Die Lunge von innen betrachten
Das Umsetzen einer zielgerichteten Diagnostik zur Erkennung von Krankheiten und einer Therapie zu deren Behandlung erfordert häufig komplizierte Technologien.
Ohne die Technik kommt auch die Medizin nicht aus.
Mit einer Bronchoskopie ist es möglich, die oberen Bronchien ohne Operation zu betrachten.
Das Verfahren wird sowohl für die Diagnose als auch für die Therapie von diversen Lungenerkrankungen eingesetzt.
Wie vorteilhaft das für die Patienten ist, zeigt sich im folgenden Text.
Table of Contents
Was ist eine Bronchoskopie?
Inhaltsverzeichnis
Mit der Bronchoskopie ist ein Verfahren entwickelt worden, das ein Beschauen der Lungen beziehungsweise der Bronchien realisierbar macht.
Moderne medizinisch-technische Geräte unterstützen ein Betrachten der in der Lunge befindlichen Bronchien, ohne dass der Patient allzu stark unter diesem Eingriff leiden muss. Die Grundlage dieser Prozedur ist das Prinzip der Endoskopie, das bereits bei anderen Hohlorganen wie der Galle, dem Magen und dem Darm praktiziert wird.
In der Gegenwart werden zwei voneinander abweichende Bronchoskopiemethoden ausgeübt. Das Bronchoskop ist etwa so dick wie ein Bleistift.
Diese werden bezeichnet als:
→ starre Bronchoskope
→ flexible oder bewegliche Bronchoskope
Der Grundaufbau eines Bronchoskops basiert auf:
- Kamera und/oder Mikrochip mit einer Lichtquelle
- Zugängen für das Saugen und Spülen
- Zusatzkanälen für das Andocken und Manipulieren von kleinen Instrumenten
Flexibles Bronchoskop
Die flexiblen Bronchoskope haben den Vorteil, dass sie ohne Vollnarkose verwendet werden können. Die gut biegsamen Schläuche werden lediglich unter einer Sedierung oder einer Beruhigung eingeführt. Am Ende des Schlauchs ist eine Lichtquelle mit einem Aufnahmegerät angebracht.
Im Inneren des Lungenendoskops verläuft ein Lichtleiter, der das Lämpchen an der Spitze mit ausreichend Licht versorgt. Bei hochmodernen Bronchoskopen kann der Betrachter über einen Chip verfügen, mit dem Bilder aufgenommen werden können.
Neben dem Beleuchtungselement lassen ebenfalls die unterschiedlichsten Miniinstrumente befestigen. Das können Zangen für das Abnehmen von Gewebe oder Absaugdüsen für mikrobiologische oder histologische Proben sein.
Starres Bronchoskop
Starre Bronchoskopie
verursachen beim Einführen starke Beschwerden aus, sodass diese nur selten und dann nur in Vollnarkose verwendet werden. Der Patient benötigt darüber hinaus eine Beatmung, die über das Edelstahlrohr gewährleistet wird. An diesem Rohr kann der Arzt gleichfalls diverse optische Vorrichtungen und spezielle Hilfswerkzeuge fixieren.
Die Bronchoskope sind demnach sehr universelle und vielfältig nutzbare Geräte. Neben den Einwegbronchoskopen, die nur für die einmalige Verwendung zugelassen sind, bewähren sich die hochwertigen Mehrfach nutzbaren Endoskope. Diese werden zwischendurch immer wieder sterilisiert und keimfrei gemacht, damit die Infektionsgefährdung durch übertragbare Keime gering bleibt.
Eine sogenannte Kreuzkontamination kann weitgehend ausgeschlossen werden. Eine Kreuzkontamination ist eine unbeabsichtigte Übertragung von Krankheitserregern auf Geräte oder Instrumente.
Ursprung & Entwicklung
Die Entwicklung und die Verbreitung der Lungenspiegelung ist dem deutschen Arzt Gustav Kilian zu verdanken, der sich im Jahr 1897 eingehend mit dieser Thematik beschäftigte.
Vorreiter und Ideengeber für Kilian war der Mediziner Adolf Kußmaul, der erstmals den Ösophagus beziehungsweise die Speiseröhre eines Menschen intubierte. Gustav Kilian gelang es, ein Knochenstück aus dem rechten Hauptbronchus mittels eines sogenannten Ösophagoskops (Vorrichtung zur Spiegelung der Speiseröhre) zu beseitigen.
Bereits ein Jahr darauf führte er diese Vorgehensweise auf einer laryngologischen Fachtagung vor. 1966 fertigte ein Japaner das erste bewegliche Bronchoskop an. Laryngologisch stammt von dem Wort „Larynx“ für Kehlkopf.
Funktion, Wirkung & Ziele
Bei einem Bronchoskop handelt es sich um ein optisches Hilfsmittel.
Darüber hinaus begünstigt diese relativ einfache Technik eine Verlaufskontrolle beispielsweise während einer laufenden Behandlung. Das Bronchoskop ermöglicht dem Arzt, eine unmittelbare Echtzeitbetrachtung der Atemwege.Des Weiteren ist das Bronchoskop ideal für unterschiedliche therapeutische Eingriffe.
Behandlung von Krankheiten
Eine Bronchoskopie oder Lungenendoskopie ist dann indiziert oder begründet, wenn sich der Verdacht auf folgende Erkrankungen der Lunge ergeben hat:
- Pneumonie oder Lungenentzündung
- Bluthusten oder Hämoptysen
- Tuberkulose
- nicht eindeutige Veränderungen der Lunge auf der Röntgenaufnahme
- Tumore
- Lungenabszess mit eitrigen Absonderungen
- (Histologie ist die Lehre von den Geweben)
- Asthma bronchiale oder Bronchialasthma
- Anomalien in den oberen und unteren Atemwege
- Fremdkörpern
Wichtig sind Bronchoskope für aufwändige Eingriffe wie:
- Abnahme von Abstrichen des Lungengewebes
- Entfernen von Fremdkörpern und Blutschwämmchen aus der Luftröhre oder Trachea
- Spülung der Lungen (Lungenlavage)
- Absaugen von Schleim
- Gewinnung von Gewebeproben zur histologischen Begutachtung = Biopsie
- Stillung von Lungenblutungen
- Aufdehnung der Bronchien
- Einlegen von Radio-Nukliden beziehungsweise strahlenden Mikrosegmenten im Rahmen einer örtlichen oder lokalen Strahlenbehandlung bei Lungenkrebs
- Einsetzen von Stents (eine Art Röhrchen, mit denen verengte Luftwege erweitert werden können)
Mit der Bronchoskopie wird nicht die komplette Lunge, sondern nur der Bereich der oberen Atemwege bis zu den Bronchien gespiegelt.
Durchführung & Wirkung
Durchführung und Wirkungsweise der Bronchoskopie
Für die Ausführung der Untersuchung ist es wichtig, dass der Patient morgens nüchtern ist.
Ein leicht betäubend wirkendes Spray wird in den Rachenraum appliziert oder verabreicht, sodass der unwillkürliche Würgereiz nicht zustande kommen kann. Um die unangenehmen Nebenwirkungen beim Einführen des Bronchoskops zu vermindern, werden die zu Untersuchenden mit einem intravenös beziehungsweise in die Vene gespritzten (injizierten), kurz wirkenden Narkotikum versorgt.
Dieses Medikament kann zusätzlich mit einem Beruhigungsmittel kombiniert werden. Die Atemwege sind danach unempfindlich gegen die Schmerzen und der Patient ist entspannt. Über den Mund oder den Nasen-Rachenraum wird das Bronchoskop behutsam bis in die Luftröhre eingebracht. Durch die bildgebende Technik kann der Arzt jetzt direkt die Schleimhaut in den Luftwegen sehen.
Da die Bronchien ähnlich wie ein Baum aufgebaut sind, dringt der Untersucher bis zur etwa vierten Verästelung vor.
Ab dieser Position sind die Bronchien dann zu fein für das Instrument. In Einzelfällen, beispielsweise wenn der Patient nicht ansprechbar ist, kann die Spiegelung der Bronchien über einen chirurgisch beigebrachten Schnitt in die Luftröhre beziehungsweise über ein Tracheostoma umgesetzt werden.
Wenn es aus diagnostischen Gründen unumgänglich ist, Untersuchungsmaterial zu gewinnen, dann werden die oberen Atemwege zunächst mit etwa 100 Milliliter steriler physiologischer Kochsalzlösung, Ringer-Infusionslösung oder eine anderen verträglichen Flüssigkeit ausgespült.
Zellen und bakterielle Keime lösen sich vom Schleim der Atemwege. Diese Substanzen werden aufgesaugt und ins Labor weitergegeben.
Die broncheoalvoläre Lavage
Das Verfahren beinhaltet den Vorgang des Spülens und des anschließenden Absaugens. Mit dieser Methode gelingt es dem Arzt, Probenmaterial aus dem Atemwegen, insbesondere aus den Bronchien zu entnehmen. „Lavage“ steht dabei für „waschen oder ausspülen“. Die Bronchialvallavage oder Luftröhrenspülung wird je nach Indikationsstellung mit einem Bürstenabstrich vereint. So können nicht nur Gewebeteile und Bakterien oder Pilze, sondern sogar Zellen zur Verfügung gestellt werden.
Hilft gegen
- Fremdkörper in den oberen Atemwegen
- Blutungen in der Lunge und in der Luftröhre
- fest sitzendes schleimiges Sekret
Im Rahmen einer Therapie werden die Bronchoskopie gegen vielfältige Beschwerden angewendet. Aber auch zu diagnostischen Zwecken sind die Lungenendoskopie hervorragend geeignet. Sie ermöglichen binnen einer Viertelstunde eine umfassende Untersuchung und Begutachtung.
Die Bronchoskopie macht Vernarbungen und auffällige Gewebewucherungen deutlich sichtbar. Darüber hinaus setzen die Fachleute die Bronchoskope oftmals ein, um eine Lymphknotenbiopsie mit einer Entnahme von Gewebe aus den Lymphknoten zu praktizieren.
Diagnostisches Verfahren
Die diagnostische Bronchoskopie begünstigt eine Begutachtung aller Bestandteile der oberen Atemwege ausgehend von den Stimmbändern und dem Kehlkopf bis zu den groben Verzweigungen der Bronchien. Damit unterstützt die Bronchoskopie unter anderem die Differenzialdiagnostik. Deren Hauptaufgabe liegt darin, einzelne Krankheitszeichen voneinander abzugrenzen. Dieser Aspekt ist wichtig, damit eine eindeutige, gesicherte Krankheitsfeststellung denkbar ist.
Mit der Bronchoskopie kann die Diagnostik zahlreicher Lungenerkrankungen umgesetzt werden:
- Bronchiektasien (Aussackungen oder Ausstülpungen der Bronchien)
- Bronchitis (Entzündung der Schleimhaut in den Bronchien)
- Bronchopulmonale Dysplasie (chronischen Bronchialerkrankung bei Frühchen und Neugeborenen)
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder copd
- Bronchialkarzinom oder Bronchialkrebs
- Lungenemphysem (Erweiterung und Zerstörung der Alveolen oder Lungenbläschen)
- periphere Lungenherde
- Darstellung außerhalb der Bronchien gelegener von Lymphknoten
- Asthma bronchiale
In der bronchoskopischen Diagnostik hat sich insbesondere ein Verfahren etabliert, das Spezialisten als die Autofluoreszenz-Bronchoskopie kennen. Das Licht der Lichtquelle, das auf die Bronchien trifft, entspricht nur einer bestimmten Wellenlänge. Winzige Krebsgeschwülste an den Bronchien lassen sich so direkt erkennen. Beim Narrow-Band-Imaging werden auffällige Veränderungen durch gefilterte Lichtstrahlen ebenfalls deutlich herausgestellt.
Zu welchem Arzt?
Zuständig für Bronchoskopien sind
- Pneumologen beziehungsweise Fachärzte für Lungenheilkunde mit einer zusätzlichen Ausbildung in diesem Spezialbereich
- Herzchirurgen
- Thorax– oder Lungenchirurgen
- andere Operateure
Die Bronchoskopie ist ein Eingriff, der nicht nur Geschick und Wissen, sondern auch eine ganze Menge an Erfahrung und Einfühlungsvermögen voraussetzt. Diese Fähigkeiten sind vor allen Dingen bei schwerstkranke Patienten und bei Kindern obligatorisch, weil eine Bronchoskopie im Allgemeinen doch Angst und Unbehagen bereitet.
Risiken & Nebenwirkungen
- Nasenbluten
- Halsschmerzen
- Heiserkeit
- Kehlkopfkrampf oder Laryngospasmus
- Komplikationen mit dem Herz-Kreislaufsystem
- kurzzeitiges Fieber
- Hustenreiz mit Husten
- Verletzungen des Kehlkopfes
- Abhusten von Blut nach Gewebeproben
- mechanische Verletzungen im Mund– oder Nasen-Rachenraum
- Luftansammlungen im Brustkorb oder Pneumothorax
- Schluckbeschwerden und Schwellungen
- allergische Reaktionen gegen Narkose– und Desinfektionsmittel
Einzelne Neben- oder Nachwirkungen vergehen nach etwa einem bis drei Tagen. Bleiben die Komplikationen länger bestehen, sollte der Arzt darüber informiert werden, um eine Verschlechterung des Zustands zu vermeiden.
Um die Risiken gering zu halten, werden vor der Bronchoskopie in einer vorbereitenden Untersuchung Aufnahmen der Lunge und des Brustkorbs durch das Röntgen gemacht. Ergänzend kommen eine Laboruntersuchung des Blutes in Hinsicht auf dessen Gerinnung und eine Funktionsprüfung der Lunge in Betracht.
Gegenanzeigen & Gefahren
- Schwäche des Herzens
- akuter Herzinfarkt
- Störungen der Blutgerinnung
- starke Funktionseinschränkung der Lunge
- starkes Würgen während des Untersuchungsvorganges
- Fieberschub
- pulmonale und kardiovaskuläre Herzkrankheit
- Vergrößerung der Schilddrüse beziehungsweise Struma diffusa
Ausgehend vom Allgemeinzustand des Patienten, von der Prognose und nach Abwägung von Einsatz und Nutzen entscheiden die Spezialisten darüber, ob und wann eine Bronchoskopie sinnvoll ist.