Der Begriff Relaxation wird auf das Lateinische relaxare (nachlassen, lockern, lösen) oder auf relaxatio (Entspannung, Erleichterung) zurückgeführt.
Im medizinischen Bereich bezieht sich der Begriff auf die Entspannung der Muskeln als Gegenstück zur Kontraktion derselben. Ist der natürliche Prozess der Relaxation gestört, kann dies lebensbedrohliche Folgen für den Menschen haben.
Relaxation ist als Begriff auch in den Naturwissenschaften Physik und Chemie bekannt. In der Physik geht es um eine Zustandsveränderung in einem System, in der Chemie hingegen um die Veränderung von Atomabständen.
Table of Contents
Was ist die Relaxation?
Inhaltsverzeichnis
Die Natürliche Relaxation
In der Physiologie ist die Relaxation das Gegenstück zur natürlichen Anspannung unserer Muskeln. Diese funktionieren im Prinzip einfach – sie können sich nur anspannen und entspannen. Der Prozess von Anspannung (Kontraktion) und Entspannung (Relaxation) betrifft physiologisch gesehen nicht nur unseren Bewegungsapparat, sondern auch die inneren Organe. Durch das Zusammenspiel entsteht Bewegung und kann bewusst und/oder unbewusst geschehen.
Der Mensch besitzt drei Arten von Muskeln:
→ Quer gestreifte Muskulatur
→ Glatte Muskulatur
→ Herzmuskulatur
Die quer gestreifte Muskulatur ist unsere Skelettmuskulatur und gehört zum Bewegungsapparat des Körpers. Diese Gruppe ist vor allem für die Motorik zuständig. Sie macht unsere Muskelmasse aus und nimmt den größten Anteil an Muskeln des menschlichen Körpers ein. Zur quer gestreiften Muskulatur zählen auch Zunge, Kehlkopf und Zwerchfell, auch wenn diese nicht für Bewegung zuständig sind.
Die glatte Muskulatur hingegen ist im Inneren des Körpers zu finden und ist nicht willkürlich steuerbar. Der gastrointestinale Bereich (Verdauungstrakt) besteht aus diesem Muskeltyp. Dazu gehören zum Beispiel Speiseröhre, Magen, Eingeweide und Harnleiter. Blutgefäße und Atemwege gehören auch dazu. Eine besondere Art der glatten Muskulatur sind der innere Augenmuskel oder die Haarmuskeln.
Die Herzmuskulatur ist ein zusammengesetzter Typus, da sie Eigenschaften der quer gestreiften und der glatten Muskulatur besitzt. Die Herzwand besteht vorwiegend aus diesem Muskeltyp. Herzmuskelzellen müssen kontinuierlich und regelmäßig arbeiten.
Künstlich gesteuert
Narkose & Anästhesie – Die künstlich gesteuerte Relaxation
Das Zusammenspiel von Kontraktion und Relaxation in der Muskelarbeit kann in der Medizin auch längerfristig durch Medikamente hervorgerufen und wieder rückgängig gemacht werden. Diese Relaxation wird vor allem bei Operationen eingesetzt. Es handelt sich hier um Anästhesie (Narkose).
Die menschlichen Schutzreflexe werden auf ein Minimum reduziert und das Schmerzempfinden ist ausgeschaltet. Man spricht sogar von einer künstlich hervorgerufenen Bewusstlosigkeit.
Bei der künstlichen Relaxation innerhalb einer Vollnarkose werden die Vitalwerte – Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffgehalt des Blutes – durch den Narkosearzt überwacht. Dieser künstlich hervorgerufene Zustand wird unter anderem mit Hilfe von elektronischen Geräten durchgeführt und überwacht.
Eine Vollnarkose ist als risikoreicher medizinischer Eingriff einzuordnen und kann einige Nebenwirkungen mit sich bringen. Aus diesem Grund wird vor einer Anästhesie ein ausführliches Aufklärungsgespräch zwischen Arzt und dem Patienten geführt.
Stoffwechsel & Verdauung
Damit der menschliche Stoffwechsel funktioniert, ist neben der Relaxation der Skelettmuskulatur auch die Entspannung der glatten Muskulatur von Gefäßen und des gesamten Magen–Darm-Traktes notwendig. Ohne diese kann weder unsere Atmung, unser Blutkreislauf, noch unsere Verdauung samt Körperausscheidungen geschehen.
Die Muskelentspannung des gesamten gastrointestinalen Bereiches spielt eine bedeutende Rolle für Aufnahme, Verdauung und Verwertung, damit:
- Nahrung überhaupt aufgenommen werden kann,
- im Magenbereich Platz für die neu aufgenommene Nahrung geschaffen werden kann,
- aufgenommene Nahrung verdaut und
- verdaute Nahrung abtransportiert und ausgeschieden werden kann.
Dazu gibt es die folgenden Relaxationsarten:
- rezeptive
- adaptive
- Feedback
Die rezeptive Relaxation
geschieht in der Mundhöhle und im Rachen (Pharynx) zur Vorbereitung der Nahrungsaufnahme (flüssig und fest).
Die adaptive Relaxation dient der genügenden Anreicherung mit Wasser im Magen. Sie ist die Entspannung der Muskulatur des Magenraumes. Diese ist auch verantwortlich dafür, dass Nahrung von der Speiseröhre in den Magenraum gelangen kann und dort Platz für die neue Nahrung ist.
Bei der Feedback-Relaxation handelt es sich um die Erschlaffung der Muskulatur der Eingeweide zur weiteren Verarbeitung, Verwertung, Weiterbeförderung und schließlich der Ausscheidung der nicht mehr zu verwertenden Bestandteile.
Bei Problemen mit der Verdauung sollte das Augenmerk auf eine funktionierende Relaxation des gastrointestinalen Bereiches gelegt werden. Mehrere Faktoren sind hier ausschlaggebend, unter anderem auch eine gewisse Sensibilität, welche eng mit dem feinen Nervensystem des Magen-Darm-Traktes zusammenhängt.
Eine Funktionsstörung in diesem Bereich ist zum Beispiel der Reizdarm. Der koordinierte Ablauf von Kontraktion und Relaxation wird in diesem Fall oft durch psychischen Stress stark beeinflusst. Es kann jedoch auch eine Folge einer Durchfallerkrankung sein.
Als Therapiemethode (PME)
Relaxation als Therapieform & Behandlungsmethode
Relaxation kann auch als Therapie für das allgemeine Wohlbefinden als Methode der Entspannung gesehen und angewandt werden. Hier handelt es sich um die sogenannte Progressive Muskelentspannung (PME).
Dies ist eine Entspannungstechnik und wurde vom Physiologen Edmund Jacobsen im Jahre 1938 entwickelt, der sich mit der Funktion der menschlichen Muskulatur auseinandergesetzt hat.
Er fand heraus, dass Menschen, die unter diversen psychischen Belastungen wie Unruhe, Angst und Stress stehen, unter Muskelverspannungen leiden und, dass sich im Gegenzug eine Entspannung der Muskulatur positiv auf den menschlichen Organismus auswirken kann und das Stressgefühl erheblich mindert.
Die Methode dient zur Regeneration und der ganzheitlichen körperlichen Entspannung. Grundvoraussetzung ist die Möglichkeit der An- und Entspannung von 17 verschiedenen quergestreiften Muskelgruppen.
Die Übungen sind in fünf Phasen aufgebaut und sollen den menschlichen Organismus vom Arbeits- in den Ruhemodus versetzen. Je länger und öfter die Übungen ausgeführt werden, können neben sofort spürbaren schließlich auch längerfristige positive Effekte für Körper und Geist erzielt werden.
Funktionen & Aufgaben
Relaxation ist also Teil des menschlichen Motors – egal ob es sich hier um Herzmuskel, Lunge, Verdauungsmuskeln oder Skelettmuskeln handelt.
Die Entspannung eines Muskels muss auf eine vorhergehende Kontraktion folgen. Muskelfasern bestehen aus Filamenten der Proteine Aktin und Myosin. Diese sind untereinander verzahnt und gleiten bei der Kontraktion stärker ineinander. Somit verkürzt sich der Muskel. Dieser Prozess wird durch Energie ermöglicht, welche durch die Spaltung von Phosphaten erzeugt wird. Bedeutend für eine Kontraktion des Muskels ist auch die Calcium–Konzentration rund um die Filamente.
Sobald die Kontraktionsarbeit erreicht ist, folgt die Relaxation des Muskels und der Prozess ist somit vervollständigt. Anschließend kommt es wieder zur Kontraktion. Bewegung ist entstanden. Aufgrund der unterschiedlichen Aufgaben der verschiedenen Muskeln eines Körpers ist die sogenannte Relaxationszeit (Zeitrahmen der Entspannung) auch von Muskelgruppe zu Muskelgruppe unterschiedlich lang. Auch ist diese Zeitspanne nicht immer gleich der Dauer der Kontraktion.
Das vegetative Nervensystem ist eng verbunden mit diesem Prozess. Es regelt unter anderem den inneren Betrieb im Körper und ist verantwortlich für die Anpassungen desselben an die äußeren Umwelteinflüsse. Stoffwechsel, Kreislauf, Atmung, Verdauung, körperliche Ausscheidungen sind nur einige der vielen Abläufe im menschlichen Organismus. Die gesamte Muskelarbeit bei Schlaf und Wachstum wird mitunter durch das vegetative Nervensystem gesteuert.
Im Prozess jeder noch so kleinen Muskelarbeit ist die Relaxation auch notwendig, um die verbrauchten Stoffwechselprodukte zu eliminieren. Sie dient somit auch dem Transport von jeglichem Abfall aus unserem Körper. Frische Energieträger und Sauerstoff können dem Organismus anschließend wieder zugeführt werden. Aus diesem Grund muss das Zusammenspiel von An- und Entspannung unbedingt regelmäßig geschehen.
Krankheiten & Beschwerden
Erkrankungen, Störungen und Beschwerden der Relaxation
Eine Störung der Relaxation kann verheerende Folgen für die Gesundheit haben. Es ist beachtlich, wie viele Beschwerden durch eine eingeschränkte Relaxation der verschiedenen Muskelgruppen auftreten können. Einige davon sind:
- Störungen der Skelettmuskulatur:
- Muskelverspannungen
- Muskelkrämpfe
- Rheumatische Arthritis
- Störungen der glatten Muskulatur:
- Störungen der Herzmuskulatur:
- Erhöhter Blutdruck
- Herzrhythmusstörungen
Skelettmuskulatur
Störungen der Skelettmuskulatur
Bei einer Störung der Relaxation der quer gestreiften Muskulatur (Skelettmuskulatur) handelt es sich meist in erster Linie um eine Muskelverspannung. Diese muss zwar nicht lebensbedrohlich sein, kann aber sehr unangenehm für den Betroffenen sein.
Angespannte Muskeln können zu Muskelschmerzen und in Folge sogar zu Kopfschmerzen führen. Ausgelöst werden kann diese Relaxationsstörung durch Fehlhaltungen, Überbelastung oder auch psychisch durch Unruhe, Angst und Stress. Diese Erscheinung tritt sehr häufig auf und kann in der modernen Gesellschaft schon als Volkskrankheit eingestuft werden.
Rheumatische Beschwerden gehören auch zu den Störungen von Relaxation und Kontraktion von Muskeln. Als Beispiel kann hier rheumatische Arthritis angeführt werden. Diese ist auf eine Stoffwechselstörung des Bindegewebes zurückzuführen.
Glatte Muskulatur
Störungen der glatten Muskulatur:
Weitere fehlerhafte bzw. unzureichende Muskelentspannung im Bereich der glatten Muskulatur – vor allem dem Magen-Darm-Trakt – kann für die Verdauung sehr unangenehm sein. Dies können Beschwerden wie Sodbrennen, Magenschmerzen, Blähungen, Reizdarm und unregelmäßiger bis schmerzender Stuhlgang sein.
Eine nicht funktionierende Verdauung ist mittlerweile leider ein weitverbreitetes Phänomen in unserer Gesellschaft. Symptome werden hier entweder zu spät ernst genommen oder auch oft zu früh medikamentös beseitigt. Dadurch wird das Problem nicht an der Wurzel beseitigt. Hektik und Stress im Alltag und eine unregelmäßige, qualitativ oft minderwertige Nahrungsaufnahme machen hier unserer Verdauung meist das Leben schwer.
Herzmuskulatur
Störungen der Herzmuskulatur
Zu den lebensbedrohlichen Störungen von Relaxation gehören allen voran jene im Bereich des Herzmuskels. Wenn der Herzmuskel nicht normal entspannt, können lebensnotwendige Stoffe wie Sauerstoff, Nährstoffe und diverse Botenstoffe nicht in die verschiedenen Organe und Gewebe des Körpers transportiert werden.
Bei der Relaxation des Herzmuskels wird das Herz mit Blut gefüllt, um dann durch die Kontraktion wieder in den Blutkreislauf weiterbefördert zu werden. Funktioniert die Entspannung des Herzmuskels nicht korrekt, kann sich dieses nicht ausreichend mit Blut füllen und es steht somit weniger Blut für den Kreislauf zur Verfügung. Chronische Blutdruckleiden sind ein Beispiel dafür.
Ausgelöst werden können Muskelverspannungen im gesamten Körper auch durch angeborene Fehlfunktionen des Nervensystems, wie zum Beispiel bei Spastikern oder Menschen mit Tourette-Syndrom.
Zusammenfassend führt eine mangelhafte, unregelmäßige oder unzureichende Relaxation aller Muskelarten zu Verspannungen – in gewisser Weise also zu einer anhaltenden Kontraktion. Dies können erhöhter Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Verdauungsprobleme, Magenkrämpfe, Muskelkrämpfe und –Schmerzen, Muskelzittern und Zuckungen, aber auch Probleme wie Atemnot sein.
Diverse Folgebeschwerden Gehen meist Hand in Hand mit den genannten Problemen. Dazu gehören Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und vor allem eine Beeinträchtigung der Lebensqualität. Eine gewissenhafte und gesunde Lebensweise können hier präventiv sehr viel bewirken.
Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Relaxation.
Störung – Lebensbedrohlich?
Kann eine Störung von Relaxation lebensbedrohlich sein?
Ja, Relaxation kann lebensbedrohlich sein. Vor allem im Bereich des Herzmuskels. Sobald die Relaxation (als Gegenstück zur Kontraktion) des Herzmuskels nicht gleichmäßig funktioniert, kann das Herz nicht mit ausreichend Blut gefüllt werden und es wird dementsprechend weniger Blut in den Blutkreislauf gepumpt. Die Organe und Gewebe des menschlichen Organismus können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.
Dies ist bei Blutdruckproblemen der Fall. Wird diese Störung nicht behandelt, kann dies für den Menschen lebensbedrohlich sein.
Psychische Ursachen?
Kann eine Störung der Relaxation auch psychische Hintergründe haben?
Psychische Hintergründe sind oft Auslöser verschiedenster Relaxationsbeschwerden. Allen voran stehen hier Unruhen, Angst und Stress. Da die Funktionalität der Muskeln eng mit dem Nervensystem verbunden ist und dieses wiederum den inneren Betrieb der Muskelarbeit auf die äußeren Umstände anpasst, spielt das psychische Gleichgewicht eine bedeutende Rolle.
Medikamentöse Behandlung?
Kann eine Störung der Relaxation medikamentös behandelt werden?
Ja, eine Störung der Relaxation kann und sollte in schwerwiegenderen Fällen medikamentös behandelt werden – jedoch immer erst nach einer ausgiebigen ärztlichen Untersuchung.
Handelt es sich zum Beispiel um eine Störung im Herzbereich, sollte dies im chronischen Stadium medikamentös in den Griff gebracht werden. Ein funktionierendes Herz ist lebensnotwendig.
Im Bereich des gastrointestinalen Bereiches ist es ebenso ratsam, einen Arzt zu befragen. Insofern die Beschwerden nicht durch gesundes Essverhalten in den Griff gebracht werden können, sind meist medizinische Schritte notwendig.
Bei schwerwiegenden psychischen Auslösern sollte ebenso ein Arzt zurate gezogen werden. Auch hier kommt man oft nicht an einer medikamentösen Behandlung vorbei.