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Immunsuppressiva

by Danaae

Immunsuppressiva sind Medikamente, welche in bestimmten Fällen äußerst hilfreich sein können, jedoch auch ernste Nebenwirkungen haben. Unserem Immunsystem verdanken wir es, dass die meisten Erreger abgewehrt werden, bevor wir sie überhaupt erst bemerken.

In manchen Fällen wendet sich die Immunabwehr jedoch auch gegen einen selbst, wie etwa bei Autoimmunerkrankungen oder nach Organtransplantationen. Hierbei können immunsupprimierende Medikamente lebensrettend sein.

Was sind Immunsuppressiva?

Als Immunsuppressiva werden Medikamente bezeichnet, welche das Immunsystem unterdrücken bzw. vermindern.

In einigen Situationen, wie etwa bei Organtransplantationen oder Autoimmunerkrankungen kann die Arbeit der Immunabwehr nachteilig sein – so kann es bspw. zu einer Abstoßung des transplantierten Organs oder zu neurologischen Defiziten im Rahmen einer Multiplen Sklerose kommen. In diesem Falle können Immunsuppressiva helfen.

Es gibt verschiedene Arten von Immunsuppressiva, welche sich hinsichtlich ihrer Wirkungen und Nebenwirkungen unterscheiden. Der bekannteste Vertreter ist wohl Cortison, ein Glucoccorticoid.

Da die Arzneimittel jedoch die Immunabwehr hemmen, gehört eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen aber auch für Krebs zu den typischen Nebenwirkungen aller immunsupprimierenden Arzneimittel. Dies gilt umso mehr für Immunsuppressiva, welche weniger selektiv wirken.

Dank der Weiterentwicklung der Medikamente kommt es jedoch zu zunehmend besseren Behandlungserfolgen und Prognosen bei den Betroffenen. Bis vor kurzem galten verschiedene Autoimmunerkrankungen noch als kaum behandelbar. Heute lassen sie sich dank Immunsuppressiva oft gut in den Griff bekommen.

Patienten, die Immunsuppressiva einnehmen, müssen regelmäßig Blutuntersuchungen machen, um den Wirkstoffspiegel des Medikaments zu überprüfen. Der Pegel des Wirkstoffs im Blut kann von Person zu Person variieren und ist beispielsweise von der jeweiligen Verstoffwechselung abhängig.

Mithilfe der Blutuntersuchungen kann die individuelle Dosierung ermittelt werden, mit welcher sich die optimale Wirkstoffkonzentration im Blut erreichen lässt. Auf diese Weise lassen sich auch Schwankungen der Wirkstoffkonzentration bestmöglich vermeiden.


Anwendung (Indikation)

Was sind die Anwendungsgebiete von Immunsuppressiva?

Zu den Einsatzgebieten von Immunsuppressiva gehören:

Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem körpereigene Stoffe und Gewebe an. Da Immunsuppressiva die Immunabwehr schwächen, unterbinden sie auch diese hierbei unerwünschten Reaktionen. Auf diese Weise können Immunsuppressiva bei Autoimmunkrankheiten helfen.

Nach einer Organtransplantation ist nahezu immer die Gabe von Immunsuppressiva notwendig. Geschieht dies nicht, erkennt der Körper das neue Organ als fremd an und bekämpft es; es kommt zu schweren Schädigungen bis hin zur Abstoßung des Organs. Durch die Unterdrückung des Immunsystems mithilfe von Immunsuppressiva wird die Abstoßungsreaktion unterbunden, sodass das Organ gesund bleibt und seine Arbeit verrichten kann. Die Einnahme der Medikamente muss meist ein Leben lang erfolgen.


Einnahme & Dosierung

Wie erfolgt die Einnahme und Dosierung von Immunsuppressiva?

Aufgrund ihrer starken Wirkung und den möglichen, schweren Nebenwirkungen sind Immunsuppressiva ausschließlich mit einem gültigen Rezept in Apotheken erhältlich. Darreichungsformen sind z. B. Tabletten, Kapseln, Salben, Cremes, Augentropfen, Injektionen und Lösungen

Eine Behandlung mit Immunsuppressiva kann sowohl als Monotherapie (Gabe nur eines Medikaments) oder Kombinationstherapie (Kombination von zwei oder mehr Immunsuppressiva) erfolgen.

Nehmen Sie Ihr Immunsuppressivum stets nach den Anweisungen Ihres Arztes ein. Dies ist wichtig, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen und Nebenwirkungen dabei möglichst zu vermeiden.

Die Einnahme von Immunsuppressiva variiert je nach Art des Wirkstoffs. Generell sollten Sie jedoch auf folgendes achten:

  • Richtige Einnahme-Zeit: Nehmen Sie Ihr Immunsuppressivum regelmäßig und immer zur gleichen Zeit ein. Anderenfalls kann es zu Schwankungen des Wirkstoffs im Blut kommen. Dies ist vor allem nach Transplantationen äußerst gefährlich, da es zu Abstoßungsreaktionen kommen kann. Bei Autoimmunerkrankung kann es bei inkonsequenter Einnahme zu einem erneuten Ausbruch der Beschwerden kommen.
  • Wechselwirkungen: Nehmen Sie weder Medikamente noch pflanzliche Mittel ein, ohne im Vorhinein Ihren Arzt darüber zu informieren. Es kann sowohl bei anderen Arzneimitteln als auch bei natürlichen Stoffen zu teils ernsten Wechselwirkungen kommen.

Die Dosierung der Immunsuppressiva erfolgt nach Blutspiegel: Sie kann abhängig von Faktoren wie dem Körpergewicht, der Verstoffwechselung und ggf. weiteren Medikamenten, welche Betroffene einnehmen, variieren. Es gibt also keine Standarddosierung, stattdessen wird die benötigte Dosis anhand der Ergebnisse der Untersuchungen angepasst.

Bei Personen, die eine Organtransplantation erhalten haben, kann die Dosis ggf. nach einem gewissen Zeitraum reduziert werden, da sich die Gefahr für eine Abstoßung in der Regel nach einer Weile verringert. Allerdings müssen Betroffene in den meisten Fällen ihr Leben lang die Immunsuppressiva einnehmen.


Einteilung & Arten

Welche Arten von Immunsuppressiva gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Immunsuppressiva, welche sehr unterschiedlich wirken können und somit teils komplett andere Anwendungsgebiete haben.

Immunsuppressiva werden in folgende Wirkstoffgruppen unterteilt:

  • Glucocorticoide gehören zu den Steroidhormonen und haben verschiedene Wirkungen. So wirken sie unter anderem immunsuppressiv und entzündungshemmend. Zu den Glukokortikoiden zählen z. B. Cortison, Dexamethason, Prednisolon.
  • Zytostatika hemmen das Wachstum und/oder die Teilung von Zellen. Sie kommen in erster Linie im Rahmen von Chemotherapien bei Krebspatienten zum Einsatz, werden jedoch auch bei Autoimmunerkrankung angewendet. Zu den Cytostatika zählen beispielsweise Cyclophosphamid, Azathioprin und Methotrexat.
  • Antikörper sind Proteine, die einen essenziellen Teil des Immunsystems darstellen. Zu den Immunsuppressiva gehören sowohl polyklonale Antikörper wie etwa Antithymozytenglobulin als auch monoklonale Antikörper wie Adalimumab und Basiliximab.
  • Calcineurin-Inhibitoren kommen insbesondere bei Organtransplantationen zum Einsatz, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden. Calcineurin ist ein Enyzm, welches eine wichtige Rolle bei der Regulation von Reaktionen des Immunsystems (Immunantwort) spielt. Zu den Calcineurin-Hemmern zählen z. B. Tacrolimus, Ciclosporin und Voclosporin.
  • mTOR-Inhibitoren hemmen ein bestimmtes Protein, welches als „Ziel des Rapamycins im Säugetier“ bzw. auf englisch „mechanistic Target of Rapamycin“ (abgekürzt also mTor) bezeichnet wird. mTor reguliert unter anderem den Metabolismus und das Wachstum von Zellen und ist überdies an der Immunantwort beteiligt. Aus diesem Grund kommen mTor-Hemmer bei bestimmten Krebsarten (Mammakarzinom, Nierenzellkarzinom) sowie zur Vorbeugung von Abstoßungsreaktionen bei Transplantationen zum Einsatz. Wirkstoffe aus der Gruppe der mTor-Inhibitoren sind Everolimus, Temsirolimus und Sirolimus.
  • Sonstige: Belatacept, Fingolimod, Fumarsäuredimethylester, Opioide.

Weitere Wirkstoffe

Es gibt noch weitere Arzneimittel mit einer immunsupprimierenden Wirkung. Hierzu zählen:

  • Belatacept (Nulojix®) ist ein selektiv wirkendes Protein, das zur Vorbeugung von Transplantationsabstoßungen eingesetzt wird. Es findet in der Regel als Kombinationstherapie zusammen mit Glucocorticoiden und Mycopgenolsäure Anwendung.
  • Fingolimod (Gilenya) ist ein Prodrug, das eine Nachbildung vom natürlichen Stoff Myriocin darstellt. Es kommt vor allem bei einer schubförmig-remittierenden multiplen Sklerose (RRMS) und zur Abstoßungsprophylaxe bei Nierentransplantationen zum Einsatz.
  • Fumarsäure-Dimethyl-Ester (Tecfidera®) ist ein Ester bzw. Diester aus Fumarsäure und Methanol. Fumarsäuredimethylester hat antioxidative und immunmodulatorische Eigenschaften. Zu seinen Anwendungsgebieten zählen die Psoriasis (Schuppenflechte) und Multiple Sklerose (ms).
  • Opioide können, wenn sie dauerhaft angewendet werden, zu einer Abschwächung des Immunsystems führen. Diese Eigenschaft gilt jedoch als Nebenwirkung.

Funktion & Wirkung

Was bewirkt ein Immunsuppressivum?

Bei Autoimmunerkrankungen reagiert die Immunabwehr auf körpereigene Stoffe – es missinterpretiert diese als feindlich und greift sie an. Dies kann, abhängig von der Art der Autoimmunkrankheit, zu schwerwiegenden Auswirkungen führen.

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Um genannte Situationen in den Griff zu bekommen, kann das Immunsystem mithilfe von Immunsuppressiva vermindert werden.

Mechanismen, auf denen die Wirkung von Immunsuppressiva beruhen kann, sind zum Beispiel:

  • Zellproliferation (schnelles Wachstum von Gewebe) wird gehemmt
  • Verringerung der Anzahl der T-Lymphozyten, auch T-Zellen genannt (bestimmte Gruppe der weißen Blutkörperchen, welche Antikörper zur spezifischen Erregerabwehr produzieren)
  • Zytokine (Proteine, die u. a. eine wichtige Rolle bei immunologischen Reaktionen spielen) werden beeinflusst

Medikamente – Liste

Handelsnamen & Präparate – Welche Medikamente sind Immunsuppressiva?

Folgende immunsupprimierende Wirkstoffe sind beispielsweise unter genannten Handelsnamen auf dem Markt erhältlich:

Glucocorticoide:

  • Triamcinolon (Kenacort®)
  • Prednison (Generika, Lodotra®)
  • Prednisolon (Spiricort®)
  • Methylprednisolon (Medrol®)
  • Hydrocortison (Hydrocortone®)
  • Dexamethason (Fortecortin®)
  • Betamethason (Betnesol®)

Zytostatika:

Calcineurininhibitoren:

  • Tacrolimus (Prograf®, Modigraf®)
  • Pimecrolimus (Elidel®)
  • Ciclosporin (Sandimmun®)

mTor-Inhibitoren:

  • Sirolimus (Rapamune®)
  • Everolimus (Afinitor®)

Monoklonale Antikörper:

  • Ustekinumab (Stelara®)
  • Tocilizumab (Actemra®)
  • Sarilumab (Kevzara®)
  • Rituximab (MabThera®)
  • Natalizumab (Tysabri®)
  • Muromonab-CD3 (Orthoclon OKT3®)
  • Ixekizumab (Taltz®)
  • Infliximab (Remicade®)
  • Golimumab (Simponi®)
  • Certolizumab (Cimzia®)
  • Canakinumab (Ilaris®)
  • Belimumab (Benlysta®)
  • Basiliximab (Simulect®)
  • Alemtuzumab (Lemtrada®)
  • Adalimumab (Humira®)

TNF-Blocker:

  • Infliximab (Remicade®)
  • Golimumab (Simponi®)
  • Etanercept (Enbrel®)
  • Certolizumab pegol (Cimzia®)
  • Adalimumab (Humira®)

Sonstige:

  • Upadacitinib (Rinvoq®)
  • Tofacitinib (Xeljanz®)
  • Ruxolitinib (Jakavi®)
  • Baricitinib (Olumiant®)
  • Mycophenolsäure (Mycortic®)
  • Mycophenolatmofetil (Cellcept®)
  • Siponimod (Mayzent®)
  • Ozanimod (Zeposia®)
  • Fingolimod (Gilenya®)

Risiken & Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen haben Immunsuppressiva?

Die möglichen Nebenwirkungen von Immunsuppressiva variieren je nach Art des Wirkstoffs. Folgende Nebenwirkungen sind jedoch allen Präparaten gemein:

Erkältung Hausmittel gegen Grippe Gelomyrtol Meditonsin Rhinoviren, Immunsuppressiva

Die Einnahme von Immunsuppressiva führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit

  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Patienten, welche Immunsuppressiva einnehmen, haben ein geschwächtes Immunsystem. Daher besteht bei ihnen auch ein höheres Ansteckungsrisiko für diverse Infektionskrankheiten (wie etwa Erkältungen, Mykosen, Influenza oder Corona Virus), welche beispielsweise durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst werden.
  • Erhöhtes Krebsrisiko: Krebszellen können oftmals vom Immunsystem erkannt und bekämpft werden. Dies ist ein Grund, weshalb immunsupprimierte Patienten ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Darüber hinaus werden jedoch auch bestimmte Virus-Infektionen wie das Epstein-Barr-Virus oder das humane Herpesvirus 8 – an denen Betroffene häufiger leiden – mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert.

Die weiteren möglichen Nebenwirkungen variieren je nach Art des Immunsuppressivums und sind vor allem bei einer langfristigen Anwendung zu erwarten.

  • Schwangerschaft und Stillzeit: Einige Immunsuppressiva sind während der Schwangerschaft und/oder Stillzeit kontraindiziert. Gegenanzeigen bestehen vor allem bei Langzeitanwendung in der Frühschwangerschaft bzw. dem ersten Trimenon. Es kann zum Beispiel zu einem verringerten Geburtsgewicht oder einer verfrühten Geburt kommen. Schwangere Frauen können nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung bestimmte Immunsuppressiva erhalten. Gegebenenfalls sind bspw. zusätzliche Untersuchungen und/oder Dosis-Anpassungen nötig.
  • Cushing Syndrom: Als Cushing-Syndrom wird eine übermäßige Konzentration von Glukokortikoiden bzw. Cortisol im Blut bezeichnet. Eine der Ursachen hierfür kann eine langandauernde Einnahme von Steroidhormonen wie Cortison darstellen. Zu den Symptomen des Syndroms zählen Veränderungen der Körperform wie etwa eine Stammfettsucht, ein Vollmondgesicht oder ein Stiernacken. Das Syndrom geht weiterhin mit Erkrankungen wie einem Bluthochdruck, Osteoporose, Ödemen und Atrophien einher.

Nach Wirkstoff

Zu den möglichen Nebenwirkungen von Glukokortikoiden gehören:

Zytostatika

können schwerwiegende Nebenwirkungen haben, welche jedoch den Nutzen überwiegen können. Detailliertere Informationen hierzu finden Sie in unserem Ratgeber zur Chemotherapie.


Wechselwirkungen (Interaktionen)

Wechselwirkungen von Immunsuppressiva und anderen Medikamenten

Werden zeitgleich zu den Immunsuppressiva noch andere Wirkstoffe eingenommen, kann es zu Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten kommen. Da es jedoch sehr viele unterschiedliche Arten von immunsupprimierenden Arzneimitteln gibt, variieren auch die möglichen Wechselwirkungen.

Zu den wichtigsten Medikamenten, die zu Wechselwirkungen mit Immunsuppressiva führen können, zählen:

  • Immunsuppressiva können die Wirkung von Lebendimpfstoffen herabsetzen, diese können also bei immunsupprimierten Personen weniger wirksam sein. Außerdem können die Lebendimpfstoffe potentiell gefährlich für Betroffene sein. Daher sollten entsprechende Impfungen nicht während einer immunsupprimierenden Behandlung verabreicht werden.
  • Die meisten Immunsuppressiva werden über das sogenannte CYT3A4 Enzym abgebaut. Da auch zahlreiche andere Medikamente über dieses Enzym verstoffwechselt werden, kann es hierbei zu Wechselwirkungen kommen. Zu den genannten Arzneimitteln zählen bspw. bestimmte Chemotherapeutika, Antimykotika, Antibiotika, Antiarrhythmika, Antidepressiva oder Opioide.
  • Glucocorticoide können mit oralen Antidiabetika und Antikoagulanzien (Gerinnungshemmern) wechselwirken. Weiterhin besteht bei der gleichzeitigen Gabe von nsar (nicht-steroidale Antirheumatika) eine erhöhte Gefahr für Blutungen im MagenDarm-Trakt.
  • Das Glucocorticoid Azathioprin kann zu gefährlichen Wechselwirkungen mit Allopurinol (Gicht-Mittel) führen. Muss ein Patient beide Arzneimittel einnehmen, ist die Dosis des Immunsuppressivums auf 25 Prozent zu reduzieren.
  • Ciclospirin kann unter anderem zu Wechselwirkungen mit anderen Immunsuppressiva führen. Bei dem Calcineurin-Inhibitor Tacrolismus besteht eine erhöhte Gefahr für Nierenschäden. Dies gilt auch für andere Medikamente, welche schädigend auf die Nieren wirken (nephrotoxisch) wie etwa Aminoglykoside, nsar oder Histamin-H2-Rezeptor-Antagonisten. Bei anderen Immunsuppressiva ist die Infektanfälligkeit zusätzlich erhöht, was zu malingen Lymphomen (z. B. Non-Hodgkin-Lymphom) führen kann.
  • Der mTor-Inhibitor Sirolimus kann zu Interaktionen mit Ciclospirin A und Azathropin führen. Es kann zu Blutgerinnungsstörungen und einer Erhöhung der Blutfettwerte kommen. Weiterhin kann Sirolimus bspw. mit Lipidsenkern (Cholesterinsenker) wechselwirken.
  • Mycophenolatmofetil kann unter anderem mit bestimmten Antibiotika, Protonenpumpenhemmern, Aciclovir, Antazida, Glaciclovir und Colestyramin interagieren.
  • Grapefruitsaft kann mit verschiedenen Immunsuppressiva wechselwirken.

Detaillierte Informationen zu den jeweiligen Wechselwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Medikaments.


Kontraindikation (Gegenanzeigen)

Wann dürfen Immunsuppressiva nicht eingenommen werden?

In einigen Fällen dürfen bestimmte Immunsuppressiva nicht eingenommen werden. Besteht eine Kontraindikation (Gegenanzeige), stehen alternative Immunsuppressiva zur Verfügung.

Glucocorticoide dürfen in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

Diabetes mellitus - Therapie, Nervenschmerzen Blutzuckermessgerät, Antidiabetika, Immunsuppressiva

Diabetiker dürfen keine Glucocorticoide einnehmen

Topische Calcineurin-Hemmer dürfen beispielsweise nicht bei einer Überempfindlichkeit gegenüber eines Inhaltsstoffs, bei Kindern unter 2 Jahren sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden.

Die Gegenanzeigen von Monoklonalen Antikörpern variieren je nach Art des Wirkstoffs. Denosumab ist beispielsweise bei einer Hypokalziämie und während der Schwangerschaft kontraindiziert. Eculizumab darf nicht bei einer Neisseria meningitidis bzw. einem entsprechendem fehlenden Impfschutz davor eingenommen werden. Zu den Gegenanzeigen von Golimumab zählen schwere Infektionskrankheiten wie eine Tuberkulose.

Eine ausführliche Liste aller Gegenanzeigen finden Sie in der Packungsbeilage des jeweiligen Immunsuppressivums.


Leben mit Immunsuppressiva

Worauf müssen Patienten bei einer Behandlung mit Immunsuppressiva achten?

Die Abschwächung des Immunsystems bringt erhebliche Folgen mit sich, weshalb Betroffene verschiedene Dinge beachten müssen.

Hygienemaßnahmen bei einer Immunsuppression

Da das Immunsystem durch die Behandlung mit Immunsuppressiva geschwächt wird und Patienten entsprechend anfälliger für Infektionen sind, müssen Betroffene meist strenge Hygienemaßnahmen und Regeln einhalten. Inwieweit diese beachtet werden müssen, hängen von der Schwere der Immunsuppression ab.

Immunsupprimierte Patienten sollten auf folgendes achten:

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  • Hände regelmäßig und gründlich waschen
  • Auf Zahnhygiene achten (regelmäßig und gründlich die Zähne putzen)
  • Unterwegs Desinfektionsmittel verwenden
  • Lebensmittel wie Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich reinigen
  • Lebensmittel bereits bei geringsten Verunreinigungen oder fehlender Frische vermeiden
  • Auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung achten, sich genügend bewegen und ausruhen
  • Gegebenenfalls Mundschutz tragen
  • Gegebenenfalls Handschuhe tragen (z. B. unbedingt bei Kontakt mit Tier-Kot, bei der Gartenarbeit oder anderen Erregerquellen)
  • Insgesamt sollte der Kontakt zu Tieren vor allem Anfangs möglichst vermieden werden
  • Bereits bei geringen Krankheitsanzeichen den Arzt kontaktieren
  • Bei hohem Fieber einen Notruf kontaktieren bzw. in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen
  • Impfschutz immer auf dem aktuellen Stand halten

Impfungen bei immunsupprimierten Patienten

Patienten, welche Immunsuppressiva einnehmen, dürfen in den allermeisten Fällen keine Lebendimpfungen erhalten. Die Lebendimpfstoffe können zu einem schweren bis tödlichen Verlauf der Erkrankungen durch die Impfviren führen (hohes Replikationspotential). Lediglich in wenigen Einzelfällen kann nach einer strengen Nutzen-Risiko-Abwägung eine Ausnahme gemacht werden.

Eine Impfung mit Totimpfstoffen gilt hingegen meist als unbedenklich bzw. als sehr wichtig. Immunsupprimierte Patienten sollten sich unbedingt (ggf. vor Beginn der Therapie) gegen nachfolgende Infektionskrankheiten impfen lassen, da diese anderenfalls einen schweren bis tödlichen Verlauf nehmen können:


FAQ – Häufige Fragen & Antworten

Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Immunsuppressiva.


Immunsuppression vs. Immunmodulation?

Was ist der Unterschied zwischen einer Immunsuppression und einer Immunmodulation?

Als Immunmodulation wird die Veränderung des Immunsystems durch entsprechende Arzneimittel bezeichnet:

  • Wird das körpereigene Abwehrsystem dabei gedämpft, spricht man von einer Immunsuppression.
  • Wird die Immunabwehr hingegen mithilfe von Medikamenten gestärkt bzw. stimuliert, wird von einer Immunstimulation gesprochen.

Sowohl die Immunsuppression als auch die Immunstimulation gehören also zur Immunmodulation.


Immunsuppressiva absetzen?

Kann ich mein Immunsuppressivum absetzen?

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Setzen Sie Ihr Immunsuppressivum niemals eigenmächtig ab

Sie sollten Ihr Immunsuppressivum niemals eigenmächtig absetzen, da es anderenfalls – abhängig von dem Grund der Einnahme – zu einer erheblichen Verschlimmerung Ihrer Grunderkrankung bzw. zu schwerwiegenden Störungen bis hin zur Abstoßung des transplantierten Organs kommen kann.

In den meisten Fällen müssen Immunsuppressiva leider ein Leben lang eingenommen werden. Dies gilt insbesondere bei Organtransplantationen. Bei Personen, die beispielsweise an einer nicht stark ausgeprägten Autoimmunkrankheit leiden, können jedoch auch kurzzeitge Therapien hilfreich sein.

Setzen Sie Ihr Immunsuppressivum nur nach Absprache mit Ihrem Arzt ab!


Immunsuppressivum – Alkohol?

Darf ich während einer Behandlung mit Immunsuppressiva Alkohol trinken?

Nein. Das Trinken von Alkohol sollte während der Behandlung mit Immunsuppressiva komplett eingestellt werden. In vielen Fällen gilt ein lebenslanges Alkoholverbot.

Zum einen kann der Alkohol nämlich zu Wechselwirkungen mit den Medikamenten führen und deren Wirkung entweder verstärken oder abschwächen. Beides kann sehr ernste Folgen haben, etwa:

  • eine Verschlimmerung bzw. ein erneuter Schub der Symptome bei Autoimmunerkrankungen
  • schwere Störungen bzw. eine Abstoßung des Organs nach Transplantationen

Auch die Verstoffwechselung des Alkohols ist hierbei beeinträchtigt. Es kommt bereits nach geringsten Mengen zu Symptomen wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen.


Rauchen bei Immunsuppression?

Darf ich während einer Behandlung mit Immunsuppressiva rauchen?

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Shuttertsock/namtipStudio

Patienten, welche Immunsuppressiva erhalten, sollten keinesfalls rauchen bzw. anderweitig Tabak konsumieren. Der Konsum von Tabak erhöht das Risiko für Infektionen der Atemwege. Da auch Immunsuppressiva das Infektionsrisiko erhöhen, ist dieses hierbei mehrfach erhöht.

Insbesondere bei Patienten nach einer Nierentransplantation, welche davor eine Dialyse erhielten, ist außerdem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch das Nikotin zusätzlich erhöht.


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