
Penicillin zählt zu den Betalaktam-Antibiotika
Betalactam-Antibiotika sind die bekannteste Gruppe der Antibiotika. Hierzu zählen bspw. Penicilline wie Ampicillin und Cephalosporine wie Cefuroxim.Sie haben zahlreiche Anwendungsgebiete und werden z. B. zur Behandlung von Harn- oder Atemwegsinfektionen eingesetzt.
Typische Nebenwirkungen von Beta-Lactam-Antibiotika sind beispielsweise Allergien oder Magen–Darm-Beschwerden. Sie gelten jedoch insgesamt als gut verträglich und risikoarm. Die Einnahme von β-Lactam-Antibiotika erfolgt meist oral.
Table of Contents
Was sind Betalaktam-Antibiotika?
Inhaltsverzeichnis
Betalaktam-Antibiotika sind eine Gruppe von Antibiotika. Hierzu zählen alle Antibiotika, welche einen Beta-Lactam-Ring vorweisen. Der wichtigste und bekannteste Vertreter der β-Lactam-Antibiotika ist Penicillin – das weltweit erste Antibiotikum, welches die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten revolutionierte.

Was sind Betalaktam-Antibiotika?
Beta-Lactam-Antibiotika, welche auch als Azetidin-2-one bezeichnet werden, haben ein weites Wirkspektrum und gehören zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimittelgruppen. Etwa 65 % aller verordneten Antibiotika zählen zu den Betalaktamen.
Problematisch ist allerdings die Resistenz-Entwicklung von Betalaktam-Antibiotika. Immer mehr Bakterien werden also immun gegen sie, sodass alternative Medikamente zur Bekämpfung gefunden werden müssen.
Das erste Betalactam-Antibiotikum – Penicillin – wurde zufällig von Alexander Fleming entdeckt und aus dem Schimmelpilz Penicillium chrysogenum isoliert. Heutzutage erfolgt die Herstellung von Betalactam-Antibiotika hauptsächlich halbsynthetisch.
Anwendung (Indikationen)
Anwendungsgebiete von Beta-Lactam-Antibiotika
Die möglichen Anwendungsgebiete von β-Lactam-Antibiotika sind sehr vielfältig und variieren je nach Art des Betalaktams. So haben zum Beispiel Penicilline teils andere Indikationen als Cephalosporine. Beta-Lactam-Antibiotika sind aber insgesamt gegen die meisten Bakterien wirksam.
Unwirksam sind sie jedoch gegen:
- Chlamydien
- Legionellen
- Mykoplasmen
- Betalaktam-resistente Bakterien
Penicilline – Anwendungsgebiete
Penicilline kommen – abhängig von ihrer Untergruppe – beispielsweise bei bestimmten gramnegativen und grampositiven Bakterien zum Einsatz. Anwendungsgebiete von Penicillinen sind zum Beispiel:

Penicilline haben zahlreiche Anwendungsgebiete
- Syphilis (Lues venerea)
- Einige Formen der Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
- Bestimmte Harnwegsinfektionen
- Meningokokken–Meningitis (Hirnhautentzündung)
- Enterokokken–Infektionen (z. B. Prostatitis, Zellulitis, Wundinfektionen)
- Atemwegsinfektionen (z. B. Nasennebenhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündung, Rachenentzündungen)
Cephalosporine – Indikationen
Anwendungsgebiete von Cephalosporinen sind zum Beispiel:
- Atemwegsinfektionen (z. B Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung)
- Gynäkologische Infektionen
- Vorbeugend bei bestimmten Operationen
- Harnwegsinfektionen
- Gonorrhoe (Tripper)
- Nosokomiale Lungenentzündungen
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
Einnahme & Dosierung
Wie werden Beta-Lactam-Antibiotika eingenommen und worauf ist zu achten?
Orale Betalaktam-Antibiotika (z. B. Tabletten oder Kapseln), welche eigenständig von den Patienten eingenommen werden können, werden in der Regel in bestimmten Zeitabständen mit einem Glas Wasser heruntergeschluckt. Üblicherweise muss die Einnahme alle 8, 12 oder 24 Stunden erfolgen.
Beta-Laktam-Antibiotika sollten in den meisten Fällen nicht zusammen mit den Mahlzeiten eingenommen werden, da ihre Absorption dadurch verringert werden kann. Penicillin V sollte beispielsweise 30 Minuten vor oder 2 Stunden nach dem Essen eingenommen werden.
Medikamente & Handelsnamen
Liste der Betalaktam-Antibiotika – Wirkstoffgruppen & Handelsnamen
Betalaktam-Antibiotika werden in folgende 4 Gruppen unterteilt:
- Penicilline
- Cephalosporine
- β-Lactamase-Inhibitoren
- Weitere β-Lactam-Antibiotika
1.) Penicillineβ-Lactamase-instabile bzw. -sensitive Penicilline
- Benzylpenicillin (Penicillin G)
- Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V)
- Propicillin
- Azidocillin

Penicillin
β-Lactamase-stabile bzw. -resistente Penicilline
- Flucloxacillin
- Dicloxacillin
- Cloxacillin
- Oxacillin
- Methicillin
Breitspektrumpenicilline (Breitbandpenicilline)
- Aminopenicilline (Amoxicillin, Ampicillin, Bacampicillin)
- Ureidopenicilline bzw. Acylaminopenicilline (Azlocillin, Mezlocillin, Piperacillin)
- Pivmecillinam
2.) CephalosporineCephalosporine, welche oral (also bspw. als Tablette) verabreicht werden, sind:
- Cefaclor
- Cefadroxil
- Cefalexin
- Cefixim
- Cefuroximaxetil
- Cefetametpivoxil
- Ceftibuten
- Cefpodoximproxetil
Cephalosporine, welche nicht oral verabreicht werden, sind:
- Basiscephalosporine
- Cefuroxim
- Cefamandol
- Cefoxitin
- Cefotiam
- Cefotaxim
- Cefovecin
- Ceftazidim
- Cefepim
- Cefodizim
- Ceftriaxon
3.) β-Lactamase-InhibitorenBeta-Lactamase-Inhibitoren bzw. β-Lactamase-Hemmer sind:
- Clavulansäure mit Amoxicillin
- Sulbactam
- Tazobactam mit Piperacillin
- Avibactam mit Ceftazidim
4.) Weitere Beta-Lactam-AntibiotikaSonstige Betalaktam-Antibiotika sind:
- Carbapeneme (Imipenem mit Cilastatin, Meropenem, Doripenem, Ertapenem)
- Carbacepheme (Loracarbef)
- Monobactame (Aztreonam)
Funktion & Wirkung
Wirkmechanismus – Wie wirken β-Lactam-Antibiotika?
Die Wirkung der von Betalaktam-Antibiotika beruht auf einer Hemmung der sogenannten Peptidoglycansynthese. Sie hemmen also die Synthese bestimmter Peptide, welche essenziell für die Zellwand der Bakterien sind. Dies bewirkt eine Zerstörung der Zellwände und tötet die Bakterien letztendlich ab. Beta-Lactam-Antibiotika wirken also bakterizid (Bakterien abtötend).
Risiken & Nebenwirkungen
Risiken und Nebenwirkungen von Beta-Laktam-Antibiotika
Beta-Lactam-Antibiotika gelten im Vergleich zu anderen Antibiotika-Klassen als sicher und gut verträglich.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen allergische Reaktionen, insbesondere gegen Penicillin, teils auch Kreuzallergien mit Cephalosporinen. Allergien treten schätzungsweise bei ca. 1 bis 10 % der Patienten auf. Schwere allergische Reaktionen wie eine Anaphylaxie sind jedoch äußerst selten.
Weiterhin kommt es bei etwa 5 bis 8 Prozent der Betroffenen zu einem nicht-allergischen Ampicillin-Exanthem (pseudoallergische Hautreaktion auf Ampicillin).
Sehr häufig kommt es außerdem zu Magen–Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit. Antibiotika können nämlich auch die für uns nützlichen Bakterien abtöten und somit unter anderem die Darmflora stören.
Weitere Nebenwirkungen von β-Lactam-Antibiotika sind:

Eine mögliche Nebenwirkung ist Nesselsucht
- Hautausschläge (z. B. Urtikaria bzw. Nesselsucht)
- Pilzinfektionen der Haut
- Fieber
- Angioödem
- Hämostasestörungen (Gerinnungsstörungen)
- Eventuelle Neurotoxizität (Nervenschädigung)
Problematisch ist weiterhin die Entwicklung von Resistenzen. Immer mehr Bakterien werden also immun gegen Betalactam-Antibiotika.
Wechselwirkungen
Interaktionen mit anderen Wirkstoffen (Wechselwirkungen)
Werden Beta-Laktam-Antibiotika zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen, kann es zu Wechselwirkungen kommen:
- Orale Verhütungsmittel (Anti-Baby-Pille)
Die Wirkung der oralen Kontrazeptiva kann verringert werden; Behandelte müssen also möglicherweise zusätzlich verhüten (z. B. Kondom) - Methotrexat (MTX)
Das Risiko für Nebenwirkungen von Methotrexat wird erhöht - Valproinsäure (VPS)
Die Wirkung der Valproinsäure wird verringert - Gerinnungshemmer
Cephalosporine können bei zeitgleicher Anwendung mit Gerinnungshemmern (Antikoagulanzien) das Auftreten von Blutungen fördern.
Je nach Art des Beta-Lactam-Antibiotikums sind weitere Wechselwirkungen möglich.
Kontraindikation (Gegenanzeige)
Wann dürfen Beta-Laktam-Antibiotika nicht eingenommen werden?
Bei β-Lactam-Antibiotika liegen folgende Kontraindikationen (Gegenanzeigen) vor:
- Allergie (hauptsächlich gegen Penicilline, seltener auch eine Cephalosporin-Kreuzallergie)
- Vorausgegangene, schwere Hautreaktionen (z. B. Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse)
- Nierenerkrankungen (Einige Beta-Laktam-Antibiotika wie Cephalosporine können zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion bei Nieren-kranken Personen führen)
FAQ – Häufige Fragen & Antworten
Nachfolgend finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Beta-Lactam-Antibiotika.
Betalaktame & Alkohol?

Beta-Lactam-Antibiotika können zu Wechselwirkungen mit Alkohol führen
Kann ich während einer Behandlung mit β-Lactam-Antibiotika Alkohol trinken?
Es wird davon abgeraten, während einer Betalaktam-Antibiotika-Therapie Alkohol zu trinken. Beta-Lactam-Antibiotika wie Amoxicillin werden nämlich, genau wie Alkohol, von der Leber abgebaut.
Somit ist die Leber möglicherweise nicht in der Lage, die Giftstoffe schnell genug abzubauen, wodurch es u. a. zu Nebenwirkungen wie Schwindel und/oder Krämpfen kommen kann.
Nicht β-Lactam-Antibiotika?
Was sind Nicht-Beta-Lactam-Antibiotika?
Antibiotika, welche nicht zur Gruppe der Beta-Lactam-Antibiotika zählen, sind z. B.:
- Aminoglykosid-Antibiotika (z. B. Amikacin, Neomycin oder Streptomycin)
- Makrolid-Antibiotika (z. B. Erythromycin, Azithromycin oder Clarithromycin)
- Tetracycline (z. B. Doxycyclin, Minocyclin oder Tigecyclin)
- Fluorchinolone (z. B. Enoxacin, Moxifloxacin oder Norfloxacin)
Weitere Informationen finden Sie in unserem Ratgeber über Antibiotika.
Penicillinase-feste?
Was sind penicillinase-feste Betalaktam-Antibiotika?
Als Penicillinase-feste Antibiotika werden β-Lactam-Antibiotika bezeichnet, welche sich nicht durch die sogenannte Penicillinase von Bakterien zerstören lassen.
Einige Bakterien können nämlich das Penicillinase-Enzym produzieren und bestimmte Penicillin-Antibiotika dadurch unschädlich machen. Sie sind also immun gegen diese Antibiotika. Die Wirkung der Penicillinase-festen Antibiotika lässt sich also nicht durch das Enzym der Bakterien verhindern.
Verwandte Ratgeber
Weitere Informationen rund um Antibiotika finden Sie in folgenden Ratgebern: