Estragon enthält Schleim- und Bitterstoffe, welche die Verdauung anregen und gegen Magen–Darm-Beschwerden oder Appetitlosigkeit helfen können. Allerdings weist das ätherische Estragonöl auch hohe Mengen an Estragol auf, einem Wirkstoff, welcher als krebserzeugend eingestuft wird.
Daher wird davon abgeraten, die botanisch als Artemisia dracunculus bekannte Pflanze in zu hohen Mengen einzunehmen. Die Verwendung von in der Küche üblichen Dosierungen als Gewürz gilt jedoch als unbedenklich.
Estragon (Dracunculus)
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Systematik von Artemisia dracunculus
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Unterfamilie: Asteroideae
- Tribus: Anthemideae
- Untertribus: Artemisiinae
- Gattung: Artemisia
- Art: Estragon
- Wissenschaftlicher Name: Artemisia dracunculus L.
- Synonyme: Dragon; Dragun; Drakonkraut; Escadron; Escadronkraut
Table of Contents
Heilwirkung von Estragon
Estragon – Gewürz- und Heilpflanze
Estragon, früher auch Dragun oder Dragon genannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler, welche heutzutage vor allem als Gewürz bekannt ist. Die leicht an Anis erinnernden Blätter lassen sich z.B. zum Würzen von Suppen, Salaten, Geflügel oder eingelegten Gurken verwenden.
Wie gesund ist Estragon?
Estragon soll die Verdauung und den Gallenfluss fördern und enthält große Mengen an Kalium. In der russische Estragonsorte sind zudem nennenswerte Mengen an Natrium zu finden. Allerdings ist auch der Stoff Estragol im ätherischen Pflanzenöl enthaltenen, welcher Untersuchungen zufolge krebserregend und erbgutschädigend wirkt.
Geschichte und Namen
Das regional auch als Bertram bezeichnete Kraut stellt die einzige traditionell deutsche Würzpflanze dar, welche noch nicht im römischen Reich genutzt wurde. Erste Überlieferungen zur Verwendung von Artemisia dracunculus stammen allerdings noch aus der vorchristlichen Zeit in China.
Im antiken Griechenland wurde Estragon für Zauberkünste genutzt und als „Drakos“ (Drache, Schlange) bezeichnet. Von dort übernahmen es schließlich auch die Araber, welche es zum Würzen ihrer Speisen nutzten und den Namen zu „Tarchun“ abwandelten.
Hiervon stammt auch den in Deutschland ebenfalls geläufige Name Drakonkraut (Drachen- bzw. Schlangenkraut) ab. Früher wurde nämlich geglaubt, dass Estragonblätter gegen giftige Schlangenbisse helfen können.
Estragon gehört zur Gattung der Artemisia und ist somit unter anderem mit dem Wermut (Artemisia absinthium), dem Beifuß (Artemisia vulgaris) und der Eberraute (Artemisia abrotanum) verwandt. Er wird zwar regional auch als Bertram bezeichnet, ist jedoch nicht mit dem Deutschen Bertram (Anacyclus officinarum) zu verwechseln.
Synonyme von Estragon sind:
- Biertram
- Drachant
- Dragon
- Dragun
- Dragackel
- Dragunten
- Eierkraut
- Fieferkrott
- Kaisersalat
- Traben
- Zittwerkraut
Estragon Sorten (Varietäten)
Welche Estragon-Sorten gibt es?
Estragon ist an den vielen, leicht behaarten Blättern erkennbar, welche Lanzetten-artig und bis zu 10 Zentimeter lang sind. Die Pflanze blüht selten, bildet dann jedoch 2 bis 3 Millimeter große, gelbe Blütenköpfchen, welche in Rispen stehen.
Unterschieden wird dabei zwischen dem „Französischen bzw. Deutschen Estragon“ und dem „Russischen Estragon“.
- Französischer bzw. Deutscher Estragon (Artemisia dracunculus var. sativa)
Der Deutsche oder Französische Estragon erreicht Wuchshöhen von bis zu 70 cm, vermehrt sich ungeschlechtlich und ist frostempfindlich. Er lässt sich an dem charakteristischen Estragon Aroma erkennen und schmeckt leicht süß Anis-artig. Zur Gewinnung des Gewürzes oder ätherischen Öls wird diese Estragon Sorte präferiert. - Russischer Estragon (Artemisia dracunculus var. inodora)
Der Russische Estragon stammt meistens aus Sibirien und gilt als pflegeleichter als der Deutsche Estragon. Er verträgt Temperaturen von bis zu -10 ° C und lässt sich generativ, also geschlechtlich mittels Samen fortpflanzen. Daher wird diese Art auch in Gärtnereien bevorzugt, welche Samen der Pflanze anbieten. Dafür besitzt die Russische Varietät aber weniger ätherisches Öl und somit auch ein merklich schwächeres Aroma und einen milderen Geschmack als der Deutsche Estragon.
Während der Französische Estragon unfruchtbar ist und sich entsprechend ungeschlechtlich vermehrt, lässt sich die Russische Sorte aus Samen ziehen. Der Deutsche Estragon vermehrt sich hingegen durch Ableger und Wurzelteilung.
Der Russische Estragon ist insgesamt widerstandsfähiger und verträgt Temperaturen von bis zu -10 °C, während die deutsche Variante frostempfindlich ist.
Allerdings enthält der Französische Estragon signifikant höhere Mengen an ätherischem Öl und ist somit auch deutlich aromatischer als die Russische Unterart. Dafür enthält die Russische Variante einen circa 4 bis 5 mal höheren Gehalt an Natrium.
Die beiden Estragon Sorten lassen sich auch phytochemisch unterscheiden, wobei sich merkliche Unterschiede im Flavonoid-Fingerprint zeigen.
Verwendung & Nutzen
Für was verwendet man Estragon?
Während Estragon im Laufe der Menschengeschichte vielfältig für Zaubereien und als Heilkraut genutzt wurde, findet er heute hauptsächlich als Gewürzpflanze Verwendung. Verbreitet ist der Gebrauch von Artemisia dracunculus als Gewürz insbesondere in Frankreich und dem Mittelmeerraum.
Neben seiner Verwendung für Zaubereien und als Heilpflanze wurde das Drakonkraut in der Antike auch als Duftöl geschätzt. Im alten Ägypten wurden tausende Kilogramm an Duftpflanzen, wie eben auch der Estragon, destilliert und in Tempeln verbrannt.
Die verschiedenen hierbei verwendeten Pflanzen hatten jeweils andere Bedeutungen und wurden unterschiedlichen Gottheiten gewidmet. Das Estragonöl wurde dabei zur Bedeckung der Statue von Isis genutzt, der Göttin der Geburt, Wiedergeburt und Magie.
Verwendung als Gewürz – Wie ist der Geschmack von Estragon?
Estragon lässt sich sowohl frisch als auch getrocknet nutzen und besitzt ein Anis-artiges Aroma. Verwendet werden dabei meistens die Blätter und jungen Triebe vom Deutschen bzw. Französischen Drakonkraut. Diese werden kurz vor der Blütezeit gesammelt, da zu diesem Zeitpunkt der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten und somit der Geschmack am intensivsten ist.
Das Kraut wird häufig zum Würzen von eingelegten Gurken, Senf und Essig verwendet, passt aber auch gut zu Reis-, Eier-, Fisch und Fleisch-Gerichten. Verbreitet ist dabei aber vor allem die Verwendung zur Zubereitung von Kräuter-Essig.
Estragon findet weiterhin auch bei der Herstellung von Saucen und Marinaden Verwendung und ist beispielsweise Bestandteil der französischen Sauce béarnaise. Außerdem enthält die französische Kräutermischung „Fines herbes“ neben Schnittlauch, Petersilie und Kerbel auch Estragon.
Das Estragonkraut kann aber z.B. auch zum Würzen von Suppen, Kräuterbutter, Quark oder Salaten verwendet werden. Es stellt zudem eine Zutat in „Potica“ dar, der slowenischen Variante von Heferollen. In Georgien wird Estragon außerdem für ein dort verbreitetes Erfrischungsgetränk, einer Estragonlimonade, genutzt.
Anwendung als Heilpflanze
Pflanzenheilkunde – Ist Estragon eine Heilpflanze?
Estragon wurde zwar in der Vergangenheit mehrfach als Heilpflanze eingesetzt, zählt heutzutage jedoch wegen der Giftigkeit des ätherischen Öls und aufgrund fehlender Nachweise zur Wirksamkeit nicht zu den medizinisch anerkannten pflanzlichen Arzneimitteln.
Volksmedizinisch wird das Drakonkraut allerdings weiterhin bei diversen Leiden eingesetzt, wobei das Kraut der Pflanze genutzt wird:
- Estragonkraut (Herba dracunculi)
- Beschreibung: Das zur Blüte gesammelte und behutsam getrocknete Kraut vom Französischen bzw. Deutschen Estragon.
- Synonyme: Artemisia-dracunculus-Kraut, Dracunculi herba
Anwendungsgebiete – Für was ist Estragon gut?
Dem Estragonkraut werden Gallenfluss- und Verdauungsfördernde sowie harntreibende Eigenschaften zugeschrieben, für welche vor allem die in der Pflanze enthaltenen Gerbstoffe und Bitterstoffe verantwortlich gemacht werden.
Das Heilkraut findet daher bei Verdauungsproblemen wie Blähungen und Magenschwäche sowie Appetitlosigkeit Verwendung. Weitere volkstümliche Anwendungen vom Estragon stellen Wassersucht und Nierenträgheit dar. Das ätherische Estragonöl wird außerdem bei Rheuma, Schluckauf und Muskelkrämpfen eingesetzt.
Allerdings liegen derzeit keine Nachweise aus wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit des Estragons bei den beanspruchten Einsatzgebieten vor.
Anwendung von Estragon in der Volksmedizin
Das Estragonkraut wird volkstümlich mitunter bei folgenden Leiden eingesetzt:
- Wassersucht
- Nierenträgheit
- Appetitlosigkeit
- Magenschwäche
- Blähungen
Das ätherische Estragonöl findet zudem Anwendung bei:
- Rheuma
- Muskelkrämpfe
- Schluckauf
Wirkung von Estragon
Wie wirkt Estragon auf den Körper?
Estragon enthält Gerb- und Bitterstoffe und wirkt daher vermutlich Verdauungs- und Gallenflussfördernd. Die in der Pflanze enthaltenen Stoffe regen reflexartig die Sekretion von Verdauungssäften an und kann daher den Appetit anregen und Verdauungsbeschwerden lindern.
Darüber hinaus wird ihm auch eine harntreibend Wirkung zugeschrieben. Außerdem enthält das Drachenkraut reichliche Mengen am essenziellen Mineralstoff Kalium, welcher mitunter für die normale Funktion des Herzens und des Blutkreislaufs bedeutend ist.
Wegen der enthaltenen schädlichen Wirkstoffe verlor die Pflanze jedoch an wissenschaftlichem Interesse, sodass heute auch nur wenige Studien zur Wirksamkeit von Estragon vorliegen. Da außerdem andere Heilpflanzen existieren, welche ebenfalls verdauungsfördernd wirken, dabei jedoch keine Giftstoffe enthalten, sind diese Alternativen zu präferieren.
Andere Heilkräuter, die Gerbstoffe und Bitterstoffe enthalten und somit gegen Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit helfen können, sind z.B.:
- Gemeiner Andorn
- Echter Alant
- Benediktenkraut
- Blutwurz
- Engelwurz (Angelika)
- Bockshornklee
- Diptam-Dost
- Gelber Enzian
- Fieberklee (Bitterklee)
- Echter Kümmel
- Schafgarbe
- Schleifenblume
- Tausendgüldenkraut
- Wermut (Bitterer Beifuß)
Einnahme & Dosierung
Wie wird Estragon eingenommen und dosiert?
Wie bereits erwähnt, wird von der Anwendung vom Drakonkraut als Arzneimittel abgeraten. Es sollte ausschließlich in den Küchen-üblichen Dosierungen als Gewürz verwendet werden.
Auf dem Markt sind aber dennoch einige Präparate wie z.B. Estragon Tropfen, Salben und Sprays erhältlich, welche als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Halten Sie sich hierbei unbedingt an die auf dem Beipackzettel empfohlenen Dosierempfehlungen.
Ätherisches Estragon Öl (Tropfen)
Das ätherische Öl vom Estragon darf keinesfalls unverdünnt angewandt werden. Verwendet werden sollten Verdünnungen von maximal 1 % Estragonöl. Die empfohlene tägliche Dosierung kann dabei von Produkt zu Produkt bzw. abhängig vom Herstellungsverfahren variieren.
Üblicherweise werden jedoch bei Erwachsenen 3 mal am Tag jeweils 20 Tropfen, in Wasser verdünnt, eingenommen.
- Einzeldosis: 20 Tropfen (kann je nach Präparat variieren)
- Häufigkeit: 3 mal am Tag
- Anmerkung: Vor der Einnahme in Wasser verdünnen
- Vorsicht: Nur für kurze Zeiträume verwenden
Inhaltsstoffe & Wirkstoffe
Inhaltsstoffe – Was enthält Estragon?
Estragon enthält bis zu 3 Prozent ätherisches Öl, welches komplex zusammengesetzt ist und vor allem aus Estragol, Ocimen und Phellandren besteht. Estragol ist ein sogenanntes Phenylpropanoid, welches z.B. auch in Muskatnuss, Avocado und Anis enthalten ist, im Estragonkraut allerdings in deutlich höheren Mengen.
Die Substanz wird z.B. als Aroma- bzw. Duftstoff für Lebensmittel, Liköre und Parfüms genutzt, darf in Nahrungsgütern gemäß europäischer Verordnung allerdings nicht als Reinstoff zugesetzt werden. Da Estragol in Tierstudien krebserregend wirkte, sollte der Wirkstoff laut Bundesinstitut für Risikobewertung z.B. in Tees nicht nachweisbar sein.
Weiterhin wurden auch Bitterstoffe, Flavonoide und Gerbstoffe in der Estragonpflanze gefunden. Darüber hinaus konnten auch geringe Mengen von Delorazepam, einem Benzodiazepin, im Estragon nachgewiesen werden. Allerdings sind die Mengen so gering, dass die medizinisch nicht relevant sind.
Wirkstoffe von Artemisia dracunculus
- Ätherisches Öl (bis zu 3%)
- Estragol
- Phellandren
- Ocimen
- Flavonoide
- Gerbstoffe
- Bitterstoffe
- Delorazepam (Benzodiazepin)
Risiken & Nebenwirkungen
Nebenwirkungen – Wie giftig ist Estragon?
Während die Verwendung von Estragon in Gewürz-üblichen Mengen wahrscheinlich unbedenklich ist, wird von einer zu regelmäßigen Einnahme und/oder hohen Dosierungen, beispielsweise zu medizinischen Zwecken, abgeraten.
Ist Estragon krebserregend?
Estragon enthält den Stoff Estragol, welcher Studien zufolge krebserregend und erbgutschädigend wirkt. Daher sollte sich die Einnahme laut Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) auf die in der Küche üblichen Dosierungen begrenzen.
Andererseits schätzen einige medizinische Studien sogar eine 100- bis 1000-fache Menge der typischen Verzehrmenge als ungefährlich ein. Dies müsste jedoch noch zweifelsfrei durch klinische Studien bewiesen werden.
Kontraindikation – Gegenanzeige gegen Estragon
Wie bereits erwähnt, wird aufgrund der enthaltenen Giftstoffe insgesamt von der arzneilichen Anwendung von Artemisia dracunculus abgeraten. Dies gilt jedoch umso mehr für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren sowie Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit.
Da Estragon außerdem zur Familie der Korbblütler gehört, ist auch bei Personen mit einer entsprechenden Allergie Vorsicht angebracht.
- Allergie gegen Korbblütler
- Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren
- Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit
Wechselwirkungen mit Estragon
Wechselwirkungen zwischen Estragon und anderen Medikamenten sind derzeit keine bekannt. Wird er als Gewürz verwendet, sollten jedoch keine Interaktionen zu erwarten sein.
Quellen & Verweise
- BiolFlor Recherchesystem. (o. J.). Ufz.de. Abgerufen 11. Dezember 2022, von https://www.ufz.de/biolflor/taxonomie/taxonomie.jsp?ID_Taxonomie=296
- Blaschek, W. (Hrsg.). (2015). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
- Blaschek, W., Hilgenfeldt, U., Holzgrabe, U., Reichling, J., Ruth, P., & Schulz, V. (Hrsg.). (2014). Hagerrom 2014. Hagers Enzyklopadie Der Arzneistoffe Und Drogen: Einzelplatzversion (12. Aufl.). Springer.
- Kavvadias, D. (2003). Liganden des Benzodiazepin-Rezeptors: Studien über Benzodiazepine in pflanzlichen Geweben sowie über Hispidulin [ Julius-Maximilians-Universität ]. https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/456/file/DisserKavvadias.pdf
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