kommt in unserer Atmosphäre nicht vor.

Viele Lithiumverbindungen sind gesundheitsschädlich und verursachen zum Beispiel Verätzungen.

Lithiumsalze hingegen sind in der Regel ungiftig und werden medizinisch zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und bipolaren Störungen angewandt.

Auch in der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen finden Lithiumsalze Verwendung. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Neuroleptika.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

Lithium wird verordnet bei:


Allgemeines

Allgemeines
NameLithium
Symbol, OrdnungszahlLi, 3
ElementkategorieAlkalimetalle
Aussehensilbrig weiß/grau

Wirkungsweise

So wirkt Lithium

Lithium wirkt auf eine ganze Reihe von körperlichen Prozessen. Wie genau es in die neuronalen Prozesse eingreift und dort seine Wirkung entfaltet, ist nicht gänzlich geklärt.

Man vermutet, dass Lithium die Natriumkanäle der Nervenzellen beeinflusst und so in die Synthese von Serotonin und Noradrenalin eingreift. Dies sind Botenstoffe im Gehirn, die beispielsweise für unsere Stimmung verantwortlich sind.

Auch wird diskutiert, ob das Element die Dopaminausschüttung beeinflusst, da dies für alle anderen Neuroleptika zutrifft.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Lithium

Lithium wird meist oral, also in Tablettenform eingenommen. Im MagenDarm-Trakt wird der Wirkstoff schnell resorbiert. Ist es in menschlichen Zellen aufgenommen, neigt es dazu, sich dort anzulagern.

Vermutlich steht damit in Zusammenhang, dass das Element eine relativ geringe therapeutische Breite aufweist, also nur in einer sehr bestimmten Konzentration im Blut seine Wirkung entfaltet.

Abgebaut wird Lithium so gut wie vollständig über die Nieren. Über 95 Prozent der eingenommen Dosis wird im Urin ausgeschieden. Die Halbwertszeit beträgt 24 Stunden.


Anwendungsgebiete

Wann wird Lithium eingesetzt?

Das erste Einsatzgebiet von Lithium bilden die affektiven Störungen. Bei Patienten, die immer wieder unter schweren, depressiven Episoden oder unter manisch-depressiven Phasen leiden, kann Lithium als Stimmungsstabilisator angewendet werden.

Regelmäßig eingenommen verhindert das Lithium als eine Art Puffer, dass Phasen mit extremer Stimmungslage auftreten. Dies bildet heute den Hauptanwendungsbereich von Lithium.

Bei schweren Depressionen kann Lithium unterstützend eingesetzt werden, wenn ein Antidepressivum allein keine Linderung verschafft. Auch in akuten manischen Phasen wird das Element verabreicht.

Den zweiten Anwendungsbereich bilden die psychotischen Erkrankungen. Schlagen bei einer akuten Psychose keine anderen Medikamente an, kann in manchen Fällen Lithium Erfolg bringen, häufig in Kombination mit einem anderen Neuroleptikum.

Schließlich wird Lithium neben diesen psychischen Erkrankungen auch bei Cluster-Kopfschmerzen eingesetzt. Dies sind sehr heftige Kopfschmerzattacken im Bereich von Augen und Schläfen, die von den Betroffenen als äußerst unangenehm erlebt werden.

Lithium kann prophylaktisch für diese Attacken wirken, ist hier aber kein Medikament der ersten Wahl.


Richtige Anwendung

So wird Lithium angewendet

Die richtige Dosierung von Lithium ist sehr individuell und hängt von vielen Parametern ab. Da der Wirkstoff seinen gewünschten Effekt nur bei einer sehr bestimmten Serumkonzentration erzielt, sind regelmäßige Blutkontrollen nötig.

Nur bei einer Konzentration von 0,5 bis 0,8 Millimol pro Liter wirkt Lithium optimal. Bereits bei 1,5 Millimol pro Liter entwickeln sich schwere Nebenwirkungen, ab 2 Millimol pro Liter spricht man von einer Lithium-Vergiftung. 3,5 Millimol pro Liter können tödlich sein.

Auch andere Werte wie zum Beispiel die Schilddrüsenfunktion müssen bei einer dauerhaften Therapie mit Lithium regelmäßig kontrolliert werden.

Soll das Medikament abgesetzt werden, empfiehlt sich ein langsames Ausschleichen. Andernfalls können Angstzustände, Unruhe und Stimmungsschwankungen die Folge sein.


Medikamente

Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Lithium?

In den verkäuflichen Medikamenten sind verschiedene Lithiumsalze enthalten:

  • Lithiumcarbonat
  • Lithiumacetat
  • Lithiumsulfat
  • Lithiumorotat
  • Lithiumcitrat

Diese Salze wirken alle gleich auf den menschlichen Organismus, unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer Aufnahme und ihres Abbaus. So erreicht Lithiumsulfat beispielsweise schon nach einer Stunde seine maximale Wirksamkeit, während Lithiumcarbonat diese erst nach vier Stunden entfaltet, weil es langsamer resorbiert wird.


Handelsnamen

In der folgenden Liste finden sich alle gängigen Handelsnamen von Lithium:

  • Hypnorex (D)
  • Litarex (CH)
  • Lithiofor (CH, D)
  • Neurolepsin (A)
  • Priadel (CH)
  • Quilonum
  • Quilonum retard (D)
  • Quilonorm (A, CH, D)

Indikationen

Weil Lithium diverse Nebenwirkungen verursacht und die Gefahr einer Intoxikation besteht, sollte es sehr gewissenhaft eingesetzt werden. Medikament der ersten Wahl ist es nach wie vor zur Phasenprophylaxe und bei der Akuttherapie von bipolaren Störungen.

Bei Depressionen ist eine Indikation gegeben, wenn eine sehr schwere Erkrankung vorliegt und eine vorherige Therapie mit Antidepressiva keine Besserung verschafft hat. Da sich gezeigt hat, dass Lithium die Suizidneigung senken kann, kann eine Anwendung auch zur Reduktion suizidaler Handlungen indiziert sein.

Bei Cluster-Kopfschmerzen sollte Lithium nur eingesetzt werden, wenn Medikamente der ersten Wahl nicht eingenommen werden können oder keinen Erfolg verschaffen.


Gegenanzeigen

Wann darf Lithium nicht verwendet werden?

Bei einigen Menschen besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber Lithium, was eine Anwendung ausschließt.

Weiterhin darf dieser Wirkstoff nicht eingesetzt werden, wenn eine Störung der Herzfunktion (beispielsweise Herzrhythmusstörung) vorliegt. Auch eine gestörte Nierenfunktion wie etwa eine Niereninsuffizienz bilden Gegenanzeigen.

Ebenfalls nicht möglich ist eine Einnahme, wenn der Salzhaushalt der betreffenden Person aus dem Gleichgewicht ist oder aufgrund von anderen Erkrankungen eine kochsalzarme Diät gehalten werden muss.

Da Lithium und Natrium über die selben Kanäle in die Zellen gelangen, ist die Aufnahme bei einem veränderten Salzhaushalt nicht steuerbar. Dieser Umstand macht es kaum möglich, die anvisierte Serumkonzentration zu erreichen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Lithium ist plazentagängig, das bedeutet, es gelangt über den Mutterkuchen in den kindlichen Kreislauf. Daher ist eine Behandlung mit Lithium in den ersten vier Monaten und im letzten Monat der Schwangerschaft nicht zugelassen.

In diesen Monaten kann der Wirkstoff zu Fehlbildungen im Herz-Kreislaufsystems des ungeborenen Kindes führen.

Da Lithium auch in die Muttermilch übergeht, ist es in der Stillzeit nicht erlaubt. Der Organismus des Säuglings könnte andernfalls irreparable Schäden davontragen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Lithium gilt auch bei Kindern als effektive Therapie von bipolaren Störungen. Allerdings gibt es bei Kindern unter 12 Jahren noch keine ausreichende Datenlage.


Risiken & Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen hat Lithium?

Vor allem, wenn die Behandlung mit Lithium begonnen wird oder die Dosis erhöht wird, kommt es zu einem feinschlägigen Tremor (Zittern) und zu Übelkeit.

Auch ein gesteigertes Durstgefühl und eine erhöhter Harndrang sind häufig. Diese Nebenwirkungen sind meist rückläufig, wenn das Medikament richtig eingestellt ist.

In vielen Fällen kommt es in den ersten zwei Jahren der Therapie zu einer Gewichtszunahme.

Mögliche Nebenwirkungen sind:

Bei langjähriger Einnahme können Schädigungen an Nieren und Schilddrüse auftreten.


Wechselwirkungen

Welche Wechselwirkungen zeigt Lithium?

Manche Medikamente führen dazu, dass mehr Lithium ausgeschieden wird und der Serumspiegel geringer ausfällt. Dazu gehören Harnstoff, Xanthinpräparate, durchblutungsfördernde Mittel (zum Beispiel Pentoxifyllin, Xantinolnicotinat) und osmotisch wirkende Diuretika.

Andere Medikamente können dafür sorgen, dass mehr Lithium aufgenommen wird und so den Serumspiegel erhöhen. Das hat zur Folge, dass die Gefahr einer Lithiumintoxikation steigt.

Zu diesen Medikamenten zählen ace-Hemmer, Metronidazol, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten, nicht-steroidale Antiphlogistika und einige Diuretika. In Kombination mit einigen Präparaten kann Lithium zu einer Schädigung des Nervengewebes führen (sogenannte Neurotoxizität).

In die Reihe dieser Medikamente gehören bestimmte Neuroleptika (zum Beispiel Haloperidol und Thioridazin), einige Antiepileptika (wie Methyldopa), Calciumkanal-Antagonisten (etwa Verapamil) und Substanzen, die auf den Serotonin-Haushalt einwirken (zum Beispiel MAO-Hemmer oder 5-HT-Agonisten).


Wichtige Hinweise

Was ist bei der Einnahme von Lithium zu beachten?

Weil Lithium nur eine so geringe therapeutische Breite aufweist, sollten Termine zur Serumkontrolle unbedingt eingehalten werden. Auch ist es unbedingt zu unterlassen, das Medikament selbstständig abzusetzen oder die Dosierung zu ändern.

Wird Lithium eingenommen, sollte man erste Warnzeichen einer Intoxikation kennen und im Blick behalten, um in einem solchen Fall schnellstmöglichst einen Arzt zu kontaktieren.

Zu den ersten Anzeichen gehören sogenannte Faszikulationen. Das sind feine Muskelzuckungen, die nicht als Bewegung sichtbar werden, aber für den Betroffenen wahrnehmbar sind.

Weitere erste Anzeichen einer Intoxikation sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, verwaschene Sprache, Schläfrigkeit, Zittern und Apathie.


Abgabevorschriften

So erhalten Sie Medikamente mit Lithium

Lithium ist verschreibungspflichtig und nur mit ärztlichem Rezept in der Apotheke erhältlich. In der Regel wird es vom behandelnden Psychiater verordnet.


Geschichte

Seit wann ist Lithium bekannt?

Ende des 19. Jahrhunderts wurden erstmals depressive Patienten in Dänemark mit Lithiumsalzen behandelt. Zuvor wurde das Lithiumsalz der Harnsäure bereits zur Behandlung von Gicht eingesetzt.

In den USA wurde Lithiumchlorid in den 40er Jahren als Ersatz für Kochsalz angeboten, was viele Fälle von tödlichen Intoxikationen zur Folge hatte. Durch diese Vorfälle wurde der Einsatz in der psychiatrischen Behandlung verzögert. Seit den 50er Jahren wird es als Medikament eingesetzt.

1949 beschrieben kanadische Forscher erstmals eine anti-manische Wirkung. In den späten 60er Jahren entdeckten dänische Forscher die Wirkung zur Phasenprophylaxe bei bipolaren Störungen.


Warnhinweise

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Neben den Anzeichen für eine Intoxikation gilt es, auch einige andere Parameter im Blick zu behalten, um eventuelle Folgeschäden durch die Einnahme von Lithium frühzeitig zu bemerken.

So sind regelmäßige Kontrollen der Schilddrüsenfunktion, des Mineralhaushaltes, der Herzfunktion, des Blutdruckes und der Nierenfunktion nötig.

Bevor mit der Behandlung begonnen werden kann, muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Auch wenn eine Operation bevorsteht, ist die Einnahme spätestens 24 Stunden vor dem Eingriff zu beenden, da anderenfalls unerwünschte Wechselwirkungen mit dem Narkosemittel möglich sind.

Da der Natriumhaushalt eine entscheidende Rolle für die Resorption des Lithiums spielt, ist auf eine ausreichende Zufuhr von Kochsalz und Flüssigkeit zu achten.

Auch wenn der Körper viel Flüssigkeit verliert, wie zum Beispiel durch übermäßiges Schwitzen oder Durchfälle, wird die Kochsalzversorgung gestört. In einem solchen Fall ist immer besonderes Augenmerk auf die Anzeichen einer Überdosierung zu legen.

Die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen kann durch Lithium beeinträchtigt sein. Außerdem ist durch den Wirkstoff die Verträglichkeit von Alkohol deutlich herabgesetzt. Alkoholkonsum sollte daher wenn überhaupt nur sehr maßvoll stattfinden.


Quellen

  • Europäisches Arzneibuch PhEur
  • Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
  • Licht R.W. Lithium: still a major option in the management of bipolar disorder. CNS Neurosci Ther, 2012, 18(3), 219-26 Pubmed
  • Grandjean E.M., Aubry J.M. Lithium: updated human knowledge using an evidence-based approach: Part I: Clinical efficacy in bipolar disorder. CNS Drugs, 2009, 23(3), 225-40 Pubmed
  • Price L.H., Heninger G.R. Lithium in the treatment of mood disorders. N Engl J Med, 1994, 331(9), 591-8 Pubmed

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