Herzkatheter sind Schläuche oder Röhrchen, aus verschiedenen Materialien, die dabei helfen, Untersuchungen an den Herzkranzgefäßen oder am Herzen durchzuführen.
So können Temperatur, Sauerstoffsättigung und Drücke gemessen werden. Oft kommt ein eingespritztes Kontrastmittel zum Einsatz. So können Veränderungen am Herzmuskel, an den Herzklappen oder den Herzkranzgefäßen sichtbar gemacht werden.
Das Setzen eines Herzkatheters gehört zu den Routine-Eingriffen und hat einen hohen medizinischen Nutzen. Es gibt verschiedene Arten der Katheter und auch die Einsatzbereiche variieren. Nachfolgend finden Sie alle wissenswerten Informationen rund um dieses medizinische Gerät wie etwa seinen Nutzen & Funktionen oder aber den Arten und Modellen.
Table of Contents
Was ist ein Herzkatheter?
Inhaltsverzeichnis
Ein Herzkatheter ist ein Hilfsmittel in der Medizin, um Untersuchungen am Herzen vornehmen zu können. Es gibt verschiedene Stellen, an denen ein Herzkatheter gelegt werden kann, meist aber am Handgelenk oder der Leiste. Es wird zwischen Links- und Rechtskatheter unterschieden, wobei der Linkskatheter häufiger ist.
Der Herzkatheter selbst ist ein dünner Kunststoffschlauch, welcher sehr biegsam ist. Die Einstichstelle wird betäubt und der Herzkatheter dann eingeführt. Entweder wird dann ein Kontrastmittel gespritzt, oder der Druck mithilfe des Katheters bestimmt.
Durch das Kontrastmittel können die Herzstrukturen und die Herzkranzgefäße besser erkannt und untersucht werden. Dafür werden Röntgenaufnahmen gemacht. Nach der Untersuchung wird der Katheter wieder entfernt.
Für eine Herzkatheter Untersuchung werden mehrere Dinge benötigt:
→ Herzkatheter
→ Führungsdraht
→ Schleuse
→ Betäubungsmittel
→ Kontrastmittel
Geschichte des Herzkatheters
Der Herzkatheter hat bereits eine längere medizinische Geschichte. Bereits von 1861-1863 wurden die ersten Herzkatheter bei Pferden verwendet, um bei einem schlagenden Herzen den Druckverlauf aufzeichnen zu können. Beim Menschen wurde der Katheter das erste Mal 1929 angewandt. Werner Forßmann testete dabei den Katheter an sich selbst aus und erhielt dafür 1956 den Nobelpreis in der Kategorie Medizin.
Kontrastmittel
In der Regel wird ein jodhaltiges Kontrastmittel verwendet. Sind Allergien gegen dieses Mittel bekannt, bekommt der Patient vor der Katheterisierung Medikamente, die die Allergie unterdrücken.
Vor einer Katheter Untersuchung ist außerdem wichtig abzuklären, ob eine Nierenerkrankung vorliegt. Denn die verendeten Kontrastmittel haben schädigende Wirkungen auf die Niere, was bei Vorerkrankungen an der Niere gefährlich sein kann.
Die Verwendung von zwei Röntgenröhren macht bereits geringe Mengen des Kontrastmittels sichtbar, wodurch weniger Kontrastmittel benötigt wird. Liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor, sollte dies vor einer Katheterisierung ebenfalls angegeben werden. Denn das zusätzliche Jod kann eine Thyreotoxikose verursachen. Durch entsprechende Medikamente kann dieser Effekt vermieden werden.
Mögliche Risiken
Die Setzung eines Herzkatheters und die anschließende Untersuchung gehört mittlerweile zu den Standarduntersuchungen. Trotzdem treten immer wieder Komplikationen auf. Von den Komplikationen sind oftmals Notfallpatienten betroffen.
Folgende Komplikationen können vorkommen:
- Herzrhythmusstörungen
- Herzinfarkt
- akutes Nierenversagen
- Komplikationen an der Punktionsstelle
- Kontrastmittelunverträglichkeit
- schlechtere Durchblutung im Gehirn
Bei einer normalen Katheterisierung kann davor abgeklärt werden, ob Vorerkrankungen vorliegen, die ein akutes Nierenversagen, Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen sowie Kontrastmittelunverträglichkeit verursachen können. Bei Notfallpatienten bleibt dafür meist keine Zeit.
Unter Komplikationen an der Punktionsstelle versteht man eine Entzündung oder eine nicht stoppende Blutung. Die tödliche Rate liegt bei der Herzkatheterisierung bei 0,01 Prozent. Bei 10.000 durchgeführten Herzkatheterisierungen verläuft also eine Herzkatheterisierung tödlich. Bei Punktionen am Handgelenk treten dabei weniger Komplikationen auf.
Folgende Vorerkrankungen können zu Schwierigkeiten während einer Katheterisierung führen:
- Nierenfunktionsstörung
- unkontrollierte Gerinnungsstörung
- akute Magen–Darm-Blutung
- Schilddrüsenüberfunktion
- Fieber
- Infektion
- unkontrollierter Bluthochdruck
- Kontrastmittelallergie
Eine Schwangerschaft kann ebenfalls problematisch sein. Um Komplikationen für das ungeborene Kind zu vermeiden, sollte eine Herzkatheterisierung nur im Notfall durchgeführt werden.
Herzrhythmusstörungen treten gelegentlich ebenfalls auf. Hauptsächlich davon betroffen sind Rechtsherzkatheter. Diese verschwinden aber nach kurzer Zeit von selbst wieder und sind daher völlig ungefährlich und nicht mit Komplikationen verbunden.
Formen, Arten & Typen
Generell unterscheidet man zwei verschiedene Arten beim Herzkatheter:
- Linksherzkatheter
- Rechtsherzkatheter
Linksherzkatheter
Der Name bezieht sich dabei auf die Herzhälfte, die untersucht wird. Der Linkskatheter wird auch als arterieller Katheter bezeichnet. Er wird vor allem für die Koronarangiographie und die Laevokardiographie/Ventrikulographie verwendet. Wenn ein Herzkatheter gelegt wird, ist meist eine Koronarangiographie der Grund. Dabei werden die Koronararterien untersucht. Diese befinden sich um den Herzmuskel herum in einer kranzartigen Anordnung.
Damit kann untersucht werden, ob ein Herzinfarkt vorliegt. Eingeführt wird der Linksherzkatheter an der Leiste oder dem Handgelenk. Im Fokus stehen die Koronararterien, die von der Aorta an der linken Herzseite abzweigen. Bei der Laevokardiographie/Ventrikulographie werden die Herzklappen der linken Herzkammer untersucht.
Rechtsherzkatheter
Der Rechtsherzkatheter wird auch als venöser Katheter bezeichnet. Damit wird die rechte Hälfte des Herzens, die rechte Kammer und der rechte Vorhof untersucht. Der Rechtsherzkatheter wird vor allem auch verwendet, um verschiedene Drücke messen zu können. Eingeführt wird der Rechtskatheter in eine Vene.
Er kann auch zur Überwachung bei Belastungsuntersuchungen verwendet werden. Die gemessenen Werte geben dann Aufschluss darüber, wie fit der Patient ist und ob irgendwelche Erkrankungen vorliegen können.
Aufbau, Funktion & Wirkung
Der Herzkatheter selbst besteht nur aus einem biegsamen Kunststoffröhrchen. Meist wird der Eingriff sehr routiniert durchgeführt.
Vorbereitungen
Vor der Katheterlegung
Ein normaler Hausarzt führt in der Regel keine Herzkatheterisierung durch. Diese wird nur in einer Klinik von einem Kardiologen durchgeführt. Zuerst erfolgt die Aufklärung durch den Arzt. Dazu gehört auch, dass über mögliche Komplikationen und Risiken gesprochen wird.
Vorerkrankungen werden besprochen, um das Risiko von Komplikationen während der Untersuchung zu minimieren. Bevor der Eingriff durchgeführt wird, werden die Blutwerte im Labor überprüft und ein EKG wird ebenfalls durchgeführt. Nur wenn alle Werte in Ordnung sind, wird ein Herzkatheter gelegt.
Blutgerinnungshemmende Medikamente sollten vor dem Eingriff nicht eingenommen werden. Um die Messwerte nicht zu verfälschen ist es wichtig, dass der Patient mindestens drei Stunden lang vor dem Eingriff nichts gegessen und getrunken hat.
Herzkatheteruntersuchung
Vor dem eigentlichen Eingriff wird zuerst am Arm ein intravenöser Zugang vorbereitet. Dieser ermöglicht bei Komplikationen eine schnelle Medikamentengabe. Denn bei Allergien, Schlaganfall oder Nierenversagen zählt jede Sekunde. Der Patient legt sich direkt auf den Untersuchungstisch.
Anschließend wird die Punktionsstelle örtlich betäubt und desinfiziert. Für den Eingriff ist keine Vollnarkose nötig. Mittels der Seldinger-Technik wird die betäubte Stelle punktiert. Bei der Seldinger-Technik wird mithilfe der Punktionskanüle das Blutgefäß ausfindig gemacht und der Führungsdraht mithilfe einer Durchleuchtung eingeführt, um ein Verletzen der Blutgefäße zu verhindern.
Es wird eine Schleuse gelegt, die gleichzeitig auch die Einstichstelle abdichtet. Die richtige Position des Drahts wird zusammen mit den Röntgenstrahlen ermittelt. Erst wenn der Draht an der richtigen Stelle positioniert ist, wird der Herzkatheter an der gewünschten Stelle platziert. Ist der Katheter an der richtigen Stelle, kann der Führungsdraht wieder herausgezogen werden. Mit den Röntgenstrahlen kann die Lage des Katheters immer wieder kontrolliert werden.
Funktion Linkskatheter
Der Linkskatheter wird vor allem dafür verwendet, um zu überprüfen, ob Verkalkungen in den Koronararterien vorliegen. Durch Verengungen in den Koronararterien kommt es zu einer Sauerstoffunterversorgung. Dies wird als Koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Klassische Anzeichen dafür sind Brustschmerzen. Die Brustschmerzen können bis in die Arme, Schultern, Kiefer oder Bauch weitergeleitet werden.
Vor einem Herzinfarkt treten deshalb oft Schmerzen einseitig an einem Arm auf. Tritt ein vollständiger Verschluss der Koronararterien auf, spricht man von einem Herzinfarkt. Um die Engstellen sichtbar zu machen, wird ein Kontrastmittel gespritzt. Sind Engstellen vorhanden, staut sich das Blut an diesen Stellen und das Kontrastmittel tritt konzentrierter auf, was durch Röntgenstrahlen gut zu erkennen ist.
Funktion Rechtskatheter
Beim Rechtskatheter wird vor allem die Pumpleistung des Herzens kontrolliert. Es lässt sich der Druck in der rechten Kammer und im rechten Vorhof messen, sowie der zentrale Venendruck und Pulmontalarteriendruck. Auch das Herzzeitvolumen ist messbar. Gleichzeitig lässt sich der Sauerstoffgehalt an verschiedenen Stellen im Blut kontrollieren. Durch den Rechtskatheter kann auch ein Lungenhochdruck festgestellt werden.
Sind angeborene Herzfehler, wie Unregelmäßigkeiten in der Herzscheidewand vorhanden, werden diese ebenfalls mit dem Rechtskatheter diagnostiziert. Für die Rechtskatheteruntersuchung wird kein Kontrastmittel benötigt. Insgesamt wird ein Rechtskatheter seltener angewandt als ein Linkskatheter.
Medizinischer Nutzen
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen eines Herzkatheters
Der medizinische und gesundheitliche Nutzen des Herzkatheters ist sehr vielseitig:
- Vorsorgeuntersuchung
- Diagnose
- Behandlung
Vorsorgeuntersuchung
Bei Risikopatienten ist es sehr einfach mittels eines Herzkatheters Unregelmäßigkeiten festzustellen. So können zum Beispiel Verkalkungen in den Koronararterien rechtzeitig erkannt und behandelt werden, bevor ein Herzinfarkt auftritt. Liegen verengte Koronararterien vor, können diese mittels einer Ballondilatation wieder geweitet werden. Es kommt ein Ballonkatheter zum Einsatz.
Der Ballonkatheter bläht sich im Blutgefäß auf und sorgt so, dass es keine Verengung mehr gibt und der ungehinderte Blutfluss wiederhergestellt ist. Führt der Ballonkatheter nicht zum gewünschten Ergebnis, wird ein Stent eingeführt. Dabei handelt es sich um ein metallenes Röhrchen. Wenn der Ballonkatheter wieder entfernt wird, bleibt der Stent im Blutgefäß und sorgt dafür, dass das Blutgefäß geweitet bleibt.
Weitere Messdaten, die mit dem Herzkatheter gemessen werden können, wie Temperatur, Sauerstoffgehalt oder Druck helfen bei Risikopatienten festzustellen, ob irgendwelche ungünstigen Veränderungen vorhanden sind.
Diagnose
Mit dem Herzkatheter ist eine schnelle und sichere Diagnose möglich. Werden Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt, erkrankten Herzklappen, Lungenhochdruck oder Verdacht auf einen angeborenen Herzfehler ins Krankenhaus eingeliefert, kann mit einem Herzkatheter schnell abgeklärt werden, ob die Krankheit wirklich vorliegt oder nicht.
Ohne den Herzkatheter wäre im Zweifel immer eine Operation nötig. Mit dem Herzkatheter kann der Arzt eine sichere und genaue Diagnose stellen und eine Fehldiagnose wird damit vermieden.
Behandlung
Besonders praktisch ist die Behandlung bei angeborenen Herzfehlern. Verläuft die Entwicklung des Embryos im Mutterleib nicht perfekt, kann es zu Fehlbildungen am Herzen führen. Dazu gehören Klappenstenosen, Ventrikelseptumdefekte und Vorkammerscheidewanddefekte.
Diese Herzfehler bestehen dann von Geburt an und werden oftmals gar nicht gemerkt. Bei einer Herzkatheter- Untersuchungen können diese angeborenen Krankheiten erstens leicht sichtbar und zweitens ohne Operation behoben werden. Klappenstenosen und Ventrikelseptumdefekte werden entfernt, solange der Herzkatheter eingeführt ist.
Durch den Herzkatheter können auch künstliche Herzklappen an die richtige Stelle platziert werden. Zusätzlich werden noch Erregungsstörungen mithilfe des Herzkatheters behoben. In allen Fällen passiert der Eingriff also ohne Vollnarkose. Da eine Operation und Vollnarkose immer ein größeres Risiko darstellt, als ein Herzkatheter Eingriff, ist dies eine gute Möglichkeit, um unnötige Operationen zu vermeiden.
Fragen & Antworten
Dauer der Untersuchung
Wie lange dauert eine Herzkatheter Untersuchung?
Ohne Voruntersuchung und Beratungsgespräch dauert eine normale Herzkatheter Untersuchung rund eine halbe Stunde. Werden jedoch Stents implantiert oder ein Ballonkatheter kann der Eingriff schnell mehrere Stunden dauern. Der behandelnde Arzt kann dabei am besten darüber Auskunft geben, wie lange der geplante Eingriff dauern wird.
Oft werden die Eingriffe mehrmals pro Woche durchgeführt, sodass der Arzt aus eigener Erfahrung sehr gut abschätzen kann, wie viel Zeit für den Eingriff eingeplant werden muss.
Verhalten danach
Wie muss man sich nach einer Herzkatheter Untersuchung verhalten?
Nach der Untersuchung muss der Katheter erst einmal entfernt werden. Damit die Einstichstelle nicht nachblutet, ist ein Druckverband erforderlich, der mehrere Stunden auf der Wunde bleiben sollte. Hat der Patient vor der Behandlung ein Beruhigungsmittel bekommen, sollte er nach der Behandlung nicht selbst Auto fahren.
Ist die Einstichstelle am Arm, kann auch ohne Beruhigungsmittel die Beweglichkeit am Arm eingeschränkt sein und daher das Autofahren nicht empfehlenswert. Eine Bettruhe von mindestens sechs Stunden ist nach der Behandlung nötig. In den Tagen nach der Untersuchung sollten Überanstrengungen vermieden werden.
Auch ist das Tragen von schweren Gegenständen nach der Untersuchung nicht gesundheitsfördernd. Wurde während der Katheter Untersuchung ein Stent gesetzt, muss der Patient nach der Behandlung noch mehrere Tage im Krankenhaus bleiben. So können die Ärzte überwachen, ob es durch den Stent zu irgendwelchen Problemen kommt.
Arten der Katheter
Welche Arten von Katheter gibt es alles?
Es gibt nicht nur den Herzkatheter. Generell versteht man unter dem Begriff „Katheter“ Schläuche oder Röhrchen, die zum Spülen, füllen, leeren oder sondieren im Körper eingesetzt werden. Neben dem Herzkatheter werden auch oft Katheter für die Harnblase, den Darm, den Magen oder das Ohr eingesetzt. Kommt ein Katheter zum Einsatz, unterscheidet man dabei therapeutische und diagnostische Gründe. Je nach Anwendungsort variiert das Material und der Durchmesser des Katheters.
Unser Fazit zum Herzkatheter
Mit einem Herzkatheter können viele wichtige Untersuchungen am Herz durchgeführt werden. Es kann zwar zu Komplikationen während des Eingriffs kommen, aber durch ein umfangreiches Aufklärungsgespräch beim Arzt sind die Risiken bei diesem Eingriff sehr gering. Es wird noch nicht einmal eine Vollnarkose benötigt. Insgesamt überwiegen eindeutig die Vorteile des Herzkatheters. Ein Herzkatheter kann im Notfall sogar Menschenleben retten.