Table of Contents
Die Pflanze zählt zu den Hundsgiftgewächsen (Apocynaceae). Strophanthin ist ein herzwirksames Glykosid, das die Kontraktionskraft des Herzmuskels stärkt und in den Natrium–Kalium-Kreislauf der Zelle eingreift.
In der modernen Schulmedizin wurde der Wirkstoff ursprünglich als Herzmittel eingesetzt. Heute wird diese Substanz jedoch hauptsächlich als homöopathisches Mittel verwendet.
Was ist Strophanthin?
Inhaltsverzeichnis
Dieses Herzglykosid kommt vorwiegend in afrikanischen Lianen der Gattung Strophantus vor.
Chemisch unterscheidet man zwischen verschiedenen Strohpantin-Arten. Dazu gehören das g-Strophanthin der Pflanze Strophantus gratus, das h-Strophanthin aus Strophantus hispidus, das k-Strophanthin aus Strophantus kombé und das e-Strophanthin aus Strophantus emii.
Entdeckt wurden das Glykosid und seine Wirkung bei der Livingstone-Expedition 1859 in Westafrika. In den darauffolgenden Jahren wurden die verschiedenen Strophanthin-Arten isoliert.
Das Glykosid wirkt auf den Herzmuskel, indem es in den Natrium–Kalium-Haushalt der Herzmuskelzellen eingreift. Die Natrium–Kalium-Pumpe regelt den Austausch von Natrium– und Kaliumionen, was für eine normale Herzfunktion wichtig ist.
Strophanthin sorgt für eine reibungslose Funktion der Natrium-Kalium-Pumpe und stärkt somit die Kontraktionskraft des Herzmuskels.
Diese Wirkung des Strophanthins beruht allerdings nicht nur auf der Regulation des Natrium-Kalium-Haushalts in der Zelle, sondern erhöht auch den Gehalt an Kalzium in der Zelle.
Um die Natrium-Kalium-Pumpe zu hemmen, muss eine höhere Dosis des Wirkstoffs intravenös verabreicht werden.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
Strophanthin wurde ursprünglich bei Herzerkrankungen eingesetzt. Dazu gehören:
- Herzinsuffizienz
- Angina pectoris
Heute wird Strophantus durch Digitalisglykoside ersetzt.
Allgemeines
Allgemeines | |
---|---|
Name | Strophanthin |
Andere Namen |
|
Summenformel | C29H44O12 |
Kurzbeschreibung | farblose, glänzende Kristalle mit bitterem Geschmack |
Wirkungsweise
So wirkt Strophanthin
Die Natrium-Kalium-Pumpe regelt die Elektrolytkonzentration in den Herzmuskelzellen. Sie transportiert Natriumionen aus der Zelle und Kaliumionen in die Zelle. Durch Herzglykoside wie Strophanthin wird dieser Effekt gebremst.
Der Wirkstoff verfügt neben der Hemmung der Natrium-Kalium-Pumpe noch über verschiedene andere Wirkungsweisen.
Die Substanz ist in der Lage, Stresshormone im Blut zu reduzieren. Dadurch wird auch der Blutdruck gesenkt. Darüber hinaus hat Strophanthin auch eine entzündungshemmende Wirkung.
Die Substanz kommt auch im menschlichen Blutkreislauf als natürliches Hormon vor, das scheinbar in der Nebenniere sowie im Hypothalamus im Gehirn gebildet wird.
Neben der entzündungshemmenden hat es auch eine durchblutungsfördernde Wirkung. Die Durchblutung der inneren Organe und hier insbesondere des Herzens und Gehirns wird durch Strophanthin verbessert. Durch diese Eigenschaften verbessert es auch die Sauerstoffversorgung der einzelnen Organe wesentlich.
Da der Arzneistoff auch gegen Angina pectoris wirkt, wurde es bis in die 1990er-Jahre als wirksames Herzmedikament eingesetzt.
Strophanthin ändert seine Wirkung, wenn die Dosis verändert wird. Bei einer geringen Dosis regt die Substanz den Ionenaustausch in den Zellen an.
Bei einer hohen Dosierung hemmt es die Natrium-Kalium-Pumpe. In sehr hohen Dosen wirkt das Mittel tödlich, weshalb es bei den Eingeborenen Westafrikas auch als Pfeilgift eingesetzt wurde.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung von Strophanthin
Strophanthin wird oral vom Körper nur sehr schlecht resorbiert. Aus diesem Grund muss es in den meisten Fällen intravenös verabreicht werden. Der Wirkstoff wird daher über den Blutkreislauf aufgenommen.
Die pharmakokinetische Halbwertszeit beträgt rund 15 Stunden und die Resorptionsquote liegt unter 5 %. Ausgeschieden wird der Wirkstoff wieder über die Nieren.
Anwendungsgebiete
Wann wird Strophanthin eingesetzt
Strophanthin findet in der Medizin heute nur noch selten Anwendung. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde es hauptsächlich zur Behandlung von Herzbeschwerden angewandt. In erster Linie handelte es sich dabei um Beschwerden wie Herzinsuffizienz oder Angina Pectoris.
Eine Herzinsuffizienz kennzeichnet sich durch eine Minderleistung des Herzens. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. In vielen Fällen liegt eine Herzmuskelschwäche vor.
Aber auch Bluthochdruck oder eine Leberzirrhose könne Ursachen für eine ungenügende Leistung des Herzens darstellen. Das Herz ist dann nicht mehr in der Lage, den menschlichen Körper und seine Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
Bei Angina pectoris handelt es sich um einen stechenden Schmerz in der Brust. Auch dieser geht vom Herz aus und tritt bei Sauerstoffmangel im Herzen auf. Dieser Zustand kann für den betroffenen Patienten unter Umständen lebensbedrohlich sein.
Herzglykoside wie Strophanthin wurden angewandt, um die Leistung des Herzens wieder zu normalisieren. Heute übrnehmen Digitalisglykoside und deren Derivate diese Aufgabe in der Schulmedizin.
Richtige Anwendung
So wird Strophanthin angewandt
Geringe Dosen von Strophanthin werden oral, also über den Mund, aufgenommen. Meist handelt es sich dabei um Tabletten oder Kapseln, welche den Wirkstoff enthalten.
Die meisten dieser Mittel sind homöopathische Präparate, die Strophanthin in extrem verdünnter Form aufweisen. Die Verdünnung wird dabei mithilfe der Bezeichnungen D 1 bis D 12 angegeben. Je höher der Wert, desto größer ist die Verdünnung der Substanz.
Diese Arzneimittel werden im Handel hauptsächlich in Form von Globuli verkauft. Bei Herzinsuffizienz wird die Substanz aufgrund seiner geringen Resorption jedoch intravenös mithilfe einer Injektion verabreicht.
So gelangt die Substanz schneller in den Blutkreislauf und kann ihre Wirkung besser entfalten. Diese Methode findet heute in der Schulmedizin allerdings keine Anwendung mehr.
Medikamente
Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Strophanthin?
Strophanthin war früher ein Wirkstoff, der in einigen Herzmedikamenten zum Einsatz kam. Da jedoch die orale Aufnahme des Wirkstoffs nur schwer möglich ist, wurde diese Substanz heute durch Digoxin ersetzt.
Allerdings gibt es homöophatische Präparate, die Strophanthin enthalten. Diese werden in erster Linie als Tabletten, Globuli, Tropfen, als Tinktur oder in Form von Samenkörnern verabreicht.
Die heute gängigsten Medikamente mit Strophanthin sind:
- Tinctura Strophanti
- Strophanthinsamen
Die Rezeptur von Tinctura Strophanti ist in einigen Apotheken noch heute bekannt. Strophanthinsamen werden als homöophatische Präparate angeboten und Strodival ist nicht mehr erhältlich.
Handelsnamen
Medikamente auf pflanzlicher Basis, die Strophanthin enthalten, werden heute im Handel angeboten. dazu gehören:
- Corasan Tropfen
- Dr. Peithner KG Strophantus Gratus DHU D4 Globuli
- Strophantus D4 Sanum Tabletten
- Strodival®
Indikationen
Strophanthin galt lange Zeit als Herzmedikament und wurde vor allem bei Herzinsuffizienz sowie bei Angina Pectoris eingesetzt. Präparaten, die den Wirkstoff enthalten, werden oft prophylaktisch gegen Herzinfarkte angewendet.
Eine mögliche medizinische Indikation ist daneben Bluthochdruck, da der Wirkstoff auch blutdrucksenkende Eigenschaften aufweist. Oral aufgenommenes Strophanthin, vor allem in homöopathischen Dosen,wird bei Stress und bei Angstzuständen eingesetzt.
Gegenanzeigen
Wann darf Strophanthin nicht verwendet werden?
Strophanthin ist nicht anzuwenden, wenn folgende Faktoren vorliegen:
- Bronchitis
- Entzündungen im Hals oder im Mund
- Probleme mit der Schilddrüse und daraus resultierendem Bluthochdruck
- Hypokaliämie (Kaliummangel) und Magnesiummangel
- gleichzeitiger Behandlung mit Digitalisglykosiden
- bestimmten Herzerkrankungen und Herzarrhythmie.
Bei Bronchitis oder chronischen Halsentzündungen, kann Strophanthin, wenn es oral aufgenommen wird, zu einem schweren Hustenreiz kommen.
Was müssen Sie bei der Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Schwangere und stillende Frauen sollten auf die Einnahme von Medikamenten und Präparaten, die den Wirkstoff beinhalten, Abstand nehmen. Vor allem das g-Strophanthin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über.
Es gibt dafür zwar keine ausreichenden klinischen Studien, doch während der Schwangerschaft und Stillzeit müsste die Herztätigkeit des Fötus oder des Säuglings bei Strophanthin überwacht werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Personen, die jünger als 18 Jahre sind, also Kinder und Jugendliche, dürfen kein Strophanthin zu sich nehmen. Eine Unterart des Wirkstoffs, nämlich das Ouabin kommt als Hormon im Blut des Menschen vor, wo es in der Nebenniere gebildet wird.
Risiken und Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen hat Strophanthin?
Die meisten Medikamente und Wirkstoffe haben oft auch unerwünschte Nebenwirkungen. Das trifft auch auf Strophanthin zu. Viele dieser Nebenwirkungen treten in erster Linie bei einer Überdosierung auf.
Häufige Nebenwirkungen
- Starker Harndrang
Gelegentliche Nebenwirkungen
- Blutdruckerhöhung
Seltene Nebenwirkungen
Strophanthin zeitigt bei einer richtigen Dosierung keine oder kaum Nebenwirkungen. Lebensbedrohlich kann der Wirkstoff allerdings bei einer Überdosierung sein. Strophanthin findet heute in schulmedizinischen Medikamenten keine Verwendung mehr.
Es wurde durch Digoxin oder Digitoxin ersetzt. Auch diese Glykoside sind pflanzlichen Ursprungs und stammen hauptsächlich von den beiden Fingerhutarten Digitalis purpurea (roter Fingerhut) und Digitalis lanata (Wolliger Fingerhut).
Im Allgemeinen zeitigen diese Glykoside Nebenwirkungen. Die häufigsten davon sind:
Seltenere Nebenwirkungen sind:
- Halluzinationen
- Sehstörungen
- Muskelschwäche
Bei einer Überdosierung kann es zu einer akuten Vergiftung kommen. Eine Strophanthin-Vergiftung zeigt sich in folgenden Symptomen.
- Koliken
- Abdominalschmerzen
- Durchfall
- Schock
- Bradykardie
- Extrasystollen
- Der Tod tritt durch Kammerflimmern ein
Eine Überdosierung mit den handelsüblichen Strophanthin-Präparaten ist jedoch kaum möglich. Da in der Medizin keine intravenöse Verabreichung mehr stattfindet, sind auch hier keine Todesfälle bekannt.
Bei oraler Aufnahme in der üblichen Dosierung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.
Wechselwirkungen
Welche Wechselwirkungen zeitigt Strophanthin?
Werden neben Strophanthin auch Medikamente mit anderen Wirkstoffen eingenommen, kann dies jedoch zu unerwünschten Wirkungen führen. Das betrifft vor allem Patienten, die bereits Digitalisglykoside zu sich nehmen.
- Leichte Herzinsuffizienz bei gleichzeitiger Einnahme anderer Herzglykoside
- Bei gleichzeitiger Einnahme von Chinidin oder Medikamenten zur Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut kann sich die Wirkung von Strophanthin verstärken.
- Bei der Gabe von Diuretika, Abführmittel oder Kortison kann sich die Wirkung ebenfalls unerwünscht intensivieren.
Diese Wechselwirkungen treten bei der oralen Aufnahme des Wirkstoffs auf. Das betrifft in erster Linie Präparate für die homöopathische Anwendung von Globuli.
Die meisten Strophanthin-Medikamente finden heute nur noch unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung von Herzbeschwerden Anwendung.
Menschen, die den Wirkstoff vorwiegend für homöopathische Zwecke verwenden, müssen nur in seltenen Fällen mit Wechselwirkungen rechnen. Diese Medikamente enthalten Strophanthin nur in extrem verdünnter Form.
Präparate ab der Stufe D 4 können rezeptfrei erworben werden. Alle anderen Medikamente bis zur Stufe D 3 sind jedoch rezeptpflichtig.
Wichtige Hinweise
Was ist bei der Einnahme von Strophanthin zu beachten?
Strophanthin, das zur Selbstbehandlung eingesetzt wird, ist in homöopathischen Dosen in der Konzentration von D 4 bis D 12 erhältlich.
Dabei ist jedoch Folgendes zu beachten:
- Schwangere oder stillende Mütter sollten die Einnahme von des Wirkstoffs nur in Absprache mit einem Arzt vornehmen.
- Sollten sich Beschwerden ergeben oder der Allgemeinzustand verschlechtern, ist die Einnahme des Wirkstoffs sofort abzubrechen.
- Verwenden Sie nur ein Strophanthin-Präparat und experimentieren Sie nicht selbstständig mit verschiedenen Arzneimitteln herum.
- Alle schulmedizinischen Medikament, die Ihnen vom Arzt verschrieben wurden, müssen Sie den Anordnungen entsprechend weiter einnehmen. Strophanthin dient heute in erster Linie als Ergänzungspräparat zu schulmedizinischen Medikamenten.
Verzichten Sie bei der Verwendung von Strophanthin jedenfalls auf Alkohol. Vermeiden Sie während der Therapie die Aufnahme von ätherischen Ölen oder geruchsintensiven Substanzen wie Menthol oder Kampfer.
Nehmen Sie nicht unbedingt die höchste Dosis ein, sondern beginnen Sie mit einer relativ niedrigen Dosierung. Die Dosis kann dann langsam gesteigert werden. Achten Sie dabei jedoch auf etwaige negative Symptome wie Hustenreiz oder Brennen im Mund.
Abgabevorschriften
So erhalten Sie Medikamente mit Strophanthin
Homöopathische Mittel und Medikamente auf pflanzlicher Basis, die Strophanthin in geringen Mengen enthalten, können Sie in der Apotheke oder in Drogeriemärkten rezeptfrei erwerben.
Geschichte
Seit wann ist Strophanthin bekannt?
Strophanthin wurde bereits im 19. Jahrhundert entdeckt. Im Rahmen der Livingstone-Expeditionen nach Westafrika kamen die Europäer das erste Mal mit der von den Eingeborenen als Pfeilgift verwendeten Substanz in Berührung.
Damals nahm der Botaniker John Kirk versehentlich einen Strophantus-Samen zu sich. Der Arzt und Pharmazeut Thomas Richard Fraser isolierte im Jahr 1862 das sogenannte k-Strophanthin.
1888 isolierte ein französischer Chemiker das g-Strophanthin aus Strophantus gratus. Bereits ab 1865 wurden Alkohollösungen mit Strophantus hergestellt.
Warnhinweise
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Vor der Anwendung von Strophanthin sollten Sie jedenfalls mit einem Arzt darüber sprechen. Nur so können Sie sicherstellen, dass die Einnahme des Medikaments für Sie auch unbedenklich ist.
Kinder, Jugendliche und schwangere Frauen sollten auf Strophanthin verzichten. Auch Personen, die bereits Herzglykoside einnehmen, sollten vom Gebrauch von Strophanthin Abstand nehmen.
Quellen
- Eintrag zu 3-(6-deoxy-α-L-mannopyranosyloxy)-1,5,11a,14,19-pentahydroxycard-20(22)-enolide im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
- Eintrag zu CAS-Nr. 630-60-4 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 1. Februar 2016
- Eintrag zu G-Strophanthin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM).
- Hermann Ammon (Hrsg.): Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. 8. Auflage, de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-015792-6.
- Serva: Sicherheitsdatenblatt gemäß 1907/2006/EG, Artikel 31 vom 19. Dezember 2011. (PDF; 133 kB).