
Migräne Medikamente sind vor allem Nichtopioid-Analgetika und Triptane
Migräne Medikamente sind für Betroffene oftmals ein Segen, da die quälend pulsierenden Kopfschmerzen und die Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Lichtempfindlichkeit ohne sie nicht zu ertragen sind.
Medikamente zur Behandlung von Migräne können einerseits als Akuttherapie bei einem Anfall und andererseits vorbeugend eingesetzt werden. Hierfür existieren sowohl rezeptfrei als auch rezeptpflichtige Arzneien. Doch was hilft wirklich?
Table of Contents
Migräne Medikamente
Inhaltsverzeichnis
Behandlung von Migräne – Was hilft?

Welche Migräne Medikamente helfen wirklich?
Leider gilt Migräne derzeit noch als unheilbar. Die Migräne Behandlung zielt auf eine Linderung der Beschwerden ab und kann sowohl vorbeugend als auch bei akuten Anfällen eingesetzt werden.
Möglicherweise dauert es eine Weile, bis Sie die für Sie wirksamsten Medikamente gefunden haben. Eventuell müssen Sie also zuerst verschiedene Arzneimittel ausprobieren, bevor Sie ein Arzneimittel finden, welches bei Ihnen eine gute Wirkung zeigt.
Lässt sich die Migräne nicht ausreichend mithilfe von rezeptfreien Medikamenten lindern, kann Ihr Arzt Ihnen womöglich ein stärkeres, rezeptpflichtiges Arzneimittel verschreiben.
Arten & Wirkung
Was für Migräne-Medikamente gibt es?
Es gibt verschiedene Medikamente, welche bei einer Migräne helfen können. Hierbei wird vor allem zwischen den Migräne Medikamenten für die Akuttherapie und jenen zur Vorbeugung (Prophylaxe) unterschieden.
Akuttherapie
Migräne Medikamente für die Akuttherapie
Bei akuten Attacken kommen vor allem folgende Migräne-Mittel zum Einsatz:
- Nichtopioid-Analgetika
- Triptane
- Mutterkornalkaloide
- Antiemetika (Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen)
Nichtopioid-Analgetika
Nichtopioide Schmerzmittel wie ASS, Ibuprofen und Naproxen eignen sich vor allem zur Behandlung eines leichten bis mittelschweren Migräne-Anfalls. Ebenfalls hilfreich ist Valdecoxib.
Darüber hinaus ist auch eine Wirkstoff-Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein gebräuchlich. Das Kombinationspräparat scheint effektiver zu sein als die jeweiligen Einzelstoffe.
Zu den bei Migräne wirksamen Nichtopioid-Analgetika zählen:
- Acetylsalicylsäure (ASS)
- Diclofenac
- Naproxen
- Paracetamol
- Ibuprofen
- Valdecoxib
- ASS + Paracetamol + Koffein
Triptane
Triptane sind Medikamente, welche spezifisch zur Behandlung einer Migräne (und des Cluster-Kopfschmerzes) eingesetzt werden. Sie sind besonders wirksam bei mittleren bis schweren Migräne-Anfällen.
Die Wirksamkeit von Triptanen ist vor allem dann gegeben, wenn sie rechtzeitig während einer Migräne-Attacke eingenommen werden. Bei Bedarf ist eine Nachdosierung möglich. Zeigt ein Triptan bei Ihnen nicht die benötigte Wirkung, ist es dennoch möglich, dass ein alternatives Triptan hilft.
Zu den Triptanen gehören:
- Sumatriptan (Imigran)
- Naratriptan (Antimigrin, Formigran, Naramig)
- Zolmitriptan (AscoTop®, Zomig)
- Almotriptan (Almogran, Dolortriptan)
- Eletriptan (Relpax®)
- Frovatriptan (Allegro, Eumitan, Frovamig, Menamig)
- Rizatriptan (RIZATRIPTAN AL, Maxalt®)
Mutterkornalkaloide
Mutterkornalkaloide sind im Vergleich zu den Triptanen weniger wirksam und gehen außerdem mit mehr Nebenwirkungen einher. Sie finden vor allem bei Migräne-Anfällen, welche länger andauern, Anwendung und wenn Betroffene sie bereits eingenommen und vertragen haben.
Zu den bei Migräne eingesetzten Mutterkornalkaloiden gehören:
- Ergotamin (Ergo-Kranit)
- Dihydroergotamin (bspw. Ergomimet)
- Dihydroergotoxin (bspw. Hydergin, Orphol, Sponsin)
Prophylaxe
Migräne Medikamente zur Vorbeugung (Prophylaxe)
Prophylaktische Migräne-Medikamente werden bereits vor der Entstehung einer Migräne-Attacke eingesetzt. Sie sollen dabei helfen, die Schwere und Häufigkeit der Anfälle zu reduzieren. Migräne Mittel zur Prophylaxe finden vor allem dann Anwendung, wenn:
- ein sehr hoher Leidensdruck besteht
- die Lebensqualität durch die Migräne stark eingeschränkt ist
- Betroffene besonders häufig unter Migräne leiden (über 3 Anfälle pro Monat)
- die Migräne-Attacken besonders lang andauern (mindestens 3 Tage)
- andere Migräne-Medikamente keine zufriedenstellende Wirkung zeigen konnten
- schwer zu behandelnde Sonderformen der Migräne vorliegen
- es zu Komplikationen kommt
Hierbei kommen nicht herkömmliche Migräne Medikamente zum Einsatz, sondern Arzneimittel, welche eigentlich zur Behandlung anderer Erkrankungen gedacht sind. Bei diesen prophylaktischen Mitteln konnte eine Migräne-vorbeugende Wirkung belegt werden.
Zu den Medikamenten, die einer Migräne-Attacke vorbeugen können, zählen:
- Betablocker (Mittel der ersten Wahl) – Vor allem Propranolol und Metoprolol aber auch Bisoprolol, Atenolol und Timolol
- Calciumantagonisten – Vor allem Flunarizin
- Antiepileptika (Antikonvulsiva) – Können die Häufigkeit von Migräne-Attacken reduzieren, jedoch auch ernste Nebenwirkungen haben; vor allem Valproinsäure und Topiramat, evtl. auch Gabapentin
- Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) – Zugelassen sind die Monoklonalen Antikörper Fremanezumab und Erenumab
Einnahme & Dosierung
Wie erfolgt die Einnahme und Dosierung von Migräne-Mitteln?
Zu Beginn einer Attacke empfiehlt es sich, die Migräne Medikamente möglichst schnell einzunehmen, da es eine Weile dauern kann, bis die Tabletten wirken.
Ist keine orale Einnahme möglich (da Sie bspw. an Übelkeit oder Erbrechen leiden) stehen weiterhin Zäpfchen (Paracetamol) zur Verfügung. ASS, Paracetamol und Metamizol sind darüber hinaus auch intravenöse Infusion erhältlich.
Zu den Darreichungsformen von Triptanen zählen beispielsweise Tabletten, Nasensprays, Zäpfchen und subkutane Injektionen.
Sowohl Nichtopioid-Analgetika als auch Triptane können mit sogenannten Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen) kombiniert werden. Hierdurch kommt es einerseits seltener zu Magen–Darm-Beschwerden und andererseits können die Wirkstoffe auf diese Weise besser vom Körper aufgenommen werden.
Bei Nichtopioid-Analgetika werden folgende Dosierungen empfohlen:
- Acetylsalicylsäure (ASS): 1000 mg
- Paracetamol: 1000 mg
- Ibuprofen: 200 mg; bei stärkeren Schmerzen 400 mg
Die (orale) Tagesdosis von Triptanen beträgt:
- Almotriptan: 12,5 mg
- Eletriptan: 40 mg
- Frovatriptan: 2,5 mg
- Naratriptan: 2,5 mg
- Rizatriptan: 10 mg
- Sumatriptan: 50 mg
- 20 mg (nasal)
- 6 mg (subkutan)
- 25 mg (rektal)
- Zolmitriptan: 2,5 mg
- 2,5 mg (nasal)
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen haben Migräne Medikamente?
Die möglichen Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung einer Migräne variieren je nach Art des Wirkstoffs.
- Welche Nebenwirkungen Diclofenac, Ibuprofen, ASS & Co. haben können, erfahren Sie in unserem Ratgeber über die Nichtopioid-Analgetika.
Bei den Akuttherapeutika kann es zu einem medikamenteninduziertem Kopfschmerz kommen:
Werden Schmerzmittel wie Nichtopioid-Analgetika oder Triptane über einen längeren Zeitraum eingenommen, kann es zu einem sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz kommen. Diese Art der Kopfschmerzen entstehen durch einen übermäßigen Gebrauch oder aufgrund von Entzugserscheinungen.
Häufige Nebenwirkungen von Triptanen sind:
- leichtes Schwächegefühl
- leichte Übelkeit
- Schwindel
- Missempfindungen bzw. Kribbeln
- Hitze- oder Wärme-Gefühl
- Anstieg des Blutdrucks (meist vorübergehend)
- Angina-pectoris-artige Symptome (selten)
- Herzrhythmusstörungen (sehr selten)
- Durchblutungsstörungen (sehr selten)
- Störungen der Skelettmuskulatur (sehr selten)
Wechselwirkungen (Interaktionen)
Wechselwirkungen von Migräne-Medikamenten
Werden Migräne Medikamente zusammen mit anderen Arzneimitteln eingenommen, kann es zu Wechselwirkungen kommen. Diese variieren je nach Art des Medikaments.
Triptane können mit folgenden Wirkstoffen interagieren:
- Mutterkornalkaloide (Ergotamin)
- MAO-Hemmer
- Andere Triptane
- evtl. Antidepressiva aus der Gruppe der SSNRI
Mit welchen Arzneimitteln Nichtopioid-Analgetika wechselwirken können, erfahren Sie in den jeweiligen Ratgebern zu Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen und Paracetamol.
Kontraindikation (Gegenanzeigen)
Wann dürfen Migräne Medikamente nicht eingenommen werden?Triptane
dürfen in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Gefäßerkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Leberinsuffizienz (Leberversagen)
- Niereninsuffizienz (Nierenversagen)
Welche Kontraindikationen bei Diclofenac, Ibuprofen und Co. bestehen, erfahren Sie in unserem Ratgeber über die Nichtopioid-Analgetika.
FAQ – Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zu den Medikamenten gegen Migräne.
Mit & Ohne Rezept?
Welche Migräne-Medikamente sind rezeptfrei und welche rezeptpflichtig?
Einige Migräne Mittel sind ohne Rezept in der Apotheke erhältlich, andere unterliegen hingegen der Verschreibungspflicht.
Rezeptfreie Migräne Medikamenten sind:
- Ibuprofen
- Naproxen
- Acetylsalicylsäure
- Diclofenac
- Paracetamol
- Almotriptan
- Naratriptan
Rezeptpflichtige Migräne-Medikamente sind:
- Frovatriptan
- Rizatriptan
- Zolmitriptan
Schwangerschaft?
Welche Medikamente gegen Migräne sind in der Schwangerschaft geeignet?
Der Einsatz von Migräne Medikamenten während einer Schwangerschaft sollte nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Schwangere Frauen dürfen bestimmte Arzneimittel nicht einnehmen, da diese dem ungeborenen Kind schaden könnten.

Migräne Medikamente in der Schwangerschaft
Insgesamt sollten schwangere Frauen wennmöglich auch Schmerzmittel verzichten. Ist dies nicht möglich, gilt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Welche Migräne Medikamente sind während der Schwangerschaft erlaubt?
- Paracetamol gilt als Mittel der ersten Wahl und darf während der gesamten Schwangerschaft eingenommen werden. Es sollte jedoch kein übermäßiger Gebrauch stattfinden
- Andere Nichtopioid-Analgetika wie Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (Mittel der zweiten Wahl) sowie Metamizol (Reservemittel). Diese Schmerzmittel dürfen allerdings nicht im letzten Schwangerschafts-Trimester verwendet werden.
- Eine Kombination aus Paracetamol + Diclofenac verbessert die Wirksamkeit. Allerdings darf Diclofenac nicht im letzten Trimenon eingenommen werden.
Frauen in der Schwangerschaft benötigten oftmals höhere Dosierungen, um eine entsprechend gleichwertige Schmerzlinderung zu erreichen. Während der Schwangerschaft ist der Umsatz nämlich erhöht, da auch das Verteilungsvolumen größer ist.
Folgende Migräne Mittel dürfen nicht von schwangeren Frauen eingenommen werden:
- Mutterkornalkaloide dürfen während der Schwangerschaft keinesfalls verabreicht werden, da sie eine teratogene Wirkung haben, also zu Missbildungen des Embryos führen können
- Triptane (Analysen zufolge scheinen jedoch Sumatriptan, Rizatriptan und Naratriptan keine schädigende Wirkung auf die Föten zu haben)
Bei Kindern?
Was sind Migräne Medikamente für Kinder?
Bei der Behandlung von Migräne bei Kindern gelten folgende Medikamente als Mittel der ersten Wahl:
- Ibuprofen
- Paracetamol
Diese können ggf. mit Domperidon (Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen) ergänzt werden.
Die Wirksamkeit von Triptanen als Migräne Medikament bei Kindern ist hingegen nicht gesichert. Neueren Studien zufolge könnten die Wirkstoffe Rizatriptan, Zolmitriptan und Sumatriptan jedoch auch bei Kindern wirksam sein. Allerdings sind Triptane bei Kindern unter 12 Jahren nicht zugelassen!
Zur Prophylaxe der Migräne bei Kindern eignet sich Flunarizin. Zur Wirksamkeit von Propanolol existieren hingegen widersprüchliche Daten. Für die weiteren Medikamente zur Vorbeugung eines Migräne-Anfalls gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse zur Wirksamkeit bei Kindern.
Verwandte Ratgeber
Weitere Informationen zum Thema finden Sie in folgenden, verwandten Ratgebern: