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Wie alle Benzodiazepine birgt Lorazepam ein großes Suchtpotenzial und ist deswegen nur über kurze Zeit und mit Vorsicht anzuwenden. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über Lorazepam.
Was ist Lorazepam?
Inhaltsverzeichnis
Lorazepam ist ein Benzodiazepin und wirkt angstlösend, beruhigend, entspannend, krampflösend, muskelentspannend und erleichtert das Einschlafen.
Als Benzodiazepin gehört es zu einer Gruppe von Beruhigsmitteln, die aufgrund ihrer chemischen Struktur als solche bezeichnet werden.
Benzodiazepine sind seit den frühen 1960er-Jahren auf dem Markt. Noch 2007 gehörte Lorazepam zu den meistverordneten Psychopharmaka.
Benzodiazepine sind allerdings zunehmend in Verruf geraten und wurden inzwischen von den neueren Antidepressiva und Neuroleptika verdrängt, die bei psychischen Beschwerden vorwiegend verschrieben werden.
Als Benzodiazepin ist die Abgabe von Lorazepam aufgrund des Suchtpotenzials dieser Medikamentengruppe als Betäubungsmittel gelistet.
Dies bedeutet, dass es strenge gesetzliche Regelungen gibt. Deswegen darf die Einzeldosis einer Verschreibung nicht mehr als 2,5 mg Lorazepam betragen, andernfalls ist ein spezielles Betäubungsmittelrezept erforderlich. Ohne Rezept ist Lorazepam nicht erhältlich.
Insbesondere im psychiatrischen Bereich wird Lorazepam noch häufig eingesetzt, weil es sich als Akutmedikament bewährt hat. Das Medikament weist ein breites Wirkungsspektrum auf und kann deswegen auf vielfältige Weise genutzt werden, um psychische Krisen abzufangen.
Zudem verfügt man bei Präparaten wie Benzodiazepinen über viele Jahrzehnte Erfahrung und kann deswegen Wirkung und Nebenwirkungen gut abschätzen.
Welchen Zwecken dient Lorazepam?
- Lösung von Angstzuständen, Unruhe oder anderen psychischen Spannungen
- Beförderung des Schlafs
- Linderung nervöser Zustände
- Einsatz bei Epilepsie zur Krampflösung
- Präoperativer Einsatz zur Beruhigung des Patienten
Allgemeines
Allgemeines | |
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Name | Lorazepam |
Andere Namen | |
Summenformel | C15H10Cl2N2O2 |
Wirkstoffklasse |
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Wirkungsweise
So wirkt Lorazepam
Für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen des Gehirns sind sogenannte Neurotransmitter zuständig, Botenstoffe. Hierbei existieren Botenstoffe, die eine Erregung in den Zellen bewirken und Botenstoffe, die eine hemmende Wirkung haben.
Ein wesentlicher Botenstoff mit hemmender Wirkung ist GABA, was für Gamma-Aminobuttersäure steht. Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich bei GABA um körpereigene Beruhigungsmittel.
Benzodiazepine binden an die GABA-Rezeptoren im Gehirn an. Medikamente wie Lorazepam haben die Eigenschaft, die Wirkung von GABA zu verstärken, wodurch sich ihre entspannende, beruhigende Wirkung erklärt.
Sie sind deswegen geeignet, um über kurze Zeit seelische Spannungszustände abzufangen. Aus diesem Grunde gehören sie in der Akutpsychiatrie nach wie vor zu den unverzichtbaren Medikamenten.
Lorazepam wird bei der Aufnahme über die Mundschleimhaut (als Schmelztablette, Expidet) oder die Magenschleimhaut absorbiert, gelangt in den Blutkreislauf, passiert die Blut-Hirn-Schranke und entfaltet seine Wirkung im Zentralen Nervensystem.
Die Wirkung entfaltet sich nach der Einnahme sehr schnell, wodurch sich die Beliebtheit dieses Medikaments erklärt, denn psychische Krisen können auf diese Art schnell behandelt werden.
Bei intravenöser Gabe von Lorazepam tritt die Wirkung nach ein, zwei Minuten ein, weil das Medikament unmittelbar in den Blutkreislauf gelangt.
Aufnahme, Abbau und Ausscheidung
Benzodiazepine unterscheiden sich durch ihre Halbwertszeit voneinander und durch die Schnelligkeit, mit der die Wirkung einsetzt. Die Halbwertszeit bezeichnet den Zeitraum nach dem noch die Hälfte des Wirkstoffs im Körper vorhanden ist.
Lorazepam hat eine Halbwertszeit von ca. 12 bis 16 Stunden und gehört somit zu den mittellang wirkenden Benzodiazepinen. Im Körper zerfällt Lorazepam in den Hauptmetaboliten Lorazepam-Glukuronid, der pharmakologisch nicht aktiv ist.
Die Ausscheidung erfolgt überwiegend über den Harn als Lorazepam-Glukuronid. Bei älteren Personen und bei Personen mit Niereninsuffizienz oder schweren Leberschäden (Zirrhose, Hepatitis) kann die Halbwertszeit allerdings auch deutlich verlängert sein.
Anwendungsgebiete
Wann wird Lorazepam eingesetzt?
Lorazepam kommt zum Einsatz bei akuten oder chronischen psychischen Angst– Erregungs- und Spannungszuständen. Ein Anwendungsgebiet sind deswegen zum Beispiel Panikatttacken oder Phobien wie die Agoraphobie (Angst vor Plätzen mit Menschenansammlungen).
Angstzustände und Nervosität können jedoch auch als Begleiterscheinungen von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen auftreten.
Sowohl Angsterkrankungen als auch Depressionen und Psychosen können wiederum mit erheblichen Ein- und Durchschlafstörungen einhergehen, wobei die schlafanstoßende Wirkung von Lorazepam hierbei eine (kurzzeitige) Hilfe sein kann.
Bei schweren psychischen Krisen dienen Medikamente wie Lorazepam vor allem in der Akutpsychiatrie als Erste-Hilfe-Medikamente.
Des Weiteren wird Lorazepam angewendet, wenn operative oder diagnostische Eingriffe anstehen wie zum Beispiel Magenspiegelungen. Das Medikament soll der Beruhigung des Patienten dienen, damit der Eingriff durchgeführt werden kann.
Durch seine muskelentspannenden und krampflösenden Eigenschaften wird Lorazepam aber auch eingesetzt, um lebensgefährliche Krampfanfälle bei Epilepsien zu beenden.
Krampfanfälle sind auch möglich bei Entzugssymptomatik wie etwa dem Alkoholentzug. Benzodiazepine sind auch hier hilfreich, um präventiv gegen mögliche Krampfanfälle verabreicht zu werden oder aber um akute Krampfanfälle zu beenden.
Ein weiteres Anwendungsgebiet sind psychische Ausnahmezustände, beispielsweise nach einem Verkehrsunfall oder nach dem Tod eines nahen Angehörigen.
Richtige Anwendung
So wird Lorazepam angewendet
Benzodiazepine bergen auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch ein großes Suchtpotenzial. Die Verschreibungspraxis von Lorazepam ist deswegen zunehmend restriktiv.
Suchtmediziner empfehlen, sich bei der Verschreibung an die 4-K-Regel zu halten:
- kurze Zeit
- klare Indikation
- kleinste Packung/kleinste wirksame Dosis
- kein abruptes Absetzen, sondern ausschleichen
Eine Behandlung mit Benzodiazepinen sollte maximal über zwei bis vier Wochen erfolgen. Es handelt sich um Mittel, um kurzfristig Symptome zu mildern, allerdings werden die Ursachen dadurch nicht beseitigt.
Da sich der Körper schnell an Lorazepam gewöhnt, ist es wichtig, die Dosis langsam auszuschleichen. Insbesondere bei Langzeitgebrauch in hohen Dosen kann ein abruptes Absetzen zu lebensgefährlichen Krampfanfällen führen.
Medikamente
Welche Medikamente beinhalten den Wirkstoff Lorazepam?
Lorazepam kam ursprünglich unter dem Handelsnamen Ativan© in den USA auf den Markt, in Deutschland unter dem Namen Tavor© bzw. Tavor Expidet© (Schmelztabletten).
Nach Ablaufen des Patenschutzes sind zahlreiche Generika (Nachahmerpräparate) auf dem Markt erschienen. In den Apotheken sind Dosen von 0,5 mg, 1 mg und 2,5 mg in Form von Tabletten oder Schmelztabletten, die unter die Zunge gelegt werden (Plättchen), erhältlich.
Lorazepam gibt es inzwischen unter anderem unter folgenden Handelsnamen:
- Tavor/Tavor Expidet©
- Tavor Tabs
- Tolid
- Lorazepam-ratiopharm
- Lorazepam-neuraxpharm
- Lorazepam dura
- Laubeel
- Ativan© (USA, GB)
- Temesta/Temesta Expidet© (CH, A, B, L)
Handelsnamen
Handelnamen von Lorazepam sind:
- Tavor/Tavor Expidet (D)
- Tolid (D)
- Ativan (USA, GB)
- Lorazepam dura (D)
- Merlit (A)
- Temesta (CH, AT, L, B)
- Temesta Expidet (CH)
- Generika
Indikationen
Indikationen (Anwendungsgebiete) von Lorazepam sind:
- Unruhestörungen (vor allem Panikattacken)
- Schlafstörungen, insbesondere wenn es zusätzlich zu starken Unruhezuständen kommt (sowohl körperlicher als auch psychischer Ursache)
- Zur Behandlung von Symptomen bei einem Opioid- oder Alkoholentzug
- Langzeit- und Akutbehandlung bei resistenten Epilepsie-Formen
- Status epilepticus (intensive Therapie)
- Katatone Zustände (intensive Therapie) Monotherapie oder in Kombination mit Neuroleptika
- Akutes Delirium (auch in Kombination mit weiteren Neuroleptika)
- Unwohlsein/Erbrechen ((unterstützende Behandlung) z. B. bei einer Chemotherapie (meistens in Kombination mit Firstline Antiemetika wie z. B. 5-HT3-Antagonisten)
- Übelkeit inklusive regelmäßigem Erbrechen (unterstützende Behandlung und Vormedikation)
- Bei Eingriffen wie z. B. Oralchirurgie oder Endoskopie
- Um die Wirkung von Hauptanästhesiemedikamenten zu verstärken
- Bei anterograder Amnesie (während des Eingriffes)
- Neuropathische Schmerzen sowie weitere starke Schmerzzustände (unterstützende Therapie)
- Stiff-man-Syndrom, kombiniert mit einem Immunsuppressivum
Gegenanzeigen
Wann darf Lorazepam nicht verwendet werden?
Lorazepam darf nicht eingenommen werden, wenn eine Unverträglichkeit gegenüber Benzodiazepinen existiert.
Ebenso ist von einer Verschreibung abzuraten, wenn Patienten eine Vorgeschichte von Medikamentenabhängigkeit, Alkoholabhängigkeit oder Opiatabhängigkeit aufweisen.
Weitere Kontraindikationen sind:
- Intoxikation mit Alkohol, Schmerzmitteln oder Psychopharmaka
- Koma, Kollaps oder Schock
- Myasthenia gravis (neurologische Erkrankung)
- schwere Leber– oder Nierenschäden
- Atemprobleme
Bei Senioren kann es zu paradoxen Reaktionen kommen. Das bedeutet, die gegenteilige Wirkung tritt ein und es kommt zu Unruhe, Wut, Aggressivität und Verwirrtheitszuständen. Dies kann auch bei jüngeren Personen bei sehr hohen Dosen geschehen.
Zu berücksichtigen ist auch, dass Benzodiazepine wie Lorazepam eine bestehende Depression verstärken können oder aber dazu führen, dass eine versteckte Depression offen zu Tage tritt.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Die Einnahme von Benzodiazepinen während der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Missbildungen. Bei Dauereinnahme wird auch der Fötus von dem Medikament abhängig und es kommt nach der Geburt zum Entzugssyndrom.
Zudem geht Lorazepam in geringem Maße in die Muttermilch über. Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Benzodiazepine deswegen nicht eingenommen werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Kinder befinden sich noch in der Entwicklung. Aus diesem Grunde sollten Kinder unter 12 Jahren Benzodiazepine wie Lorazepam nicht einnehmen. Generell gilt die Empfehlung, bei Personen unter 18 Jahren Lorazepam nur in Ausnahmefällen anzuwenden und auch nur mit reduzierten Dosen zu arbeiten.
Risiken & Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen hat Lorazepam?
Wie alle Benzodiazepine, kann Lorazepam sehr schnell physisch und psychisch abhängig machen. Es sollte deswegen nicht länger als zwei bis vier Wochen angewandt werden. Zudem ist es wichtig, das Medikament nicht abrupt abzusetzen, sondern langsam auszuschleichen, um Entzugssymptome zu vermeiden.
Daneben weist das Medikament noch eine Reihe weiterer typischer Nebenwirkungen auf, die proportional zur Dosis und zur Dauer der Anwendung ausgeprägt sind:
Häufige Nebenwirkungen
- Müdigkeit, Lethargie, Konzentrationsstörungen, verlangsamte Reaktionszeit, Schläfrigkeit, Benommenheit
- Charakteristischerweise macht sich am nächsten Tag nach der Einnahme ein Überhang bemerkbar. Das bedeutet, das Medikament wirkt in Form von Sedierung, Müdigkeit und verlangsamten Reaktionen nach. Auf das Führen eines Fahrzeugs oder das Bedienen von Maschinen sollte unter dem Einfluss von Benzodiazepinen deswegen verzichtet werden.
- Gedächtnislücken
- Koordinationsstörungen, Gangunsicherheit (Sturzgefahr!)
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Gastrointestale Beschwerden (z. B. Übelkeit)
- Atemprobleme, vor allem bei Asthma und ähnlichen Atemwegserkrankungen
Gelegentliche Nebenwirkungen:
- Paradoxe Reaktionen wie Unruhe, Aggressivität, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit (vor allem bei Senioren und bei hohen Dosen)
- Verstärkung einer bestehenden Depression, Demaskierung einer larvierten Depression
Seltene Nebenwirkungen:
- Delirium (Verwirrtheit), vor allem bei abruptem Absetzen nach Langzeitgebrauch
Bei Langzeitgebrauch häufig:
- Emotionale Abstumpfung, Affektverflachung, Interessenverlust, Apathie und Lethargie
- Persönlichkeitsveränderung, Entwicklung einer „Suchtpersönlichkeit“
- Kognitive Einbußen, Gedächtnisschwäche, Konzentrationsstörungen
- Intelligenzminderung – Dies ist eine eher unbekannte Nebenwirkung, jedoch lässt sich schon nach einem Jahr Dauereinnahme von Benzodiazepinen messen, dass der IQ um durchschnittlich 10 Punkt sinkt.
- Möglicherweise wird die Entwicklung einer Demenz begünstigt.
Wechselwirkungen
Welche Wechselwirkungen zeigt Lorazepam?
Benzodiazepine wie Lorazepam und Alkohol verstärken sich in ihrer Wirkung gegenseitig. Auf Alkoholgenuss sollte deswegen verzichtet werden, da es zu unkontrollierbaren Wechselwirkungen kommen kann.
Auch andere Medikamente, die auf das Zentrale Nervensystem wirken (zum Beispiel Psychopharmaka wie Antidepressiva), und Lorazepam verstärken sich gegenseitig. Da insbesondere sowohl Neuroleptika (Antipsychotika) als auch Benzodiazepine Atemprobleme hervorrufen können, kann es bei der Kombination in hohen Dosen zu einer Atemdepression kommen.
Weitere Wechselwirkungen:
Vorsicht ist angezeigt bei rezeptfrei erhältlichen pflanzlichen Präparaten wie Johanniskraut oder Kava Kava.
Wichtige Hinweise
Was ist bei der Einnahme von Lorazepam zu beachten?
Benzodiazepine wie Lorazepam sind nur für eine kurzfristige Verwendung geeignet und sollten nicht länger als zwei bis vier Wochen eingenommen werden.
Bei psychischen Krisen empfiehlt sich eine möglichst seltene Einnahme und nur dann, wenn alle anderen Bewältigungsstrategien versagen.
Sowohl der verschreibende Arzt als auch der Patient selbst sollten die Einnahme von Lorazepam genau beobachten.
Werden Sie skeptisch, wenn Sie bemerken, dass Sie:
- eine Toleranz entwickeln. Das bedeutet, es sind höhere Dosen notwendig, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
- beginnen, Ihren Konsum zu verheimlichen.
- immer mehr Zeit, Energie und Geld aufwenden müssen, um das Medikament zu beschaffen, beispielsweise, indem Sie verschiedene Ärzte aufsuchen, um Rezepte zu bekommen.
Wenn Sie auf Dauer unter Angstattacken oder anderen psychischen Beschwerden leiden, sollten Sie eine Therapie erwägen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Benzodiazepine unterdrücken zwar wirksam Angstsymptome, beseitigen die Ursachen jedoch nicht, sondern erzeugen auf Dauer neue Probleme.
Abgabevorschriften
So erhalten Sie Medikamente mit Lorazepam
Lorazepam ist ausschließlich rezeptpflichtig. Benzodiazepine dürfen nicht an Dritte weiteregegeben werden. Der illegale Bezug (zum Beispiel aus dem Ausland) ist strafbar.
Geschichte
Seit wann ist Lorazepam bekannt?
Das erste Benzodiazepin lancierte 1960 das Pharma-Unternehmen Hoffmann-La-Roche (Librium©, Wirkstoff: Chlordiaxepozid).
Synthetisiert wurde es von dem Pharmakologen Leo Sternbach, dem es gelang, die pharmakologisch aktiven Wirkstoffe des pflanzlichen Baldrian chemisch zu isolieren und zu potenzieren.
Leo Sternbach entwickelte 1963 auch das Valium© (Wirkstoff: Diazepam). Lorazepam ist eine Weiterentwicklung des Diazepam, ebenso wie viele weitere Benzodiazepin-Varianten. Lorazepam kam 1963 unter dem Handelsnamen Ativan© auf den Markt.
Hersteller war die US-amerikanische Firma Wyeth. Benzodiazepine verdrängten seit den 1960er-Jahren die Barbiturate, da sich als sicherere Medikamente angesehen wurden, vor allem was die Gefahr einer Überdosierung angeht.
Inzwischen ist die Verordnungspraxis hinsichtlich der Benzodiazepine zunehmend restriktiv. Stattdessen werden verstärkt Antidepressiva (vor allem SSRI) und Neuroleptika verschrieben.
Warnhinweise
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Das Führen von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen sollte unter dem Einfluss von Lorazepam unterbleiben, da das Reaktionsvermögen merklich eingeschränkt wird. Bedenken Sie, dass Sie zum Beispiel im Straßenverkehr nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährden.
Vor allem bei Senioren ist die Sturzgefahr erhöht. Im schlimmsten Falle kann es zu komplizierten Oberschenkelhalsbrüchen kommen.
Berücksichtigen Sie, dass der Wirkstoff Lorazepam sehr schnell psychisch und physisch abhängig macht. Ein Entzug von Benzodiazepinen kann sehr langwierig und schwierig sein.
Vor allem nach abruptem Absetzen des Medikaments kann es zu sogenannten Rebound-Phänomenen kommen. Das heißt, die ursprünglichen Symptome (wie zum Beispiel Angstzustände) treten noch stärker hervor.
Quellen
- Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013.
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Ameer B., Greenblatt D.J. Lorazepam: a review of its clinical pharmacological properties and therapeutic uses. Drugs, 1981, 21(3), 162-200 Pubmed
- Greenblatt D.J. Clinical pharmacokinetics of oxazepam and lorazepam. Clin Pharmacokinet, 1981, 6(2), 89-105 Pubmed
- Greenblatt D.J., Shader R.I. Prazepam and lorazepam, two new benzodiazepines. NEJM, 1978, 299(24), 1342-4 Pubmed
- Giersch A., Boucart M., Elliott M., Vidailhet P. Atypical behavioural effects of lorazepam: clues to the design of novel therapies? Pharmacol Ther, 2010, 126(1), 94-108 Pubmed