Ein modernes Untersuchungsverfahren
Sowohl die Mediziner selbst als auch die Hersteller medizinisch-technischer Erzeugnisse sind zu jeder Zeit bestrebt, Untersuchungsmethoden und entsprechende Ausrüstungen zu entwickeln, die die Patienten immer weniger belasten.
Gerade solche Verfahren, die früher mit großen Schmerzen verbunden waren, werden heute durch fortschrittliche und überwiegend schonende Apparaturen ersetzt. Eine solche Vorrichtung, die auch für die Ärzte eine bedeutende Errungenschaft darstellt, ist die Arthroskopie.
Worum es sich bei diesem Verfahren genau handelt, welche Vorteile es gibt, wann es eingesetzt wird, welche Risiken vorhanden sind und alle weiteren wichtigen Informationen, finden Sie nachfolgend.
Table of Contents
Was ist die Arthroskopie?
Inhaltsverzeichnis
Dank der komplexen und empfindlichen Instrumente der Arthroskopie können die Fachärzte direkt in spezifische anatomische Struktur hineinschauen. Und das ganz ohne chirurgische Eingriffe. Mit einer Gelenkspiegelung, wie die umgangssprachliche Bezeichnung für Arthroskopie lautet, lassen sich diese Systeme eingehend studieren.
Die Gelenkspiegelung oder Arthroskopie hat eine zunehmende Bedeutung in der therapeutischen und in der diagnostischen Versorgung von Patienten erlangt. Der Begriff „Arthroskopie“ entstammt der griechischen Sprache. Der Name Arthroskopie ergibt sich aus der Zusammensetzung von „arthros“ für Gelenk und „skopein“ für sehen oder schauen. Daraus lässt sich bereits annähernd ableiten, wofür diese Technologie geeignet ist.
Die Arthroskopie ist ideal, um mit einem geringen Aufwand beziehungsweise minimal und ohne allzu tief in den Organismus einzudringen beziehungsweise invasiv, therapeutisch und diagnostisch relevante visuelle Darstellung zu erhalten. Infolge dessen wird die Arthroskopie auch als minimal-invasiver Eingriff deklariert.
Um eine Arthroskopie ausführen zu können, werden verschiedene technische Komponenten benötigt:
- Kamera einschließlich optischer Elemente und flexiblem Kamerakopf
- Trokar
- Monitor zur Ansicht des gewonnenen Bildmaterials
- Lichtquelle für kalt weißes Licht
- Pumpe, die mit Druck Wasser in das Gelenk befördert
- Shavereinheit mit oszillierenden Saug-Fräsmodulen
In Abhängigkeit vom geplanten Eingriff werden zusätzlich:
- Hochfrequenzvorrichtung für den Betrieb eines Elektrokauters zur Verödung von Gewebe
- skalierte Tasthaken
- Schere oder Fasszangen sowie Knotenschieber
montiert.
Auf diese Weise können alle erdenklichen Eingriffe am Gelenk vorgenommen werden.
Ursprung & Entwicklung
Die Arthroskopie wurde 1912 von Severin Nordentoft, einem dänischen Arzt, begründet. Das Arthroskop wurde damals als Kniearthroskop in Kombination mit einem Trokar-Endoskop auf dem Chirurgenkongress in Deutschland vorgeführt. Man nimmt heute an, dass dafür hauptsächlich Kadaver von Tieren als Testobjekte genutzt wurden.
1930 wurden von dem Japaner Kenji Takagi die Instrumente auf der Grundlage von Zystoskopen maßgeblich miniaturisiert. Gleichzeitig entstanden farbige Bilder von Aufnahmen, die über das Arthroskop in Gelenken gewonnen wurden.
1919 kam es zu den ersten diagnostisch nutzbaren Arthroskopie an Lebewesen. Der Chirurg Eugen Bircher setzte dafür Gase wie Stickstoff und Sauerstoff ein, um die zu begutachtenden Strukturen „aufzublähen“. Im Mittelpunkt stand hierbei die Meniskusarthroskopie.
Von einem ehemaligen Schüler des Arztes Kenji Takagi wurde 1957 die bis dahin verfügbare Arthroskopie durch fast 800 Untersuchungen am Kniegelenk verfeinert und vervollkommnet. Seitdem unterlag die Arthroskopie ständig wissenschaftlichen Neuerungen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Bei der Arthroskopie wird das zu beschauende Gelenk mit physiologischer Hochsalz- oder mit Ringerlösung oder seltener mit Kohlenmonoxid-Gas angefüllt. Je nachdem, wie sich der Patient fühlt und welche Wünsche er äußert, ist es möglich, die Arthroskopie in Vollnarkose oder in örtlicher Betäubung vorzunehmen.
Die Zielstellung der Arthroskopie ist es einerseits, die Gelenke mit möglichst geringem Aufwand für alle Beteiligten zwecks diagnostischer Unklarheiten anzuschauen. Andererseits lassen sich diverse Eingriffe in und an harten sowie weichen Teilen des Gelenks für eine Behandlung mit passenden Zusatzinstrumenten ausführen.
Im Zusammenhang mit diagnostischen Tätigkeiten, die zur Befundklärung dienen, kann der Arzt den Zustand des kompletten Gelenks oder nur bestimmter Areale sowie dessen Funktionsfähigkeit zu beurteilen.
Bei der Arthroskopie verlassen sich die Mediziner auf variierende Prozeduren.
Arthroskopie vom:
- Schultergelenk
- Kniegelenk
- Ellenbogengelenk
- Hüfte
- Sprunggelenk
- Oberen Sprunggelenk
- Handgelenk
Diagnostisch bedeutungsvoll sind Arthroskopien des Ober- und Unterschenkels, der Kreuzbänder und des Meniskus sowie der Kniescheibe. Bei therapeutischen Problemstellungen sind vorwiegend die Sprunggelenke, die Handgelenke und die Kniegelenke vordergründig.
Durchführung & Wirkung
Durchführung und Wirkungsweise der Arthroskopie
Die einzelnen Schritte bei der Durchführung einer Arthroskopie können je nach anatomischer Einheit voneinander abweichen. Üblich sind immer Voll- oder Lokalanästhesie beziehungsweise die örtliche Betäubung.
Nach dem gründlichen Enthaaren und dem Desinfizieren des Operationsbereiches werden dem Patienten dort kleine Einschnitte in die Haut beigebracht. Über diese kleinen Öffnungen wird das Arthroskop in das Gelenk hinein gebracht. Dazu verwendet der Mediziner ein starres Führungsrohr, das Trokar.
Das Arthroskop selbst setzt sich aus zwei Hauptbestandteilen zusammen. Das ist einmal die Trokarhülse und einmal die optische Einheit. Der Trokar ist die Grundlage für das problemlose Einführen des Arthroskops.
Das eigentliche Arthroskop ist mit einer Sonde vergleichbar, die sich durch einen beweglichen Verbindungsschlauch genau positionieren lässt. Die von der am Arthroskop installierten Kamera aufgenommenen Bilder werden direkt auf einen Monitor weitergeleitet.
Die Arthroskope können bei Bedarf durch Doppelschläuche erweitert werden. Sie können eine Flüssigkeit in das Gelenk einbringen. Diese Vorgehensweise trägt dazu bei, dass die empfangenen Aufnahmen noch deutlicher und detailgetreuer werden.
Während dieses Vorganges wird das Gelenk stetig gespült. Das hat noch einen weiteren positiven Effekt, der sich daran zeigt, dass kontinuierlich immer wieder Reste von Gewebe oder abgestorbenen Zellen heraus gespült werden.
Schon dieses Ergebnis führt dazu, dass die Schmerzreduktion nach dem Eingriff extrem hoch ist. Insbesondere minimale Knorpelstückchen können lose im Gelenk massive Schmerzen verursachen. Die Flüssigkeit und in Ausnahmefällen ein Gas wird nach Beendigung wieder abgesaugt.
Der Vorteil der Arthroskopie ist, dass Auffälligkeiten an den Gelenken mit den passenden Arthroskopieinstrumenten behoben werden können. Darüber hinaus sind die Patienten erstaunlich schnell wieder schmerzfrei, mobilisierbar und sogar belastbar.
Eine ideale Nachsorge nach einer überstandenen Arthroskopie ist meist eine Krankengymnastik unter Anleitung eines Physiotherapeuten. Diese zielt darauf ab, die Funktionstüchtigkeit des Gelenks zu optimieren. Außerdem wird empfohlen, das betroffenen Gelenk zu kühlen.
Hilft gegen
Die Therapeutische Arthroskopie hilft gegen:
- Kreuzbandriss
- Läsionen oder Schäden am Gelenkknorpel
- Meniskusteilresektion oder teilweise Entfernung des Meniskus
- Kreuzbandplastik oder Wiederaufbau des Kreuzbandes
- Ruptur oder Zerreißung des Schultergelenks beziehungsweise Teile des Schultergelenks oder Bankart-Läsion nach Ausrenkung der Schulter
- Osteochondrosis dissecans Knochenbeschädigung unterhalb des Gelenkknorpels
- Synovitis beziehungsweise Entzündung der inneren Gelenkkapsel
- Gonarthrose oder Abnutzung der Gelenkknorpelflächen im Kniegelenk
- Arthrose oder Gelenkverschleiß
- Ganglio oder Überbein am Handgelenk
Damit ist gemeint, dass sich diese Symptome und Beschwerden mit einer Arthroskopie erfolgreich behandeln lassen.
Untersuchung & Diagnose
Die diagnostische Arthroskopie ist angebracht, wenn ein Verdacht dahingehend besteht, dass Patienten unter:
- traumatisch oder durch einen Unfall bedingte Verletzungen oder Beeinträchtigungen der Gelenke
- Abnutzungserscheinungen oder degenerativen Störungen der Gelenke
- entzündlichen Vorgängen an und in den Gelenken
und dabei speziell an:
- Knochen– und Knorpelschäden
- Rissen an Weichteilen wie Sehnen, Muskeln und Bändern
- Entzündungen der Schleimbeutel
- frei beweglichen gelenkigen Bestandteilen
leiden.
Die Nachsorge
Obwohl die Arthroskopie die Patientinnen und Patienten nur wenig belastet, ist dennoch eine umsichtige Nachsorge unumgänglich. Neben krankengymnastischen Übungen, die zu einer baldigen Genesung des betroffenen Knies führen, ist dennoch eine individuell unterschiedliche Schonzeit zu empfehlen. Diese wird der Arzt vorgeben.
Werden die behandelten Gelenke zu zeitig strapaziert, kann das eine erneute Arthroskopie oder eine weitaus umfangreichere Operation bedingen. Werden die Gelenke zu lange nicht bewegt, besteht wiederum die Gefahr, dass eine zunehmende Versteifung eintritt.
Nach einer Arthroskopie sollten die Patienten auf allgemeine Infektionsanzeichen wie Fieber achten. Eine sorgfältige Beobachtung des arthroskopierten Gelenks ist ebenso unerlässlich.
Dabei stehen vor allen Dingen die klassischen Zeichen einer entzündlichen Reaktionen wie:
- Rötung
- Schwellung
- übermäßige Erwärmung
- Schmerzen
im Mittelpunkt.
Fachleute für Arthroskopie
- Arztpraxen ambulant
- Kliniken ambulant und stationär
- Chirurgen
- Arthroskopeure
- Orthopäden
Eine Arthroskopie bedarf einer gründlichen Ausbildung sowie einer geschulten und geschickten Hand mit viel Übung und Erfahrung.
Risiken & Nebenwirkungen
Wie jeder Eingriff, der in den Körper hinein vorgenommen wird, ist auch die Arthroskopie mit einigen Risiken und Gefährdungen verbunden.
Dazu gehören:
- Infektionen der Gelenke durch das Eindringen von Krankheitskeimen
- Heilungsverzögerungen an den Hauteinschnitten
- Blutungen unter der Haut oder Hämatome
- Flüssigkeitsansammlungen in den Gelenken bei fehlender Drainage
- Störungen der Blutgerinnung mit Lungenembolie (Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien durch einen Thrombus beziehungsweise ein Gerinnsel) oder Venenthrombose (Blutgerinnung in der Beinvene mit deren komplettem oder teilweisem Verschluss)
- Verletzungen von Muskeln, Bändern, Blutgefäßen, Sehnen oder Nerven
- Allergie gegen das Narkosemedikament oder ein Desinfektionsmittel
- vorübergehende Schmerzen
- zeitweilige Bewegungseinschränkungen
- schwere Infektionen oder Blutvergiftungen (Sepsis)
Um die Komplikation einer Thrombose weitgehend auszuschalten, spritzen die Ärzte ein gerinnungshemmendes Medikament, das Heparin. Anhand statistischer Auswertungen lässt sich einschätzen, dass die Risiken bei Arthroskopie äußerst gering sind. Diese Tatsache ergibt sich allein schon aus der minimal-invasiven Wirkungsweise des Verfahrens.
Gegenanzeigen & Gefahren
Gegenanzeigen und Wechselwirkungen der Arthroskopie sind:
- Infektion im Operationsgebiet
- Fieber
- Behandlung mit Immunsuppressiva oder Medikamenten, die das Immunsystem künstlich stärken sollen
- Verabreichung von Cortison
- Beeinträchtigung der Gerinnung durch verschriebene gerinnungshemmende Stoffe oder wegen einer krankhaften beziehungsweise pathologischen Gerinnungsstörung (Bei diesen Patienten wird regulär ein Gerinnungsstatus aus Blutplasma erhoben, der im Labor vorgenommen wird.)
- Anzeichen, die gegen eine Narkose Sprechen (Wenn beispielsweise bei stark geschwächten oder älteren Patienten keine Narkosefähigkeit vorliegt.)
Nicht in jedem Fall kann zeitnah und sofort eine Arthroskopie durchgeführt werden. Erst nach gründlicher körperlicher Untersuchung und nach Feststellung eines hinlänglich stabilen Allgemeinzustandes wird der Arzt diesen Eingriff planen.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Kontraindikationen oder Gegenanzeigen, die immer beachtet werden müssen. Gesundheitliche Gründe, die gegen eine Arthroskopie sprechen, sind allerdings äußerst selten.
Unser Fazit zur Arthroskopie
Kaum andere Verfahrensweise ist so risikoarm und vorteilhaft wie diese Technik. Sie gewährleistet zudem eine rasche Rückkehr zu den alltäglichen Lebensaufgaben und erlaubt eine schnelle Rehabilitation.